Papillons

Papillons

Papillons (franz.: Schmetterlinge) op.2 für Klavier zu zwei Händen ist ein Klavierwerk von Robert Schumann. Komponiert in den Jahren 1829 bis 1832 ist die Komposition Therese, Rosalie und Emilie Schumann gewidmet.

Inhaltsverzeichnis

Entstehungsgeschichte

Durch freie Improvisation am Klavier entstanden zuerst einzelne Walzer. Schumann erstellte aus den Walzern ein Opus, das ihn an den Roman Flegeljahre von Jean Paul erinnerte. Die beiden Helden dieses Bildungsromans Walt (eine Dichter-Natur) und Vult (ein Flötenvirtuose und brillanter Tänzer), spiegeln Schumanns gespaltenes Alter Ego wieder. Schumanns musikalische Wurzeln bestehen aus der Musik und der Poesie, besonders bei den Papillons hängen diese organisch zusammen. Beide Helden lieben dieselbe Frau und zwar Wina, die Tochter eines polnischen Generals. Ihre Wahl zwischen Vult und Walt wird auf einem Maskenball entschieden. Walt Harnisch wird in dem Roman von einem Klavierstimmer darauf aufmerksam gemacht, dass sein Familienname viele Tonbuchstaben enthält. Schumann bemerkt dabei, dass die Tonbuchstaben A-S-C-H auch in seinem Nachnamen vorkommen. Die Papillons bauen auf dieser Feststellung Interpretationen seiner Werke, Laaber Verlag, 2005, S. 9.</ref>

Die einzelnen Sätze

Introduzione - Moderato

Das Werk beginnt mit einer sechstaktigen Einleitung bestehend aus einer Tonika - Akkordbrechung.[1]

Stück Nr. 1

Ein einfaches und heiteres Skalenthema, dass als Auftritt Walts gedeutet wird. Der Walzer Nr.6 aus dem Studienbuch 3 ist hier die Hauptmelodie, welche auch in der Nr. 12 wieder erscheint. Somit wird das Rahmenthema des Werks vorgestellt.[2]

Stück Nr. 2 - Prestissimo

Dieses zweite Stück, ist das kontrastierende Gegenporträt von Vult. Ein temperamentvoller Auftritt.[3]

Stück Nr. 3

Dieses Stück besteht aus einer f-moll Melodie in Form einer Kanonführung. Phantasiebilder werden geweckt. Das Thema kann man im Studienbuch V unter Kontrapunkt Übungen finden.[3]

Stück Nr. 4 - Presto

Das Stück kann als Portrait Winas verstanden werden. Es weckt Gefühle von Sehnsucht und hat einen graziösen Charakter.[3]

Stück Nr. 5

Die Musik nimmt Schumann aus dem Trio der Nr. 7 der acht Polonäsen für Klavier zu vier Händen. Hier handelt sich um den Tanz von Walt mit der hübsche Polin. Hier spürt man einen flotten Rhythmus. Walt hat die Doppelmaske von Bergmann und Fuhrmann.[3]

Stück Nr. 6

Dieses Stück stellt Walt als Tänzer dar. Aus einer Steigerung des Bergmannsmotiv (Nr.5) wurde der energische Charakter des Hauptthemas geformt, mit eingeflochten ist auch das Fuhrmannmotiv hörbar ab (T.20). Das Thema (A-Dur) ab (T.7) in Pianissimo, taucht später in Nr.10 im Fortissimo wieder auf und wird nach G-Dur transponiert (Walts Verkleidung). Walt tanzt seine Walzer zuerst unbeholfen, aber dann mit Seligkeit und Hoffnung.[4]

Stück Nr. 7 - Semplice

Hier geht es um die Idee des Vults die Verkleidung mit Walt zu tauschen. Vult sieht dass Walt verliebt ist, kann aber nicht gut tanzen. In der Geschichte entsteht durch den Maskentausch folgende Problematik: Walt gesteht sich die überlegene Tanzkunst des Bruders ein und am Ende wird nicht klar das Liebeszugeständniss dem Tänzer oder dem geliebten Bruder gehört. Bei Schumann ist diese Stelle im eimsamen und erfühlte f-moll zu erkennen, die das Vult-Thema darstellt. In den parallelen Tonart (As-Dur) erklingt der Walzer von Walt und Wina liebevoll.[4]

Stück Nr. 8

Das Anfangsthema besteht zum großen Teil aus dem Hauptthema des Walt aus Nr. 6. Der Walzer ist in Des-Dur und eine starke Rhythmik von Achteln präsentiert den Vult in seiner brillante Tanzkunst. Die Disposition des Viertonmotivs steht in starken Kontrast zu Nr. 6. Deutlich hören kann man die Differenz der Wirkung der Sekunden in den Nr. 6(T:1-2:b-a/cis-d) und Nr. 8.(T.9-12:f-es/b-as,T.11-14:b-as/c-des). In Nr. 6 strahlen die kleine Sekunden eine noch größere Spannung und Dissonanz aus als die großen Sekunden in Nr. 8.[5]

Stück Nr. 9

Mit dem Prestissimo-Tempo beginnt eine dramatische Änderung. Tempo- und Charakterwechsel folgen der Handlung des Romans. Ab (T.9.)ist ein energischer und hastiger Maskentauschen zu hören.[5]

Stück Nr. 10 - Vivo-piu lento

Dieses Stück fängt mit einer C-Dur-Fanfare an. Dann tauchen die energischen Motive aus Nr. 9 wieder auf, die an den Tausch der Masken erinnern. Walt hat im Roman eine sehr weibliche ängstliche Bewegung, dies greift Schumann auf, in dem er einen starken Kontrast zu Vult bildet. Durch die Musik zeigt er ganz klar, dass die Masken vertauscht wurden und Vult unter der Maske des Walt eine starken männlichen Auftritt hatte. In dem Thema der Takte 45-48 ist Winas Liebes-Ja zu erkennen, bestätigt auch von der Gegenmelodie des Nachtanzes. Durch das Fortissimo in den Takten 65ff. und der Verdichtung der Anfangsfanfaren erwacht Vult aus seiner Illusion. Die Grundrhythmen aus Nr. 6 und Nr. 8 werden miteinander verwoben. Nach eine Generalpause fließt die Walzermelodie "ritenuto" zu Ende. Im Roman hätte Vult temperamentvoll reagiert den Tanz zu Ende getanzt und wäre energisch verschwunden. In der Musik Schumanns dagegen kann sich Vult beherrschen und souverän den Tanz mit der Geliebten beenden.[5]

Stück Nr. 11

In diesem 11. Stück dagegen wird nun das Temperament des Vult in einer grandiosen Polonäse vorgeführt. Das ist der markanteste Klaviersatz des Zyklus. Der Mittelteil ab Takt 32 ("piu lento") und die Unisono-Stelle Takt 42ff. malen ein stolzen Abtritt des Verlierers.[6]

Stück Nr. 12

Das Finale ist ein einfacher Chorsatz mit Fanfarenthema. Der nebelige Charakter des Stückes ist spielerisch dargestellt. Der Satz ist so aufgebaut, dass das Walt-Thema aus der Nr.1 in Takt 25 wiederkehrt und mit dem Final-Thema varreint wird (T.31). Es folgt eine ständige Verkürzung und Reduzierung dieses, bis es nur noch aus einem Ton besteht und in der Ferne verfließt. Als Schumann durch einen Zufall entdeckte, dass das erste Thema (Nr. 1) mit dem letzten (Finalthema) kontrapunktisch war, konnte er das Finale gestalten.[7]

Quelle

Mayeda, Akio: Papillons für Klavier op. 2, in: Loos, Helmut(Hg.): Robert Schumann, Interpretationen seiner Werke, Laaber Verlag, 2005, S. 9- 16. ISBN 3-89007-447-2

Einzelnachweise

  1. Vgl. Mayeda, Akio: Papillons für Klavier op. 2., in: Loos, Helmut(Hg.): Robert Schumann, Interpretationen seiner Werke, Laaber Verlag, 2005, S. 9.
  2. Vgl. Mayeda, Akio: Papillons für Klavier op. 2., in: Loos, Helmut(Hg.): Robert Schumann, Interpretationen seiner Werke, Laaber Verlag, 2005, S. 10f.
  3. a b c d Vgl. Mayeda, Akio: Papillons für Klavier op. 2., in: Loos, Helmut(Hg.): Robert Schumann, Interpretationen seiner Werke, Laaber Verlag, 2005, S. 11.
  4. a b Vgl. Mayeda, Akio: Papillons für Klavier op. 2., in: Loos, Helmut(Hg.): Robert Schumann, Interpretationen seiner Werke, Laaber Verlag, 2005, S. 12.
  5. a b c Vgl. Mayeda, Akio: Papillons für Klavier op. 2., in: Loos, Helmut(Hg.): Robert Schumann, Interpretationen seiner Werke, Laaber Verlag, 2005, S. 13.
  6. Vgl. Mayeda, Akio: Papillons für Klavier op. 2., in: Loos, Helmut(Hg.): Robert Schumann, Interpretationen seiner Werke, Laaber Verlag, 2005, S. 14.
  7. Vgl. Mayeda, Akio: Papillons für Klavier op. 2., in: Loos, Helmut(Hg.): Robert Schumann, Interpretationen seiner Werke, Laaber Verlag, 2005, S. 15f.

Weblinks


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