Chaim Schatzker

Chaim Schatzker

Chaim Schatzker (* 5. Dezember 1928 in Lwow) ist ein israelischer Historiker und Forscher für politische Bildung. 1939 emigrierte er aus Österreich über Jugoslawien nach Palästina. Seit 1984 bis zu seiner Emeritierung war er Professor für moderne jüdische Geschichte an der Universität Haifa.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Karl Schatzker wurde 1928 in Lemberg (Lwow) in Polen geboren. 1931 zog seine Mutter mit ihm nach Wien. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich gelang es der Mutter noch im November 1939, sich mit ihrem Sohn einem illegalen Transport anzuschließen, der sie auf Schiffen über die Donau in die Freiheit bringen sollte. Doch die Schiffe blieben im Winter in Jugoslawien im Eis stecken. Wenige Tage vor der Invasion der deutschen Truppen in Jugoslawien bekamen die 200 Kinder die Erlaubnis, auf dem Landweg über Griechenland, die Türkei, Syrien und den Libanon nach Palästina auszureisen. Die in Kladovo zurückgebliebenen tausend Erwachsenen wurden von den einrückenden Deutschen ermordet.

Der Waise Chaim Schatzker kam in Palästina in einem Kinderdorf unter. Nach der Schulzeit und dem Militärdienst studierte er an der Hebrew University in Jerusalem Geschichte und Pädagogik und schloss schließlich 1969 diese Studien mit dem Doktorat ab. Zunächst war er Lehrer und Hochschullehrer in Haifa und Jerusalem tätig. 1984 wurde er auf die ordentliche Professur für moderne jüdische Geschichte an der Universität Haifa berufen und war Direktor des dortigen Strochlitz Chair for Holocaust Studies. Von 1989 bis zu seiner Emeritierung 1997 war er Head of the Department für Jüdische Geschichte an der Universität Haifa. Gasteinladungen führten ihn an die Universitäten Duisburg, Heidelberg, Dresden. 2003 nahm der die Franz-Rosenzweig-Gastprofessur an der Universität Kassel wahr.

Wirken

Schon während seiner Tätigkeit als Senior Lecturer an der Hebrew University in Jerusalem konzentrierte Chaim Schatzker seine Forschungen auf die Holocaust-Studien sowie auf die Frage der Vermittlung des Holocaust in den Schulen. 1981 wurde er in die israelische Delegation der Deutsch-Israelischen Schulbuchkommission berufen, seither ist er auch israelisches Mitglied im Beirat verschiedener deutschen Holocaust-Gedenkstätten. Seine Forschungsschwerpunkte lassen sich deutlich an seinen Hauptwerken ablesen, von denen die meisten in deutscher Sprache erschienen sind: (1) die Bildungs- und Sozialgeschichte der Juden in Deutschland, (2) der Holocaust als Gegenstand politischer und historischer Bildung, (3) das Bild der Juden in deutschen Geschichtsbüchern, (4) das Bild von Deutschland in israelischen Geschichtsbüchern sowie (5) die Behandlung des Holocausts im israelischen Geschichtsunterricht.

Schriften (in Auswahl)

  • (mit Saul B. Robinsohn) Jüdische Geschichte in deutschen Geschichtslehrbüchern, Braunschweig 1963.
  • Das Deutschlandbild in israelischen Geschichtslehrbüchern, Braunschweig 1979.
  • Die Juden in den deutschen Geschichtsbüchern. Schulbuchanalyse zur Darstellung der Juden, des Judentums und des Staates Israel, Bonn 1981.
  • (with Yisrael Guturan), The Holocaust and its Significance, Jerusalem 1984.
  • Jüdische Jugend im zweiten Kaiserreich, 1870–1917, Frankfurt a. Main 1988.
  • "The 'Deutscher Historikerstreit' or the Discussion of German Historians with their History", in: Dapim lecheker tekufat Haschoah, Haifa 1990.
  • "Die Bedeutung des Holocaust für das Selbstverständnis der israelischen Gesellschaft", in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, B 19/90, 1990.
  • Was hat sich verändert, was ist geblieben? Analyse von seit 1985 in der Bundesrepublik Deutschland erschienenen Geschichtslehrbüchern für die Sekundarstufe I und II bezüglich ihrer Darstellung jüdischer Geschichte, Braunschweig, 1992.
  • "Die deutsche Jugendbewegung in historischer Sicht", in: Schmuel Behagon (Hg.), Recht und Wahrheit bringen Frieden, Gerlingen, 1994.
  • Juden, Judentum und Staat Israel in den Geschichtslehrbüchern der DDR, Bonn 1994.
  • "Der Holocaust im israelischen Geschichtsunterricht", in: Jahrbuch für Pädagogik, Auschwitz und die Pädagogik, Frankfurt a.M. 1995.
  • Jüdische Jugend in Deutschland zwischen Judentum und Deutschtum, 1870–1945, (hebr.), Jerusalem 1997.
  • (mit Dieter Schmidt-Sinns), Judentum und Israel in der politischen Bildung, Bonn 2000.
  • "Denken und Gedenken – Beobachtungen in Deutschland und Israel", in: Spuren des Nationalsozialismus, Gedenkstättenarbeit in Bayern, München 2000.
  • "Autobiographie" sowie "Die ‚Kameraden’ - Geschichte einer jüdischen Judenbewegung in Deutschland", beide in: Wolfdietrich Schmied-Kowarzik (Hg.), Auseinandersetzungen mit dem zerstörten jüdischen Erbe. Franz-Rosenzweig-Gastvorlesungen 1999-2005, Kassel 2004.

Weblinks


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