Victor Müller-Heß

Victor Müller-Heß (* 25. Februar 1883 in Semlin; † 16. August 1960 in Berlin) war ein deutscher Gerichtsmediziner.

Leben

1908 legte Müller-Heß sein medizinisches Staatsexamen in Leipzig ab und promovierte dort zum Dr. med. Nach zweijähriger Weltkriegs-Teilnahme legte er 1917 sein Kreisarztexamen ab und habilitierte 1920 in Königsberg, wo er von 1918 bis 1922 Assistent an dem von Puppe geleiteten gerichtsmedizinischen Universitätsinstutut war.^[1] 1930 wurde Müller-Heß Ordinarius und Direktor des Instituts für gerichtliche Medizin und Kriminalistik der Universität Berlin.^[2]

Laut Herber war Müller-Heß kein NSDAP-Mitglied und blieb so nach 1945 Ordinarius und Direktor des Berliner Instituts.^[3] Allerdings hatte Müller-Heß offensichtlich Gutachten beim Erbgesundheitsgericht in Berlin geschrieben, die zur Zwangssterilisation führten^[4], und er wurde als Gutachter bei für die NSDAP politisch und propagandistisch wichtigen Prozessen berufen.^[5].

Selbst Schüler von Prof. Georg Puppe, wirkte Müller-Heß auch durch seine Schüler Ferdinand Wiethold, Gerhart Panning, Wilhelm Hallermann (Rechtsmediziner) und Franz Josef Holzer.^[6]

Nach dem Tode von Gerhart Panning übernahm Müller-Heß Anfang 1944 die Leitung des Instituts für wehrgerichtliche Medizin der Militärztlichen Akademie.^[7]

Müller-Heß hatte noch für den 60. Geburtstag von Siegfried Handloser am 25. März 1945 eine umfangreiche Publikation unter dem Titel "Über die Wirkungsweise verschiedener Geschoßarten auf den menschlichen Körper" vorbereitet, die infolge des Kriegsendes nicht mehr erschien.^[8]

1949 wurde Müller-Heß Direktor des Instituts für gerichtliche und soziale Medizin der Freien Universität Berlin bis zu seiner Emeritierung 1954.^[9]

Einzelnachweise

1. ↑ Herber 2002, S. 495f
2. ↑ Herber 2002, S. 39
3. ↑ Herber 2002, S. 496 (= Anmerkung 19 zu Kapitel 13)
4. ↑ Herber 2002, S. 54
5. ↑ Herber 2002, S. 273
6. ↑ Herber 2002, S. 84
7. ↑ Klee 2007, S. 423
8. ↑ Herber 2002, S. 274 & S. 496
9. ↑ Klee 2007, S. 423; Herber 2002, S. 496

Literatur

• Friedrich Herber: Gerichtsmedizin unterm Hakenkreuz. Militzke Verlag, Leipzig 2002, ISBN 3-86189-249-9.
• Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945,S. Fischer Verlag 2. Auflage, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.