Schweinfurter Schlachtschüssel

Schweinfurter Schlachtschüssel
Tisch mit einem Holzbrett, von dem „vom Brett“ gegessen wird

Die Schweinfurter Schlachtschüssel ist ein traditionelles Brauchtum in Schweinfurt und dem Schweinfurter Umland. Es handelt sich um eine besondere Art einer Schlachtplatte (fränkisch als Schlachtschüssel bezeichnet).

Inhaltsverzeichnis

Ablauf

Tisch einer Schlachtschüssel mit frischem Fleisch in der Mitte und kaltem Fleisch auf der linken Seite
Gedeck einer Original Schweinfurter Schlachtschüssel

Die „Schweinfurter Schlachtschüssel“ ist keine übliche Schlachtplatte, sondern eher ein Fest in einer großen, geselligen Tafelrunde. Die Schweinfurter Schlachtschüssel findet sich auf keiner Speisekarte und wird auch nicht einfach so verspeist. Es ist eine Mindestanzahl von Essern erforderlich, der Ablauf erfolgt gemäß überlieferten Ritualen.[1]

Die wichtigste Besonderheit einer Schweinfurter Schlachtschüssel ist, dass nicht von Tellern, sondern von langen Holzbrettern direkt auf dem Tisch gegessen wird.

Es handelt sich hierbei um ein sehr deftiges Gericht, bei dem verschiedene Teile des Schweins – aufgeteilt in sieben „Gänge“ – gegessen wird. Das Fleisch wird dabei zuvor als Kesselfleisch gekocht und in folgender Reihenfolge serviert:

Bauchfleisch − Stich – BugKammKopffleisch mit Zunge, Ohr und RüsselHerz und andere InnereienNieren.

Die Schweineteile werden dabei direkt in der Mitte des Tisches platziert, so dass sich jeder am Tisch bedienen kann. Kalt gewordene oder aus anderen Gründen nicht mehr essbare Reste werden einfach in der Mitte des Tisches gelassen oder dorthin zurückgelegt. Diese Reste werden normalerweise nach jedem Gang wieder vom Tisch entfernt. Früher wurden sie anschließend zu Blut- oder Leberwurst verarbeitet und den Gästen im Anschluss an das Essen oder am nächsten Tag mitgegeben. Dies wird aus Gründen der Hygiene heute meist nicht mehr praktiziert.[2][3]

Zum Fleisch wird traditionell nur Sauerkraut, Salz und Pfeffer, Meerrettich und Bauernbrot gegessen. Der Meerrettich wird dabei fränkisch als Kren bezeichnet. Üblicherweise wird zu einer Schweinfurter Schlachtschüssel Frankenwein getrunken.[4]

Geschichte

Die Schweinfurter Schlachtschüssel ist eine Tradition, die einst der Schweinfurter Metzgerwirt Georg Josua Schwanhäuser im Gasthof Goldener Stern in der Oberen Gasse 360 im Jahre 1840 erstmals zelebrierte. Später griffen dann auch andere Gastwirte aus Schweinfurt und dem Umland diese Idee auf und so wurde sie zu einem Brauch.[5]

Durch die EU-Hygieneverordnung, die ab dem 1. Januar 2006 gültig ist, darf eine Schlachtschüssel, bei der das Fleisch direkt vom Brett gegessen wird, aus hygienischen Bedenken nicht mehr angeboten werden. Da die Schweinfurter Schlachtschüssel jedoch schon seit über 150 Jahren in dieser Form abgehalten wird, beansprucht sie für sich das Gewohnheitsrecht und kann in Schweinfurt als Form der Brauchtumspflege weiter durchgeführt werden.[6] Wegen dieses Brauchtumscharakters wird meist auch ein Schlachtschüssellied vor Beginn des Essens gesungen.

Die bislang größte Schlachtschüssel wurde 1991 anlässlich der 1200-Jahr-Feier der Stadt Schweinfurt mit mehr als 1200 Teilnehmern durchgeführt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. schweinfurter-schlachtschuessel.de
  2. schweinfurt-hat-schwein.de
  3. Tourist-Information Schweinfurt
  4. facebook: Stadtführung zur Schweinfurter Schlachtschüssel
  5. Die Schweinfurter Schlachtschüssel, Broschüre der Schweinfurter Touristeninformation
  6. Slowfood Deutschland – Mainfranken

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