Filialkirche Altenburg

Filialkirche Altenburg
Ehemalige Pfarrkirche Altenburg - heute Filialkirche von Windhaag

Die Filialkirche Altenburg in der Gemeinde Windhaag bei Perg im Bezirk Perg in Oberösterreich war von 1344 bis 1784 Pfarrkirche der ehemaligen Pfarre Altenburg.

Die um 1300 im Einzugsgebiet der Mutterpfarre Naarn erbaute und dem heiligen Heiliger Bartholomäus geweihte Kirche befindet sich auf einem Hügel, wo sich einst eine Burg- und Wehranlage befand.

Seit der im Zuge der josephinischen Reformen erfolgten Verlegung der Pfarrrechte dient die Kirche als Filialkirche der römisch-katholischen Pfarre Windhaag.

Wegen ihres unberührten Erhaltungszustandes ist die auf romanischen Fundamenten errichtete gotische Kirche eines der bedeutendsten Denkmäler des Mühlviertels.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Pfarre Altenburg erstreckte sich ursprünglich auf Teile der heutige Marktgemeinde Münzbach und die gesamte Gemeinde Windhaag.

Geschichte

Ehemalige Pfarre Altenburg

Ehemaliger Pfarrhof Altenburg - heute in Privatbesitz

Altenburg war von 1344 bis anfangs der 1784 eine selbständige Pfarre. Das Pfarrrecht wurde am 6. März 1784 auf die Pfarre Windhaag übertragen. Die einstige Pfarrkirche und heutige Filialkirche Altenburg wird heute für Andachten, Hochzeiten und Konzerte verwendet und war bereits mehrmals Drehort für Film- und Fernsehaufnahmen.

1492 erhielt Prager die Patronats- und Nominationsrechte über die Pfarre und bedachte diese mit zahlreichen Schenkungen und Stiftungen.

Die Pfarre Altenburg war ebenso wie die Pfarren Münzbach und Pergkirchen in der zweiten Hälfte des 16. und in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts protestantisch, da die Inhaber der Herrschaft Windhaag, die Prager, zu jener Zeit Protestanten waren. Die protestantische Zeit begann 1570 mit Andreas Prager und dessen Sohn Friedrich. 1587 ließ letzterer den künftigen Pastor von Altenburg an der Universität Tübingen ausbilden. Die drei Windhaager Pfarren Altenburg, Münzbach und Pergkirchen galten als Hochburgen des Protestantismus im Unteren Mühlviertel. Es wurde auch eine eigene Schule in dem der Pfarre seit 1344 gehörenden Haus Altenburg 2 eingerichtet. Die protestantische Zeit endete mit einem kaiserlichen Patent im Jahr 1624.

Joachim Enzmilner wurde nach dem Erwerb der Herrschaft Windhaag erst nach einem längeren Rechtsstreit mit dem Abt von Baumgartenberg Patronatsherr der Pfarre und betraute dann die Patres des Dominikanerklosters Münzbach mit der Seelsorge. Diese wirkten in Altenburg als Pfarrvikare. Da sie nicht in Altenburg wohnten, wurde die Schule in den bisherigen Pfarrhof im Haus Nr. 1 verlegt. Eva Magdalena Enzmilner schenkte während ihrer Wirkenszeit als Patronatsherrin der Kirche u.a. einen neuen Hochaltar, ein altes Positiv und eine Ampel aus Messing. 1684 forderte die Pest 91 Tote in der Pfarre.

Bauwerk

Wappenfresko von Ladislaus Prager in der Gruft der Filialkirche Altenburg

Die ursprünglich am Standort errichtete Burg war ein einschiffiger, rechteckiger Längsbau mit romanischen Fundamenten, auf denen sich heute das gotische, einschiffige dreijochige netzrippengewölbte Langhaus der Kirche mit eingezogenem einjochigen Chor befindet. 1250 wird ein gewisser honorabilis vir Conrad de Altenburch genannt. Dieses Rittergeschlecht stammte aus dem heutigen Niederösterreich. Die 1340 gegossene und einhundert Kilogramm schwere Glocke der Kirche ist eine der ältesten Glocken in Oberösterreich.

In der Zeit um 1425 erfolgten umfangreiche Bauarbeiten an der Kirche da sie bei Hussitenüberfällen verwüstet worden war. Um 1510 wurde südseitig von der Familie Prager die Annakapelle mit einem darüberliegenden Betzimmer angebaut, von dem aus die Herrschaft durch ein Fenster dem Gottesdienst folgen konnte. Eine Rarität stellt in diesem Raum der Renaissance-Kamin aus Granit dar. Das Kirchenportal stammt aus der Zeit nach 1512.

Von der Annakapelle führt eine steile Treppe in die Krypta, die der Familie Prager als Begräbnisstätte diente. Ladislaus Prager war Erbmarschall von Kärnten und erhielt durch Heirat das Lehen von Windhaag. In der Gruft sind mit dem Jahr 1512 datierte Fresken mit den Namenspatronen der Kinder von Laßla Prager, das jüngste Gericht und die Wappen der Prager und Fuxberg in gutem Zustand erhalten geblieben. Sie wurden 1907 bei der Öffnung der Gruft wieder entdeckt.

Kircheninneres

Anfangs des 21. Jahrhunderts wurde der Innenraum der Kirche restauriert. Im Vordergrund der Restaurierungsarbeiten standen das historisch gewachsene Ensemble des Kirchenraums und der überlieferte Raumeindruck.

Die vorhandenen Granitplatten des Bodens blieben in ihrer Unregelmäßigkeit erhalten. Bei den historischen Chorstühlen und Kirchenbänken wurde nur die Lasur-Malerei ausgebessert. Für die Ausmalung des Raumes wurde die Sumpfkalk-Technik angewendet, wobei man sich am Zustand aus der Barockzeit orientierte. Restauriert wurden die gotischen Beschläge und das gotische Gitter des Sakramentshäuschens sowie die barocken Altäre und die Leinwandbilder.

Bei den Arbeiten wurde eine mit 1572 datierte und bisher überstrichene Untersicht des hölzernen Kanzeldeckels über der gotischen Steinkanzel entdeckt. Es handelt sich um eine reiche sternförmige Gestaltung mit Holzintarsien, in denen auch Friese aus Fladerpapier mit braunem Holzschnittdruck aus der Renaissance eingelegt sind. Derartige Kassettendecken des 16. Jahrhunderts wurden in Österreich sonst nur selten nachgewiesen.[2]

Die Orgel der ehemaligen Pfarrkirche Altenburg

Historische Orgel in der Filialkirche Altenburg

Die Orgel der Kirche wurde um 1630 von Hans Ulrich Schreyer, Bürger und Orgelmacher zu Steyr (15. September 1587 bis 1648) gebaut. Ursprünglich war das Instrument als einmanualige Tragorgel konzipiert worden, die bei Prozessionen und auch weltlichen Anlässen Verwendung finden sollte.

Die Orgel ist ein Geschenk der Priorin des Dominikanerinnenklosters Windhaag, Eva Magdalena von Windhag, die sie gegen Ende des 17. Jahrhunderts der Pfarrkirche Altenburg schenkte und zur Anpassung an den Kirchenraum etwas vergrößern ließ.

Die über die Jahre unspielbar gewordene Orgel wurde vom französischen Orgelbauer Marc Garnie und seinem Schüler und Mitarbeiter Reinhold Humer aus Ried im Innkreis 1986 renoviert und vom akademischen Maler Gerhard Wünsche aus Pfarrkirchen im Mühlkreis bemalt.

Die wieder in den ursprünglichen Zustand versetzte Orgel ist ohne Pedal und ohne Sitzbank ausgeführt, sodass der Organist die Orgel stehend spielen muss. Die Disposition ist Gedeckt 8', Flöte 4', Principal 2'. Eine Besonderheit ist die Bedienung der Blasbälge durch horizontales Ziehen der Riemen. Dieser Vorgang wurde "Melken" der Orgel bezeichnet. Seit 1989 hat die Orgel zusätzlich einen Elektromotor.

Sonstige Gebäude

Ehemalige Schule Altenburg - heute Enzmilner-Museum

Das ehemalige Pfarrhaus wurde um 1500 erbaut, beherbergte von 1664 bis 1785 auch die Schule und befindet sich nunmehr in Privatbesitz. Das als Schule bezeichnete Gebäude aus dem Jahr 1344 gehört der Gemeinde Windhaag und beherbergt das Museum Altenburg, das speziell Joachim Enzmilner und seiner Tochter Eva Magdalena von Windhag gewidmet ist.

Literatur

  • Josef Honeder (Rektor des Bischöflichen Gymnasiums Petrinum von 1991 bis 1996: Kirchenführer Windhaag bei Perg und Altenburg, Pfarramt Windhaag bei Perg (Herausgeber), Grein, etwa 2000
  • Josef Honeder: Alter und Herkunft der Orgel von Altenburg, in: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines Gesellschaft für Landeskunde, 134. Band, Linz 1989 PDF
  • Altenburg, eine oberösterreichische Wehrkirche, in: Wochenzeitung Mühlviertler Bote, 1968
  • Die Fresken im Altenburger Kirchlein - Vergessene Kunstschätze im Mühlviertel, in: Wochenzeitung Mühlviertler Nachrichten, 1970
  • Eibensteiner Konrad: Die Kirche Altenburg bei Perg, in: Bilderwoche der Linzer Tages-Post, 1930
  • Georg Grüll: Die Kirche von Altenburg, Pfarre Windhaag bei Perg, im Wechsel der Zeiten, in: Christliche Kunstblätter, 1925
  • Hans-Erich Ruß: Altenburg - Geschichte in Stein und Farbe, in: Wochenzeitung Mühlviertler Nachrichten, 1973
  • Hans-Erich Ruß: Altenburg: Leuchtende Farben in einer muffigen Krypta, in: Linzer Kirchenzeitung, 1974
  • Schiefthaler: Die Kirche in Altenburg, Bezirk Perg, und ihre Gruft, in: Unterhaltungsbeilage der Linzer Tages-Post, 1911
  • Josef Wallner: Reich, hart und gläubig. Auf den Spuren Graf Joachim Enzmilners in Münzbach und Altenburg, in: Kirchenzeitung Linz, 2002

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bundesdenkmalamt: Aus der Tätigkeit des Landeskonservariats für Oberösterreich: Altenburg, Filialkirche, S 149, Wien 2001 PDF abgefragt am 22. Oktober 2011
  2. Bundesdenkmalamt: Aus der Tätigkeit des Landeskonservariats für Oberösterreich: Altenburg, Filialkirche, S 149, Wien, 2001 PDF
48.26755555555614.687972222222

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