London (1864)

London (1864)

LONDON

Schiffsdaten
Flagge: Civil Ensign of the United Kingdom.svg Großbritannien
Schiffstyp: Dampfschiff
Verwendung: Passagierschiff
Heimathafen: London
Bauwerft: Blackwall Shipyard (London)
Reederei:  ?
Technische Daten
Schiffsvermessung: 1732 BRT
Länge über alles:
Breite über alles:
Max. Tiefgang:
Maschine
Antrieb: Dampfmaschinen
Geschwindigkeit:  ? Knoten
Leistung:
Schrauben:
Schornsteine:
Masten:

Die London war ein 1864 in Dienst gestelltes britisches Passagierschiff, das am 11. Januar 1866 in einem Sturm im Golf von Biskaya unterging, wobei 220 der 239 an Bord befindlichen Passagiere und Besatzungsmitglieder ums Leben kamen.

Inhaltsverzeichnis

Das Schiff

Das Dampfschiff London war ein 1864 in Dienst gestelltes britisches Passagierschiff, das als Australian Packet Ship („australisches Postschiff“) Passagiere, Post und Fracht von Großbritannien nach Australien brachte. Sie lief im Londoner Stadtteil Blackwall vom Stapel und verdrängte 1732 Tonnen.

Der Untergang

Am Mittwoch, dem 13. Dezember 1865 legte die London in Gravesend (England) unter dem Kommando von Kapitän John Bohum Martin zu einer weiteren Überfahrt nach Melbourne (Australien) ab. Der Zwischenstopp in Plymouth wurde verzögert, da sie wegen schlechten Wetters zunächst vor Spithead in der Nähe von Portsmouth vor Anker gehen musste. Nachdem sie dann doch noch in Plymouth anlegen konnte, legte sie am 6. Januar 1866 zur Weiterfahrt ab.

Am 10. Januar hatte die London den Golf von Biskaya erreicht, wo sie in einen schweren Sturm geriet. Die Situation war so heikel, dass sich Kapitän Martin dazu entschied, die Reise abzubrechen und nach Plymouth zurückzukehren. Nach der Kursänderung rollte der Dampfer schwer in der aufgewühlten See und Seewasser begann, in den Rumpf einzudringen. Die Wassermassen drangen in die unteren Decks, fluteten schließlich den Maschinenraum und löschten die Feuer in den Kesseln.

Der Chefingenieur und seine Maschinisten blieben so lange im Maschinenraum, bis es klar wurde, dass die Maschinen keine Leistung mehr bringen würden. Kapitän Martin erklärte das Schiff für verloren und befahl Passagiere und Mannschaft in die Rettungsboote. Von den an Bord befindlichen Booten konnte nur eines zu Wasser gelassen werden. Obwohl es nur für zwölf Personen bestimmt war, nahmen 16 Besatzungsmitglieder und drei Passagiere, allesamt Männer, darin Platz.

Stürmische Wellen schlugen über dem Schiff zusammen und ließen es voll laufen. Kurz nach dem Ablegen des Boots ging die London unter. Die 19 Menschen in dem Boot waren die einzigen Überlebenden des Untergangs. Alle anderen an Bord befindlichen Personen, darunter alle Frauen und Kinder, kamen ums Leben. Die Überlebenden wurden am 12. Januar von einer italienischen Bark gerettet und nach Falmouth gebracht.

Unter den Todesopfern befanden sich Gustavus Vaughan Brooke (1818–1866), ein prominenter irischer Bühnenschauspieler, der vor allem in Stücken von William Shakespeare brillierte; John Debenham, Sohn von William Debenham, dem Gründer von Debenhams, einem der größten Kaufhäuser Großbritanniens; James und Elizabeth Bevan, Eltern von James Bevan, dem ersten internationalen walisischen Kapitän der Rugby Union und Rev. Daniel James Draper (1810–1866), hochrangiger Angehöriger der methodistischen Kirche und Delegierter der Australasian Conference.

Nachspiel

Gustavus Brookes letzte Worte sollen ein Gruß an die Einwohner von Melbourne gewesen sein. Er war auf Einladung von George Coppin auf dem Weg zu einem zweijährigen Engagement in Australien gewesen. Draper und zwei andere Geistliche beteten umrundet von Passagieren, während sie an den Pumpen arbeiteten.

Der schottische Dichter William Topaz McGonagall, der viele Schiffsunglücke seiner Zeit wie den Untergang der Mohegan 1898 oder den der Stella 1899 in Gedichten festhielt, verarbeitete auch den Untergang der London in einem Gedicht mit dem Titel The Wreck of the Steamer 'London' While on her Way to Australia.

Der Board of Trade untersuchte den Untergang. Es gab mehrere Faktoren, die laut der Untersuchungskommission zu dem Unglück beigetragen hatten. Zum einen der Umstand, dass sich Kapitän Martin zu einer Rückkehr nach Plymouth entschlossen hatte und somit den Sturm nicht hinter sich ließ, sondern in dessen Zentrum zurückkehrte. Weiterhin soll die Überladung des Schiffs mit 345 Tonnen Eisenbahnbaumaterial eine Rolle gespielt haben. Außerdem haben sich 50 Tonnen Kohle, die an Deck gelagert wurden, durch den Sturm losgerissen und die Speigatten blockiert, wodurch verhindert wurde, dass Wasser abgepumpt werden konnte.

Literatur

 Wikisource: Der rechte Capitän – (zum Gedächtniß der durch Schiffbruch des Dampfers „London“ Verunglückten) von Ludwig Würkert, in Die Gartenlaube (1866), Heft 7

Weblinks


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