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Haifa Basisdaten hebräisch: חיפה arabisch: حيفا Staat: Israel Bezirk: Haifa Koordinaten: 32° 49′ N, 34° 59′ O32.81666666666734.983333333333475Koordinaten: 32° 49′ 0″ N, 34° 59′ 0″ O Höhe: 475 m Fläche: 63,67 km² Einwohner: 268.200 (2010) Bevölkerungsdichte: 4.212 Einwohner je km² Postleitzahl: 31000 - 32000 Gemeindeart: Stadt Gliederung: 32 Ortsteile Bürgermeister: Jona Jahaw Webpräsenz: Haifa (hebräisch חיפה Cheifa; arabisch حيفا, DMG Ḥayfā) ist mit rund 268.200 (2010) Einwohnern der drittgrößte Ort Israels nach Jerusalem und Tel Aviv. Die Großstadt an der Mittelmeerküste existiert seit der Antike. Im Großraum Haifa leben etwa 600.000 Menschen. Zu ihm gehören auch die Städte der Krajot, Tirat Carmel, Daliyat al-Karmil und Nescher.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Geographische Lage
Haifa liegt in Nordisrael an der Bucht von Haifa und am nördlichen Abhang des Karmelgebirges am Mittelmeer. Am Nordrand der Stadt befindet sich Israels größter Seehafen.
Ausdehnung des Stadtgebiets
Durch die Lage am Berghang hat Haifa eine besondere städtische Gliederung. Die verschiedenen Stadtteile steigen vom Meeresniveau bis auf eine Höhe von etwa 400 m ü. NN an. Dabei lassen sich drei Bebauungsgebiete unterscheiden:
- Am Meer in der Unterstadt befinden sich in Nähe zum Hafen große Industriegebiete mit Raffinerie, große Durchgangsstraßen und Bahnanlagen. Der größte Teil der arabischen Bevölkerung Haifas wohnt in diesem Teil der Stadt (mit dem Namen haIr).
- Auf halber Höhe (80–120 Meter über dem Meer) in der mittleren Stadt befinden sich die Hauptgeschäftszonen und Verwaltungseinrichtungen. Dieser Stadtteil (Hadar haKarmel) entstand 1920.
- Im höchstgelegenen Teil Haifas (Central Carmel, HarHacarmel) haben exquisite Hotels und Restaurants sowie die teuersten Wohngegenden ihren Standort. Am südlichen Ausgang aus der Stadt und damit an der höchsten Stelle liegt auf über 400 Meter die Universität Haifa mit einem markanten Hochhausturm.
Die verschiedenen Ebenen Haifas werden durch die einzige Untergrundbahn Israels, die Karmelit, verbunden.
Geschichte
Vorgeschichte
In der Kebara-Höhle am westlichen Steilhang des Karmel, südlich von Haifa, wurde 1983 der bedeutende archäologische Fund einer 60.000 Jahre alten Begräbnisstätte eines Neandertalers gemacht. Einem schädellosen Kiefer konnte noch ein Zungenbein zugeordnet werden, was den Schluss zulässt, dass dieser Mann zur Lautsprache fähig war. Anthropologen aus Durham vermuten, dass die Vorfahren der Neandertaler bereits vor mehr als 300.000 Jahren sprechen konnten.
Die Skhul-Höhle, etwa 100 Meter von der Kebara-Höhle entfernt, beherbergt 80.000 bis 120.000 Jahre alte fossile Homminiden, die so genannten Mount Carmel Neanderthals. Heute wird eher von Begräbnisstätten von frühen anatomisch modernen Menschen, die im Karmel-Gebirge zugleich oder in mehrfachem zeitlichen Wechsel mit Neandertalern lebten, „neanderthaloiden“ (den Neandertalern ähnlich) oder Cro-Magnon-Menschen nahestehenden Hominiden, gesprochen.
Frühgeschichte
Die frühe Siedlungsgeschichte um den Standort des heutigen Haifa gilt als ähnlich wie die der ganzen Küstenregion. Während der mediterranen Bronzezeit, ab dem 14. Jahrhundert v. Chr., entstand eine Hafensiedlung an der Mündung des Kischon Flusses. Diese bestand bis zum 10. Jh. v. Chr. Daneben entstand eine zweite Stadt südlich des Karmel-Kaps, welche während der ganzen Antike hindurch bestand. In hellenisch-römischer Zeit war ihr Name Sycaminum. Hier gab es keinen Hafen aber Landwirtschaft und Industrie, unter anderem Glasfabrikation und Purpurfarbenproduktion.[1]
Antike
Im Bereich des heutigen Haifa bestanden über Jahrhunderte hinweg verschiedene kleinere Orte. Zum ersten Mal wird eine Siedlung mit dem Namen Haifa im 2. Jahrhundert n. Chr. in Talmudschriften erwähnt. Es handelte sich um eine jüdische Küstensiedlung auf einer 1500 Meter langen Felsplatte, die das nördliche Ende des Karmel-Kaps östlich verlängerte. Die Römer nannten Haifa auch Caiphas Porphyria oder Efa. Ihr Standort war der einzige geschützte vor dem Nordwestwind der natürlichen Bucht, so dass hier auch ein kleiner Hafen entstand, der bis zur Zeit der christlichen Kreuzzüge bestand. Später wurde hier ein Fischerdorf gegründet, das Haifa el Atikah (= antik) benannt wurde, und das neue Haifa mit Festung durch Dhaher al-Omar, siehe unten.[1]
Haifa wird in der Bibel nicht erwähnt. Lange Zeit hatte die Stadt geringe Bedeutung, da ihr Standort mehrere Nachteile hatte. Durch das Gebirge war es schwer, um das Karmelkap nach Süden zu reisen. Östlich der Stadt, im Mündungsgebiet des Kischon, existierten ausgedehnte Sumpfgebiete. Außerdem war der Ort ungünstig für die Anlage eines Hafens, da der Südrand der Bucht von Haifa den Westwinden ungeschützt ausgesetzt war. Daher war Akko lange Zeit die wichtigste Stadt in der Gegend.
Kreuzzüge
Während der christlichen Kreuzfahrerzeit wurde Haifa mehrfach erobert und war Zentrum einer Seigneurie im Königreich Jerusalem, ehe das benachbarte Akko 1291 fiel und die Kreuzfahrer geschlagen waren. Danach war Haifa das Fischerdorf Haifa el Atikah.
Neuzeit
Osmanische Zeit
Der heutige Name Haifa entstammt dem arabischen Gebrauch des Wortes الحيفة al-Ḥayfah, was nahe bedeutet; dies leitete sich aus einer Namensübernahme der Kreuzfahrer, Cayphas, ab, die den Namen Caiphas Porphyria für Haifa von den Römern übernommen hatten.
1758 (andere Quellen sprechen von 1761) wurde vom arabisch-beduinischen Herrscher in Galiläa Dhaher al-Omar eine neue Siedlung mit geschlossener Stadtmauer und Festung im Gebiet der heutigen Unterstadt gegründet, und der Hafen ausgebaut. Die Stadt entwickelte sich, im 19. Jahrhundert konnte Haifa an Bedeutung gewinnen.
Haifa zählte im Jahr 1815 etwa 1000 Einwohner, 1830 etwa 3000.[2][1]
Ein weiterer Impuls war 1869 die Gründung eines Dorfes, der „Deutschen Kolonie“, durch christliche Siedler der Tempelgesellschaft aus Süddeutschland – damals etwas außerhalb der Stadt, unterhalb des heutigen Schrein des Bab. Sie lösten Modernisierungsimpulse durch modernes Handwerk, Landwirtschaft, Industrie, Gesundheits- und Transportwesen aus, und veranlassten den Bau der ersten Mole. Haifa wurde zu einem wichtigen Knotenpunkt für christliche Pilgerreisende. Einige Siedler der Tempelgesellschaft wirkten als Vizekonsuln für verschiedene europäische Regierungen. Die Wirkung der Tempelgesellschaft bei Haifa führte zur Stärkung der Verbindungen des Deutschen Reichs und der türkischen Regierung.
Ein wichtiges Ereignis war der Besuch des deutschen Kaisers Wilhelm II. und seines Gefolges im Jahr 1898 in Haifa. Hierfür wurde eine zweite Mole in den Hafen gebaut. In Erinnerung an den Besuch des Kaisers wurde ihm ein Denkmal errichtet. Der Bau einer Landebrücke war der Beginn des weiteren Ausbaus des Hafens. Außerdem regte der Kaiser an, Haifa an die Hedschasbahn anzuschließen. Im Jahr 1905 erhielt die Stadt einen Anschluss an die Bahnlinie nach Damaskus, eine Eisenbahn nach Ägypten wurde 1918 durch die Briten gebaut. Durch den gleichzeitigen Ausbau der Landstraßen nach Akko, nach Nazareth und auf den Karmel und den Betrieb der ersten Hotels wurde die wirtschaftliche Entwicklung von Haifa maßgeblich geprägt. Hierdurch wurde Haifa in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zur modernsten Stadt Palästinas. Die Bevölkerungszahl stieg von 2500 im Jahr 1854 auf 8000 im Jahr 1891 und auf 15000 im Jahr 1913.[1]
Britische Herrschaft
Während der Zeit des britischen Mandats spielte die Stadt eine wichtige Rolle, weil dort – zum Teil noch nach der Beschränkung der Einwanderung durch die Briten – viele Flüchtlingsschiffe mit europäischen Juden vor Anker gingen. Die Stadt wurde ein Eisenbahnknotenpunkt. Neben der existierenden Schmalspurbahn über Nablus nach Dar'a und Damaskus wurden Normalspurbahnen nach Ägypten und Akko gebaut. Die Reparaturwerkstätten der Bahnen wurden in der Haifabucht gebaut, welche in dieser Zeit, bis zum Zweiten Weltkrieg, mit 2000 Arbeitern der größte Industriebetrieb Palästinas waren. Der moderne Hafen wurde ebenfalls in der Zeit fertiggestellt; er besteht seit 1933, als die britische Regierung begann, Haifa als wichtigen Marinestützpunkt auszubauen. Er wurde wie viele Mittelmeerhäfen angelegt, ein Hafenbecken wird durch zwei Wellenbrecher geschützt und vertieft. Der Erdaushub wurde für Neulandgewinnung von neuen Hafen- und Bahnanlagen und den Bau einer breiten Durchgangsstraße benutzt. Weiterhin wurde eine Rohölleitung aus dem Irak und eine Ölraffinerie mit Ölverschiffungshafen in den Jahren 1936-39 gebaut. Durch diese Großprojekte erst zogen tausende arabische Wanderarbeiter aus Nachbarländern nach Haifa. Auch der Zuzug von jüdischen Einwanderern verstärkte sich und erreichte ab 1933 Massenausmaße durch Flüchtlinge aus dem nationalsozialistischen Deutschland. Das wichtigste jüdische Viertel wurde Hadar Hakarmel, nahe der Festung. Gleichzeitig wurden jüdische Häuser auch auf dem Karmel-Steilhang und auf dem Kamm des Karmel Berges gebaut. Der Ankauf von Grund und Boden von arabischen Einwohnern durch Juden beschränkte sich auf zumeist landwirtschaftlich nicht nutzbare Böden, vor allem Sanddünen und Sümpfen, in Tälern und Ebenen. Dies führte zur geografischen Trennung der arabischen von der jüdischen Bevölkerung. Die Araber blieben in den bergigen Regionen, die jüdischen Bewohner siedelten in Ebenen, Sanddünen und auf Sumpfgelände. Die Sümpfe um die Mündung des Kishon-Flusses wurden trockengelegt und die Haifabucht weiter jüdisch besiedelt. Die enorme jüdische Einwanderung schuf sich ihre eigene Infrastruktur auf den Gebieten Schulwesen, Gesundheitswesen, Universität (Technion 1924). Die Infrastruktur, die von der britischen Herrschaft zur Verfügung gestellt wurde, besonders Schulen und Gesundheitseinrichtungen, kamen fast ausschließlich der arabischen Bevölkerung zugute. Durch die gesunkene Kindersterblichkeit führte es so zu einem starken Bevölkerungswachstum der arabischen Seite.[1]
Bevölkerung der Stadt Haifa[1] Jahr Einwohner gesamt Jüdische Einwohner 1922 24.000 6.000 1931 50.000 16.000 1936 100.000 50.000 1947 140.000 70.000 1948 92.500 70.000 1952 150.000 (Ballungsraum 50.000) 1980 230.000 (Ballungsraum 150.000) 214.000 Ab 1947 (Staatsgründung Israels)
Seit der Zeit der britischen Herrschaft als Mandat im Auftrag des Völkerbundes bildeten die Juden in der Stadt Haifa wie auch in den Städten Jerusalem und Tel-Aviv-Jaffa, die Bevölkerungsmehrheit. Einige jüdische Siedlungen hatten bereits die Trockenlegung der Sümpfe um das Mündungsgebiet des Kischon Flusses erreicht[1].
Die UNO fasste am 29. November 1947 den Beschluss, das Mandatsgebiet Palästina in einen arabischen und einen jüdischen Staat zu teilen. Die jüdische Führung nahm den Beschluss an, die arabische Seite lehnte grundsätzlich ab. Am nächsten Tag begann der Krieg von Arabern gegen Juden. Nach dem Teilungsplan der UNO sollte Haifa Teil des zu gründenden jüdischen Staates sein. Es kam zu Auseinandersetzungen zwischen arabischen und jüdischen Siedlern in der Stadt. Der Irgun terrorisierte die arabische Zivilbevölkerung.[3] In der Nacht auf den 1. Januar 1948 ermordete die Hagana in einer „Vergeltungsaktion“ Dutzende arabische Arbeiter und ihre Familien aus Haifa in Balad al-Scheich[4] und Hawassa.[5] Sie sprengte Wohnhäuser, eine Garage,[6] bombardierte arabische Wohnviertel und erschoss Zivilisten; Dutzende Araber wurden getötet.[7]
Seit 1948 (Staat Israel)
Am 14. April 1948 wurde die britischen Armee aus Haifa abgezogen und die Stadt wurde von jüdischen Kräften verwaltet. Die jüdische Führung unter Ben-Gurion rief den jüdischen Staat Israel aus, während von allen Seiten arabische Heere der Staaten Ägypten, Transjordanien (später Königreich Jordanien), Irak, Syrien im vormaligen Mandatsgebiet Palästina einmarschierten. Vor der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 lebten rund 62.500 Araber in Haifa.[8] Die meisten Araber flohen, es verblieben nur 15.000 Araber in der Stadt[1]. Angriffe auf palästinensische Zivilisten – vor allem die Bombardierung einer Menschenmenge auf dem Marktplatz durch die zionistische Hagana, aber auch die Nachrichten vom Massaker in Deir Yasin einige Tage zuvor[4] – führten zu Panik und Flucht.[8][4]
Seit der Staatsgründung 1948 wurden die internationalen Eisenbahnlinien eingestellt. Eine Pipeline aus dem Irak wurde ebenfalls gesperrt, so dass kein Ölexport von Haifa mehr möglich war. Damit hatte der Hafen seine zentrale Stellung zunächst verloren, war allerdings in den nächsten Jahren das Ziel vieler Schiffe mit jüdischen Flüchtlingen, die den Holocaust überlebt hatten. Deren Zahl erreichte zwischen 1948 und 1951 3000 pro Woche.[1]
Haifa wurde durch das fortgesetzte Wachstum zur flächenmäßig größten israelischen Stadt. Durch die Topographie und die Höhenunterschiede haben sich drei Zentren entwickelt: Das erste Zentrum bildet die Unterstadt unmittelbar am Hafen. Hier am Fuß des Berges liegen die meisten Wohnungen ärmerer arabischstämmiger Israelis. Das zweite Zentrum ist die Terrasse von Hadar Hakarmel, es ist das Haupteinkaufs- und Vergnügungszentrum mit Verwaltungsgebäuden und Ämtern der Stadt. Das dritte Zentrum liegt auf dem Kamm des Berges Karmel mit Kulturinstitutionen wie Theater und Konzerthallen, außerdem Hotels, Cafés und gehobenen Geschäfte. Hier liegen auch die Universitäten, das Technion und die Universität Haifa, inmitten bewaldeter Erholungsgebiete.[1]
Im Jahr 1963 wurde die Universität Haifa gegründet. Nach dem Ende der Sowjetunion im Jahr 1991 hat Haifa 40.000 russische Juden integriert. Am 2. Dezember 2001 wurde ein Anschlag auf einen Egged-Bus verübt. Am 5. März 2003 verübte ein Selbstmordattentäter einen weiteren Anschlag auf einen Egged-Bus der Linie 37, auf der Moriah-Avenue. 17 Passagiere werden getötet, darunter 14 Passagiere im Alter zwischen 12 und 22 Jahren. Am 4. Oktober 2003 zerstörte ein Selbstmordattentat das Restaurant „Maxim“, ein Symbol für das Miteinander seiner jüdischen und christlich-arabischen Eigentümer, vollständig. Im Israel-Libanon-Konflikt 2006 gerieten Haifa und Umgebung durch die Hisbollah unter Beschuss von Katjuscha-Raketen und Raketen neuerer Bauart, die vermutlich aus dem Iran stammten. Es gab mehrere Tote. Unter anderem wurden Eisenbahnanlagen, das Industriegebiet und der Hafen getroffen.
2008 wurde der Schrein des Bab, der als Wahrzeichen der Stadt gilt, von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt.[9]
Politik
Bürgermeister
- Jona Jahaw, seit 2003
- Giora Fisher, 2003
- Amram Mitzna, 1993–2003
- Arie Gur'el, 1978–1993
- Yeruham Zeisel, 1975–1978
- Yosef Almogi, 1974–1975
- Moshe Flimann, 1969–1973
- Abba Hushi, 1951–1969
- Schabtai Levy, 1940–1951
- Hasan Bey Shukri, 1927–1940
- Abd al-Rahman al-Haj, 1920–1927
- Hasan Bey Shukri, 1914–1920
- Ibrahim al-Khalil, 1911–1913
- Rif'at al-Salah, 1910–1911
- Jamil Sadiq, 1904–1910
- Mustafa Pasha al-Khalil, 1885–1903
- Mustafa Bey al-Salih, 1881–1884
- Ahmad Effendi Jalabi, 1878–1881
- Najib Effendi al-Yasin, 1873–1877
Religionen
Mit dem Charakter der Arbeiterstadt hängt möglicherweise ein gewisser Pragmatismus der Bewohner zusammen. Ethnische oder religiöse Auseinandersetzungen sind selten. Die Stadt gilt als einer der wenigen Orte in Israel, an denen Juden und Araber heute relativ friedlich zusammenleben. Der vergleichsweise geringe Einfluss der Religion ist daran erkennbar, dass Haifa die einzige Stadt in Israel ist, in der auch am Sabbat öffentliche Verkehrsmittel fahren.
Neben Juden, Christen, Drusen und Muslimen gibt es in Haifa eine weitere große Glaubensgemeinschaft: Inmitten der nördlichen Hangstruktur des Karmel befindet sich das Weltzentrum der Bahai, Mitglieder einer in Persien entstandenen neuzeitlichen Weltreligion. Seit ihrer Erweiterung Ende der Neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts ziehen sich die Persischen Gärten beinahe über die ganze Höhe des Hangs. Im Zentrum der kunstvoll terrassenförmig angelegten Gärten befindet sich der Schrein des Bab, in dem der Vorläufer des Religionsstifters der Bahai seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Die Gärten gehören zu den meistbesuchten touristischen Anziehungspunkten Israels, der Schrein des Bab gilt als Wahrzeichen der Stadt Haifa.
Auf dem Berg Karmel befindet sich auch das Karmelitenkloster Stella Maris und ein christlicher Wallfahrtsort: die Höhle, in der der Prophet Elija gewohnt haben soll. Die Stella-Maris-Kirche gilt als das Marienheiligtum des Heiligen Landes.
Im Stadtviertel Kababir leben Angehörige der Ahmadiyya, einer islamischen Glaubensgemeinschaft.
Stadtbild
Den besten Blick über die gesamte Stadt bietet die Louis Promenade, eine Aussichtsstraße, die sich im oberen Teil Haifas am Hang entlangzieht. Von dort kann man die Bucht von Haifa überblicken und bei guter Sicht bis zum Hermongebirge sehen. Die Louis Promenade führt auch zum oberen Eingang der Hängenden Gärten der Bahai (siehe Religionen), die seit ihrer Eröffnung im Jahre 2001 das Stadtbild dominieren und von Amram Mitzna aufgrund ihrer beeindruckenden Architektur als achtes Weltwunder bezeichnet wurden.
Auf halber Höhe des Berges befinden sich verschiedene öffentliche Gebäude, die Fußgängerzone und das erste Gebäude des Technion, der 1925 eröffneten technischen Hochschule.
An den unteren Eingang der Bahai-Gärten schließt sich die Ben-Gurion-Straße mit der deutschen Siedlung an (siehe Geschichte), wo sich auch die Touristeninformation, Restaurants und ein Stadtmuseum (im ehemaligen Gemeindezentrum der Tempelgesellschaft) befindet.
Im Bereich des Hafens ist das Dagonsilo zur Speicherung von Getreide das auffälligste Gebäude. Mit einer Höhe von 68 Metern beherrscht das Silo selbst von höher gelegenen Stadtteilen den Blick auf die Bucht. Im Küstenbereich bestimmen Industrieanlagen und Verkehrsadern das Stadtbild. Strände gibt es im Stadtbereich kaum, erst in den letzten Jahren wurden südlich der Stadt an der Karmelküste gezielt Strände erschlossen, um Haifa für den Tourismus interessanter zu machen.
Wirtschaft und Infrastruktur
Haifa ist außer durch seine Geographie vor allem durch seine Eigenschaft als Industriestandort geprägt. Der Tiefseehafen hat einen Jahresumschlag von rund 20 Millionen Tonnen.[10] In seiner Nähe liegt eine der beiden israelischen Raffinerien.
Verkehr
Durch die Lage am Nordhang des Karmelgebirges muss sich die Verkehrsführung in Haifa relativ stark den geographischen Gegebenheiten anpassen. Die meisten größeren Straßen sowie die Gleisanlagen der israelischen Eisenbahn verlaufen daher im flachen unteren Teil der Stadt am Fuß des Karmelgebirges.
Wichtigstes öffentliches Verkehrsmittel für den städtischen wie überörtlichen Verkehr sind die Busse der Buskooperative Egged. Der zentrale Anlaufpunkt der Buslinien war bis Ende 2001 der zentrale Omnibusbahnhof Haifa Bat Galim. Dieser Busbahnhof war über einen Tunnel mit dem gleichnamigen Bahnhof der Israel Railways verbunden. Seit der Eröffnung des neuen Busbahnhofs haMifratz am 1. Januar 2002 enden die von Norden kommenden Linien dort. Ende 2003 wurde mit Chof haKarmel ein weiterer neuer Busbahnhof im Südwesten der Stadt eröffnet, die Bussteige am Busbahnhof Bat Galim wurden daraufhin geschlossen und zwischen den beiden neuen Busbahnhöfen wurde ein Pendelverkehr eingerichtet. Durch die Lage der neuen Busbahnhöfe an den entgegengesetzten Enden der Stadt müssen die überörtlichen Linien nicht mehr die Innenstadt durchqueren.
Die Eisenbahn spielt eine vergleichsweise geringe Rolle, da sie nur die Stadtgebiete am Meer bedient. Haifa hat mehrere Bahnhöfe an der Bahnstrecke nach Tel Aviv und Naharija; die Eisenbahn durchquert die Stadt entlang des Meeres auf der gesamten Länge. Innerhalb der Stadtgrenzen liegen die Bahnhöfe Haifa Chof haKarmel, Haifa Bat Galim, Haifa Hauptbahnhof (haSchmona), Lev haMifratz; Chutzot haMifratz und Kirjat Chaim (von Süden nach Norden; die Stadt Kirjat Chaim ist inzwischen ein Stadtteil Haifas). Haifa wird derzeit (2008) von zwei Intercitylinien bedient, die im Norden bis Naharija verkehren; im Süden führen die Linien entlang der Mittelmeerküste und durch Tel Aviv nach Beerscheba bzw. von Tel Aviv über den Ben-Gurion-Flughafen nach Modi’in. Zwischen Haifa Chof haKarmel im Süden und Kirjat Motzkin im Norden verkehrt außerdem eine Vorortlinie. Längerfristig soll von Haifa aus eine Gleisverbindung nach Bet Sche'an gebaut werden, die die lange aufgegebene und demontierte Hedschasbahn ersetzen soll.
Seit 1959 verfügt Haifa außerdem über eine als U-Bahn bezeichnete unterirdische Standseilbahn, die Karmelit. Momentan befindet sich das Spurbussystem Metronit im Bau, das im Endausbau den Norden von Haifa sowie die Krajot erschließen wird.
Bis vor einigen Jahren bestanden zwei Fährverbindungen von Athen (Piräus) über Zypern nach Haifa, mit denen Haifa von Europa aus mit dem eigenen Kraftfahrzeug zu erreichen war. Diese Verbindungen sind derzeit stillgelegt.
Haifa hat mit dem Flughafen Haifa einen kleinen Flughafen für Inlandsflüge.
Ansässige Unternehmen
Im Matam Park, gelegen am südlichen Eingang der Stadt, haben viele internationale und israelische Firmen Produktions- und Forschungseinrichtungen errichtet. Zu diesen Firmen gehören Philips, Intel, IBM, Elbit, Zoran, Microsoft und Amdocs.
Israels größter Technologiekonzern, die Israel Electric Corporation, hat ihren Hauptsitz im IEC Tower.
Pipeline
Eine Pipeline von der türkischen Hafenstadt Ceyhan nach Haifa ist geplant, das Projekt trägt den Namen Med Stream. Es sollen Erdgas, Rohöl, Elektrizität und Wasser transportiert werden.
Bildung
Haifa hat seit 1963 eine Universität mit etwa 18.000 Studenten sowie das Technion mit rund 13.000 Studenten. Eine weitere wichtige Institution der Bildungslandschaft ist das vom aschkenasischen Einwanderer Pinchas Ruthenberg gegründete Rutenberg Institute for Youth Education.
Bemerkenswert wegen der Erziehung zu Frieden und Koexistenz zwischen Juden und Arabern ist die Tätigkeit des Leo-Baeck-Erziehungszentrums.
Einwohnerentwicklung
Ergebnisse der Volkszählungen → Tabelle der Stadtverwaltungen
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
In der Nähe des Bahnhofs befindet sich das Israelische Eisenbahnmuseum[11], das neben vielen Bildern und Schaustücken auch eine Dampflok (C-Kupper gebaut bei Krauss) der meterspurigen Hedschasbahn zeigt.
Berühmt ist in der Hafenstadt auch das Clandestine Immigration and Naval Museum.[12][13]
Daneben gibt es das archäologische Hecht-Museum auf dem Gelände der Universität, das Kunstmuseum Haifa und das Israelische Nationalmuseum für Wissenschaft, Technik und Raumfahrt mit rund 200.000 jährlichen Besuchern.
Sport
Die Stadt ist Heimat des Fußballclubs Maccabi Haifa, der 1913 bereits gegründet wurde und derzeit in der 1. israelischen Liga, der Ligat ha'Al spielt. Die Mannschaft gehört mit elf Meistertiteln und fünf Pokalsiegen zu den erfolgreichsten Fußballmannschaften Israels. Große Bekanntheit auf europäischer Ebene erlangte die Mannschaft, als sie sich 2002 für die Hauptrunde der UEFA Champions League qualifizierte und sowohl Olympiakos Piräus als auch Manchester United mit 3:0 bezwang. Maccabi Haifa schied mit 7 Punkten knapp hinter dem deutschen Erstligisten Bayer 04 Leverkusen als Dritter in der Gruppenphase aus. Im Vereinswappen ist der Davidstern in der Ausführung der Maccabi-Bewegung prominent. Ortsrivale des Maccabi Haifa ist der Erstligist Hapoel Haifa, der 1924 gegründet wurde. Hapoel ist hebräisch und steht für Arbeiter.
Beide Vereine tragen ihre Spiele im Kiryat-Eliezer-Stadion aus, das 1955 erbaut wurde und Platz für 14.000 Zuschauer hat. Das Stadion war ein Geschenk der Unione Italiana del Lavoro, eines der größten Gewerkschaftsbündnisse Italiens, an die israelische Regierung. Seit 2009 wird das nach Sammy Ofer benannte Stadion als Ersatz gebaut, das voraussichtlich 2012 fertig gestellt und ein Fassungsvermögen von 30.000 Zuschauern haben wird.
Partnerstädte
- Marseille, Frankreich, seit 1962
- Portsmouth, Vereinigtes Königreich, seit 1962
- Luton, Vereinigtes Königreich seit 1966
- Hackney, Vereinigtes Königreich seit 1968
- Manila, Philippinen seit 1971
- San Francisco,, Kalifornien, USA, seit 1973
- Aalborg, Dänemark seit 1973
- Kapstadt, Südafrika seit 1975
- Bremen, Bremen, Deutschland seit 1978
- Antwerpen, Belgien seit 1986
- Mainz, Rheinland-Pfalz, Deutschland seit 1987
- Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen, Deutschland seit 1988
- Rosario, Argentinien seit 1988
- Odessa, Ukraine seit 1992
- Shanghai, China seit 1994
- Boston, Massachusetts, USA seit 1999
- Limassol, Zypern seit 2000
- Fort Lauderdale, Florida, USA seit 2002
- Kōbe, Japan seit 2004
- Erfurt, Thüringen, Deutschland seit 2005
- Mannheim, Baden-Württemberg, Deutschland seit 2005
- Guayaquil, Ecuador seit 2006
- Sankt Petersburg, Russland seit 2008
- Newcastle upon Tyne, Vereinigtes Königreich[14]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Ekrem Akurgal (1911–2004), türkischer Archäologe, bis 1981 Professor an der Universität Ankara
- Efrat Alony (* 1975), israelische Sängerin
- Ralph Bakshi (* 1938), US-amerikanischer Filmregisseur
- Dan Bar-On (1938–2008), israelischer Psychologe, Autor, Holocaust- und Dialogforscher
- Arik Benado (* 1973), israelischer Fußballspieler
- Oscar Bronner (* 1943), Zeitungsherausgeber und Maler
- Aaron Ciechanover (* 1947), israelischer Biochemiker
- David Deutsch (* 1953), Physiker und Wissenschaftler auf dem Gebiet der Quantencomputer
- David Esrig (* 1935), rumänischer Regisseur
- Ari Folman (* 1962), israelischer Filmregisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent
- Amos Gitai (* 1950), israelischer Filmregisseur, Schauspieler und Drehbuchautor
- Ivri Gitlis (* 1922), französisch-israelischer Violinist
- Haya Harareet (* 1931), israelische Film- und Theaterschauspielerin und Drehbuchautorin
- Leila Khaled (* 1944), Mitglied der linksgerichteten palästinensischen Organisation PFLP, erster weiblicher Flugzeugentführer der Geschichte
- Schiri Maimon (* 1981), israelische Sängerin
- Ariel Muzicant (* 1952), Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien
- Ronnith Neumann (* 1948), Schriftstellerin und Fotografin
- Zachi Noy (* 1953), Schauspieler
- Ronny Rosenthal (* 1963), ehemaliger israelischer Fußballspieler
- Mosche Safdie (* 1938), Architekt und Städtebauer
- Hillel Slovak (1962–1988), US-amerikanischer Musiker
- Gene Simmons (* 1949), Bassist der Hardrockgruppe Kiss
- Ron Sommer (* 1949), Manager
- Barak Tal, israelischer Dirigent (Tel Aviv Solisten)
- Loudy Wiggins (* 1979), australische Wasserspringerin und Olympiamedaillengewinnerin
- Amos Tversky (1937–1996), Psychologe
- Gil Vermouth (* 1985), israelischer Fußballspieler
- Yochanan Vollach (* 1945), israelischer Fußballspieler
- Gil Yaron (* 1973), Arzt und Journalist
Ehrenbürger
- Abdul-Baha (1841–1921), auch bekannt als Abbas Effendi, Namensgeber der Abbas Street
Weblinks
Commons: Haifa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- tour-haifa.co.il Fremdenverkehrsamt (hebr.)
- mainz.de Infos zu Haifa auf der offiziellen Seite der Stadt Mainz
- TAZ Archiv Artikel der taz „Haifa ist anders“
- bahaipictures.com Fotografien der Bahá’í-Gärten in Haifa
- n-tv.de Bericht des Nahostkorrespondenten Ulrich Sahm vom 16. Juli 2006: „Haifa im Raketenhagel“
Belege
- ↑ a b c d e f g h i j Israel - Eine geografische Landeskunde von Yehuda Karmon; Wissenschaftliche Länderkunden Bd. 22, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1983; S. 55, 79, 159, 160-165.
- ↑ "25 Years of Haifa." Port of Haifa Authority, 1958.
- ↑ Benny Morris: The Birth of the Palestinian Refugee Problem Revisited. Cambridge University Press ²2004, S. 100 f.
- ↑ a b c Ilan Pappe: A History of Modern Palestine. Cambridge University Press 2006, S. 129.
- ↑ Ilan Pappé: The Making of the Arab-Israeli Conflict. I.B. Tauris 1994, S. 80 f.; vgl. Benny Morris: The birth of the Palestinian refugee problem revisited. Cambridge University Press ²2004, S. 101 f.
- ↑ Ian Black, Benny Morris: Israel’s Secret Wars. Grove Press 1992, S. 42.
- ↑ Benny Morris: The birth of the Palestinian refugee problem revisited. Cambridge University Press ²2004, S. 102 f.
- ↑ a b Schai Fogelman: נמחקה מספרי ההיסטוריה הפגזה אחת של ההגנה ללב השוק הערבי בחיפה?, Ha’aretz, 26. Mai 2011.
- ↑ sz-online.de: Unesco erkennt 27 Stätten neu als Welterbe an
- ↑ Offizielle Seite des Hafens, abgerufen am 2. September 2011
- ↑ www.ilmuseums.com
- ↑ www.ilmuseums.com
- ↑ Internet-Israelreiseführer
- ↑ Twin City acitivities. Haifa Municipality. Archiviert vom Original am 9. Oktober 2007. Abgerufen am 14. Februar 2008.
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