St. Peter (Krempe)

St. Peter (Krempe)

Die Kirche St. Peter ist eine evangelisch-lutherische Kirche in Krempe. Sie wurde 1832 im spätklasszistischen Baustil errichtet. Östlich vom Marktplatz gelegen, ist sie umgeben von einer parkartigen Anlage mit hohem Baumbestand, dem ehemaligen Kirchhof. Mit ihrem mächtigen Kirchenschiff und dem massiven Kirchturm wirkt sie für die kleine Stadt überdimensioniert. Der Turm mit seiner charakteristischen Kuppel ist in der flachen Marschlandschaft von weit her zu sehen.

Die Kirche von Südosten im Frühjahr 2009 - ein schlichter Baukörper aus geometrischen Grundformen

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Vorgängerbau

Modell der alten Kirche mit Barockturm (Zustand 1654-1814)
Die Spitze des Turms heute
Nebenportal an der Nordwand

Die erste Kirche in Krempe entstand vermutlich schon im ausgehenden 12. Jahrhundert, als die Kremper Marsch eingedeicht wurde. Als Kirchort fand Krempe erstmalig 1237 Erwähnung. Die alte Kirche erhielt 1495 eine neue Turmspitze. Der Turm war nunmehr ca. 75 m hoch. Ein Sturm im Jahr 1648 brachte den Turm zum Einsturz und beschädigte das Kirchendach erheblich. 1654 erhielt die Kirche eine barocke, dreifach gegliederte Turmspitze, die mit ca. 85 m noch einmal höher war als die Vorversion. Von den beiden Variationen der Vorgängerkirche von St. Peter zeugen noch zwei Modelle, die heute im Kircheninnern aufgestellt sind. 1814 nutzten schwedische Truppen die Kirche als Pulverlager und Heulager. Ein Brand zerstörte das Gebäude bis auf die Grundmauern.

Bau der klassizistischen Kirche

Der Neubau einer klassizistischen Kirche begann erst 14 Jahre später und zog sich über mehrere Jahre hin. Der Bau wurde von Bauinspektor Friedrich Christian Heylmann aus Altona durchgeführt im Sinne des dänischen Oberbaudirektors Christian Frederik Hansen. 1828 wurde der Grundstein gelegt, das Richtfest fand erst 1830 statt.

Im August desselben Jahres entdeckte man Risse im Mauerwerk des Turms, was dazu führte, dass der Turm teilweise wieder abgebrochen wurde. Weil die genauen Ursachen zunächst nicht geklärt werden konnten, kam der Turmbau erstmal zum Erliegen. Am 11. November 1832 konnte die Kirche endlich eingeweiht werden. Der Turm wurde allerdings erst 1836 fertiggestellt.

Bauwerk

Die dreischiffige Kirche ist ein typischer spätklassizistischer Bau nach dem Entwurf von C. F. Hansen, dessen Bauformen sich auch in den Kirchen von Quickborn, Husum und Neumünster wiederfinden.

Das schlichte Kirchenschiff von rechteckigem Grundriss wird von einem breiten Walmdach bedeckt. Es wird belichtet durch sieben Achsen hoher Halbrundfenster. An der Nordseite ist statt des Mittelfensters ein sandsteinernes Nebenportal eingesetzt.

Der in das Kirchenschiff eingezogene Turm setzt sich aus geometrischen Grundformen zusammen: Ein massiver Quader mit quadratischem Grundriss bildet den unteren Bereich. Nach oben folgt - eingerückt auf einer Plattform - ein kleinerer Zylinder, der von einer Halbkuppel mit Laterne bedeckt ist. Auf der Westseite des Turms befindet sich als Haupteingang ein Portikus mit Pilastern und Flachgiebeln.

Inneres

Eine durch breite Gurtbänder gegliederte Halbrundtonne überwölbt das Mittelschiff. Der Altarraum ist als halbkuppelig gewölbte Apsis gestaltet. Diese Bauform ist eine reine Innenkonstruktion, nach außen ist keine Apsis vorhanden. Die Halbkuppel ist als Sternenhimmel dargestellt. Ein hoher Kanzelaltar füllt den größten Teil des Altarraumes aus.

Auf Pfeilern ruhende Rundbögen trennen das Mittelschiff von den Seitenschiffen. Die Seitenschiffsemporen öffnen sich zum Mittelschiff über Balusterbrüstungen. Die große Westempore trägt die Orgel.

Kanzelaltar
Altargemälde von S. D. Bendixen (1832 - Öl auf Leinwand)
Sternenhimmel über dem Altar

Kanzelaltar

Wie in vielen nachreformatorischen Kirchenbauten in Norddeutschland, sind Kanzel und Altar zu einer Einheit verbunden. Die zentrale Stellung der Kanzel betont die Bedeutung des Wortes Gottes, das von der Kanzel verkündet wird.

Der Kanzelaltar ist als Portikus gestaltet. Zwei Kolossalsäulen tragen Gebälk und Flachgiebel. Zwischen zwei geflügelten Engelsköpfen liest man die Inschrift:

SELIG SIND, DIE REINES HERZENS SIND, DENN SIE WERDEN GOTT SCHAUEN. (Matth. 5 V. 8)

In der gerundeten Nische zwischen den Säulen steht der Altartisch, mit einem Altargemälde, das die Emmausszene darstellt. Es stammt von Siegfried Detlev Bendixen. Das Bild ist in seiner Form der Rundung der Nische angepasst. Darüber befindet sich der zylindrisch gerundete Kanzelkorb.

Orgel

Die erste Orgel musste 1966 ausgebaut werden, weil sie vom Holzwurm zerfressen war. Erst 1977 wurde von der Firma Weigle aus Stuttgart eine neue Orgel eingebaut. Sie hat zwei Manuale, 16 Register, 1116 Pfeifen, ein Hauptwerk, ein Brustschwellwerk und ein Pedalwerk. Von Gemeindemitgliedern gespendet, wurde später zusätzlich ein Glockenspiel eingebaut.[1]

I Hauptwerk C–
1. Prinzipal 8’
2. Spitzflöte 8’
3. Oktave 4’
4. Waldflöte 2’
5. Sesquialtera II 22/3
6. Mixtur III-IV 11/3
Zimbelstern
II Brust-/Schwellwerk C–
7. Gedeckt 8’
8. Rohrflöte 4’
9. Prinzipal 2’
10. Quinte 11/3
11. Scharfzimbel III 1’
12. Oboe 8’
Tremulant
Pedalwerk C–
13. Subbaß 16’
14. Oktavbaß 8’
15. Nachthorn 4’
16. Fagott 16’

Ausstattungsstücke aus der Friedhofskapelle

An der Südostseite steht ein Glasfenster, das aus der neugotischen Friedhofskapelle stammt. Es stellt den Reformator Martin Luther dar. Ebenfalls aus der Friedhofskapelle stammt das hölzerne Kruzifix an der Außenwand des nördlichen Seitenschiffes.

Turmuhr und Glocken

Nachdem die erste Turmuhr nicht zuverlässig arbeitete, lieferte Jürgen Bötern 1853 eine neue Uhr, die bis 1967 ihren Dienst tat. Dann wurde sie durch eine elektrische Uhr ersetzt.

Im Ersten Weltkrieg musste eine, im Zweiten Weltkrieg mussten zwei Kirchenglocken zur Einschmelzung abgeliefert werden. Erst 1957 erhielt die Kirche neue Glocken, die bis heute in Betrieb sind.

Renovierungen

Der bauliche Zustand der Kirche war schon in den 1930er Jahren so schlecht, dass man eiserne Ringanker einsetzen musste um, der Absenkung des Mauerwerks entgegenzuwirken. Das brachte aber nicht den gewünschten Erfolg.

In den 1960er Jahren wurde erwogen, die Kirche abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Das Landesamt für Denkmalpflege plädierte für die Erhaltung des Bauwerks. So kam es 1965/66 zu umfangreichen Gründungsarbeiten, in deren Verlauf man ein neues aufwendiges Fundament eingebaute.

Als 2004 Hausschwamm im Mauerwerk der Kirche entdeckt wurde, war deutlich, dass eine weitere Sanierung notwendig war. Die folgenden Sanierungsarbeiten 2006/2007 konnten nur mit Hilfe von Spenden und durch den Verkauf des Gemeindehauses finanziert werden. Die Gemeinderäume, die Büros und die Küche wurden in das Kirchengebäude integriert. Die Räume sind auf den Seitenemporen eingerichtet worden, die jetzt durch Glasfenster vom Mittelschiff abgetrennt sind.

Quellen

  • Kunst-Topographie Schleswig-Holstein. Bearbeitet im Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein und im Amt für Denkmalpflege der Hansestadt Lübeck. Wachholtz, Neumünster 1982, ISBN 3-529-02627-1.
  • Johannes Hugo Koch: Schleswig-Holstein, Köln 1989, ISBN 3-7701-0936-8
  • Informationsbroschüre der Kirchengemeinde (Lag 2009 in der Kirche aus, keine Angaben zu Autoren und Herausgebern, keine Jahreszahl)

Einzelnachweise

  1. Informationen zur Orgel auf der Website der Kirchengemeinde

Weblinks

 Commons: St. Peter (Krempe) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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