- Leibarzt
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Ein Leibarzt (Alt-Griechisch: ἀρχιατρός (archiatros) „Chefarzt“, [zusammengesetzt aus ἀρχή (Archae) und ἰατρός (iatros)], Lateinisch: Archiater; Mittelhochdeutsch: Liparzet) ist ein Mediziner, der im Dienste einer hochgestellten Persönlichkeit, beispielsweise eines Politikers, Königs, Präsidenten, Papstes oder Fürsten, steht. Er ist für das Wohl seines Patienten verantwortlich und ist in der Regel dazu verpflichtet, für diesen rund um die Uhr erreichbar zu sein.
Inhaltsverzeichnis
Historisches
Bereits seit dem frühen Mittelalter ist der Begriff des Leibarztes (Physicus) historisch belegt. Die Bezeichnung "ἀρχιατρός (archiatros)" ist zuerst in einer Inschrift auf Delos aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. für den Leibarzt des Königs Antiochos VII. belegt. In der römischen Kaiserzeit wurden spätestens ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. die kaiserlichen Leibärzte offiziell "archiatri Palatini" genannt.
Leibärzte verfügten meist über eine akademische Ausbildung und waren über einen längeren Zeitraum schwerpunktmäßig für die inneren Krankheiten ihrer Patienten zuständig. Sie unterschieden sich dadurch von den Wundärzten (chirurgus), die eher praktischer ausgebildet waren und meist nur bei Schlachten oder Unglückfällen o. ä., konsultiert wurden. Bis weit in das 14. Jahrhundert hinein entstammten die Leibärzte dem geistlichen Stand, erst danach wurde ihre Funktion allmählich von Personen bürgerlicher Herkunft übernommen. Seit dem Beginn des Barockzeitalters und dem damit einhergehenden Ausbau der Universitäten rekrutierten sich die Leibärzte bis in die Gegenwart hinein zunehmend überwiegend aus einer wachsenden Zahl an vielseitig ausgebildeten Universitätslehrern, oder aus der Gruppe von etablierten und an Erfahrung reichen Stadtphysici sowie heutzutage von exzellent ausgebildeten erfahrenen Fachärzten.
Stellung des Leibarztes
Die Stellung des Leibarztes war nicht immer gleich. Sie durchlief vielmehr alle Stufen der menschlichen Gesellschaftsordnung: vom Sklaven eines römischen Herrschers bis zum Freund eines mittelalterlichen Kaisers oder zum Geliebten einer Königin. Nicht immer war der Leibarzt ein den Durchschnitt überragender Vertreter seines Berufsstandes, immer genoss er aber eine besondere Vertrauensstellung, die weit über die medizinische Betreuung des hohen Patienten hinausging. An den meisten Fürstenhäusern gehörte der Leibarzt dem Hofstaat an.
Die Inanspruchnahme des Leibarztes war nicht nur zu den verschiedenen Zeiten unterschiedlich, sondern sie wechselte von Fall zu Fall. Zu der selbstverständlichen Erhaltung oder Wiederherstellung der Gesundheit kam im Altertum und im Mittelalter häufig auch noch die Verantwortung für Speise und Trank. Auch hatte der Leibarzt seinen Herrn auf Reisen zu begleiten. Jede erfolgreiche Behandlung des hohen Patienten hob sein Ansehen und füllte meist auch seinen Geldbeutel. Bereits kaiserliche Leibärzte im römischen Reich lassen sich der Oberschicht zuordnen und verdienten bis zu 500.000 HS (Sesterzen). Bei Misserfolgen konnte aber leicht das Gegenteil eintreten: Entlassung, Verbannung, Kerker oder gar die Todesstrafe waren in früheren Zeiten die möglichen Folgen der verlorenen Gunst. Nicht immer stiegen nur wohl gebildete Ärzte in den Rang eines Leibarztes auf. Höfische Protektion vollzog manchmal die Auswahl, so dass auch mancher Scharlatan in den Reihen dieses Berufsstandes zu finden ist.
Auch in der heutigen Zeit und besonders durch die zunehmende Medienpräsenz stehen Leibärzte herausragender Persönlichkeiten selbst verstärkt unter öffentlicher Kontrolle und werden nicht selten für das Wohlergehen, die Therapie bzw. gar für das Ableben ihrer Schützlinge medienwirksam zur Verantwortung gezogen.
Der Leibarzt im Roman
Darüber hinaus befassten und befassen sich zahlreiche Romanautoren intensiver mit der historischen Rolle und den verschiedensten Formen von Abhängigkeiten zwischen Leibarzt und Patient, wobei das Umfeld sowie die Machenschaften und Intrigen, denen die jeweiligen betroffenen Personen, Familien oder Fürstenhäuser ausgesetzt waren, oftmals mit einer gewissen dichterischen Freiheit beschrieben wird.
Auswahl bekannter Leibärzte (Chronologisch)
siehe dazu: Liste bekannter Leibärzte
Literatur (Auswahl)
- Leibärzte: verschiedene Autoren, zusammengestellt von Prof. Dr. Otto Zekert, HMV Jahrbuch 1958, (Heilmittelwerke Wien)
- Belletristik
- Antonio Cabanas: Der Leibarzt des Pharao, deutsche Übersetzung 2007, ISBN 3-442-46405-6
- Ralf Günther: Der Leibarzt, Heyne-Verlag, Band 47068, 2006, ISBN 978-3453470682
- Heinz G. Konsalik: Der Leibarzt der Zarin, Vlg. Naumann und Göbel, ISBN 3-6251-6010-2
- Paul Barz: Der Leibarzt des Königs, AtV-Verlag, ISBN 3-7466-1825-8
- Per Olov Enquist: Der Besuch des Leibarztes, Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt a. M. , 2005, ISBN 3-596-50892-4
Weblinks
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