- Opfer als Schimpfwort
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„Opfer“ ist ein Schimpfwort der gegenwärtigen deutschen Jugendsprache.[1]
Inhaltsverzeichnis
Bedeutung und Hintergrund
In seiner Bedeutung ist „Opfer“ in etwa synonym mit den Begriffen „Versager“ oder „Loser“, nach Meinung des Berliner Forum Gewaltprävention aufgrund seines passiven Inhalts jedoch Ausdruck einer bedenklichen gesellschaftlichen Entwicklung:
„Unter Jungen und männlichen Jugendlichen ist es im Übrigen inzwischen verbreitet, das Wort „Opfer“ auch als Schimpfwort zu gebrauchen und es gibt Schulen, die unter anderem als „Opferschulen“ bezeichnet werden. Der Begriff „Opfer“ löst offenbar nicht mehr selbstverständlich Empfindungen aus, die von Empathie gekennzeichnet sind, sondern er wird benutzt, um sich der eigenen Identität zu versichern und alles abzuwehren, was mit dem Opfersein verbunden wird: Schwäche, Verluste, Ängste, Versagen, eben „looser“ [sic!] zu sein oder zu werden. Die Benutzung des Wortes „Opfer“ als Schimpfwort ist Ausdruck einer enormen und unbewussten Angst vor der Opferrolle und des unbewussten Zwanges, alles, was mit ihr zu tun hat, aus der Entwicklung männlicher Identität zu verbannen.“
– Stephan Voß: „Du Opfer!“, S. 58[2]
In dem Text heißt es weiter, dass Mädchen den Ausdruck „Opfer“ offenbar nicht als Schimpfwort gebrauchen, was ein taz-Artikel jedoch relativiert[3]. In dem taz-Artikel wird das Schimpfwort gar mit latentem Antisemitismus in Verbindung gebracht.
Quellen
- ↑ Claudia Janetzko und Marc Krones am Germanistik-Lehrstuhl von Professor Eva Neuland der Universität Wuppertal (basierend auf 15 Sprachlexika): Von knorke bis gaga – die Entwicklung der Jugendsprache in Spiegel Online vom 2. Juni 2008.
- ↑ Berliner Forum Gewaltprävention Nr. 12: http://www.berlin.de/imperia/md/content/lb-lkbgg/bfg/nummer12/08_voss.pdf
- ↑ James Redfield: Wir sagen „Du Opfer!“ in: die tageszeitung, taz.de vom 2. April 2008
Weblinks
- Joachim Güntner: Das schlimmste Etikett in: Neue Zürcher Zeitung, NZZ Online vom 13. Januar 2007
- Sascha Lehnartz: Deutschland, du Opfer! in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, FAZ.NET vom 28. Januar 2008
Siehe auch
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