Oreopithecus bambolii

Oreopithecus bambolii
Oreopithecus bambolii
Oreopithecus im Instituto de Paleontología Miquel Crusafont

Oreopithecus im Instituto de Paleontología Miquel Crusafont

Zeitraum
Miozän (Vallesium bis Turolium)
8 bis 7[1] Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Ordnung: Primaten (Primates)
Teilordnung: Altweltaffen (Catarrhini)
Überfamilie: Menschenartige (Hominoidea)
Familie: Oreopithecidae (?)
Gattung: Oreopithecus
Art: Oreopithecus bambolii
Wissenschaftlicher Name
Oreopithecus bambolii
Gervais, 1872

Oreopithecus bambolii („Bergaffe“) ist eine ausgestorbene Art der Primaten aus der Gattung Oreopithecus. Oreopithecus bambolii ist die bislang einzige Art der Gattung und konnte vermutlich aufrecht gehen. Die Art gilt jedoch nicht als Menschenvorfahr, wird aber zu den Stamm-Hominoidea gezählt.[1]

Überreste von Oreopithecus bambolii stammen aus dem oberen Miozän (vor rund 8 bis 7 Millionen Jahren) und wurden u. a. 1958 in der Toskana von Anton Johannes Hürzeler und später auch auf Sardinien gefunden. Sardinien und die Toskana bildeten zu dieser Zeit zusammen mit Korsika eine große Insel, die zu einem zwischen Europa und Afrika liegenden Archipel gehörte. [2]

Inhaltsverzeichnis

Anatomische Merkmale

Die anatomischen Merkmale von Oreopithecus bambolii konnten recht gut rekonstruiert werden, da nahezu alle Knochen überliefert sind. Demnach besaß Oreopithecus bambolii – wie die späteren Arten der direkten Menschenvorfahren – einen relativ kurzen Kiefer mit kleinen Schneidezähnen und ebenfalls relativ kleinen Eckzähnen, das Diastema zwischen Schneide- und Eckzahn im Oberkiefer war klein oder fehlte. Das Foramen magnum lag relativ weit vorn, was – gemeinsam mit Befunden zum Bau der Knochen des Rumpfes und der Beine – als Hinweis auf eine zweibeinige Fortbewegungsweise gedeutet wurde.[1]

Man schätzt die Körperlänge dieses Primaten auf 110 cm und das Gewicht auf 25 kg. Das Skelett ist gekennzeichnet durch lange Arme, Überaugenwülste und einen fehlenden Schwanz. Aufgrund der langen Arme glaubte man lange, Oreopithecus bambolii habe sich schwinghangelnd durch die Bäume bewegt. Jüngere Untersuchungen des kurzen, menschenähnlichen Beckens und des Beinskeletts deuten jedoch darauf hin, dass er sich vorwiegend aufrecht auf zwei Beinen fortbewegte. Der große Zeh stand – vergleichbar mit Ardipithecus ramidus – in einem Winkel von 100 ° vom Fuß ab, so dass der ganze Fuß ein Dreibein bildete. Diese Fußanatomie ermöglichte keinen schnellen Lauf. [3]

Dennoch ist die Art wahrscheinlich kein direkter Vorfahr des Menschen, sondern stellt eine konvergente Entwicklung dar. Dafür spricht auch, dass er sich isoliert von den Menschenvorfahren, die in Afrika lebten, entwickelte.

Seine Gliedmaßenmorphologie konnte sich unter den Bedingungen einer isolierten Inselökologie entwickeln. Abgesehen von zwei fischfressenden Ottern und einem omnivoren vor allem aber pflanzenfressenden Bären, gab es auf der toskanisch-sardischen Insel keine Raubtiere. Vor 6,5 Millionen Jahren bekam die Insel wieder Kontakt zum europäischen Festland und wurde von Säbelzahnkatzen wie Machairodus und Metailurus besiedelt. Oreopithecus bambolii starb daraufhin aus. [4]

Systematik

Die stammesgeschichtliche Stellung von Oreopithecus bambolii ist umstritten. Von einigen Forschern wird die Art in einer eigenen Familie (Oreopithecidae) als Seitenzweig der Überfamilie der Menschenartigen (Hominoidea) zugeordnet, von anderen Forschern jedoch als Mitglied der Familie der Menschenaffen (Hominidae) interpretiert. Nach Untersuchungen des Baccinello-Fossils aus dem Jahr 1990 steht Oreopithecus bambolii in die stammesgeschichtliche Nähe von Dryopithecus.

Literatur

  • Jordi Agusti, Mauricio Anton: Mammoths, Sabertooths, and Hominids: 65 Million Years of Mammalian Evolution in Europe. Columbia University Press, 2005, ISBN 978-0231116411

Einzelnachweise

  1. a b c Bernard Wood, Terry Harrison: The evolutionary context of the first hominins. In: Nature, Band 470, 2011, S. 347–352, doi:10.1038/nature09709
  2. a b Agusti & Anton, Seite 193
  3. Agusti & Anton, Seite 198
  4. Agusti & Anton, Seite 198 - 199

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