- Philistion von Lokroi
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Philistion von Lokroi (* um 427 v. Chr.; † um 347 v. Chr.) war einer der berühmtesten Ärzte seiner Zeit. Er stammte aus der griechisch besiedelten Stadt Lokroi (heute: Locri) in Unteritalien und war ein Zeitgenosse des Philosophen Platon, den er auch bei dessen mehrfachen Aufenthalten in Syrakus persönlich kennengelernt haben muss.
Philistions Vaterstadt Lokroi unterhielt damals rege Beziehungen mit Syrakus, da die Ehefrau des syrakusanischen Tyrannen Dionysios I., Doris, von dort stammte. Möglicherweise ist Philistion im Zusammenhang mit dieser Hochzeit nach Syrakus gekommen, wo er dann sowohl Dionysios I. als auch seinem Sohn und Nachfolger Dionysios II., der aus der Ehe mit Doris stammte, als Leibarzt diente. Als solcher muss er auch an den Vorgängen beim Tode Dionysios I. beteiligt gewesen sein (von denen Plutarch berichtet) und die dazu führten, dass die Erben des Tyrannen von seiner zweiten, aus Syrakus stammenden Ehefrau Aristomache nicht bei der Thronfolge berücksichtigt wurden. (Angeblich erhielt der schwerkranke Tyrann von seinen Ärzten aufgrund einer Weisung seines Sohnes Dionysios II. ein starkes Mittel, durch das er eingeschläfert wurde, bevor er seine testamentarischen Verfügungen ändern konnte.)
Philistion, der mit Platon auch in einem wissenschaftlichen Kontakt gestanden haben muss, wird in Platons „Zweitem Brief“ (314 d,e), der von manchen Gelehrten allerdings für unecht gehalten wird, erwähnt. Der Brief lässt vermuten, dass Platon es gerne gesehen hätte, wenn der berühmte Arzt von Dionysios II. nach Athen entsandt würde (sei es um dort wissenschaftliche Vorträge zu halten oder seinen Neffen Speusippos ärztlich zu betreuen).
In seinen wissenschaftlichen Vorstellungen war Philistion von der Lehre des Empedokles von den vier Elementen beeinflusst. Er verstand den menschlichen Körper als eine Mischung dieser vier Elemente. Für ihn bestand die Gesundheit im richtigen (zahlenmäßigen) Verhältnis dieser Elemente zueinander. Platon stimmt dieser These zu, unterscheidet sich aber von Philistion darin, dass er die vier Elemente nicht als letzte Einheiten ansieht. Möglicherweise gründen Platons kosmologische und medizinische Vorstellungen auf Erkenntnissen, die ihm Philistion vermittelt hat.
Textausgabe
- Max Wellmann (Hrsg.): Fragmentsammlung der griechischen Ärzte. Band 1: Die Fragmente der sikelischen Ärzte Akron, Philistion und des Diokles von Karystos. Weidmann, Berlin 1901, S. 109–116
Literatur
- James Longrigg: Greek Rational Medicine. Philosophy and medicine from Alcmaeon to the Alexandrians. Routledge, London 1993, ISBN 0-415-02594-X, S. 104−113
- Georg Wöhrle: Studien zur Theorie der antiken Gesundheitslehre. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1990, S. 89-91, ISBN 3-515-05599-1 (Hermes Einzelschriften. 56)
Kategorien:- Mediziner der Antike
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