Petermann-Werke

Petermann-Werke

Die Petermann-Werke AG (gegründet als Joh. Petermann & Comp., Maschinenfabrik, Eisengießerei und Kesselschmiede) war ein deutsches Unternehmen zur Herstellung dampfgetriebener Fahrzeuge und Maschinen mit Sitz in Warendorf (Westfalen). Produziert wurden Lokomobile, fahrbare Dampfkessel, dampfgetriebene Dreschmaschinen, Dreschkästen und andere landwirtschaftliche Maschinen.

Die Firma wurde 1845[1], nach anderen Angaben 1887[2] als Eisengießerei mit später angegliederter Dampfmaschinenfabrik gegründet und gehörte damit zu den ersten Landmaschinenherstellern in Westfalen. Der Inhaber war der aus Freckenhorst (Kreis Warendorf) stammende Schmiedemeister Josef Petermann.Das Unternehmen hatte Filialen in Freckenhorst (1895 eröffnet[3]) und später sogar in Köln.[4] Anfang des 20. Jahrhunderts bezeichnete sich das Unternehmen als Lokomobil-Fabrik. In der Weltwirtschaftskrise um 1925 geriet Petermann in wirtschaftliche Probleme und wurde 1928 vom Unternehmen Gehringhoff aus Ahlen übernommen, der Markenname bestand jedoch weiter. Zuletzt (insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg) spezialisierten sich die Petermann-Werke weitgehend auf die Herstellung von Dreschmaschinen. Anfang der 1970er Jahre wurde die Produktion eingestellt.[5]

Erzeugnisse des Unternehmens sind nur vereinzelt bis heute erhalten. So zum Beispiel eine Dampfmaschine im „Aktivmuseum für historische Landtechnik“ in der Warendorfer Bauerschaft Vohren (Baujahr 1901)[6], eine um 1910 gebaute Lokomobile im Museumsdorf Cloppenburg – Niedersächsisches Freilichtmuseum[7], eine Dreschmaschine im Volkskundlichen Museum Mölln Hof in Tornesch-Esingen (kreis Pinneberg/Schleswig-Holstein)[8] oder beim Dreschclub Adorf (Hessen).[9][10]

In Warendorf ist der Petermannweg nach dem Unternehmen benannt. Im Rahmen eines Projekts „Museumspfad“ wurde 2008 auch zu den Petermann-Werken eine Hinweistafel mit alten Bildern und Begleittext aufgestellt.[11]

1971/72 kam die Firma Petermann indirekt zu künstlerischen Ehren: Der ehemalige Landmaschinenbau-Ingenieur und Werksvertreter für Petermann Combi-Drescher, Karl Fastabend, war politisch engagiert. Er war zusammen mit den Künstlern Joseph Beuys und Johannes Stüttgen Mitgründer und seit Herbst 1971 Leiter des Büros der Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung in Düsseldorf. Auf alte Briefbögen der Bad Harzburger Werksvertretung Fastabends, die im Briefkopf einen Petermann-Drescher zeigen, notierte Beuys 1971 in Schreibschrift: „Freier Demokratischer Sozialismus“ und stellte damit symbolisch dem kapitalistischen Unternehmen ein System, das diesen ablösen sollte, gegenüber. Beuys signierte die Bögen, so dass sie ein sogenanntes Multiple ergaben.[12] Auf ebensolche Briefbögen schrieb er 1972 den Spruch: "Nehmt, was ihr kriegen könnt!" (ebenfalls als Multiple signiert).[13]

Literatur

  • S. 53 in: Klaus Dreyer: Unvergessene Landtechnik, DLG-Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-7690-0648-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wolf-Dieter Könenkamp: Der weite Weg vom Holz zum Eisen. Die Modernisierung der westfälischen Landwirtschaft, in: Gisela Weiß und Gerd Dethlefs (Hrsg.): „Zerbrochen sind die Fesseln des Schlendrians“ – Westfalens Aufbruch in die Moderne, Münster 2002 [1]
  2. Museumspfad: Spurensuche im Wohngebiet Düsternstraße/Diekamp, Station 3
  3. [2]
  4. Siehe Webseite von Albert Gieseler über die Firma (Weblinks)
  5. Museumspfad, Station 3
  6. [3]
  7. [4]
  8. [5]
  9. [6]
  10. [7]
  11. [8]
  12. S. 33, Kunstmuseum Celle
  13. ebenda, Abbildung 33 auf S. 37

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