Luigi Ferdinando Marsili

Luigi Ferdinando Marsili
Luigi Ferdinando Marsigli

Luigi Ferdinando Marsili (* 1658; † 1730) war Mitglied einer der angesehensten Adelsfamilien der Region Bologna, Sammler wissenschaftlicher Instrumente und später ein Mäzen der Universität Bologna.

Als die naturwissenschaftliche Lehre 1669 nach der Abwerbung des angesehenen Astronomen und Physikers Giovanni Domenico Cassini an die neugegründete Pariser Sternwarte an Bedeutung verlor, stellte der Graf seine Bibliothek, die umfangreiche Sammlung physikalischer Apparate, Mineralien und astronomische Instrumente allen experimentierfreudigen jungen Forschern zur Verfügung, um so die Verbreitung der „exakten Wissenschaften“ wieder zu fördern.

Er bemühte sich auch, eine Akademie zu installieren, die sich auf die Malergilde gründen sollte. Mit Unterstützung des Stadtsenats und des Papstes Clemens XI. wurde sie Anfang 1701 als Akademia Clementina im Palazzo Marsili eröffnet. Ihr erster Direktor wurde Carlo Cignani. Nach Marsili und den Kunstmäzenen Aldrovandi und Fiori wurden Preise benannt, die jährlich von der Akademie für die besten Beiträge zu Zeichen- und Malwettbewerben vergeben wurden.

Um 1700 beauftragte er Eustachio Manfredi (1674–1739), auf dem väterlichen Adelspalast ein Observatorium zu errichten, die Specola Marsiliana, wo bis 1709 beobachtet wurde. Seine dann geäußerte Absicht, das Gebäude samt Instrumenten der Stadt Bologna zu vermachen, stieß auf heftigen Widerstand der übrigen Familienmitglieder. Marsili entschloss sich daraufhin, seine wertvolle Sammlung in eine andere Stadt zu transferieren. Manfredi musste seine Messreihe unterbrechen, mit der er nachweisen wollte, dass Sterne eine jährliche Parallaxe aufweisen und sich daher die Erde um die Sonne bewegt.

Der Senat von Bologna konnte Marsili jedoch von der Verlagerung abbringen, indem er weitreichende Zugeständnisse machte. Er bot ihm die Errichtung eines Sternwarteturms mit Labor, Bibliothek und die Übernahme einiger Professoren-Gehälter an. 1712 wurde unter Beteiligung von Clemens XI. der Vertrag zur Gründung einer wissenschaftlichen Akademie Istituto delle Scienze di Bologna unterzeichnet. Als Standort erwarb die Stadt den Palazzo Poggi etwas außerhalb des Stadtzentrums. Der Sternwarteturm wurde von Giuseppe Torri 1713 begonnen, wegen dessen Tod aber erst 1726 vollendet. Die Fachplanung wie auch die spätere Leitung übernahm wiederum Manfredi.

Marsili stattete die Sternwarte – genannt La Specola – hervorragend aus. Hauptinstrument war ein großer Mauerquadrant, mit dem Manfredi 1706 die geografische Breite auf bisher unerreichte 0,8" genau bestimmt hatte. Es gelang ihm zwar auch 1727–1731 nicht, die Parallaxen zweier heller Sterne nachzuweisen (ihre Entfernungen waren viel größer als erwartet), wohl aber die von James Bradley gefundene jährliche Aberration von 20". Diesen Erfolg erlebte Marsili nicht mehr.

Manfredis Nachfolger G.P. Zanotti publizierte 1739 die Gründungsgeschichte (Storia dell' Accademia) und 1750 einen Sternkatalog, den er mit neuen englischen Präzisionsinstrumenten von Jonathan Sisson gemessen hatte.

Quellen und Weblinks

  • Volker Witt, Die historische Sternwarte „La Specola“ in Bologna. Sterne und Weltraum 2005/1, p.76-81, Heidelberg 2005
  • Johann Dominicus Fiorillo (Sammelband), M.Menze: Das künstlerische Schaffen Johann Dominicus Fiorillos in Rom und Bologna, p.114-145, Anmerkungen Nr.15 zur Akademia Clementina.

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