Hans Ertl

Hans Ertl

Hans Ertl (* 21. Februar 1908 in München; † 23. Oktober 2000 in der Chiquitania, Santa Cruz, Bolivien) war Bergsteiger, Kameramann, Kriegsberichterstatter, Regisseur, Farmer und Autor.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hans Ertl verbrachte seine Kindheit und Jugend in Urschalling am Chiemsee.

Als Bergsteiger wurde er zu Beginn der 1930er-Jahre durch die Erstbegehungen der Nordwände der Königspitze (5. September 1930 mit Hans Brehm) und des Ortlers (22. Juni 1931 mit Franz Schmid) bekannt. Beide Wege tragen heute den Namen Ertlweg, insbesondere die Nordwand des Ortlers zählt noch immer zu den schwierigsten Eiswänden der Ostalpen.[1] 1934 nahm er an der von Günter Oskar Dyhrenfurth geleiteten Internationalen Himalaya Expedition ins Karakorum teil. Ertl gelang dabei mit Albert Höcht am 12. August die Erstbesteigung des 7422 Meter hohen Sia Kangri.[2] Nach dem Krieg war er Teilnehmer an der deutschen Bolivien-Expedition 1950, während der ihm der Illimani-Nordgipfel im Alleingang, die Erstbesteigung des Illimani-Südgipfels (mit Gert Schröder) und weitere frühe Besteigungen mehrerer Sechstausender gelangen. 1953 wurde Ertl Teilnehmer der von Karl Herrligkoffer geleiteten Willy-Merkl-Gedächtnis-Expedition, die sich die Erstbesteigung des Achttausenders Nanga Parbat zum Ziel gesetzt hatte. Er begleitete Hermann Buhl bis zum letzten Hochlager in 6900 m Höhe, von wo aus diesem dann der Gipfelerfolg glückte. Berühmt wurde Ertls Foto, das einen nach dem Alleingang durch die Todeszone scheinbar um Jahre gealterten Hermann Buhl bei dessen Rückkehr ins Hochlager zeigt.

Als Kameramann aus der Schule von Arnold Fanck entwickelte er insbesondere bei den Olympiafilmen Leni Riefenstahls neue Kameratechniken und Kamera-Fahrttechniken bis hin zur „fliegenden Kamera“, mit der er den Flug eines Skispringers nachempfand. Ertl wurde bei Beginn des Zweiten Weltkrieges zur Wehrmacht als PK-Kameramann eingezogen und wurde im Verlauf des Krieges (im Rang eines Oberleutnants) zum bevorzugten Kameramann von Generalfeldmarschall Erwin Rommel. Nach 1945 war er vorübergehend auf Anordnung alliierter Stellen mit einem Berufsverbot belegt, so dass er als Fotoreporter, unter anderem für die Illustrierte Quick, arbeitete. 1952 wanderte er mit seiner Familie nach Bolivien aus.

Hans Ertl war der Vater von Monika Ertl (1937−1973), die als Mitglied der bolivianischen Untergrundbewegung ELN (Ejército de Liberación Nacional) zusammen mit dem Franzosen Régis Debray versuchte, den ehemaligen Gestapochef Klaus Barbie aus Bolivien zu entführen. Hans Ertl hatte Barbie bzw. „Klaus Altmann“, wie er sich nun nannte, nach dessen Ankunft in Bolivien den ersten Job in einem Sägewerk verschafft, ohne zu wissen, dass dieser ein gesuchter Kriegsverbrecher war. Ertl behauptete allerdings, „Altmann“ hätte ihm zuvor gesagt, dass er ehemaliger Angehöriger der SS war.

Werke

  • 1932 Assistent bei Arnold Fancks S.O.S. Eisberg
  • 1934 Assistent bei Arnold Fancks Der ewige Traum
  • 1936 Hauptkameramann bei Leni Riefenstahls Olympia - Teil 1: Fest der Völker, Teil 2: Fest der Schönheit
  • 1938 Kameramann bei Luis Trenkers Liebesgrüße aus dem Engadin
  • 1939 Kameramann bei Arnold Fancks Ein Robinson
  • 1939 Mitarbeit beim BDM-Werk Glaube und Schönheit mit dem Film Glaube und Schönheit
  • 1953 begleitet er die Herrligkoffer-Expedition zum Nanga Parbat und dreht einen Film über die Erstbesteigung des Berges durch Hermann Buhl.
  • 1955 besteigt Hans Ertl den Cerro Paititi in Bolivien und filmt sich dabei selbst. Seine Frau und seine Töchter sind ebenfalls dabei. Das Filmmaterial wird jedoch durch eine Unachtsamkeit im Schneidewerk zerstört, weswegen Ertl aus den Fotos und Tagebucheinträgen ein Buch macht: "Paititi - Ein Spähtrupp in die Vergangenheit der Inkas"
  • 1958 drehte Ertl im bolivianischen Urwald die Abenteuer-Doku Hito-Hito. Seine Tochter Monika wird als 2. Kamera(-Frau) genannt; es sollte der letzte Film sein, den er vollendete.

Einzelnachweise

  1. Peter Holl: Alpenvereinsführer Ortleralpen, Bergverlag Rudolf Rother, München 1990. ISBN 3-7633-1313-3
  2. Günter Oskar Dyhrenfurth: Der dritte Pol. Die Achttausender und ihre Trabanten. Frankfurt/M. 1961, S. 206f.

Weblinks


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