Tristan und Isolde

Tristan und Isolde
Moderne künstlerische Darstellung: Anna Costenoble, Tristan und Isolde, 1900.

Die Erzählung von Tristan und Isolde ist neben der vom Gral oder der von König Artus und seiner Tafelrunde einer der Stoffe, die von der erzählenden Literatur des europäischen Mittelalters häufig bearbeitet wurden. Zahlreiche Dichter unterschiedlicher Volksliteraturen – besonders in Frankreich und Deutschland – haben ihr dichterisches Können an der Gestaltung dieses spannungsreichen Stoffes erprobt.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Tristan, ein vermeintlich besonders tugendhafter Ritter, hat den Auftrag, die schöne Königstochter Isolde von Irland ihrem zukünftigen Ehemann zuzuführen, König Marke von Kurnewale (im französischen Tristan-Stoff Cornouaille von lat. 'Cornu Galliae'; damit gemeint sein könnte Cornwall oder die ebenfalls im Mittelalter mit diesem Begriff bezeichnete Bretagne[1]). Während der Überfahrt trinken die beiden versehentlich von einem eigentlich für Isolde und Marke bestimmten Liebestrank und verlieben sich sofort unsterblich ineinander. In der Folgezeit brechen die Liebenden alle gesellschaftlichen und religiösen Gesetze, ziehen Verderben auf sich selbst und die Menschen in ihrem Umfeld. Nach vielen abenteuerlichen Verstrickungen erliegt das Liebespaar schließlich einer Täuschung, wegen der zunächst Tristan und gleich darauf vor Kummer auch Isolde stirbt.

Ursprung

Der Ursprung der Tristan-Legende lässt sich nicht zuverlässig rekonstruieren; neben zahlreichen anderen Entstehungsideen erscheinen vor allem ein orientalischer Ursprung, ein germanischer Ursprung und ein keltischer Ursprung als möglich.

Dabei gilt insbesondere die keltische Ursprungstheorie als wahrscheinlich, da es hier lokale und historische Bezüge gibt (siehe Drystan fab Tallwch, Diarmuid und Gráinne sowie Scéla Cano meic Gartnáin, „Die Geschichte von Cano, dem Sohn Gartnáns“). So hat man etwa in Cornwall eine Stele aus dem 6. Jahrhundert mit der Inschrift „DRVSTANVS“ gefunden. Aus keltischen Lais ging der Stoff vermutlich zunächst über in nordfranzösische und anglonormannische Spielmannsdichtungen. Sie sind allesamt nur fragmentarisch überliefert, so auch die im 12. Jh. entstandenen Romane von Béroul und die kunstvollere Bearbeitung des Thomas von England (eines Anglonormannen) sowie eine in ihrer Existenz umstrittene Tristan-Fassung Chrétiens de Troyes (ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert). Von hier aus fand die Sage den Weg in die spanische, italienische, deutsche, skandinavische, slawische und sogar in die griechische Literatur.[2]

Insgesamt kann man davon ausgehen, dass sich der Stoff im Laufe der Jahrhunderte aus den verschiedensten Quellen entwickelt hat, so dass es keinen exakten Ursprungstext gibt.

Bearbeitungen

Von Eilhart von Oberg stammt die erste deutsche Bearbeitung des Tristan-Stoffes. Sein Tristrant dürfte wohl Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts entstanden sein. Aus dem 12. Jahrhundert sind nur drei Pergament-Bruchstücke seines Textes erhalten. Drei aus dem 15. Jahrhundert stammende Papier-Handschriften, die vermutlich auf eine Bearbeitung des Textes aus dem 13. Jahrhundert zurückgehen, überliefern den vollständigen Text.

Auf der Version des Thomas von England schließlich fußt der ebenfalls fragmentarische Versroman Tristan des mittelhochdeutschen Dichters Gottfried von Straßburg aus dem 13. Jahrhundert, der als „klassische“ Stoffrepräsentation des Mittelalters gilt. Sowohl Ulrich von Türheim als auch Heinrich von Freiberg schrieben eine Fortsetzung, um Gottfrieds Fragment abzuschließen. Eine Übersetzung des französischen Prosa-Tristan sind die im 15. Jahrhundert entstandenen Bruchstücke eines prosaischen Tristanromans. Um 1400 ließen Franz und Nikolaus Vintler aus Bozen auf ihrem Schloss Runkelstein einen Teil des Sommerhauses mit Terraverde-Fresken zum Motiv von Tristan und Isolde ausmalen.

Über das Mittelalter hinaus schufen zahlreiche weitere Schriftsteller, bildende Künstler und Komponisten Tristan-und-Isolde-Bearbeitungen, etwa Hans Sachs (Tragödie, 1553), Richard Wagner (Tristan und Isolde, Oper, 1859) und Thomas Mann, dessen Novelle (Tristan, 1901) auf Wagners Oper anspielt, aber keine Tristan-Erzählung ist. Bernard Cornwell integrierte das Thema in seine Arthus-Chroniken.

Sowohl in der Metal-Musik, als auch in der Musik der Mittelalterszene wurde das Thema aufgegriffen, so etwa durch Blind Guardian (The Maiden and the Minstrel Knight auf dem Album A Night at the Opera, 2002), Grave Digger (Tristan’s Fate auf dem Album Excalibur, 1999) oder Qntal, die der Thematik 2003 das ganze Album Qntal III – Tristan und Isolde widmeten.

Verfilmungen

  • 1943: L'Éternel Retour, Frankreich - Regie: Jean Delannoy, Drehbuch: Jean Cocteau
  • 1998: Tristan und Isolde – Eine Liebe für die Ewigkeit, Deutschland, Italien – Regie: Fabrizio Costa
  • 2006: Tristan & Isolde, Tschechien, Großbritannien, Deutschland – Regie: Kevin Reynolds

Einzelnachweise

  1. Arthur Schurig: Der Roman von Tristan und Isolde in der bretonischen Urgestalt. Paul Aretz Verlag, Dresden 1923
  2. Brockhaus 14. A., Bd. 15, Stichwort Tristan

Literatur

  • Michael Zink (Hrsg.): Tristan et Iseut. Les poèmes francais. La saga norroise. Textes originaux et intégraux présentés, traduits et commentés par Daniel Lacroix et Philippe Walter. Paris 1989 : Le livre de Poche [Lettres Gothiques] 4521. (mit einer sehr guten Einführung und der skandinavischen Adaption des Tristan-Romans von Thomas von England aus dem 13. Jh., die die Legende komplett wiedergibt)
  • Günter de Bruyn: Tristan und Isolde [neu erzählt], Fischer Taschenbuch 8275, Frankfurt am Main 1988ff, ISBN 978-3-596-28275-3 (Lizenzausgabe des Verlags Neues Leben, Berlin).
  • Gottfried von Straßburg; Dieter Kühn (Hrsg.): Die Geschichte der Liebe von Tristan und Isolde. Reclam, Ditzingen 1998, ISBN 978-3-15-004474-2.
  • Gottfried von Straßburg; Rüdiger Krohn (Hrsg.): Tristan: Verse 1 - 9982. Band 1, Reclam, Ditzingen 1986, ISBN 978-3-15-004471-1 / Verse 9983 - 19548 Band 2 ISBN 978-3-15-004472-8 (Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch).

Weblinks

 Commons: Tristan and Iseult – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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