Osman (Dynastie)

Osman (Dynastie)

Das Haus Osman (‏خاندان آل عثمان‎ / ḫānedān-ı āl-i ʿOs̲mān /‚Dynastie des Hauses Osman‘; auch ‏سلالهٔ آل عثمان‎ / sülāle-ʾi āl-i ʿOs̲mān) war die Herrscherdynastie des nach ihm benannten Osmanischen Reiches. Begründet von Osman I., stellte es von 1299 bis 1922 die türkischen Emire und Sultane und von 1517 bis 1924 die Kalifen des Islams.

Thronfolger wurde bis zum 15. Jahrhundert derjenige Sohn des Herrschers, dem die Herrschaft zufiel. Mit seinem Ḳānūnnāme gestattete Mehmed II. den Brudermord der Sultane. Die Thronfolgeregelung folgte seit Ahmed I. gewohnheitsrechtlich und seit der Osmanischen Verfassung nach gesatztem Recht dem Prinzip des Seniorats. Nach der Unabhängigkeit aus dem Seldschuken-Reich trugen die Monarchen erst den Titel Emir (Gazi), ab Murad I. den Titel Sultan und Padischah. Die Residenzstädte des Hauses waren Söğüt (1299–1326), Bursa (1335–1365), Edirne (1365–1453) und Kostantiniyye/Istanbul (1453–1922).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Hauses Osman

Das Haus Osman gehört zu den ältesten Adelshäusern der Welt. Der Name leitet sich von Osman I. ab, dem Gründer des Osmanischen Reiches.

Fürstentum Osman zu Zeiten der anatolischen Fürstentümer (13. Jahrhundert)

Einige Beyliks in Anatolien um 1300

Nachdem 1235 das rum-seldschukische Herrscherhaus die Oberhand der Mongolen (Ilchane) anerkannt hatte, wanderten türkmenische Stämme verstärkt nach Westanatolien. Es entstanden zahlreiche türkische Fürstentümer in Zentral- und Westanatolien, die an das byzantinische Reich grenzten (siehe Abbildung). Osmans Vater Ertoghrul siedelte mit seinem Stamm zur selben Zeit von Ostanatolien nach Eskişehir-Sakarya über.[1]

Osman I. trat 1288 die Nachfolge seines Vaters Ertuğrul an und wurde Oberhaupt seines Stammes. Der Stamm gehörte der Kayi an, einer Untergruppe der Oghusen. Nach der Eroberung von Karacahisar wurde Osman 1288 vom Seldschuken-Sultan zum Bey/Fürsten ernannt, womit das Fürstentum Osman gegründet war.[2] Als Vasallen im Sultanat der Rum-Seldschuken dienten die Fürstentümer in einer Föderation von mehreren Fürstentümern, bis Osman I. 1299 sein Fürstentum für unabhängig erklärte. Sein Sohn Orhan I. eroberte Bursa und festigte die Macht der Familie in Anatolien.

Hauptartikel: Beylik

Am 1. November 1922 wurde die osmanische Monarchie von der türkischen Nationalversammlung unter Mustafa Kemal formal abgeschafft. Der letzte Sultan des Osmanischen Reiches, Mehmed VI., verließ das Reich am 17. November 1922 und begab sich ins Exil nach San Remo. Sein Nachfolger Abdülmecit II. war nur noch Kalif. Das Osmanische Kalifat wurde am 1. März 1924 abgeschafft, die Familie wurde ins Exil verbannt. Das Haus Osman hat während seiner 6 Jahrhunderte umfassenden Herrschaft ein Vermögen angehäuft, dessen Umfang auf 120 Milliarden US-Dollar heutiger (2010) Kaufkraft geschätzt wird. Bei Antritt des Exils wurde die Familie enteignet.

Sultane des Osmanischen Reichs

Oberhäupter der Familie im Exil (ab 1924)

Oberhaupt der Familie Amtsdauer Sterbeort Titel Abstammungslinie
Abdulmecid II. 1924-1944 Medina Abdulmecid II. Abdülaziz
Ahmet Nihad Osmanoğlu 1944-1954 Damaskus Ahmed IV. Murad V.
Osman Fuad Osmanoğlu 1954-1973 Paris Osman IV. Murad V.
Mehmed Abdülaziz Osmanoğlu 1973-1977 Nizza Abdülaziz II. Abdülaziz
Ali Vâsıb Osmanoğlu 1977-1983 Iskenderiye Ali I. Murad V.
Mehmet Orhan Osmanoğlu 1983-1994 Nizza Mehmet VII. Abdülhamid II.
Ertuğrul Osman 1994-2009 Istanbul Osman V. Abdülhamid II.
Osman Bayezid Osmanoğlu 2009- Bayezid III. Abdülhamid II.

In der Familie gibt es zwei Linien, die jeweils von Mahmud II. abstammen.

Ein Prinz musste von einer väterlichen Linie abstammen und muslimischen Glaubens sein. Nachdem die Türkische Nationalversammlung mit einem Parlamentsbeschluss die Familie verbannt hatte, mussten die Prinzen innerhalb eines Tages, die Frauen und Kinder innerhalb einer Woche, das Reich verlassen. Sie wurden mit der Bagdad-Bahn über die Grenze nach Bulgarien geschafft. Sultan Mehmed VI. bezog mit seiner Gemahlin in San Remo eine Villa, die durch den italienischen König zur Verfügung gestellt wurde. 1949 wurde die Regierung ermächtigt die Einreise ehemaliger Prinzessinen zu gestatten. Die Witwe Mehmets VI. erhielt die türkische Staatsbürgerschaft zurück. Der Enkel Mehmeds VI., Prinz Nazım, durfte sich 1974 in Istanbul niederlassen. 1991 wurde die Verbannung aufgehoben und das damalige Oberhaupt der Familie, Prinz Mehmed Orhan, reiste in die Republik Türkei. 2004 erhielt das 43. Oberhaupt des Hauses, Ertugrul Osman, die türkische Staatsangehörigkeit durch die Initiative von Tayyip Erdogan. Seit dessen Tod am 23. September 2009 ist Prinz Osman Bayezid III. das Oberhaupt des Hauses Osman.

Wappen

Das Wappen des Osmanischen Reiches war zugleich das Wappen der kaiserlichen Familie, mit der entsprechenden Tugra des regierenden Sultans.

Siehe auch

Literatur

  • M. F. Köprülüzade: Les origenes de l`Empire Ottoman. In Etudes Orientalis III, Paris 1935.
  • David Nicolle: Die Osmanen: 600 Jahre islamisches Weltreich. Tosa, Wien 2008. ISBN 978-3-85003-219-3.
  • Josef Matuz: Das Osmanische Reich- Grundlinien seiner Geschichte. Darmstadt 1994.
  • Anthony Dolphin Alderson: The Structure of the Ottoman Dynasty. Oxford 1956.
  • Olga Opfell: Royalty who wait: the 21 heads of formerly regnant houses of Europe. 2001, S.141ff, ISBN 978-0-7864-0901-3. Kapitel 14 H.I.H. Ertugrul Osman, Prince of Turkey - Imperial House of Turkey (House of Osman). Rezension in der European History Quarterly, Vol. 32, No. 2, S. 297-298 (2002)[1]
  • Stefan Schreiner: Die Osmanen in Europa: Erinnerungen und Berichte türkischer Geschichtsschreiber. 1985.
  • Richard Franz Kreutel: Leben und Taten der türkischen Kaiser. 1971, ISBN 3-222-10467-0.
  • Aşıkpaşazade, Richard Franz Kreutel: Vom Hirtenzelt zur Hohen Pforte. 1959.
  • Wolfgang Günter Lerch: Die Exil-Osmanen sind außerhalb der Türkei fast unbekannt - Die vergessene Dynastie. In: FAZ, 20. Dezember 2007.
  • Wolfgang Günter Lerch: Die Familie Osman musste im Jahre 1924 ins Exil - Im Schatten des Topkapi. In: FAZ, 27. Dezember 2007

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Halil İnalcık Devlet-i Aliyye - Osmanlı İmparatorluğu Üzerine Araştırmalar 1 - Klasik Dönem (1302-1606), S.5
  2. Halil İnalcık Devlet-i Aliyye - Osmanlı İmparatorluğu Üzerine Araştırmalar 1 - Klasik Dönem (1302-1606), S.12

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