Petrarcameister

Petrarcameister
Holzschnitt (Entwurf: Petrarcameister): Licht unter dem Scheffel, um 1530

Als Petrarcameister (oder Petrarkameister)[1] wird der Zeichner benannt, der Anfang des 16. Jahrhunderts Vorlagen für Holzschnitte[2] geschaffen hat. Er soll auch als Maler gewirkt und z.B. Miniaturen gemalt haben[3]. Der namentlich nicht bekannte Künstler, der keines seiner Werke signierte, erhielt seinen Notnamen nach seinen Vorlagen zu Holzschnitten für Von der Artzney bayder Glück, einer deutschen Übersetzung des Werkes De remediis utriusque fortunae von Petrarca. Der aus Augsburg stammende Petrarcameister gilt als einer der wichtigen Graphiker der Renaissance im deutschsprachigen Raum.

Inhaltsverzeichnis

Von der Artzney bayder Glück

Der Petrarcameister hat die Vorlagen für die Holzschnitte zu Von der Artzney bayder Glück in zwei Teilen für Augsburger Verleger geschaffen und den ersten 1519, den zweiten Teil 1520 fertiggestellt; die zu diesen Entwürfen dann schließlich entstandenen Holzschnitte sind jedoch erst 1532 bei Heinrich Steyner in der zweibändigen Ausgabe des Werkes in Druck gegangen[4]. Das Werk wurde sehr populär, nicht zuletzt wegen der handwerklich meisterhaften und im Detail lebhaften Illustrationen[5]. Zuletzt wurden sie in der Ausgabe von Vincentius Steinmeyer 1620 in Frankfurt am Main verwendet.

Meister des Trostspiegels

Die Holzschnitte nach dem Petrarcameister illustrieren viele moralisierende Tugendspiegel, Anleitung zu einem glücklichen, christlichen Leben. Daher ist er als anonymer Schöpfer dieser Werke manchmal auch als „Meister des Trostspiegels“ benannt[6]. Aber seine Holzschnitte finden sich auch in Übersetzungen von antiken Texten wie „Officia“ des Cicero von 1535 [7].

Identifizierung

Früher wurde das Werk des Petrarcameister dem Hans Weiditz zugeschrieben, bis die eigenständige Hand des Künstlers erkannt wurde[8]. Auch waren sie zuvor alternativ als Werke von Hans Burgkmair geführt. Weiter wurde eine Identifizierung mit anderen Künstlern der Dürerzeit wie Hans Wolff Strigel oder Peter Zan vorgeschlagen, was in der Kunsthistorik umstritten bleibt.

Petrarca-Meister: Der Philosoph Pyrrhon in stürmischer See. Buchmalerei, 1. Viertel 16. Jh

Zeichnungen und Malereien

Dem Petraracmeister werden neben den Entwürfen zu Holzschnitten auch Malereien, Miniaturen und Zeichnungen zugeordnet[9].

Werk als Quelle von geschichtlicher Bedeutung

Die lebendigen und detailreichen Werke des Petrarcameister sind eine einzigartige Quelle zum Alltagsleben in der ausgehenden Maximilianischen Epoche[10] und werden gerne zur Illustration dieser Ära genutzt[11][12][13][14]. Der Meister stellt in oft radikaler[15] und detailgetreuer Weise die Alltagssitatuation des gemeinen Volkes in der Zeit von Reformation und Vorzeit der Bauernkriege dar. Die graphischen Illustrationen der Lage werden manchmal als Einblick in die damaligen Lebensumstände zur Kritik an den sozialen Umständen und zur Analyse deren Auswirkungen auf den Verlauf dieser Epoche des Umbruches herangezogen.

Illustration von Sprichwörtern und Redensarten

Der Petrarcameister ist auch für seine erzählerische Darstellung von Gleichnissen, Sprichwörtern und Redensarten wie z.B. Sein Licht unter den Scheffel stellen bekannt.

Einzelnachweise

  1. erstmals als eigenständige Person analysiert von W. von Seidlitz: Der Illustrator des Petrarka (Pseudo-Burgmair) . In: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen, 12.1891
  2. s. W. Scheidig: Die Holzschnitte des Petrarka-Meisters.. Berlin 1955
  3. E. Buchner: Der Petrarcameister als Maler, Miniator und Zeichner. In: H. Schmidt (Hrsg.): Festschrift Heinrich Woelfflin. Beiträge zur Kunst- und Geistesgeschichte, München 1924, S. 209-231
  4. s. dazu W, Scheidig: Die Holzschnitte des Petrarca-Meisters zu Petrarcas Werk : von der Artzney bayder Glück des guten und widerwärtigen - Augsburg 1532. Berlin (Henschel) 1955
  5. vgl. dazu M. Janzin, J. Güntner: Das Buch vom Buch: 5000 Jahre Buchgeschichte. Hannover (Schlütersche) 2006, S. 192
  6. s. dazu Petrarkameister. In: Ulrich Thieme, Felix Becker u. a.: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Band 37, E. A. Seemann, Leipzig 1950, S. 270f
  7. Galerie der Stadt Backnang (Hrsg.) Der Petrarca-Meister - Pressetext zur Ausstellung Der Petrarca-Meister - Buchillustrationen des 16. Jahrhunderts im Städtisches Grafik-Kabinett Backnang 20. Mai 2006 - 30. Juli 2006; Backnang 2007
  8. zur Identifizierungsgeschichte mit Weiditz s. H. J. Raupp: Die Illustrationen zu Franceso Petrarca Von der Artzney bayder Glueck des guten und widerwertigen (Augsburg 1532) . In: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 45, 1984, S. 59ff.
  9. Galerie der Stadt Backnang (Hrsg.)@ Der Petrarca-Meister - Pressetext zur Ausstellung Der Petrarca-Meister Buchillustrationen des 16. Jahrhunderts im Städtisches Grafik-Kabinett Backnang, 20. Mai 2006 - 30. Juli 2006. Backnang 2007
  10. Th. Musper: Die Holzschnitte des Petrarcameisters. München o. J. (1927)
  11. s. z.B. R. van Dülmen: Kultur und Alltag in der frühen Neuzeit. 16. bis 18. Jahrhundert. Bd.2, Dorf und Stadt. München (Beck) 2005, S. 293. Abb. 62
  12. s.a. K. Enenkel: Der Petrarca des ,Petrarca-Meisters‘: zum Text-Bild-Verhältnis in illustrierten De remediis-Ausgaben. In: K. Enenkel (Hrsg.): Petrarch and His Readers in the Renaissance. Leiden, 2006
  13. weiter R. Wohlfeil u. T. Wohlfeil: Verbildlichungen der ständischen Gesellschaft. Bartholomäus Bruyn d. Ä. — Petrarcameister. In: W. Schulze (Hrsg.): Ständische Gesellschaft und soziale Mobilität.München 1988, 268-319
  14. H. Zimmer: Geschichte des deutschen Handwerks. Mannheim (Ausgabe Vermittlerverlag R. Welz) Mannheim 2005
  15. Master of Petrarch. In: Art Encyclopedia. The Concise Grove Dictionary of Art. Oxford 2002

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