Rotbrauner Milchling

Rotbrauner Milchling
Rotbrauner Milchling
Lactarius rufus11.jpg

Rotbrauner Milchling (Lactarius rufus)

Systematik
Unterklasse: Hutpilze (Agaricomycetidae)
Ordnung: Sprödblättler (Russulales)
Familie: Täublingsartige (Russulaceae)
Gattung: Milchlinge (Lactarius)
Art: Rotbrauner Milchling
Wissenschaftlicher Name
Lactarius rufus
Scopoli

Der Rotbraune Milchling (Lactarius rufus, syn.: L. mollis)[1] ist ein verbreiteter, mittelgroßer Pilz aus der Familie der Täublingsartigen (Russulaceae). Der Rotbraune Milchling ist ziegelbraun oder rotbraun gefärbt, ungenießbar und wächst unter Kiefern oder Birken.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Makroskopische Merkmale

L. rufus im Alter

Der Hut misst bis zu 10 Zentimeter im Durchmesser und ist von dunklem ziegelbraun, kastanien- oder rotbraun. Er ist zunächst konvex und hat oft einen kleinen spitzen Buckel (umbo). Später wird er jedoch flacher und letztendlich nimmt er eine trichterförmige Gestalt an. Die Oberfläche ist trocken und matt. Der gleichfarbige, aber etwas hellere Stiel wird im Alter oft hohl. Die Lamellen sind leicht bogig, cremefarben und nehmen später die Farbe des Hutes an, nur blasser. Der Sporenabdruck ist cremig weiß mit einem leichten lachsrosa Ton. Das Fleisch ist weiß, ebenso wie die Milch, welche zunächst mild schmeckt, später jedoch sehr scharf wird.[2]

Mikroskopische Merkmale

Die breitelliptischen Sporen sind 6,8–9,5 µm lang und 5,3–7,4 µm breit. Der Q-Wert (Quotient aus Sporenlänge und -breite) ist 1,2–1,4. Das Sporenornament wird bis zu 0,7 µm hoch und besteht aus einzelnen Warzen sowie aus Rippen, die fast vollständig netzig miteinander verbunden sind. Die 35–42 µm langen und 8–9 µm breiten Basidien sind zylindrisch bis keulig und tragen meist vier Sterigmen.

Die zahlreichen, 28–42 µm langen und 7–9 µm breiten Cheilomakrozystiden sind spindelförmig bis keulig und am oberen Ende stumpf, oder teilweise zu einer Spitze ausgezogen. Die Pleuromakrozystiden sind ähnlich geformt. Sie sind mehr oder weniger zylindrisch bis keulig oder spindelförmig und haben teilweise eine ausgezogene Spitze. Sie messen 25–60 × 6–10 µm und sind nicht sehr zahlreich.

Die Huthaut besteht aus parallel und radial zur Hutoberfläche liegenden Hyphen, die 2–6 µm breit, zylindrisch geformt und stellenweise unregelmäßig verflochten sind. Viele Hyphenenden sind aufsteigend, das heißt am Ende nach oben gebogen und ragen aus dem Hyphenverband heraus. Darunter liegen längliche–rundliche Zellen und einige eingestreute Lactiferen (Milch- oder Saftröhren).[3]

Artabgrenzung

Der Rotbraune Milchling kann vom Laien mit vielen anderen braunhütigen Milchlingen verwechselt werden. Typisch ist die relativ dunkle, rotbraune Hutfarbe und die matte, glanzlose Huthaut. Sie wird auch bei feuchtem Wetter nicht schmierig. Weitere Kennzeichen sind der selten fehlende kleine Buckel (Papille) in der Hutmitte, sowie die weiße, unveränderliche Milch. Neben dem scharfen Geschmack, der sich meist erst langsam entwickelt, ist auch der Nadelwaldstandort über saurem Boden ein charakterisitisches Merkmal.

Die Fruchtkörper des Braunroten Milchlings und des Torfmoos-Milchlings können sehr ähnlich aussehen, haben aber nicht die typische Papille in der Hutmitte. Während der Torfmoos-Milchling ebenfalls auf nährstoffarmen, sauren Böden wächst, findet man den Braunroten Milchling auf basenreicheren Böden. Die Milch der beiden Pilze ist mild bis schärflich oder bitterlich.[4][3]

Vorkommen

Der Rotbraune Milchling tritt vom späten Frühling bis zum Spätherbst auf. Er ist in den gemäßigten Zonen Europas und Nordamerikas häufig. Der Pilz wird meist unter Kiefern gefunden, erscheint aber auch bei Birken oder Fichten.

Verbreitung

Der Rotbraune Milchling ist in Nordasien (Armenien, Sibirien, Kamtschatka, Japan, Korea), Nordamerika (Mexico, USA und Kanada, besonders im Gebiet um die Großen Seen) sowie auf Grönland und in Europa verbreitet. In Europa ist die Art submeridional bis boreal verbreitet, das heißt das Verbreitungsgebiet reicht vom nördlichen Mittelmeergebiet bis in die nördlichen Nadelwaldgebiete. In Südeuropa ist er von Spanien bis Bulgarien verbreitet, in Westeuropa reicht das Verbreitungsgebiet von Frankreich, über die Beneluxstaaten und England bis nordwärts zu den Shetland-Inseln und im Osten von der Ukraine über Weißrussland bis zu den baltischen Staaten. Im Norden ist er in ganz Fennoskandinavien verbreitet. Der Milchling kommt in Mitteleuropa sowohl im Flachland als auch im höheren Bergland vor. In den Schweizer Zentralalpen findet man ihn noch in einer Höhe von 2300 m NN unter Bergkiefern.

In der Tundrenzone soll an moorigen Standorten unter Moor- und Zwergbirken eine ungebuckelte Form vorkommen.[5]

Tabelle mit europäischen Ländern, in denen der Rotbraune Milchling nachgewiesen wurde.[6][7]
Süd-/Südosteuropa Westeuropa Mitteleuropa Osteuropa Nordeuropa
Spanien,
Italien,
Sizilien,
Slowenien,
Bulgarien
Frankreich,
Belgien,
Benelux,
Großbritannien,
Shetland-Inseln,
Irland
Schweiz,
Deutschland,
Österreich,
Tschechien,
Polen,
Ungarn
Slowakei,
Estland
Färöer-Inseln,
Dänemark,
Norwegen,
Schweden,
Finnland

Der Milchling ist in Deutschland[8], Österreich[9] und der Schweiz[10] häufig und weit verbreitet.

Speisewert

Der Rotbraune Milchling wird im Allgemeinen als ungenießbar angesehen.[2][11] Manchmal wird er jedoch nach einer speziellen Behandlung als Gewürz verwendet[12] und der Pilzkundler David Arora vermerkt, dass der Rotbraune Milchling in Skandinavien als Konserve gegessen wird. Arora führt auch an, dass es Unterschiede in der Essbarkeit zwischen den nordamerikanischen und den europäischen Unterarten dieses Pilzes geben könnte.[13]

Beim Kosten des Pilzes zu Bestimmungszwecken ist Vorsicht geboten. Der verzögerte Effekt der Milch maskiert einen extrem scharfen (vielleicht den schärfsten) Milchling.

Weblinks

 Commons: Lactarius rufus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Synonyme von Russula rufus. In: speciesfungorum.org. Index Fungorum, abgerufen am 16. November 2011.
  2. a b Marcel Bon: Pareys Buch der Pilze. Paul Parey, Hamburg, Berlin 1988, ISBN 3-490-19818-2, S. 88.
  3. a b Fred Kränzlin: Pilze der Schweiz Band 6. Russulaceae. Verlag Mykologia, Luzern, ISBN 3-85604-060-9, S. 98.
  4. Ewald Gerhart (Hrsg.): Pilze Band 1: Lamellenpilze, Täublinge, Milchlinge und andere Gruppen mit Lamellen. München/Wien/Zürich 1984, ISBN 3-405-12927-3, S. 297.
  5. G. J. Krieglsteiner, A. Gminder, W. Winterhoff: Die Großpilze Baden-Württembergs. 2, Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3531-0, S. 421.
  6. Lactarius rufus in der PILZOEK-Datenbank. pilzoek.de. Abgerufen am 15. September 2011.
  7. Weltweite Verbreitung von Lactarius rufus. GBIF Portal / data.gbif.org. Abgerufen am 14. September 2011.
  8. Pilz-Verbreitungsatlas - Deutschland. In: Pilzkartierung 2000 Online / brd.pilzkartierung.de. Abgerufen am 20. September 2011.
  9. Datenbank der Pilze Österreichs. In: austria.mykodata.net. Österreichischen Mykologischen Gesellschaft, abgerufen am 16. November 2011.
  10. Verbreitungsatlas der Pilze der Schweiz. In: wsl.ch. Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, abgerufen am 16. November 2011.
  11. David N. Pegler: Pilze. Hallwag, Bern, Stuttgart 1983, ISBN 3-444-70136-5, S. 24.
  12. Roger Phillips: Mushrooms. Pan MacMillan, 2006, ISBN 0-330-44237-6.
  13. David Arora: Mushrooms Demystified: a Comprehensive Guide to the Fleshy Fungi. Ten Speed Press, Berkeley/Kalifornien 1986, ISBN 0-89815-169-4. Google Books

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