Norbert Sachser

Norbert Sachser (* 1954) ist ein deutscher Verhaltensforscher und Hochschullehrer an der Universität Münster. Der zeitweilige Präsident der Ethologischen Gesellschaft (1999–2002) gilt als ein Wegbereiter der deutschen Verhaltensbiologie.

Leben und Schaffen

Sachser studierte Biologie, Chemie und Soziologie an der Universität Bielefeld. 1980–1982 bekam er ein Doktorats-Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Er wurde 1984 promoviert am dortigen Institut für Verhaltensphysiologie unter Prof. Dr. Klaus Immelmann. Neun Jahre war er wissenschaftlicher Mitarbeiter in Forschung und Lehre am Institut für zoologische Physiologie der Universität Bayreuth, wo er 1992 auch habilitierte. Einen Ruf auf die Professur für Zoologie und Verhaltensbiologie der Universität Münster 1993 nahm er an. Die Berufung auf eine Professur für Verhaltensökologie der Universität Hamburg 2002 lehnte er dagegen ab.^[1]

1994–1999 war Sachser im Vorstand der Deutschen Zoologischen Gesellschaft. Seit 1997 bis in die Gegenwart ist er Mitherausgeber der Fachzeitschriften Physiology & Behavior und Hormones & Behavior. In den Jahren 1997–1998 war er Vizepräsident und 1999-2002 Vorsitzender der Ethologischen Gesellschaft.^[2][3] Er war Gründungsmitglied des Tierwohl-Komitees der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft und Initiator der Sektion Verhaltensbiologie in der Deutschen Zoologischen Gesellschaft. Im Jahr 2002 organisierte Sachser und sein Team die First European Conference on Behavioural Biology in Münster, die fortan in zweijährlichem Turnus in Europa stattfindet.^[4] 2005 gründete er zusammen mit Kollegen aus den Fachbereichen Medizin und Psychologie das Otto-Creutzfeldt-Center for Cognitive and Behavioral Neuroscience.^[5] 2007-2010 schrieb er zusammen mit Erich Bornberg-Bauer vom Münsteraner Institut für Evolution und Biodiversität sowie Kollegen der University of Groningen ein Curriculum für Evolutionsbiologie im Master of Science-Studiengang.^[6] Seit 2008 sitzt Sachser im Senat und im Forschungsrat der Universität Münster.^[1][7]

Schwerpunkte der Forschungsinteressen

Sachsers Forschungsgruppe widmet sich hauptsächlich der Grundlagenforschung. Im Kern geht es darum, Ursachen und Folgen des Verhaltens von Säugetieren zu entschlüsseln. Dabei nennt er selbst drei Schwerpunktbereiche:

1. Stress, dessen Vermeidung und Wohlbefinden;
2. Evolution und Entwicklung sozialen Verhaltens, mit besonderem Schwerpunkt der Beobachtung der pränatalen Phase und der Adoleszenz;
3. die Rolle von Genen und Umwelt-Interaktionen bei der Kontrolle des emotionalen, kognitiven und sozialen Verhaltens.

Des Weiteren zeigt man sich interessiert an interdisziplinärem Diskurs mit Geisteswissenschaften und Sozialwissenschaften.^[1][8]

Schriften (Auswahl)

Monographien

• Sozialphysiologische Untersuchungen an Hausmeerschweinchen. Parey, Berlin 1994, ISBN 3-489-58316-7.

Forschungsbeiträge

• Adrian, O; Sachser, N (2011): Diversity of social and mating systems in cavies: a review. Journal of Mammalogy 92 (1): 39–53.
• Sachser, N; Hennessy, MB; Kaiser, S (2010): Adaptive modulation of behavioural profiles by social stress during early phases of life and adolescence. Neuroscience and Biobehavioural Reviews 35(7): 1518- 33.
• Hennessy, MB; Kaiser, S; Sachser, N (2009): Social buffering of the stress response: diversity, mechanisms, and functions. Frontiers in Neuroendocrinology 30 (4): 470–82.
• Kaiser S; Sachser N (2005): The effects of prenatal social stress on behaviour: mechanisms and function. Neuroscience and Biobehavioural Reviews 29: 283–294.

Herausgeberschaft

• Klaus Müller, Norbert Sachser (Hrsg.): Theology Meets Biology: Anthropological Perspectives on Animals and Human Beings. Pustet, Regensburg 2008, 196 S., ISBN 978-3791720999.

Weblinks

• Literatur von und über Norbert Sachser im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
• Norbert Sachser: “Lust auf Neues, Spaß am Lernen – Verhaltensbiologische Anmerkungen zur Neugier”, (Aufsatz für eine Sende-Reihe des SWR2)
• Der Spiegel-Wissenschaft vom 3. Juni 2009: Das Kindchenschema aktiviert das Belohnungszentrum im Gehirn von Frauen, Sachser als Neuro-Forscher
• Die Welt vom 11. Mai 2009: Forscher entdecken den Menschen im Tier, Sachser mit relevanter Forschung für Alzheimer-Therapie?
• Otto Creutzfeldt Center for Cognitive and Behavioral Neuroscience

Einzelnachweise

1. ↑ ^{a b c} Offizielle Website der Uni Münster für Prof. Dr. Norbert Sachser
2. ↑ http://www.ethol-ges.org/default.aspx
3. ↑ Universität Münster: Norbert Sachser, Leiter der Abteilung Verhaltensbiologie am Institut für Neuro- und Verhaltensbiologie der Universität Münster, wurde zum Präsidenten der Ethologischen Gesellschaft gewählt.
4. ↑ http://www.biodiversity.be/791
5. ↑ http://www.uni-muenster.de/OCCMuenster/news/index.html Otto-Creutzfeldt-Center for Cognitive and Behavioral Neuroscience
6. ↑ Ausbildungskonzept "Integrated approaches to teach and study the role of evolution for the emergence of biological complexity"
7. ↑ Eintrag Norbert Sachser auf ethologie.de
8. ↑ Forschungs-Profil Sachsers bei Biomedexperts.com

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