Opticolor

Opticolor

Opticolor (auch: Siemens-Berthon- oder Berthon-Siemens-Verfahren) war ein additives Farbfilmverfahren auf Linsenrasterbasis, das zwischen 1930 und 1938 in Deutschland entwickelt wurde und zur Anwendung kam.

1930 hatten sich die Firmen Siemens & Halske und Perutz-Photowerke über das schweizerische Konsortium Opticolor AG Glarus die Lizenzen zur Ausübung und Weiterentwicklung des französischen Linsenrasterverfahrens gesichert. 1935/1936 drehte Carl Froelich den halbstündigen Kurzspielfilm „Das Schönheitsfleckchen“ (Regie: Rolf Hansen) in Opticolor, der im August 1936 während der Sommerolympiade in Berlin gezeigt wurde. Die Nationalsozialisten förderten das Verfahren als „deutschen Farbenfilm“ und als Konkurrenzprodukt zum amerikanischen Technicolor.[1]

Zwar hatte Opticolor einige technische Vorteile gegenüber anderen Verfahren, unter anderen konnten Kopien innerhalb von 24 Stunden hergestellt werden und notfalls auch schwarzweiß vorgeführt werden.[2] Aufgrund seiner Kostspieligkeit konnte sich Opticolor jedoch nicht durchsetzen und so entstanden anstelle abendfüllender Spielfilme nur einige weitere Kurzfilme vor allem im Dienste der NS-Propaganda, unter anderem der einzige Farbtonfilm von einem Reichsparteitag (1937).

Im Sommer 1938 wurde das Verfahren aufgegeben, nachdem ein Farbfilmprojekt über Hitlers Italienreise im Mai aufgrund einer technischen Panne gescheitert war, wie der Kameramann Hans Ertl in seinen Memoiren beschrieben hat:

„Sämtliche Aufnahmen aus den großen Kameras, die von den beiden Siemens-Technikern bedient wurden, waren unbrauchbar, weil sich die Dreizonenfilter infolge der laufenden Erschütterungen während der Autoreise verdreht hatten. In der Praxis sah das so aus, dass bei der Vorführung im Kino die Szenen in ihren Komplementärfarben, also farbverkehrt, erschienen und fast wie eine futuristische Vision wirkten. Alle Personen – Hitler und Mussolini nicht ausgenommen – hatten violett-blaue Gesichter und sahen aus wie Gespenster in einem Horror-Spektakel.“[3]

Einzelnachweise

  1. Dirk Alt: Farbfilmstart oder Farbfilmphantom? Das Siemens-Berthon-Linsenrasterverfahren und seine Förderung durch die nationalsozialistische Propaganda 1936-1938. In: Filmblatt Nr. 40, 2009, S. 7-8.
  2. Gert Koshofer: Color. Die Farben des Films. Berlin: Volker Spiess 1988, S. 36.
  3. Hans Ertl: Meine wilden dreißiger Jahre. Bergsteiger, Filmpionier, Weltenbummler. München: Herbig 1982, S. 252.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Farbfilm — Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau eines Farbnegativfilms 2 Geschichte des Farbfilms in der Filmproduktion 2.1 Filmcolorierung und Kinemacolor Verfahren 2.2 Das …   Deutsch Wikipedia

  • Lenticular — Als Linsenrasterverfahren bezeichnet man ein rein optisch arbeitendes fotografisches Verfahren der Farbfotografie, das nach der additiven Farbsynthese arbeitet; im Gegensatz zum Kornraster und Linienrasterverfahren werden keine Farbstoffpartikel… …   Deutsch Wikipedia

  • Linsenraster-Verfahren — Als Linsenrasterverfahren bezeichnet man ein rein optisch arbeitendes fotografisches Verfahren der Farbfotografie, das nach der additiven Farbsynthese arbeitet; im Gegensatz zum Kornraster und Linienrasterverfahren werden keine Farbstoffpartikel… …   Deutsch Wikipedia

  • Linsenrasterverfahren — Als Linsenrasterverfahren bezeichnet man ein rein optisch arbeitendes fotografisches Verfahren der Farbfotografie, das nach der additiven Farbmischung arbeitet; im Gegensatz zum Kornraster und Linienrasterverfahren werden keine Farbstoffpartikel… …   Deutsch Wikipedia

  • Luther-Bedingung — Die Luther Bedingung ist sowohl in der Farbfotografie als auch in der Farbmesstechnik eine technische Forderung nach geeigneten Analysekomponenten, mit denen die menschliche Farbwahrnehmung bestmöglich simuliert werden soll. Benannt ist diese… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”