Lorenz Schütter

Lorenz Schütter
Herrschaft Schloss Klingenberg, Stich von Georg Matthäus Vischer
Epitaph des Lorenz Schütter im Sakristeigang der Pfarrkirche Münzbach (Künstler: Friedrich Thön und seine Werkstätte)
Detail: Familie des Lorenz Schütter abgebildet auf dem Epitaph in der Pfarrkirche Münzbach

Lorenz Schütter von Klingenberg († 2. September 1599 in Wien) war Pfennigmeister und Oberdreißiger (Steuereinnehmer) in Ungarisch-Altenburg, Kaiserlicher Rat sowie später ab den 1590er-Jahren als Ritter Mitglied der oberösterreichischen Landstände. Er war Protestant und wurde nach seinem Tod in der von Friedrich Thön und seiner Werkstätte neu errichteten Familiengruft in der Pfarrkirche Münzbach beigesetzt.[1]

Sein Schwiegervater, Georg Kirchhamer[2], Handelsmann in Wien, Äußerer Rat von Wien, richtete die Kirchhamer´sche Stiftung (auch Münzbacher´sche Stiftung genannt) ein und Lorenz Schütter war nach dessen Tod ab 1593 als deren Verwalter damit betraut, die Erträge u.a. für Bemühungen um die Schaffung eines privaten protestantischen Schulwesens für Knaben zu verwenden.[3]Erst sein Sohn, Georg Schütter, gründete mit Hilfe der Stiftung 1608 die Kirchhamerische Stiftschule, eine protestantische Lateinschule, die bis 1625 Bestand hatte. Joachim Enzmilner übernahm 1641 die Fortführung der Stiftung und betrieb die Stiftschule nunmehr als katholisches Alumnat.

Für den Markt Münzbach erließen seine Verwalter um 1600 den „Schütterschen Corpus“, eine bürgerliche Hantierungsordnung, die noch bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts Gültigkeit hatte.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Die Schütter waren ursprünglich eine für das habsburgersche Kaiserhaus tätige bürgerliche Familie. Lorenz Schütter war Proviantverweser und später Hofzahlmeisteramtsverwalter. Zusammen mit seinem Bruder Georg kam er im 2. österreichischen Türkenkrieg (1566 bis 1568) zu einem beachtlichen Vermögen, das sie gegen die üblichen Zinsen von 4 % meist an Herrschaftsbesitzer verliehen.

Lorenz Schütter war zunächst Lehensnehmer und wurde in den 1590er-Jahren Besitzer der Herrschaften Aich, Klingenberg mit zahlreichen Untertanen in Sankt Thomas und Königswiesen sowie dem Markt Münzbach, und Windhaag samt Saxenegg einschließlich des Landgerichts Windhaag in der Altenburger, Rechberger, und Pergkirchener Pfarre sowie Schloss Pragstein. Er erwarb durch Pfändung auch die Herrschaft Thalberg in der Steiermark, das seine Witwe wenige Jahre später wieder verkaufte. Zum Wirkungskreis seiner Familie gehörte bis 1611 auch die Stadtherrschaft Eggenburg im Waldviertel, weiters waren die Schütters bis 1606 Pfandinhaber der Herrschaft Kreuzenstein. Georg Schütter ließ 1620 das Sankt Barbara Spital in Münzbach errichten.

Familie

Er war verheiratet zunächst mit Anna Kirchhamer, mit der er zwei Söhne, Georg und Lorenz, und zwei Töchter, Martha und Anna, hatte, danach mit Barbara Prunner, die ihm die Tochter Barbara gebar.[4] Insgesamt hatte Lorenz Schütter sechs Söhne und acht Töchter, von denen einige bald gestorben waren. 1610 konnten Georg und Lorenz ihr Erbe nach dem 1599 verstorbenen Vater antreten und wurden mit den Herrschaften Klingenberg und Windhaag belehnt. Im Zuge der Gegenreformation wurden ihnen 1627 zunächst die Vogtei- und Präsentationsrechte der Pfarren Altenburg, Münzbach und Pergkirchen entzogen und an das Kloster Baumgartenberg übertragen. 1630 verkauften sie die Herrschaft Klingenberg samt dem Markt Münzbach an das Kloster Waldhausen und 1636 die Herrschaft Windhaag großteils an Joachim Enzmilner.

Literatur

  • Ernst Heinrich Kneschke: Klingenberg, Schütter von Klingenberg, in: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon im Vereine mit mehreren Historikern, Band 5, Leipzig 1864, S 137
  • Georg Grüll: Geschichte des Schlosses und der Herrschaft Windhag bei Perg (Oberösterreich), in: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. 87, 1937,ISSN 0379-0819, 1. Teil: S. 185–216, PDF.
  • Georg Grüll: Geschichte des Schlosses und der Herrschaft Windhag bei Perg (Oberösterreich), in: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. 87, 1937, 2. Teil: S. 216–278, PDF.
  • Georg Grüll: Geschichte des Schlosses und der Herrschaft Windhag bei Perg (Oberösterreich), in: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. 87, 1937, 3. Teil: S. 278–309, PDF.

Weblinks

 Commons: Lorenz Schütter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wandepitaph für Lorenz Schütter von Klingenberg, in: Münzbacher Pfarrblatt, Nr. 1 vom 3. April 2011, abgefragt am 16. Oktober 2011
  2. Diplomarbeit: Die Wiener Kaufmannschaft in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts abgefragt am 16. Oktober 2011
  3. Pritz: Beiträge zur Geschichte von Münzbach in Oberösterreich im einstigen Machlandviertel, in: Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen, herausgegeben von der zur Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Commission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, 14. Band, Wien 1855, abgefragt am 16. Oktober 2011
  4. Schütter Allgemeines Adeslarchiv der österreichischen Monarchie, Erster Teil, Dritter Band, abgefragt am 16. Oktober 2011

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