- Paul Landois
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Paul Landois (* unbekannt; † unbekannt) war ein französischer Autor und Beiträger zur Encyclopédie für den Themenbereich Kunst. Das ihm zugeschriebene Theaterstück Silvie gilt als das erste Bürgerliche Trauerspiel.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Über Landois’ Leben ist nur wenig bekannt. Das 1776 erschienene Dictionnaire dramatique von Laporte und Chamfort gibt als seinen Geburtsort Paris an.[1]
Das ihm zugeschriebene Stück Silvie wurde 1741 zwei Mal an der Comédie-Française aufgeführt und ein Jahr später in Paris gedruckt. Das Stück umfasst einen Akt und ist in Prosa verfasst. Die Figurenauswahl war zur Zeit seiner Entstehung ein Novum – Tragödien spielten in der Welt des Adels, während Bürger nur in Komödien als Hauptfiguren auftraten. Begründet wurde dies damit, dass es dem Leben der Bürgerlichen an Größe und Bedeutung fehle und Motive wie Ausweglosigkeit und tragisches Scheitern nur von Königen, Fürsten und anderen hohen Standespersonen dargestellt werden könnten (Ständeklausel). Die Figuren in Silvie entstammen dagegen nicht dem Adel und greifen in ihren Dialogen auch alltägliche Dinge wie das Essen und Trinken auf. Damit steht Silvie am Anfang eines Theatergenres, das heute als Bürgerliches Trauerspiel bekannt ist und in Deutschland erstmals von Gotthold Ephraim Lessing in Miss Sara Sampson (uraufgeführt 1755) umgesetzt wurde.
Als Beiträger zur Encyclopédie wurde Landois von Denis Diderot schon kurz nach dessen Berufung zum Herausgeber angeworben. Landois war einer der Hauptautoren zum Themengebiet Kunst und trug mehr als 110 Artikel unter seinem Autorenkürzel „R“ bei.
Im Jahr 1756 lebte Landois außerhalb von Paris. Madame d’Épinay, eine Pariser Schriftstellerin und Salonière, bemerkt hierzu, Landois habe die Stadt „aus einem Grund, den eine Frau nicht nennen dürfe“ („par une raison qu’une femme ne saurait dire“[2]) verlassen müssen, um den Schriftsteller Charles Pinot Duclos nicht zu kompromittieren. Welchen Hintergrund diese Andeutung hat, ist heute unklar. Gesichert dagegen ist, dass Landois sich im selben Jahr darüber beklagte, dass Diderot ihm sein Geld nicht schnell genug schicke. In einem Antwortschreiben vom 29. Juni 1756[3] tadelte Diderot Landois, er sei für seine Probleme selber verantwortlich. Gleichzeitig lehnte er es ab, ein nicht näher bezeichnetes Manuskript von Landois zu veröffentlichen, „ein Werk, das mich verderben könnte“ („un ouvrage capable de me perdre“[4]).
Außer seinen Beiträgen für die Encyclopédie hat Landois nach 1756 nichts mehr veröffentlicht und seine Spur verliert sich. Die nach 1756 gedruckten Artikel können allerdings auch schon vor dem Streit mit Diderot entstanden sein.
Literatur
- „Landois, Paul“, in: Frank Arthur Kafker, The encyclopedists as individuals: a biographical dictionary of the authors of the Encyclopédie, Oxford 1988, ISBN 0-7294-0368-8, S. 189f.
- Henry Carrington Lancaster (ed.): The First French ‘tragédie bourgeoise’: Silvie, attributed to Paul Landois, Baltimore 1954 (Textausgabe mit einer kurzen Einleitung des Herausgebers).
Weblinks
- Liste der von Landois verfassten Beiträge zur Encyclopédie mit Links auf den Volltext über das Projekt ARTFL.
- Silvie, Digitalisat der Ausgabe von 1742 in Gallica, dem Digitalisierungsprojekt der Französischen Nationalbibliothek.
Anmerkungen
- ↑ Laporte / Chamfort, Dictionnaire dramatique, Paris 1776, 3 Bände, hier Band 1, S. 568: „Landois, (M. Paul) né à Paris, est Auteur d’une Tragédie de l’Amour.“
- ↑ Georges Roth, Les Pseudo-mémoires de madame d’Épinay: histoire de madame de Montbrillant, Paris 1951, S. 568, hier zitiert nach Kafker, The encyclopedists as individuals, S. 190.
- ↑ Lettre à Landois, 1756. Transkription des Briefes von Denis Diderot an Paul Landois vom 29. Juni 1756.
- ↑ Hier zitiert nach Kafker, The encyclopedists as individuals, S. 190.
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