- P-90
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Der P-90 ist ein elektromagnetischer Tonabnehmer-Typ der Bauform Single Coil (Einzelspuler) für E-Gitarren. P-90-Tonabnehmer werden seit 1946 vom US-amerikanischen Musikinstrumentenhersteller Gibson hergestellt. Da P-90-Tonabnehmer ein größeres Gehäuse besitzen als andere Single-Coil-Typen (wie zum Beispiel die des Herstellers Fender) und weil er einen etwas voluminöseren Klang als diese erzeugt, wird er manchmal fälschlicherweise als Humbucker (ein doppelspuliger Tonabnehmertyp) bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der P-90 wurde von Gibson das erste Mal 1946 (nach der Wiederaufnahme der Produktion nach dem Zweiten Weltkrieg) in einer E-Gitarre eingebaut. Die erste damit ausgestattete Gitarre war das bereits 1936 erstmals vorgestellte Modell Gibson ES-150. Der P-90 wurde als Nachfolger für den zuvor in der ES-150 verwendeten „Charlie Christian-Tonabnehmer“ eingebaut.[1] Die größere Verbreitung des P-90-Pickups war nur von kurzer Dauer, da er in den späten 1950er-Jahren weitgehend vom doppelspuligen, nebengeräuschfreien „PAF“-Humbucker-Modell abgelöst wurde. Der P-90 wurde nur noch bei Modellen wie der Gibson ES-330, bei den Gibson-Les-Paul-Modellen Junior, TV und Special,[2] sowie in den Gibson-SG-Modellen Junior und Special eingebaut. In den 1970er-Jahren wurde der P-90 bei Gitarren aus Gibsons unterem Preissegment weitgehend von Single Coils, von Mini-Humbuckern und von „ungedeckten“ (open-coil)-Humbuckern (also Tonabnehmer ohne Gehäusekappen) abgelöst. In späteren Jahren wurden Neuauflagen einiger Modelle eingeführt, die wieder mit P-90-Tonabnehmern ausgestattet sind. Heute verwendet Gibson den P-90 nur noch auf wenigen Les-Paul- und SG-Ausgaben und bei speziellen Signature-Modellen,[3] jedoch findet sich der Tonabnehmer-Typ auch auf E-Gitarren einiger anderer Firmen und Marken, darunter Epiphone (eine Gibson-Tochterfirma) und Yamaha, sowie auf manchen Archtop-Gitarren kleinerer Hersteller.
Konstruktionsform
Den Kern von P-90-Tonabnehmern bilden ein bis zwei Dauermagnete in Barrenform, wobei lediglich die ältesten P-90 mit nur einem Magneten bestückt sind. Die Magnete bestehen aus unterschiedlichen Legierungen aus Aluminium, Nickel, Kobalt und Eisen (AlNiCo); eine zeitlang wurden von manchen Herstellern statt dessen auch Keramikmagnete verwendet. Die Magnete tragen sechs stabförmige Polköpfe, die mit einer Spule aus sehr dünnem Kupferdraht umwickelt sind. Die Drahtstärke liegt zwischen 0,056 und 0,062 mm, die Spule eines klassischen P-90-Tonabnehmers hat etwa 10.000 Wicklungen. Bei der Herstellung der Spulen wird der Draht entweder maschinell oder von Hand geführt; die Führung des Drahtes von Hand soll dem Tonabnehmer durch geringe Unregelmäßigkeiten in den Wicklungen einen besonders dynamischen Klang verleihen.[3] Die Konstruktion aus Magneten, Polköpfen und Spulen wird auf einer Metallplatte befestigt und mit einem Gehäuse aus Kunststoff verschraubt. Zur Vermeidung von Mikrofonie wird die Wicklung durch Tränken in Paraffin fixiert.
Gehäusetypen
Es gibt drei Typen von P-90-Tonabnehmergehäusen
Soap Bar
Bei diesem Tonabnehmer sind die Gehäuse wie alle P-90-Gehäuse aus Kunststoff, rechteckig und tragen sechs höhenverstellbare Polköpfe. Zwischen dem 2. und 3. sowie dem 4. und 5. Polkopf sind zwei Schraublöcher ins Gehäuse eingelassen, um den Tonabnehmer auf der Gitarre befestigen zu können. Die Bezeichnung „Soap Bar“ (deutsch: „Seifenstück“) kommt wahrscheinlich daher, dass die ersten P-90 auf einer Gibson Les Paul 1952 weiß beziehungsweise cremefarben waren[4] und so die Assoziation mit einem Stück Seife weckten. Eine spezielle Form des „Soap-Bar“-P-90 hat zwar das Soap-Bar-Gehäuse, aber das Gestell oder die Grundplatte des „Dog Ear“ (siehe unten).
Dog Ear
Dog Ear (deutsch: „Hundeohr“) ist ein rechteckiges Gehäuse mit zwei namensgebenden, dreieckig geformten Erweiterungen links und rechts, die jeweils eine Schraube zur Befestigung des Tonabnehmers auf der Instrumentendecke tragen. Diese Art wird vorwiegend in E-Gitarren-Modelle mit Hohlkorpus wie der Gibson ES-330 eingebaut, aber auch in Solidbody-Gitarren wie der Gibson Les Paul Junior. Dieselben Pickups werden auch auf Gitarren der Marke Epiphone eingebaut, dies jedoch erst seitdem Gibson 1957 die Firma Epiphone aufgekauft hatte. Auf den Gitarren dieser Marke sieht man P-90-Tonabnehmer vor allem auf dem Modell Epiphone Casino (eine Kopie von Gibsons Modell ES-330).
P-94 – der P-90 mit Humbucker-Gehäuse
Die Konstruktionform der P-90-Tonabnehmer ist unter der Bezeichnung P-94 auch in einem Humbucker-ähnlichen Format erhältlich. Das P-94-Gehäuse ist breiter als das von Single-Coil-Tonabnehmern des Fender-Typs, schmaler als die Gehäuse von PAF-Humbuckern, aber länger als beide.[5]
Klang
Der Klang von P-90-Tonabnehmern ist etwas höhenreicher als der eines Humbuckers und gleichzeitig voller und „wärmer“ als der von Single Coils des Fender-Typs. Da die Kupferdraht-Spule um den Magneten bei manchen P-90-Tonabnehmern von Hand gewickelt wird, können deren physikalische Spezifikationen geringfügig variieren.
Literatur
- Helmuth Lemme: Elektrogitarren – Technik + Sound. Elektor-Verlag, Aachen 2003. ISBN 3-89576-111-7
- Michael Dommers/Heinz Rebellius (Text), Dieter Stork (Fotos): Im Vergleich – P-90 Pickups. Umfangreicher Artikel über Geschichte und Konstruktionsformen des Tonabnehmertyps, inklusive Marktübersicht und Vergleichstest von 19 Modellen verschiedener Hersteller; in: Gitarre & Bass – das Musiker-Fachmagazin, Ausgabe 5/2011, S. 96–113. MM-Musik-Media-Verlag, Ulm 2011. ISSN 0934-7674
Einzelnachweise
- ↑ Gitarre & Bass – Das Musiker-Fachmagazin, Heft 12/2004, S. 76 ff. MM-Musik-Media-Verlag, Ulm. ISSN 0934-7674
- ↑ Tony Bacon: The Gibson Les Paul Book, S. 22 f. Balafon Books, 1994
- ↑ a b Dommers/Rebellius: Im Vergleich – P-90 Pickups, in: Gitarre & Bass 5/2011, S. 98
- ↑ Tony Bacon: The Gibson Les Paul Book, S. 10. Balafon Books, 1994
- ↑ Lemme: Elektrogitarren, S. 90 f.
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