Kunst im öffentlichen Raum in Langenhagen

Kunst im öffentlichen Raum in Langenhagen

Diese Liste zeigt Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Langenhagen.

Die Stadt Langenhagen ist überregional bekannt für bestimmte intensive Phasen zur Realisierung von Kunst im öffentlichen Raum, beispielsweise durch die fünf Bildhauersymposien in den 1980er Jahren, den offen ausgeschriebenen Wettbewerb 99 Standorte im Kontext der EXPO 2000 in Hannover. Durch diese künstlerischen Ereignisse sind zahlreiche Kunstwerke im Stadtbild von Langenhagen von zum Teil international oder national anerkannten Künstlern und Künstlerinnen zu finden.

In das Rampenlicht trat Langenhagen durch die international beachtete temporäre Aktion von Yoko Ono, die exklusiv für Langenhagen in ihrer Performance A celebration of human being an zahlreichen Langenhagener Orten wie Straßenbahnstationen in einem schwarz-weiß Motiv einen nackten männlichen Hintern präsentierte.

Die Dokumentation und öffentliche Darstellung der Kunst im öffentlichen Raum ist ein Ziel des Netzwerk Baukultur Niedersachsen; die digitale Dokumentation zur Stadt Langenhagen befindet sich derzeit noch am Anfang ihrer Entwicklung und wird laufend fortgesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Kunst im öffentlichen Raum

Bild Kunstwerk / Jahr Künstler Anmerkungen
Burkhardt Julio.jpg Julio
1990

Sandstein lackiert, 125 x 60 x 75

Franz Burkhardt Vor der Volkshochschule – und vor dem Abriss auch vor dem Langenhagener Hallenbad – sitzt Julio. Der fröhliche Musikant mit gelbem Hut und knallrotem Akkordeon von Franz Burkhardt (*1966 in Wolfenbüttel) besetzt diesen Platz auf dem Mäuerchen so selbstverständlich, dass man ihn kaum als Kunst wahrnimmt. Die Skulptur entstand als Auftragsarbeit für den Eingangsbereich des downstairs. Ab der Skulptur Julio zieht sich ein Skulpturenpfad entlang der Konrad-Adenauer-Strasse in östlicher Richtung bis zur Elia-Kirche.
Stein-Gesicht.JPG Zwei Köpfe
1986

Sandstein, 90 x 95 x 50

Ulla Nentwig Vor der Volkshochschule befindet sich auf einem flachen Betonsockel als weiteres Kunstwerk ein in Stein gemeißeltes Gesicht von Ulla Nentwig (*1955 in Hannover). Schaut man etwas genauer hin, schälen sich Nase an Nase dicht aneinander gedrängt zwei menschliche Köpfe aus einem Block Obernkirchner Sandstein heraus, die in entgegengesetzte Richtungen blicken (I. Langenhagener Bildhauersymposium). Möglicherweise blickt der eine dem verschwundenen Hallenbad hinterher?
Rodemer-Trauerweide.jpg Salix X chrysocoma (Trauerweide)
1987

Bronze, 60 x 3209 x 70

Michael Rodemer Auf dem Innenhof des Schulzentrums liegt unter einem Baum ein wie abgebrochen erscheinender Ast ... eine Bronzeskulptur von Michael Rodemer (*1953 in Springfield/Ill (USA)). Der Ast stammt im Original von einer Trauerweide des Schulgrundstücks; das bronzene Duplikat verewigt die Schönheit der Natur und sensibilisiert die Vorbeigehenden zum genauen Hinsehen: Hier liegt nicht nur einfach ein alter Ast rum (II. Langenhagener Bildhauersymposium).

In Vorbereitung des Anbaues an das Schulzentrum ist das Kunstwerk seit Oktober 2010 (vorläufig) entfernt und sichergestellt.

Obelisk Langenhagen.JPG Obelisk
2000

Draht, Glasflaschen, 700 x 80 x 80

Michael Deiml Der sieben Meter hohe Obelisk von Michael Deiml (*1949) steht seit der im Kontext der EXPO 2000 durchgeführten Ausstellung 99 Standorte unmittelbar vor dem Schulzentrum von Langenhagen. Rund 800 Flaschen füllen eine leichte Drahtskulptur; dabei sind die oberen weißen Flaschen leer und leuchten strahlend im Sonnenlicht, während die meist farbigen Flaschen im unteren Bereich mit Langenhagener Allerlei gefüllt sind; in einer Kunstaktion haben Schüler ihre Wünsche für die Zukunft in Texten oder auch materiell wie in eine Flaschenpost eingefüllt.

Erstmalig stand der Obelisk 1990 neben dem Rathaus in Vaihingen an der Enz, später auch noch in Kevelaer. Aufgrund einer baulichen Erweiterung des Schulzentrums ist der Umzug des Kunstwerks an einen anderen Ort erforderlich. In einer bürgerschaftlichen Aktion wurde der Obelisk am 29.10.2011 abgebaut und eingelagert.

Sextro ohne-Titel.jpg Ohne Titel
1989

Lindenholz, 620 x 159 x 100

Rolf Sextro Gegenüber des Schulzentrums steht direkt auf dem Bürgersteig an der Einmündung der Schönefelder Strasse eine unbetitelte Holzskulptur von Rolf Sextro (*1956 in Bramsche). Auch wenn die Figur wegen des langen Halses von der Langenhagenern als Giraffe bezeichnet wird, bleibt sie doch ein fremdartiges Wesen und wirkt in ihrer Fragilität angesichts der kompakten Bebauung recht verletzlich (IV. Langenhagener Bildhauersymposium).
Reineking.jpg Plinth III
1988-1990
James Reineking Diese Stahlskulptur des amerikanischen Künstlers James Reineking (*1937) Plinth III befindet östlich des Rathauses an der Konrad-Adenauer-Strasse. Auf einer quadratischen Bodenplatte steht mittig über Eck eingesetzt eine kreissegmentförmige Platte uns vermittelt der Betrachter auf der konkaven Seite etwas Beschützendes (99 Standpunkte).
Jürgen-Friede.JPG Windobjekte
1990

Zweiteilige Holz-Stahlkonstruktion mit Polyester beschichtet, 660 x 80 x 60

Jürgen Friede Die hoch aufragende Skulptur von Jürgen Friede (*1954 in Veerßen Kr. Uelzen) steht auf einem kleinen Hügel an der Konrad-Adenauer-Strasse und beherrscht die Szenerie. Wie zwei korrespondierende Lüftungsschächte ragt die Skulptur in den Himmel und behauptet sich gegen die hochgeschossigen Wohnbauten als Gegenüber (V. Langenhagener Bildhauersymposium).
Frauengruppe Langenhagen rIMG 4899a.jpg Aufbruch, Ausbruch, Durchbruch
1996
Christel Lechner Die multikulturelle Frauengruppe von Christel Lechner (*1947) steht in der Stadtmitte an der Walsroder Strasse an einer fiktiven Haltestelle vor den Utopia als unübersehbares Ergebnis der 99 Standpunkte.
Gebundenes Steinfeld (Langenhagen) IMG 7673.jpg Verortung
2007
Ulla Nentwig Rund 20 Jahre befand sich auf dem Marktplatz die aus großen Steinen komponierte Skulptur Gebundenes Steinfeld von Ulla Nentwig (*1955 in Hannover); die Steine symbolisierten die ländlichen Ortschaften der Stadt Langenhagen. Das Kunstwerk wurde auf das Forum transloziert und von der Künstlerin mit der Bezeichnung Verortung neu formiert.
[[ |90px]] Fußgängerskulptur
1997-2000
Till Hausmann Die Fußgängerskulptur von Till Hausmann (*1953) steht auf dem Forum. Dieser knallrote Fuss ist das Markenzeichen der anlässlich der EXPO 2000 durchgeführten temporären Ausstellung 99 Standpunkte. Skulpturen in Langenhagen, die den gesamten Stadtpark für einige Monate zu einem Kunstmuseum auf Zeit umgestaltete.
Buxel Quader.JPG Quader
1987
Reinhard Buxel Auf dem Marktplatz auf der nördlich gelegenen Spielecke hat Reinhard Buxel (*1953 in Amtshausen) Steine unterschiedlicher Größe aufeinander zugepasst und zu einem in sich geschlossenen Quader zusammengefügt. Eigenartigerweise liegt der massive, fast die Hälfte des Ganzen ausmachende Stein oben auf und lässt sich von den viel kleineren Steinen tragen. Durch sein Gewicht hält der Stein auf den Kleinen lastend das Ganze zusammen.

Dieser Klotz steht unaufdringlich zwischen den Spielgeräten und lockt zum Besteigen. Die ersten Jahre schauen die Kinder noch unbegreiflich nach oben, etwa ab zehn Jahren schaffen sie dann den Aufstieg und schauen von dem Kunstwerk auf das Marktgeschehen herab. Der Quader ist zu einem wichtigen Merkzeichen für Kinder und Erwachsene geworden und wird hoffentlich auch jede Umgestaltung des Marktes unverrückt überstehen.

Wehberg-Brunnen.JPG Brunnen
Jahr
Frauke Wehberg Vor dem Innenhof zum Rathaus befindet sich der Brunnen mit einer weiblichen Figur der schleswig-holsteinischen Künstlerin Frauke Wehberg (*1940).
Glossner-Gedenken.jpg Zum Gedenken an Opfer von Unrecht und Gewalt
Jahr
Wolf Gloßner Unmittelbar am Rathaus befindet sich auf der Südseite unterhalb der markanten Rathausuhr eine Tafel Zum Gedenken an Opfer von Unrecht und Gewalt von dem Langenhagener Bildhauer Wolf Gloßner (*1946 in Velburg).
Pietrusk Holz.JPG Ohne Titel
1990

Eichenholz 280 x 270 x 182

Siegfried Pietrusky Rechts neben der Musikmuschel befindet sich auf den Rasen stehend eine unbetitelte Holzfigur von Siegfried Pietrusky (*1952 in Jade). Der Künstler baute aus dem kaum bearbeiteten Material eine Skulptur, die sich dann aufgestellt aus eigener Kraft halten muss. Sie steht dort auf der Wiese und strahlt eine stabile Ruhe aus (V. Langenhagener Bildhauersymposium).
Schadwinkel.JPG Glück über Gewalt
1986

Sandstein, 200 x 20 x 150

Hans-Tewes Schadwinkel Nur wenige Meter weiter hinter der Niederrader Allee befindet sich fast im Gebüsch versteckt eine Steinskulptur von Hans-Tewes Schadwinkel (*1937 in Neuklücken/Neumark); es geht um den Kampf von Glück über Gewalt. Das Relief zeigt drei Soldaten im Krieg; rücksichtslos steigt einer über einen Verwundeten, um eine Handgranate zu werfen und damit weiteres Unheil zu bewirken. (I. Langenhagener Bildhauersymposium).
Kim Fische.JPG Schwimmende Fische
1990

Gußeisen, 11-teilig

Bong-Kil Kim Im Stadtpark schwimmen die Fische nicht nur im Wasser, auch auf dem Ufer kann man sie sehen und anfassen. Ein ganzer Schwarm gußeiserner Fische durchstößt die Grasnarbe und schnappt scheinbar nach Luft? Die fast natürlich wirkenden Fische des koreanischen Künstlers Bong-Kil Kim (*1955 in Seoul) erzeugen beim Betrachter eine Art freundlicher Verwunderung (V. Langenhagener Bildhauersymposium).
Reeh Unterwelt.JPG Unterwelt
1988

Beton, Stahl, Erdaufschüttung, Treppentiefe 230 cm

Alke Reeh Schon von weitem sieht man unvermittelt ein Geländer, beim Näherkommen stellt es sich als eine in die Tiefe führende Treppenanlage heraus. Unten findet man jedoch keine Tür vor. Zu dem vorschnell als Bunker bezeichneten Gebäude innerhalb einer 100 Quadratmeter großen, kniehoch aufgeschütteten Anlage gehören noch vier rechtwinklig angeordnete Betonquader, offensichtlich Belüftungsbauten zu einem imaginären Bauwerk unter der Grasnabe. Hier hat die Künstlerin Alke Reeh (*1960 in München) eine undurchsichtige Anlage geschaffen; unwillkürlich fragt man sich, wie es da unten aussehen könnte und vor allem, wie man dort hinein kommt (III. Langenhagener Bildhauersymposium). Gespenstisches Relikt oder Kunst?
Berke Einpassstück.JPG Einpasstück
1990

Metall, Beton, 34 x 29 x 400

Sybille Berke Beim V. Langenhagener Bildhauersymposium hatte Sybille Berke (*1949 in Ulm – 1998 in Düsseldorf) verschiedene kaum wahrnehmbare Kunstwerke im Stadtpark quasi versteckt. Das Einpaßstück an der kurzen Seite des Betonquaders hinter den Bänken muss man kennen, um es hinter dem Laub und der Erde zu finden; und das damit zusammenhängende Stück Fertigbeton kann man kaum als Kunst interpretieren. Das geschaffene Netz von Werken gilt als typische Installation dieser Zeit des Umbruchs. Leider sind die anderen Teile des Ensembles (derzeit) nicht mehr vorhanden.
Glossner-Haus.JPG Haus für Sonne und Mond
1990

Edelstahl, Stahl, Gouache, Firnis 285 x 30 x 63

Wolf Gloßner Auf der Achse zum Kirchplatz steht im Stadtpark die Skulptur Haus für Sonne und Mond von Wolf Gloßner. In archaisch anmutender Strenge besetzt die Plastik eine zentrale Position der nördlichen Wiesenfläche und lässt dem Betrachter einen schmalen Blick durch den kaum wahrnehmbaren Schlitz.
Ratering Steine.JPG

Skulpturen im Stadtpark Langenhagen IMG 1279.JPG

Studies of Human Being
1987

Sandstein, siebenteilig

Werner Ratering Auf der Wiese in den Heestern steht eine mehrteilige Steinskulptur von Werner Ratering (*1954 in Bad Bentheim)) als Sinnbild für die frühe Phase der Menschwerdung. In verschiedenen Stadien wird der Vorgang des sich Aufrichtens skizziert; von der embryonalen Kernform über Liegen, Knien, Hocken bis zum gestreckten Stehen. Schreitet man in den Heestern diese Strecke entlang, wird man sich unmerklich selbst aufrichten (II. Langenhagener Bildhauersymposium).
Pätzold Einkehr.jpg Einkehr
1989

Schwarzer Marmor 220 x 37 x 49

Dietlind Petzold In den Heestern steht fast im Grünen verborgen die Marmorskulptur Einkehr von Dietlind Petzold (*1941 in Dortmund): Eine rechteckige Säule, aus der sich oben eine sich öffnende Fruchtknospe aus der matt-grauen Oberfläche herausschält (IV. Langenhagener Bildhauersymposiums im Jahre 1989).
Elisabeth Stifte.JPG Titel
Jahr
Künstler Vor dem Gemeindesaal der Elisabethkirche befindet sich eine recht auffällige farbige Skulptur aus aufgerichteten Buntstiften. Dieses an australische Kunst erinnernde Werk zeigt die bündelnde und dabei jede Farbe aufnehmende Kraft des Gemeindehauses.
Metallplastik.JPG Titel
Jahr
Künstler Verborgen hinter Grün und abseits der Wege befindet sich im Bereich des Klinikums südlich der Stadtparkallee eine sehr grazile Metallskulptur, die mit ihrer Form an ein überdimensionales Schlagzeug erinnert.
Spiekermann.JPG Innenwelt
1994/2011
Karl-Heinz Spiekermann Vor dem Rohdehaus befindet sich die Steinskulptur Innenwelt des Langenhagener Bildhauers Karl-Heinz Spiekermann (1938-1984). Entstanden ist die Skulptur aus Rohrschacher Sandstein im Juni 1994 während eines Künstlersymposiums in der Schweiz, aufgestellt wurde sie vor der damals im Rohdehaus beheimateten städtischen Kunstschule im Oktober 1994. Die Skulptur besteht aus 13 einzelnen Teilen, die nach der Bearbeitung durch den Bildhauer mit Kunstharz wieder zusammengeklebt wurden und so Einblicke in das Innere gewähren. Das künstlerische Werk befindet sich im Inneren und soll dazu animieren, mal die Nase reinzustecken.

Im Jahr 2011 wurde die Skulptur von dem Bildhauer Uwe Spiekermann um sechs Kuben aus Rohrschacher Sandstein erweitert, um auf diese Weise das Langenhagener Ehepaar Lina und Rudolf Kienert für ihre Haltung und aktive Unterstützung von Juden im III. Reich zu ehren.

Rong Augenhand.JPG Augenhand
1999
Ren Rong Während der Ausstellung 99 Standpunkte befand sich die Augenhand des chinesischen Künstlers Ren Rong (*1960) in der Grünanlage an der Ehlersstrasse. Später wurde diese ungewöhnliche rote Stahlskulptur auf den Betriebshof verbannt und lädt hier die Besucher mit großzügiger Geste ein.
Burkhardt Theater.JPG Skulptur am Theatersaal
Franz Burkhardt Die Steinskulptur auf einem erhöhten Sockel vor dem Theatersaal ist wahrscheinlich wie Julio von Franz Burkhardt. Sie weist uns schon von Ferne den Weg in den etwas tiefer liegenden Eingang zum Saal.
Ratering Brunnen1.JPG

RKS Leer.JPG

Brunnenanlage an der Robert-Koch-Schule als Kunst am Bau (vorher/nachher)
Werner Ratering Die Brunnenanlage vor der Robert-Koch-Realschule ist das Ergebnis eines Kunst am Bau-Wettbewerbs im Kontext des damaligen Neubaus und war damit etwas Besonderes im Stadtbild. Der Brunnen und die Steilstelen dienten Generationen von Schulkindern zum Klettern und Spritzen. Hinter dem Brunnen kann man die Skulptur am Theatersaal erkennen.

Im Oktober 2011 wurde die gesamte Anlage ohne jede Kommunikation mit den betroffenen Bürgern abgebaut und eingemottet. Damit wurde ein wichtiges Kunstwerk von seinem dazugehörigen Bauwerk getrennt. Die räumlich gefasste und dabei anheimelige Atmosphäre des Vorplatzes ist einer offenen Leere gewichen.

Wandmalerei IGS-Langenhagen.JPG Wandmalerei am Schulzentrum
Künstler An der Wand des Schulzentrums zur Konrad-Adenauer-Strasse befindet sich eine großflächige Wandmalerei.

Temporäre Kunst im öffentlichen Raum

In den Jahren 1992 bis 1997 trat die Stadt Langenhagen mit einem sehr anspruchsvollen und über die Stadtgrenzen hinaus beachteten Projekt "vor ort" in die Diskussion über Kunst im öffentlichen Raum. Die Stadt gewann den Kurator Kai Bauer als Referenten für bildende Kunst und lud zahlreiche schon weltweit agierende oder auch – zu diesem Zeitpunkt – teils noch kaum bekannte Künstler und Künstlerinnen für temporäre Projekte nach Langenhagen ein.

Die Übersicht über die 16 Projekte mit Texten von Kai Bauer stammt aus der Chronik 1992-1997 (Langenhagen (Hg.), 1997:49-55).

Bild Kunstwerk / Jahr Künstler Anmerkungen
90px Beleuchtung auf der Galopprennbahn Neue Bult
1992
Angelika Schirmer Angelika Schirmer lässt in der Nacht vom 4. auf den 5. September 1992 ausgewählte Gruppierungen von Hecken, Bäumen und Büschen auf dem Gelände der Galopprenn- bahn Neue Bult mit Flutlichtscheinwerfern anstrahlen. lm Foyer des Rathauses wird eine Videoaufzeichnung der Beleuchtung gezeigt.
90px Ambulantes Aquarium
1992
Mischa Kuball Mischa Kuball lässt aus einem leeren Ladengeschäft in der Markthalle eine temporäre lnstallation mit überblendenden Projektionen, die geometrische Formen und Architekturmotive zeigen, herausstrahlen und in einen starken Dialog mit den natürlichen Tageslichtprojektionen durch die Außenfenster treten.
90px CAR FLYING
1992
Ottmar Hörl Ottmar Hörl (*1950) nimmt sämtliche Geräusche eines Fluges von Hannover-Langenhagen nach Frankfurt am Main auf Tonband auf. Dieses Band wird als Ton-Cassette in einer Auflage von 10.000 Stück jedem Langenhagener Einwohner ausgehändigt, der im Besitz eines Autos mit Kassettenrecorder ist.
90px Shelter/Zufluchten
1993
Antoni Malinowski lm Einkaufszentrum CCL, in den kahlen Gängen hinter den Geschäften, die zu Büros, Praxen und Warenlagern führen, entwickelt Antoni Malinowski (*1955, lebt in London) eine Abfolge von Wandzeichnungen. Von Bewegungsspuren über geschlossene Formen zu räumlichen Darstellungen werden mit kleinen, auf geklebten Dachpappestreifen Energieströme graphisch sichtbar gemacht. Aus winzigen Feldzeichen strukturierte Flächen werden im Treppenhaus zu weißen Bodenzeichnungen, die sich auf Lichteinfall und topographische Vorstellungen beziehen
90px Sechs Litfasssäulen im Stadtraum
1993
Karin Sander Karin Sander (*1957) lässt für zehn Tage Litfasssäulen im Stadtgebiet mit weißer Rauhfaser tapezieren. Die Oberflächenstruktur privater lnnenräume wird zu öffentlichen Projektionsflächen nach außen gestülpt.
90px Ebene Tisch
1993
Christian Hasucha Christian Hasucha (*1955) findet in einer Langenhagener Imbißstube einen Stehtisch als Schnittpunkt zwischen privatem und öffentlichem Raum. Die Höhe der Tischplatte von 52, 301 m über N.N. wird von einem Vermessungsteam mit Klebeband an 5.000 Pfählen von Laternen, Strommasten und Verkehrszeichen im ganzen Stadtgebiet als Referenzone markiert. Durch die in unterschiedlicher Höhe an den Masten befindlichen Markierungen wird veranschaulicht, dass Langenhagen überhaupt nicht so eben ist wie man es annimmt. Über eine Postwurfsendung wird die Bevölkerung über das Projekt informiert. Wegen heftiger Bürgerproteste kürzt der Stadtrat den Etat der „vorort"-Reihe für das kommende Jahr um ein Drittel.
90px Liebscher/Lehanka in Langenhagen
1994
Martin Liebscher, Marko Lehanka Martin Liebscher (*1964) und Marko Lehanka (*1961) halten sich zehn Tage in Langenhagen auf. Sie führen lnterviews mit unterschiedlichsten Langenhagener Bürgern zu einem immer gleichen Fragenkatalog (,,Gefällt lhnen Langenhagen? – Was sind lhre Lieblingsplätze? – Was war das herausragendste Ereignis in letzter Zeit in Langenhagen?" usw.). Das Stadtportrait, das von den Bewohnern gezeichnet wird, führt zu einer Videodokumentation und einer Künstlerausgabe der Frankfurter Kunstzeitschrift „ROGUE".
90px MICROMACROSCOPICS
1994
Michael Ross Der New Yorker Künstler Michael Ross (*1955) legt die Route eines Spaziergangs durch die Stadtmitte fest. An fünf Steilen prägt er mit Münzprägestempeln poetische Sätze in die Metalloberflächen von Straßenmasten ein. Die Schriftgröße beträgt 0,3 mm, daher benötigt der Betrachter eine Lupe und einen Lageplan, um die Sätze, die den jeweiligen Ort zu ,,gedanklichen Systemen" erweitern, zu finden und zu entziffern.
90px A Celebration of Human Being
1994
Yoko Ono Yoko Ono (*1933) entwickelt ein Motiv, das einen zeichenhaft stilisierten Hintern zeigt, und versieht es mit dem Text: ,,We are beautiful. We are fun. We are mammals without tails." Mit Hilfe von Sponsoren wird über eine gigantische Plakataktion, die sich nach der Bundestagswahl auch auf Werbeflächen der politischen Parteien erstreckt, und mit Streuartkeln (Postkarten, T-Shirts, Regenschirme, Aufkleber etc.) das Motiv im Stadtgebiet verbreitet und am Flughafen an abfliegende Passagiere verteilt. Ein intensives Medienecho beschäftigt sich mit der Popularität der Künstlerin. Der Etat der ,,vorort"-Reihe wird wieder um ein Drittel aufgestockt.
[[ |90px]] Der Diskurs findet hier statt
1995
Ralf de Moll, Christiane Delbrügge Zehn Tage lang steht ein weißer Kubus auf dem Marktplatz Langenhagens. Er steht für die ldee des Kunstraumes als ,,whitecube" und der damit verbundenen Form von Kunstpräsentation und -betrachtung. Seine Maße betragen 3 x 3 x 3 m. An drei Wänden ist ein Schriftzug angebracht: ,,Der Diskurs findet hier statt." In der vierten Wand befindet eine Tür, die jedoch verschlossen ist. Hinter dieser Tür das Stimmengewirr einer Menschenansammlung. Zu hören ist die CD von Christiane Dellbrügge (*1961 in USA) und Ralf de Moll (*1961): „Der Diskurs findet hier statt.“
90px Fontana di Piaggio
1995
Roman Signer ln einem der Ortsteile Langenhagens steht an einer verkehrsreichen Hauptstraße ein blaues dreirädriges Gefährt der Marke Piaggio auf einem Gehweg. Das abgestellte Fahrzeug ist mit einem Schlauch an einen öffentlichen Hydranten angeschlossen, aus dem Wasser mit hohem Druck in das lnnere des Wagens schießt. Das dröhnende und zischende Geräusch mischt sich ganz unerwartet unter den gewohnten Alltagslärm. Jeden Tag fährt der Schweizer Aktionskünstler Roman Signer (*1938) eine andere Stelle im Stadtgebiet Langenhagens an, um dort acht Stunden lang sein spritzendes und plätscherndes Automobil aufzustellen.
90px Mind
1995
Les Levine Der New Yorker Medien- und Konzeptkünstler Les Levine (*1935 in Dublin) entwickelt ein dreiteiliges Projekt für Langenhagen: Eine stadtweite Plakataktion mit 52 Billboards zeigt das grellbunte Motiv ,,SEE YOUR MIND', das den Betrachter durch eine Brille fixiert. lm Einkaufszentrum CCL werden 5.000 Schachteln mit dem Produktdesign ,,MIND" und der Angabe der ,,lnhaltsstoffe" (Acceptance, Affection, Aggression, Ambition etc.) angeboten und für 5 DM verkauft; die Einnahmen werden in einen Fond für bosnische Kinder gespendet. ln den Regionalnachrichten des Fernsehens (,hallo Niedersachsen") läuft ein kurzer Werbespot für ,,MIND". Die während der Aktion nicht verkauften Schachteln (2.500 Stück) befinden sich als Dauerleihgabe im Sprengelmuseum.
90px media interface langenhagen
1996
Georg Winter Der Künstler Georg Winter (*1962), der unter dem Namen ,,Ukiyo Cameras" firmiert, lässt über eine Plakataktion und eine Postwurfsendung dreißig Testhaushalte akquirieren. Sie nehmen an einem Pilotprojekt zum interaktiven Fernsehen teil und erhalten einen Testmonitor mit einem vierseitigen Fragebogen für eine Woche frei Haus geliefert. Der für diesen Test entwickelte ,,High Black Monitor' lässt sich nicht an das TV Netz anschließen. Die Entwicklungen auf dem elektrotechnischen Gebiet sind bei diesem Versuch bewußt zurückgenommen, um durch Reizreduktion die Empfangssituation und ihre Ausgangsbedingungen räumlich wie persönlich zu thematisieren. lm Testzeitraum steht der Künstler in einem mobilen lnformationsbüro auf dem Schützenplatz für Gespräche zur Verfügung. lm Rathausfoyer werden ein halbes Jahr später die Auswertungen der anonymen Fragebögen in einer Ausstellung zum Projekt gezeigt
90px Kunsthalle prekär
1996
Thomas Hirschhorn Der in Paris lebende Schweizer Künstler Thomas Hirschhorn (*1957 in Bern) baut eine transparente Kunsthalle aus Folie, Plexiglas und Dachlatten. 36 Leuchtstoffröhren machen aus der Halle einen Tag und Nacht weithin sichtbaren Leuchtkörper. Die Halle kann nicht betreten werden, aber im lnneren sind Hirschhorns Zeichnungen und Alu-Objekte installiert und können von außen allseitig eingesehen werden. Prekär ist der ausgewählte Aufstellungsort: dort, wo Langenhagen ebenso international wie austauschbar erscheint: nahe der Einflugschneise des Flughafens, fast in Hörweite der Autobahn, neben dem Automarkt, wo Lastwagen aus Litauen, Estland, Russland Gebrauchtwagen von Verkäufern aus dem Gebiet um Hannover abtransportieren und nach Maßgabe des Pohzeiberichts die kriminelle Energie hoch ist.
90px Kommt zur Kunst
1997
Christine und Irene Hohenbüchler Die Zwillinge Christine und Irene Hohenbüchler (*1964 in Wien) arbeiten unter dem Primat der engagierten Teilhabe Weise mit Patienten der Psychiatrie. In den Räumen der ehem. Klinik-Wäscherei entsteht eine Malwerkstatt und entwickelt sich zu einem offenen Freiraum, in dem sich jeder malen und zeichnend äußern konnte.
90px Außerparlamentarische Situation
1997
p.t.t.red Im kollektiven Gedächtnis der Stadt Langenhagen hängen geblieben ist die Verhaftung von Ulrike Meinhof am 15. Juni 1972 in der Walsroder Strasse 11. 25 Jahre später erinnert die Künstlergruppe p.t.t.red (paint the town red) eine einwöchige künstlerische Aktion (24.-28.02.1997) daran. Stefan Micheel (*1955) und HS. Winkler (*1955) weisen zuerst mit 59 im Stadtgebiet aufgehängten Plakate auf eine (fiktive) Veranstaltung hin und lösten damit eine heftige Diskussion aus: „Ulrike Meinhof spricht über ihre Verhaftung in Langenhagen.“ Der für den 28.02.97 angekündigte Vortrag auf dem Marktplatz mit einem Rednerpult und Stühlen für Zuschauer bot Raum zum Nachdenken, schließlich erschien niemand; das Publikum blieb unter sich und diskutierte die unklare Situation.

Literatur

Christoph Rust (Hg.) (1991): Skulpturenpark Langenhagen. Katalog mit Texten von Karin Barnsdorf, Klaus-Dieter Brunotte, Jürgen Holzkamp, Achim Könneke, Beatrix Nobis, Regine Nahrwold, Hans-Tewes Schadwinkel, Jürgen Schilling und Heinz Thiel. Langenhagen

Stadt Langenhagen (Hg.) (1993): Kunst in städtischen Situationen. Antoni Malinowski, Karin Sander, Christian Hasucha. Langenhagen

Stadt Langenhagen (Hg.) (1994): Kunst in städtischen Situationen. Liebscher-Lehanka, Michael Ross, Yoko Ono. Langenhagen

Stadt Langenhagen (Hg.) (1995): Kunst in städtischen Situationen. Dellbrügge/De Moll, Roman Signer, Les Levine. Langenhagen

Stadt Langenhagen (Hg.) (1996): Kunst in städtischen Situationen. Georg Winter, Thomas Hischhorn. Langenhagen

Stadt Langenhagen (Hg.) (1997): Kunst in städtischen Situationen. Christine und Irene Hohenbüchler / p.t.t.red. Kunst in städtischen Situationen. Langenhagen

Kulturstiftung Langenhagen e. V. (2000): 99 Standpunkte. Skulpturen in Langenhagen

Kai Bauer (2001): Kunst vor Ort – Projekte in Langenhagen 1992-1997; in: Heinz Schütz (Hg.): STADT.KUNST, S. 211-222. Regensburg

Weblinks


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