- Oldsmobile Fiesta
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Fiesta ist die Modellbezeichnung eines 1953 in limitierter Auflage produzierten Luxus-Cabriolets des ehemaligen US-Automobilherstellers Oldsmobile (1897–2004), der seit 1908 zum General-Motors-Konzern (GM) gehört hatte, sowie der Kombi-Modelle dieser Marke zwischen 1957 und 1960.
Inhaltsverzeichnis
Das "Dream Car"
1953 stellten der unabhängige US-Automobilhersteller Packard sowie die zum GM-Konzern gehörenden US-Automarken Cadillac, Buick und Oldsmobile je ein in Kleinauflage gebautes Luxus-Cabriolet mit 5 bis 6 Sitzen vor: Den Packard Caribbean, den Cadillac Eldorado, den Buick Skylark und den Oldsmobile Fiesta. Alle hatten das jeweilige Standard-Cabriolet ihrer Marke als Basis. Weitere Gemeinsamkeiten waren eine abgeänderte Karosserie, eine besonders luxuriöse Ausstattung - und ein Preisschild, das sie den teuersten US-Automobilen dieser Zeit zuordnete.
Die drei GM-Modelle, aufgebaut auf der konzerneigenen C-Plattform ("Full Size"), hatten als weitere Besonderheit erstmals eine in - wenn auch kleiner - Serie verwendete Panorama-Windschutzscheibe. Dies löste einen Design-Trend aus der schließlich alle größeren US-Hersteller umfasste und bis Ende der 50er-Jahre anhielt.
Der 'Fiesta' gelangte erst Mitte des Modelljahrs 1953 in den Verkauf. Technisch gesehen gehörte er der größeren der beiden Oldsmobile-Baureihen an, dem in der amerikanischen oberen Mittelklasse angesiedelten Ninety-Eight auf dessen Fahrgestell samt Motor (eine Version des legendären 'Rocket'-V8 mit OHV-Ventilsteuerung) er aufgebaut war. Die Karosserie war vom Convertible dieser Baureihe abgeleitet. Zur Serienausstattung des 'Fiesta' gehörten eine spezielle Leder-Innenausstattung, Hydramatic-Automatgetriebe, Servolenkung, Servobremsen, hydraulische Betätigung des Verdecks und der vorderen Sitzbank und Radkappen mit einem später oft kopierten Design.
1953 "Dream Cars" und Oldsmobile Ninety-Eight Convertible im Vergleich
Marke Modell Motor Leistung HP/kW Radstand in/mm Gewicht lb/kg Listenpreis Prod. Packard Caribbean R8; 327.0 ci (5359 cm3) 180 / 134.2 122.0 / 3099 4265 / 1935 $ 5,210 750 Cadillac Eldorado V8; 331.0 ci (5424 cm3) 210 / 156.6 126.0 / 3200 4800 / 2177 $ 7,750 532 Buick Skylark V8; 322.0 ci (5277 cm3) 188 / 140.2 121.5 / 3086 4315 / 1927 $ 5,000 1'690 Oldsmobile Fiesta V8; 303.7 ci (4978 cm3) 170 / 126.8 124.0 / 3129.6 4453 / 2020 $ 5,717 458 Oldsmobile Ninety-Eight V8; 303.7 ci (4978 cm3) 170 / 126.8 124.0 / 3129.6 4119 / 1868 $ 3,229 7521 Der Preisunterschied zwischen Oldsmobile Ninety-Eight und 'Fiesta' ist frappant.
Oldsmobile produzierte den 'Fiesta' nur ein Jahr lang. Der Buick Wildcat wurde 1954 eingestellt, der Packard Caribbean 1956. Im letzten Jahr gab es zusätzlich ein Hardtop Coupé. Auch der Cadillac Eldorado erhielt 1956 ein solches Coupé. Die Modellreihe wurde in acht Modellgenerationen bis 2002 gebaut und ist eine amerikanische Ikone geworden.
Station Wagon (1957-1960)
Erstmals seit 1951 führte Oldsmobile für das Modelljahr 1957 wieder Kombi-Modelle im Programm. Diese 5-türigen, 6-sitzigen Station Wagon waren den kleineren Baureihen 88 und Super 88 vorbehalten und trugen bis 1960 die Zusatzbezeichnung 'Fiesta'. Für das Topmodell 'Ninety-Eight' gab es nie eine Kombi-Version.
Der 'Fiesta' war ein solide gebautes Mittelklasse-Modell, das vor allem mit den Kombis von Mercury, Edsel (ab 1958), Dodge, DeSoto, Packard (1957-1958) oder dem Studebaker President (bis 1958) konkurrierte,
Eine dritte Sitzbank für zwei mit dem Rücken zur Fahrtrichtung sitzende Passagiere war für den 'Fiesta' optional erhältlich.
1957
Im Einführungsjahr erschienen Oldsmobile's neue Kombis als 'Fiesta Station Wagon' und 'Fiesta Hardtop Wagon', letzterer modisch ohne B-Säule analog dem 2- oder 4-türigen 'Holiday Sedan'. Diese Karosserieform wurde von verschiedenen Herstellern angeboten, hielt sich aber nicht lange. Oldsmobile gab sie bereits nach dem Modelljahr 1958 wieder auf.
Während der 'Fiesta Station Wagon' der einfacheren Golden Rocket 88-Baureihe vorbehalten blieb, gab es die Hardtop-Variante sowohl in dieser wie auch der gehobeneren Super-Version. Ausstattung und Motorisierung entsprachen während der ganzen Produktionszeit den anderen Varianten der entsprechenden Baureihe. Entsprechend wurde bei allen Modellen serienmäßig die aktuelle Ausgabe des hauseigenen V8-'Rocket'-Motors mit oben liegenden Ventilen verbaut. Sie leistete aus 371,1 ci Hubraum (6082 cm3) 277 HP (207 kW). Als Option gab es eine höher verdichtete Version mit 300 HP (223,7 kW).
Baujahr Modellbezeichnung Modell-Nr. Listenpreis Produktion 1957 Golden Rocket 88 Fiesta Station Wagon 3693 $ 3,202 5'032 1957 Golden Rocket 88 Fiesta Hardtop Wagon 3695 $ 3,313 5'767 1957 Golden Rocket Super 88 Fiesta Hardtop Wagon 3695SD $ 3,541 8'981 1958
Auch die Fiesta-Modelle folgten dem Facelift der übrigen Baureihen. Wuchtige Formen, Doppelscheinwerfer und eine mehr als großzügige Chromzier waren die Merkmale eines Designs, das viele Kunden als überladen empfanden. Leider traf dies gerade auf Oldsmobile noch mehr als auf die Schwestermarken zu. Heute sind Oldsmobile dieses Jahrgang gerade wegen dieser Opulenz gesuchte Sammlerstücke.
Der 'Fiesta' blieb in den drei Varianten des Vorjahres im Programm, die Hardtop-Variante wurde allerdings zum letzten Mal abgeboten.
Baujahr Modellbezeichnung Modell-Nr. Listenpreis Produktion 1958 Dynamic 88 Fiesta Station Wagon 3693 $ 3,284 3'249 1958 Super 88 Fiesta Hardtop Wagon 3695 $ 3,395 3'323 1958 Super 88 Fiesta Hardtop Wagon 3695SD $ 3,623 5'175 Motorenseitig ergaben sich einige Änderungen. Die dem Basismodell vorbehaltene Ausführung wurde in der Leistung auf 265 HP (197,6 kW) reduziert. Eine stärke Ausführung war auch nicht gegen Aufpreis erhältlich. Die Standard-Version für alle Super 88 und Ninety-Eight wuchtete 305 HP (227,4 kW) auf die Hinterachse. Wer noch mehr Leistung wünschte konnte für diese Modellreihen gegen Aufpreis auf einen noch größeren V8 zurückgreifen. Er hatte 394 ci (6458 cm3) und leistete 312 HP (233 kW).
1959
In diesem Jahr erschien das letzte Design in der Verantwortung des langjährigen GM-Vizepräsidenten und Chef der Designabteilung Art and Color, Harley Earl. Es trug mit seinen schlanken Linien und dem sparsamer eingesetzten Chrom bereits deutlich die Handschrift seines Nachfolgers Bill Mitchell. Noch wichtiger war aber die neue Bodengruppe für alle Konzernmarken.
Die gewaltige Anstrengung zur Rückkehr auf die Erfolgsstraße führte zu einigen völlig neuen Modellen wie dem Chevrolet El Camino, andererseits wurden auch Karosserie-Varianten aufgegeben. Zu ihnen gehörte der Hardtop Wagon, den auch Oldsmobile im Programm hatte.
Während andere Konzernmarken wie Buick oder Pontiac sogar ihre Modellnamen änderten, blieb man bei Oldsmobile (noch) bei der soeben eingeführten Namensgebung. Die kleinere Modellreihe sollte in den kommenden Jahren häufige Namensänderungen erfahren.
Baujahr Modellbezeichnung Modell-Nr. Listenpreis Produktion 1959 Dynamic 88 Fiesta Station Wagon 3235 $ 3,365 11'298 1959 Super 88 Fiesta Station Wagon 3535 $ 3,669 7'015 Der einzig erhältliche Motor des Dynamic 88 war gegenüber dem Vorjahr geringfügig modifiziert. Die Leistung wurde nun mit 270 HP (201,3 kW) angegeben. Der Standard-Motor des Super 88 blieb bei 300 HP, der optionale größere Motor wies mit 315 HP (234,9 kW) gegenüber dem Vorjahr minimal mehr Leistung auf.
1960
GM kam nach dem ausserplanmässigen Modellwechsel des Vorjahres wieder in ruhigere Bahnen. Stilistisch musste - natürlich - ein Facelift ausreichen. Für die Oldsmobile-Kombis gab es eine Programmausweitung, die sich ohne großen Aufwand realisieren ließ: Zu den bisherigen 6-Sitzern kam je eine 8-plätzige Version mit rückwärts gerichteter dritter Sitzbank.
Baujahr Modellbezeichnung Modell-Nr. Listenpreis Produktion 1960 Dynamic 88 Fiesta Station Wagon, 6 pass. 3235 $ 3,363 8'834 1960 Dynamic 88 Fiesta Station Wagon, 8 pass. 3245 $ 3,471 5'708 1960 Dynamic 88 Fiesta Station Wagon, 6 pass. 3235 $ 3,665 3'765 1960 Dynamic 88 Fiesta Station Wagon, 8 pass. 3245 $ 3,773 3475 Natürlich bot Oldsmobile auch nach 1960 Kombi-Modelle an - sogar mehr als zuvor weil neue Baureihen hinzukamen. Der Name 'Fiesta' wurde jedoch nicht wieder verwendet bis ihn Ford für seinen erfolgreichen europäischen Kleinwagen wieder aufgriff.
Quellen
- Encyclopedia of American Cars from 1930, Hrsg. Consumer's Guide, Publications International (1993), ISBN 0-7853-0175-5
- The Specification Book For U.S. Cars 1930 – 1969, Editor G. Marshall Naul, R. Perry Zavitz, Motorbooks International (1980), ISBN 0-87938-068-3
- The Production Figure Book For U.S. Cars, Jerry Heasley, Motorbooks International (1977), ISBN 0-87938-042-X
- American Car Spotter’s Guide 1940-1965, Tad Burness, Motorbooks International (1978), ISBN 0-87938-057-8
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