Saul B. Robinsohn

Saul B. Robinsohn

Saul Benjamin Robinsohn (* 1916 in Berlin; † 9. April 1972 ebenda) war ab 1963 Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin und Honorarprofessor an der Freien Universität Berlin.

1933 verließ er Deutschland und studierte an der Hebräischen Universität Jerusalem Geschichte, Soziologie, Philosophie und Pädagogik. 1959 ging er als Direktor an das UNESCO-Institut für Pädagogik nach Hamburg, bis er 1964 einem Ruf als Direktor am 1963 neu gegründeten Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin folgte.

Robinsohn lieferte die theoretischen Grundlagen für eine eigenständige Curriculumforschung unter Berücksichtigung des sozialpolitischen Kontexts unterschiedlich strukturierter Gesellschaften. Durch ihn wurde der Begriff Curriculum statt Lehrplan, den es seit Daniel Georg Morhof 1688 gegeben hatte, in Deutschland wieder gebräuchlich. Mit Hinweis auf neue Lehrplanentscheidungen in den USA, England, Schweden und der Sowjetunion stellte er die deutsche humanistische Tradition heftig infrage. Sein Angriff auf die zentrale Stellung der klassischen Sprachen im Gymnasium wirkte stark nach. Auch trat er für einen veränderten Geschichtsunterricht ein, der sich auf die Veränderbarkeit der Welt statt auf die Identitätsfestigung und nationale Tradition konzentrieren sollte.

"Wer wollte bestreiten, dass das Studium der geistigen Quellen der Antike ebenso wie das ihrer sprachlichen Grundstrukturen lohnend und beglückend sein kann? Dies gilt nicht nur für den Gelehrten, sondern für einen jeden, der hier Inspiration zu suchen vermag. Ein zentrale Position im Curriculum der allgemeinbildenden Schule ist für diese Welt damit nicht nachgewiesen." (Bildungsreform als Revision des Curriculum, 1967, S. 20)

Werke (Auswahl)

  • Jüdische Geschichte in deutschen Geschichtslehrbüchern, (mit Chaim Schatzker), Braunschweig 1963
  • Bildungsreform als Revision des Curriculum, Luchterhand Neuwied 1967 (mehrere Auflagen)

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Robinsohn — ist der Familienname folgender Personen: Abraham Robinson (1918–1974; eigentl. Abraham Robinsohn), US amerikanischer Mathematiker deutscher Herkunft Hans Robinsohn (1897–1981), deutscher Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus Saul B.… …   Deutsch Wikipedia

  • Robinsohn — Robinsohn,   Saul Benjamin, Erziehungswissenschaftler, * Berlin 25. 11. 1916, ✝ ebenda 9. 4. 1972; emigrierte 1933 nach Palästina, Dozent an der Universität von Haifa, 1959 Direktor des UNESCO Instituts für Pädagogik in Hamburg, ab 1964 am Max… …   Universal-Lexikon

  • Liste der Biografien/Rob — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Curriculum (Pädagogik) — Das Curriculum (Plural Curricula; aus lateinisch: Wettlauf, Umlauf, Kreisbahn, Lauf) ist ein Lehrplan oder Lehrprogramm, das auf einer Theorie des Lehrens und Lernens (Didaktik) aufbaut. Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Kerncurriculum 3… …   Deutsch Wikipedia

  • Otto Schönberger — (* 22. Februar 1926 in Dillingen an der Donau) ist ein deutscher Altphilologe und Fachdidaktiker. Schönberger studierte an der Universität Würzburg Klassische Philologie und Germanistik bis zur Promotion 1951 über Die Klagen über den Verfall der… …   Deutsch Wikipedia

  • Bildungskanon — Der Bildungskanon (altgriechisch κανών kanon „Waagebalken, Messlatte, Maßstab“) ist der Teil der Bildung, der den unabdingbaren Kern einer Kultur ausmacht, bzw. als solcher von Kulturträgern erachtet wird. Seine Inhalte hängen selbstverständlich… …   Deutsch Wikipedia

  • Bildungssystem der DDR — Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und… …   Deutsch Wikipedia

  • Chaim Schatzker — (* 5. Dezember 1928 in Lwow) ist ein israelischer Historiker und Forscher für politische Bildung. 1939 emigrierte er aus Österreich über Jugoslawien nach Palästina. Seit 1984 bis zu seiner Emeritierung war er Professor für moderne jüdische… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutscher Altphilologenverband — e.V. (DAV) Zweck: Förderung des altsprachlichen Unterrichts in Schulen und Hochschulen, Fort und Weiterbildung für Fachkollegen, Fachexkursionen, Verbindung Lehrer – Hochschulen, Zeitschrift: Forum Classicum …   Deutsch Wikipedia

  • Lateinunterricht — Dieser Artikel oder Absatz stellt die Situation in Deutschland dar. Hilf mit, die Situation in anderen Ländern zu schildern. Der Lateinunterricht wird in Deutschland meistens an Gymnasien gegeben, zum Teil auch an Gesamtschulen. Latein kann erste …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”