Liste der Stadtoberhäupter von Eisenach

Liste der Stadtoberhäupter von Eisenach

Dies ist die Liste der Eisenacher Bürgermeister und Oberbürgermeister ab dem Jahr 1286.

Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkung

Landgraf Albrecht der Entartete verlieh der Stadt Eisenach 1286 das Recht, insgesamt zwei Bürgermeister zu haben. In der Folge wurden diese fast ausschließlich von einheimischen Adels- oder Patrizierfamilien gestellt. Erst 1813 beschloss der Eisenacher Stadtrat eine neue Stadtordnung, in der das Amt und die Kompetenzen des Bürgermeisters der Stadt neu geregelt wurden. Im Jahr 1847 wurde das Amt des Oberbürgermeisters geschaffen und bis 1953 besetzt. Zwischen 1954 und 1994 gab es nur noch das Amt des Bürgermeisters, seit 1994 wird die Stadt wieder von einem Oberbürgermeister regiert.

Die Liste der Eisenacher Bürgermeister und Oberbürgermeister ist ab 1799 vollständig. Für die Zeit zwischen 1286 und 1798 werden nur die Bürgermeister genannt, deren Amtsdaten aus den genannten Quellen recherchiert werden konnten und denen eine historische Bedeutung für die Stadtgeschichte zukommt.

Bürgermeister von 1286 bis 1798

Name Amtsjahre Bemerkungen
Heinrich Hellgreve
(† 1313)
1286 bis 1309 (mit Unterbrechungen) Angehöriger eines reichen Eisenacher Dienstadelsgeschlechts. Besitzer des Dorfes Oberstedtfeld mit eigenem Gericht und Kirchenlehen.
Christoph Hellgreve 1345 Sohn von Heinrich Hellgreve, war zugleich zwischen 1331 und 1347 mehrfach Eisenacher Ratsherr
Heinrich Schalbe
(auch: Hans Schalbe)
1495 bis 1499 (mit Unterbrechungen) Beherbergte Martin Luther während dessen Eisenacher Zeit.[1]
Johann Cotta sen. von 1512 bis 1529 Angehöriger einer reichen Eisenacher Patrizierfamilie, Sohn Ursula Cottas. Wurde 1524 auch als Weinmeister erwähnt.
Johann Cotta jun.
(* um 1500, † 1561)
1524 bis 1560 (mit Unterbrechungen) Sohn von Johann Cotta sen. und während der Amtszeit auch Stadtkämmerer, Mitinitiator der Visitationen des Reformators Justus Menius in Eisenach.[2]
Bonaventura Cotta
(* 1514, † 1594)
von 1567 bis 1591 Neffe von Johann Cotta sen., Brauereibesitzer
Conrad Grumbein
(* 1568, † 1665)
von 1628 bis 1649 Jurist und Notar, erster Bürgermeister, der nicht aus Eisenach stammte (geboren in Behringen). Er bewahrte die Stadt im Dreißigjährigen Krieg vor dem Untergang, in seine Amtszeit fielen die Pestepidemie von 1635 und der große Stadtbrand von 1636.
Justin Schmidt
(* 1651 † 1724)
um 1700 Eisenacher Kauf- und Handelsherr, Rentmeister und Obersteuerdirektor, Fürstlich Sächsischer Landschafts-Deputierter.[3] Er führte die Raschweberei in Eisenach ein, was zu einer Steigerung des Wohlstandes der Stadt führte.[4]
Johann Lorenz Streiber
(* 1723, † 1796)
bis 1796 Eisenacher Fabrikant und Bankier. Verheiratet mit Maria-Sophie Schmidt, die von Klopstock in seiner Jugend glühend verehrt wurde. Seine Familie war mit Goethe befreundet.

(Ober-)Bürgermeister ab 1799

Name Partei Datum Amtseinführung Datum Amtsende Bemerkungen
Friedrich Günther Beyer
(* 1768, † 1832)
1799 14. Februar 1832 Erster Bürgermeister, der nach der Stadtordnung von 1813 regierte. Besondere Verdienste um die Sicherheit der Stadt während der Kriegsjahre 1806 bis 1813
Carl Christian Wilhelm May
(* 1777, † 1847)
30. Juni 1832 6. September 1846 Regierte bis zu seinem Tod in wirtschaftlich und sozial ruhigen Zeiten
August Roese
(* 1807, † 1891)
26. Januar 1847 30. September 1884 „Oberbürgermeister auf Lebenszeit“, Anlage Wasserversorgung und Kanalisation, Gasbeleuchtung, Bau des Städtischen Theaters
Georg von Eucken-Addenhausen
(* 1855, † 1942)
1. April 1885 15. Mai 1893 Förderte den Schul- und Kirchenbau, Errichtung eines Elektrizitätswerks und eines Fernsprechamts, Gründung der Carl-Alexander-Bibliothek
August Nikolaus Müller
(* 1856, † 1926)
1. Juni 1893 15. November 1900 Industrialisierung der Stadt, Ausbau des Kurbades und Errichtung weiterer Kureinrichtungen, belebte 1897 den Sommergewinn wieder
Georg von Fewson
(* 1863, † unbekannt)
15. November 1900 25. September 1903 Wurde auf Grund von Unregelmäßigkeiten bei der Amtsführung (wahrscheinlich Veruntreuung städtischer Mittel) seines Amtes enthoben, floh aus Eisenach, später in Berlin-Schmargendorf als Bürgermeister a.D. nachgewiesen, Sterbedaten unbekannt
Hans Schmieder
(* 1866, † 1932)
9. April 1904 30. Juni 1919 Sorgte für wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung, Bau der Wandelhalle
Fritz Janson
(* 1885, † 1946)
DVP 12. Oktober 1919 31. März 1937 Gründung der Wartburg-Stiftung, Bau des Städtischen Krankenhauses, behauptete sich trotz Ablösungsversuchen der Nationalsozialisten bis 1937 im Amt
Herbert Müller-Bowe
(* 1896, † 1979)
NSDAP 3. April 1937 31. März 1945 Amtsniederlegung gegen seinen Willen auf Anordnung des Thüringer Innenministeriums
Rudolf Lotz
(* 1901, † 1973)
4. April 1945 7. Mai 1945 Führte die Verhandlungen über die kampflose Übergabe Eisenachs an die US-amerikanischen Truppen Ende des Zweiten Weltkriegs im Hotel „Kaiserhof“
Ernst Fresdorf
(* 1889, † 1967)
SPD 7. Mai 1945 25. Juli 1945 Wurde von den amerikanischen Truppen als Oberbürgermeister eingesetzt und von den sowjetischen Besatzungstruppen unter dem Vorwand eines Devisenvergehens seines Amtes enthoben und in Buchenwald interniert
Karl Hermann
(* 1885, † 1973)
KPD 25. Juli 1945 15. September 1946 Wechselte nach nur kurzer Amtszeit ins Thüringer Innenministerium
Werner Fischer
(* 1902, † 1976)
LDPD 4. Oktober 1946 30. Oktober 1953 Sorgte für Stabilisierung der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg, trat 1953 aus gesundheitlichen Gründen zurück
Hermann Harden
(* 1912, † 1964)
LDPD 1. Dezember 1953 13. Dezember 1961 Geriet mit der Staatsmacht in Konflikt und wurde 1961 zur „HO Fahrzeug und Technik“ in Erfurt strafversetzt
Siegfried Möckel
(* 1923, † 1987)
LDPD 11. Oktober 1961 12. Juni 1974 Träger des Vaterländischer Verdienstorden in Bronze, legte 1974 sein Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder
Joachim Klapczynski
(* 1929, † 2006)
LDPD 19. Juni 1974 20. April 1990 Fühlte sich der Sommergewinnstradition verpflichtet, maßgeblich an der Städtepartnerschaft Eisenachs mit Marburg beteiligt
Hans-Peter Brodhun
(* 1955)
CDU 31. Mai 1990 30. Juni 2000 Aufbau einer neuen Stadtverwaltung nach der Wende, Ansiedlung von Industriebetrieben, umfassende Stadtsanierung
Gerhard Schneider
(* 1950)
CDU 1. Juli 2000 30. Juni 2006 Fortführung der Stadtsanierung (u.a. Stadtbibliothek Hellgrevenhof, Schwimmbad); Gründung der Stiftung Wandelhalle
Matthias Doht
(* 1958)
SPD 1. Juli 2006

Einzelnachweise

  1. Thomas Kaufmann: Martin Luther. C.H.Beck, 2006, ISBN 978-3-406508-88-2, S. 29.
  2. Gustav Lebrecht Schmidt: Justus Menius, der Reformator Thüringens. Perthes, 1867, S. 90 (http://books.google.com/books?id=NEMBAAAAQAAJ&hl=de).
  3. S. Peters: Zeitgenössischer Kupferstich (um 1730) mit Lebensdaten des Justin Schmidt, Erbslöh-Archiv, Familienverband Julius Erbslöh, Wuppertal, Springe 2011
  4. K.E.A. v. Holt und C.W. Jakob: Der Thüringer Wald, besonders für Reisende geschildert, Ettingersche Buchhandlung, Gotha, 1807, S. 302 f.

Literatur

  • Urania Kultur- und Bildungsverein Gotha e.V. (Hrsg.): Eisenacher Persönlichkeiten. Ein biografisches Lexikon. RhinoVerlag, Weimar 2004, ISBN 3-932081-45-5.

Weblinks


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