- Meyerhaus
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Als Meyerhaus wird das Haus Nummer 80 in der Laurenzenvorstadt in Aarau bezeichnet. Es war im Besitz der Familie Feer, weshalb es auch als Feerhaus bezeichnet wird. Seit 1937 ist es im Besitz der römisch-katholischen Kirchgemeinde, seit 1939 wird es als Pfarrhaus verwendet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Johann Rudolf Meyer (1768–1825), Sohn des Johann Rudolf Meyer (1739–1813), erwarb 1792 von seiner Schwiegerfamilie Saxer das Grundstück. Es handelte sich um ein Gelände von 14 Jucharten, auf dem bereits ein Haus mit Stall und Scheune stand. Darauf sollte zusätzlich ein neues Wohnhaus errichtet werden, für dessen Projektierung Johann Daniel Osterrieth gewonnen werden konnte. Osterrieth schickte im Februar 1794 die ersten drei Grundrisse. Die Fundamente waren im September 1795 gelegt, die Zimmererarbeiten konnten im Juni 1796 abgeschlossen werden. Danach war im Haus noch der Innenausbau fertigzustellen, was sich bis 1797 hinzog.
Der im Bergbau und in Naturwissenschaften ausgebildete Hausherr liess im Laufe der Zeit unter dem Haus mehrere Experimentierräume anlegen. Diese Räume entstanden im Kontext mit den Meyerschen Stollen, die von ihm und seinem Vater angelegt wurden. Ebenfalls wurde ein Reservoir auf dem Grundstück angelegt, das ihre südlich des Wohnhauses gelegene und nach 1808 erbaute Seidenfabrik speiste. Der Besitzer starb 1825, sein Sohn Gottlieb 1829. Dessen Witwe verkaufte in der Folge den gesamten Besitz inklusive Grundstück an Friedrich Feer, dem späteren Stadtammann von Aarau. Das Gebäude blieb bis 1937 im Besitz der Familie Feer, bis sie es der römisch-katholischen Kirchgemeinde Aarau verkauften. Diese liess das Haus 1939 zum Pfarrhaus umbauen und südlich davon 1940 ihre neue Pfarrkirche errichten.
Bauwerk
Das klassizistische Haus hat einen rechteckigen Grundriss, durch dessen Mitte von Norden nach Süden ein Mittelgang führt. Dieser enthält auch das geräumige Treppenhaus, in welchem eine dreiarmige Treppe eingebaut ist. In den beiden Obergeschossen ist auf der nördlichen Seite anstelle der Gans ein kleines Zwischenzimmer eingebaut. Die Südseite bildet die eigentliche Hauptfassade des Hauses und war ursprünglich zum Garten hin ausgerichtet. Auf dieser Seite wurden der Front zwei kleine Seitenflügeln angefügt, die ein Stockwerk niedriger waren. Dazwischen waren sechs haushohe Pilaster mit einer toskanischen Kapelle eingefügt, die ebenfalls an das eigentliche Haupthaus angebaut waren und den Balkon für die oberen Stockwerke trugen. Beim Umbau 1939 wurde dieser Balkon zum Hausinnern geschlagen und zwischen den Säulen eine Wand mit Fenstern eingebaut, so dass die Säulen nur noch flache Pilaster der Hausfassade sind. Auch die Symmetrie ging mit dem Anbau der offenen Wandelhalle zur Kirche an den östlichen Seitenflügel verloren. Vor diesem Zeitpunkt waren allerdings auch an den westlichen Seitenflügel unsymmetrische Änderungen vorgenommen worden. Auch die ursprüngliche Anordnung der Zimmer wurde verändert, so dass keine erwähnenswerten Innenausbaudetails erhalten geblieben sind.
Anlässlich des Umbaus 1939 wurde in einer vermauerten Wandnische originales Aktenmaterial gefunden, darunter auch Teile von Osterrieths Projekten und Studien. Daraus geht hervor, dass der Hauptbau zusammen mit den beiden Seitentrackten gebaut wurde, die Gartenfront mit den Säulen aber erst nachträglich. Nach diesen Plänen war der erste angelegte Garten in klassischer Form gehalten.
Literatur
- Michael Stettler; Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Band I, Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen, Birkhäuser Verlag, Basel 1948, S. 121–126.
47.393778.05043Koordinaten: 47° 23′ 38″ N, 8° 3′ 2″ O; CH1903: (646190 / 249396)Weblinks
Kategorien:- Kulturgut von nationaler Bedeutung im Kanton Aargau
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