St-Roch

St-Roch
Christophe Civeton: Saint-Roch
Seitenkapelle mit hl. Susanna in der Kirche Saint-Roch, erbaut 1710
Journée du 13 vendémiaire : General Napoleon greift die Royalisten an
Norry: Inneres der Kirche Saint-Roch, 1787

Die Pfarrkirche Saint-Roch befindet sich an der Rue Saint-Honoré im 1. Arrondissement in Paris. Sie ist dem heiligen Rochus von Montpellier geweiht. Mit einer Länge von 126 m ist sie eine der größten Kirchen der Stadt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Jahre 1521 gründete ein Pariser Kaufmann mit Namen Jean Dinocheau in dem damals vor den Toren von Paris gelegenen Vorort Saint Honoré eine Kleine Kapelle, welche der hl. Susanna gewidmet wurde. Der Neffe des Gründers mit Namen Etienne Dinocheau gestaltete im Jahre 1577 diese Kapelle in eine geräumigere Kirche um, welche, den damaligen Zeitströmungen folgend, Saint Roch als Patron erhielt. Diese Kirche wurde im Jahre 1629 zur Pfarrkirche erhoben und in der Zeit von 1653 bis 1740 weiter ausgebaut.

Die Erweiterungsbauarbeiten fingen im Jahr 1653 nach den Entwürfen von Jacques Lemercier an. Der Grundstein wurde von Ludwig XIV. persönlich gelegt. Später wurden die Arbeiten aus Finanzierungsgründen unterbrochen und in den Jahren 1701-1740 fortgesetzt. Eine der Kapellen wurde in den Jahren 1705-1710 nach den Entwürfen von Jules Hardouin-Mansart errichtet, eine andere von Pierre Bullet. Die Fassade im Stil des Barock aus dem Jahr 1736 entstammt den Plänen von Robert de Cotte.

In dieser Zeit wurde zur Erinnerung an den Ursprung der Kirche in dem erweiterten Bau eine Seitenkapelle der hl. Susanna gewidmet. In dieser Kapelle erinnert noch ein altes Fenster mit der Jahreszahl 1710 an diese Umgestaltung, und über dem Altar zeigt ein großes Gemälde Sainte Suzanne von ihren Verfolgern bedroht auf dem Steinboden kniend und zum Himmel um Hilfe und Stärkung flehend.

Die Kirche Saint Roch lag zur Zeit der großen französischen Revolution im Mittelpunkt der umstürzlerischen Wirren. An der Rue Saint Honoré lagen in der damaligen Zeit die Klöster, in denen die revolutionären Klubs der Jakobiner, der Feuillants u.a.m. zusammenkamen. Über diese Straße rollten die Karren, auf denen die unglücklichen Opfer der Revolution von der Conciergerie zur Hinrichtung auf den Place de la Concorde gefahren wurden. In dem benachbarten Tuilerien-Palast tagte der Convent, und unmittelbar vor der Kirche Saint Roch zerschlug der damalige General Bonaparte am 13. Vendémiaire des Jahres 4 der Revolution den Royalisten-Aufstand gegen den Convent.

Heute sind an der Fassade der Kirche noch die Einschläge der Geschosse sichtbar. Aber nicht nur das Äußere der Kirche, sondern auch das Innere wurde, und zwar in viel größerem Ausmaße, durch die Wirren, vor allem zur Zeit der Herrschaft der „Göttin der Vernunft“, mitgenommen. Viele Gemälde und Kunstschätze wurde gestohlen oder zerstört. So auch ein Gemälde, das den Stifter Dinocheau darstellt und in der Seitenkapelle hing. Diese Bild befindet sich heute mit veränderter Inschrift in Italien in der Kirche von Santa Maria Maggiore (Piemont). Es wird dort als das Bild des Paul Femminis ausgegeben.

Nach der Revolution wurden die Schäden nach und nach beseitigt und u.a. auch die Kapelle der hl. Susanna wieder hergestellt. Der Maler Norblin verfertigte die Skizzen dazu und malte auf Leinwand das heutige Erinnerungsbild an die hl. Susanna, welches in einer Breite von 3,20 m und einer Höhe von 3,65 m auf die Wand über dem Altar an Stelle der alten Darstellung aufgespannt wurde.

In der Kirche wurden Admiral de Grasse, Pierre Corneille, André Le Nôtre, Paul Thiry d’Holbach und Denis Diderot bestattet.

Saint-Roch beherbergt heute zahlreiche Kunstwerke, die den aufgehobenen Klöstern der Region entstammen. Darunter befinden sich zwei Büsten, die von Antoine Coysevox erschaffen wurden. Zum Bestand gehört ebenfalls eine Statue des Jesus Christus, die Etienne-Maurice Falconet im Jahr 1757 schuf.

Orgel

Die Kirche erhielt 1751 ihre erste Orgel durch Lesclop, deren fünfteiliger Prospekt noch heute die Orgel beherbergt. 1769 nahm François-Henri Clicquot einige Ausbauarbeiten vor. Während der Revolution kam fast die Hälfte des Pfeifenbestands abhanden. 1805 wurde sie zuerst wieder in Stand gesetzt von Pierre Dallery, 1820 konnte schließlich dessen Sohn die Orgel wieder besonders um Flöten und Zungenregister bereichern.

Von besonderer Bedeutung ist der Umbau durch Aristide Cavaillé-Coll von 1839 bis 1842, bei jedoch nur ein kleiner Teil des alten Pfeifenbestandes verwandt wurde. Er erweiterte das Manual, fügte ein Schwellwerk hinzu und versah die Orgel mit Barkermaschinen. Im Pedal blieb das Ravalement. 1859 und 1881 wurde die Orgel nochmals von Cavaillé-Coll, 1901 von seinem Nachfolger Charles Mutin überarbeitet. 1927 fügte Joseph Gutschenritter Sohn ein viertes Manual hinzu, der Récit erhielt ein Quintaton 16′, eine Gambe 8′ und eine Voix céleste 8′. Von 1991 bis 1994 restaurierte Jean Renaud die Orgel und näherte sie ihrem Zustand von 1881 wieder an. Seit 1981 ist sie monument historique. Ihre Disposition ist seit 1994 wie folgt:

I Positif C–g3
Montre 8′
Bourdon 8′
Flûte harmonique 8′
Gambe 8′
Voix céleste 8′
Prestant 4′
Dulciana 4′
Nazard 22/3
Doublette 2'
Tierce 13/5
Grande fourniture II
Fourniture IV
Cymbale III
Cornet V
Trompette 8′
Clairon 4′
Cromorne 8′
Hautbois 8′
II Grand-Orgue C–g3
Corni dolci 16′
Montre 16′
Bourdon 16′
Montre 8′
Salicional 8′
Bourdon 8′
1ère Flûte harmonique 8′
2ème Flûte harmonique 8′
Prestant 4′
Gambe 4′
Octavin doublette 2′


III Bombarde C–g3
Bombarde 16′
1ère Trompette 8′
2ème Trompette 8′
Clairon 4′
Clairon 2′/4′
IV Récit expressif C–g3
Flûte harmonique 8′
Flûte octaviante 4′
Octavin 2′
Bourdon 8′
Gambe 8′
Céleste 8′
Trompette 8′
Basson-hautbois 8′
Voix humaine 8′
Clairon 4′


Pédalier C–g3
Flûte 16′
Flûte 8′
Flûte 4′
Grande quinte 51/3
Bombarde 16′
Trompette 8′
Basson 8′
Clairon 4′
Clairon 2′

Titularorganisten:

  • Vor 1756: Jean Landrin
  • 1756–1795: Claude-Bénigne Balbastre
  • 1805–1831: Antoine Lefébure-Wély
  • 1831–1847: Louis James Alfred Lefébure-Wély
  • 1847–1856: Charles-Alexandre Fessy
  • 1856–1863: Marie-Auguste Durand
  • 1863–1873: Benjamin Darnault
  • 1873–1888: Auguste Péron
  • 1888–1906: Auguste Chapuis
  • 1906–1908: Arnold Le Maitre
  • 1908–1915: Georges Pifaretti
  • 1919–1955: André Pratz
  • 1945–1955: Pierre Cochereau
  • Seit 1973: Françoise Levéchin-Gangloff

Literatur

  • Chris Boicos u. a.: Paris. RV Reise- und Verkehrsverlag, Berlin 1994, ISBN 3-89480-901-9, S. 121.
  • Julia Droste-Hennings, Thorsten Droste: Paris. Eine Stadt und ihr Mythos. DuMont-Reiseverlag, Köln 2003, ISBN 3-7701-6090-8, S. 292.
  • Pierre-Thomas-Nicolas Hurtaut, Magny: Dictionnaire historique de la ville de Paris et de ses environs. Moutard, Paris 1779, S. 231 (Nachdruck: Minkoff, Genf 1973).
  • Heinfried Wischermann: Architekturführer Paris. Gerd Hatje Verlag, Ostfildern 1997, ISBN 3-7757-0606-2, S. 49.

Weblinks

 Commons: St-Roch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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