Longas mac nUislenn

Longas mac nUislenn

Longas mac nUislenn ['Loŋgas vak 'nuʃlʴeN] („Das Exil der Söhne Uislius“) ist der Titel einer Remscéla (Vorerzählung) der Táin Bó Cuailnge („Der Rinderraub von Cooley“) aus dem 9. Jahrhundert. Sie ist im Lebor Laignech („Das Buch von Leinster“), im Leabhar Buidhe Lecain („Das Gelbe Buch von Lecan“), sowie in einem Manuskript aus dem frühen 16. Jahrhundert erhalten.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Der Dichter (fili) Fedlimid mac Daill des alternden Königs Conchobar mac Nessa von Ulster lädt diesen und seine Begleiter zu einem Gelage in sein Haus ein. Plötzlich schreit das ungeborene Kind im Leib seiner schwangeren Frau so laut auf, dass es alle hören. Die Frau befragt verstört den Druiden Cathbad nach der Ursache des Schreis und erhält zur Antwort:

Deirdres Flucht mit den Söhnen Uislius
„In deines Leibes Höhle schrie auf
eine Frau mit goldgelocktem Haar,
mit sternengleichen blauen Augen,
die Wangen bläulich-purpurn wie der Fingerhut,
wie Ebereschen-Beeren rot die Lippen,
eine Frau, die Streit und Mord erregt
bei Ulsters Wagenkämpfern...“ [1]

Cathbad spürt das Ungeborene im Mutterleib toben und nennt sie deshalb Deirdre („die Tobende“). Trotz der Bitten der Ulter, das gefährliche Kind sofort zu töten, lässt Conchobar Fedlimids Frau zur Geburt in ein abgelegenes Gehöft bringen, zu einer alten Frau namens Leborcham, da er das Mädchen nach seinen Wünschen erziehen lassen will. Er beabsichtigt, Deirdre zu heiraten, wenn sie erwachsen ist.

Aber Deirdre trifft mit Leborchams Hilfe Naoise (auch Noísiu), den Sohn Uislius und Elbhas und Enkel Cathbads, einen jungen Krieger und Sänger, und verliebt sich in ihn. Durch Androhung von Glám dícenn (Spottversen) bringt sie ihn dazu, mit ihr zu flüchten. Die beiden fliehen gemeinsam mit Naoises zwei Brüdern Ardán und Ainnle nach Alba (Schottland), doch auch dort werden sie wegen Deirdres Schönheit vom Pikten-König verfolgt.

Schließlich landen sie auf einer entlegenen Insel. Conchobar schickt Deirdres Ziehmutter Leborcham zu Deirdre, um zu erfahren, ob Deirdres Schönheit durch die Strapazen gelitten hat. Diese will Deirdre vor der unerwünschten Heirat mit Conchobar schützen und behauptet, Deirdre habe all ihre Schönheit verloren. Conchobar hat jedoch einen weiteren Kundschafter geschickt, der ihm wahrheitsgemäß berichtet, Deirdre sei so schön wie immer.

Daraufhin bietet der König ihnen freies Geleit nach Hause an und sendet seinen Sohn Cormac Conn Longas mit Fergus mac Róich und Dubthach als Bürgen. Doch bei der Heimreise wird Naoise, noch bevor er die Königsburg Emain Macha erreichen kann, von Eogan mac Durthacht, Conchobors Gefolgsmann, hinterrücks getötet. Die drei Bürgen verlassen deshalb empört über den Verrat Ulster und schließen sich den feindlichen Connachtern unter König Ailill mac Máta und Königin Medb an. In seinem Zorn über Deirdres Weigerung, ihn zu heiraten, bietet Conchobar sie dem Mann an, der Naoise getötet hat. Sie begeht daraufhin Selbstmord, indem sie ihren Kopf aus dem fahrenden Kriegswagen gegen einen Felsen schlägt.[2][3]

Diese Sage ist eine der keltischen Quellen von Tristan und Isolde. Das gleiche Thema behandelt die Sage Diarmuid und Gráinne, die das Schicksal von Fionn mac Cumhaill, Diarmuid und Gráinne schildert.[4]

William Butler Yeats (1865–1939) hat die Erzählung Longas mac nUislenn in seinem Drama „Deirdre“ neu gestaltet.

Siehe auch

Literatur

  • Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2609-3.
  • Ingeborg Clarus: Keltische Mythen. Der Mensch und seine Anderswelt. Walter Verlag 1991, ppb-Ausgabe Patmos Verlag, Düsseldorf, 2000, 2. Auflage, ISBN 3-491-69109-5.
  • Bernhard Maier: Lexikon der keltischen Religion und Kultur. Kröner, Stuttgart 1994, (Kröners Taschenausgabe. Band 466), ISBN 3-520-46601-5.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rudolf Thurneysen: Die irische Helden- und Königssage. Verlag Georg Olms, Hildesheim 1980, S. 16-27.
  2. Ingeborg Clarus: Keltische Mythen. Der Mensch und seine Anderswelt. S. 110 ff.
  3. Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. S. 983.
  4. Myles Dillon, Nora Kershaw Chadwick: Die Kelten. Von der Vorgeschichte bis zum Normanneneinfall. Kindlers Kulturgeschichte, ISBN 3-89340-058-3, S. 447.

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