Olivbrauner Milchling

Olivbrauner Milchling
Olivbrauner Milchling
2011-09-17 Lactarius turpis (Weinm.) Fr 169821 cropped.jpg

Olivbrauner Milchling (Lactarius turpis)

Systematik
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Unterklasse: Hutpilze (Agaricomycetidae)
Ordnung: Sprödblättler (Russulales)
Familie: Täublingsartige (Russulaceae)
Gattung: Milchlinge (Lactarius)
Art: Olivbrauner Milchling
Wissenschaftlicher Name
Lactarius turpis
Fries, 1838

Der Olivbraune Milchling (Lactarius turpis oder auch L. plumbeus (Bull.) und L. necator), auch Tannenreizker genannt, ist ein Pilz der Gattung Lactarius. Er ist in Europa und Sibirien heimisch und wurde in Australien und Neuseeland eingeführt. Während er üblicherweise mit Birken in Verbindung gebracht wird, findet man ihn auch unter Fichten, Kiefern und anderen Baumarten im Mischwald.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Makroskopische Merkmale

Der Hut ist 6–20 cm breit. Er hat zunächst einen eingerollten Rand und eine etwas niedergedrückte Mitte. Seine Oberfläche ist olivbraun oder gelblich grau und ist oft schleimig und klebrig. Junge Exemplare haben samtige Zonen am Rand. Mit zunehmendem Alter wird der Hut trichterförmig und die Farbe wird dunkler bis fast schwarz.

Die Lamellen sind schmutzig weiß mit dunklen Flecken von eingetrockneter Milch, welche zunächst weiß ist. Die Lamellen sind etwas bogig.

Der Stiel ist etwa 7 cm lang, 3 cm dick und ähnlich wie der Hut gefärbt. Er kann leichte Grübchen aufweisen und wird schnell hohl.

Das Fleisch ist freckig weiß und wird an der Luft schnell braun. Es zeigt eine purpurviolette Verfärbung bei Reaktion mit Kaliumhydroxid oder Ammoniak. Der Geschmack, insbesondere der der Milch, ist bitter, der Pilz selbst hat einen kaum ausgeprägten Geruch. Die Sporen messen rund 7 mal 6 μm, sie sind amyloid und weisen ein Netz von feinen Graten auf.

Mikroskopische Merkmale

Sporen des Olivbraunen Milchlings (Lactarius turpis) unter dem Lichtmikroskop

Die 5,9–8,3 µm langen und 5,1–6,5 µm breiten Sporen sind rundlich bis breitelliptisch. Der Q-Wert (Sporenlänge / Sporenbreite) beträgt 1,1 bis 1,4. Das Sporenornament ist bis zu 0,8 µm hoch und besteht aus wenigen einzelnen Warzen sowie aus Rippen, die mehrheitlich netzartig verbunden sind. Die Basidien messen 40–47 x 8–10 µm. Sie sind zylindrisch bis bauchig oder keulig und tragen je 4 Sterigmen. Die zahlreichen 30–60 µm langen und 6–10 µm breiten Cheilomakrozystiden sind spindelförmig bis pfriemförmig und oben meist zu einer Spitze ausgezogen. Die Pleuromakrozystiden haben eine ähnliche Form, sind aber an der Spitze weniger häufig ausgezogen. Sie sind 45–70 µm lang und 6–11 µm breit und nicht so zahlreich. Die Huthaut besteht mehrheitlich aus parallel liegenden Hyphen, die 2,5–6 µm breit sind. Im oberen Teil finden sich jedoch viele aufsteigende Hyphen und dazwischen einzelne Lactiferen. Die Hyphen sind stark gelatinisiert. In KOH verfärben sich die Hyphen und die gelatinöse Masse weinrot

Taxonomie

Dieser sehr variable Pilz demonstriert ein in der Mykologie verbreitetes Phänomen, nämlich eine große Uneinigkeit in der Namensgebung. Die drei hauptsächlichen wissenschaftlichen Namen

werden für gewöhnlich,[1] aber nicht immer,[2][3] als Synonym für die gleiche Art angesehen. Die spezifischen Namen necator und plumbeus wurden beide von Pierre Bulliard als Agaricus necator (1791) und Agaricus plumbeus (1793) geprägt, aber es gab und gibt Unstimmigkeiten darüber, welcher Pilz damit gemeint ist. Der Name turpis ist das lateinische Wort für „hässlich“, er wurde von Johann Anton Weinmann verliehen und von Fries 1838 übernommen. Plumbeus bezieht sich ebenfalls auf das Aussehen dieses Milchlings, es ist lateinisch für „bleifarben“.

Bedeutung

Es wurde berichtet, dass dieser Pilz das Mutagen Necatorin (7-Hydroxycoumaro(5,6-c)cinnolin) enthält, er kann daher nicht zum Verzehr empfohlen werden. Kochen verringert die Konzentration des Wirkstoffes, zerstört ihn aber nicht vollständig.[4]

Aufgrund des scharfen Geschmacks klassifizieren die meisten westlichen Autoren den Olivbraunen Milchling wohl als ungenießbar oder wenig begehrenswert. Er wurde jedoch nach gründlichem Abkochen in Nord- und Osteuropa und in Sibirien häufig als Gewürz verwendet und wird auch heute noch als gesalzene Konserve angeboten. In Russland wird er als guter Speisepilz und als einer der besten Pilze zum Einlegen in Salz angesehen.

Quellen

Literatur

  • Marcel Bon: Pareys Buch der Pilze. Paul Parey, Hamburg, Berlin 1988, ISBN 3-490-19818-2, S. 86.
  • David N. Pegler: Pilze. Hallwag, Bern, Stuttgart 1983, ISBN 3-444-70136-5, S. 97.
  • Edmund Garnweidner: GU Naturführer Pilze. 2. Auflage. Gräfe und Unzer, München 1987, ISBN 3-7742-2216-9, S. 164.

Einzelnachweise

  1. Bon, Pegler
  2. Machiel E. Noordeloos, Thomas W. Kuyper: Notulae ad Floram agaricinam neerlandicam XXXV – On the typification of Lactarius necator. In: Persoonia. 17, Nr. 2, 1999 (Nationaal Herbarium).
  3. Garnweidner
  4. T. Suortti: Stability of necatorin, a highly mutagenic compound from Lactarius necator mushroom. In: Food and Chemical Toxicology. 22, Nr. 7, Juli 1984 S. 579–581, doi:10.1016/0278-6915(84)90229-1, PMID 6547686.
    A. von Wright, T. Suortti: Preliminary characterization of the mutagenic properties of 'necatorin', a strongly mutagenic compound of the mushroom Lactarius necator". In: Mutation Research. 121, Nr. 2, August 1983 S. 103–106, doi:10.1016/0165-7992(83)90107-0, PMID 6348529.

Weblinks

 Commons: Lactarius turpis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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