Matthias Gottschaldt

Matthias Gottschaldt

Matthias Gottschaldt (* 10. Dezember 1939 in Berlin; † 21. August 1998) war ein deutscher Neurologe und Gründer der Oberbergkliniken.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Matthias Gottschaldt wurde am 10. Dezember 1939 in Berlin geboren. Sein Vater war Lehrstuhlinhaber für Psychologie an der Berliner Charité. Gottschaldt nahm ein Medizinstudium an der Berliner Humboldt-Universität auf, bevor er 1962 mit seiner Familie wegen des Berufsverbots seines Vaters in den Westen flüchtete. Nach Studium und Promotion 1963 erfolgte 1975 die Habilitation in Erlangen. Er wurde 1973 mit 34 Jahren bereits Chefarzt der aufzubauenden neurologischen Abteilung des Kreiskrankenhauses Herford. 1975 erfolgte seine Ernennung zum außerplanmäßigen Professor an der Universität Münster. Der frühe Erfolg forderte einen hohen Preis. Gottschaldt litt unter einem Burn-out-Syndrom mit schweren Depressionen. Eine daraus resultierende Alkoholabhängigkeit führte ihn bis zur Berufsunfähigkeit und zum Tiefpunkt seines Lebens.

Gottschaldt unterzog sich mehreren stationären Therapieversuchen. Noch während seines letzten Klinikaufenthaltes entwickelte er ein eigenes, schulenübergreifendes Konzept (Oberbergmodell), das seine Erfahrungen aus den verschiedenen therapeutischen Versuchen bündelte und das das erste Kurzzeitmodell seiner Zeit war.1 Sein Verständnis als Betroffener half ihm, 1984 in Bad Salzuflen den Neuaufbau einer Klinik zu übernehmen und das Oberbergmodell umzusetzen. 1988 wurde die erste private Oberbergklinik in Hornberg (Schwarzwald) eröffnet, 1991 die zweite in Extertal-Laßbruch (Weserbergland) und 1997 die dritte Klinik in Wendisch Rietz nahe Berlin.



Am 21. August 1998 verunglückte Gottschaldt tödlich bei einem Flugzeugabsturz.

Nach seinem Tod übernahm seine Frau Edda Gottschaldt die Leitung der Oberbergkliniken und gründete die Oberberg Stiftung Matthias Gottschaldt.

Ärztegesundheit

Gottschaldt ging offensiv und ehrlich mit seiner eigenen Erkrankung um. Als Betroffener und als Arzt war er bestrebt, "das Thema Ärztegesundheit in die Gesellschaft zu tragen und die Akzeptanz von Suchterkrankungen bei Ärzten in der Gesellschaft zu erhöhen".2 Er entwickelte in Zusammenarbeit mit der Ärztekammer Hamburg ein Behandlungsangebot für abhängige Ärzte (Curriculum für Ärzte), das auf eine berufliche Wiedereingliederung abzielt.

Ausgewählte Publikationen

  • Alkohol und Medikamente: Von der Suchtmedizin zur integralen Heilkunst. Matthias Gottschaldt, Edda Gottschaldt; Potsdam: 2009.
  • Alkohol und Medikamente. Wege aus der Abhängigkeit. Was uns im Leben prägt - Sucht als emotionales Problem. Matthias Gottschaldt; Stuttgart: TRIAS, 1997.
  • Polygraphische Untersuchungen des Nachtschlafes epileptischer Kinder. Matthias Gottschaldt; Erlangen: Palm und Enke, 1975.
  • Über chronische Leptomeningitiden bei gedeckten Schädel-Hirn-Traumen. Matthias Gottschaldt. Erlangen-Nürnberg: 1965.

Einzelnachweise

1 "Alkohol und Medikamente: Von der Suchtmedizin zur integralen Heilkunst." Gottschaldt, M.; Gottschaldt, E. (2009), S.9.
2 "Ärztegesundheit: Eine zentrale Aufgabe der Deutschen Suchtstiftung Matthias Gottschaldt", Psychoneuro 2007; 33 (1+2), S.3 http://www.oberbergkliniken.de/tl_files/content/Veroeffentlichungen/Psychoneuro_Aerztegesundheit.pdf

Weblinks

Literatur über und von Matthias Gottschaldt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek https://portal.d-nb.de/opac.htm?query=matthias+gottschaldt&method=simpleSearch
www.oberbergkliniken.de
www.oberberg-stiftung.de


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