Post-Abortion-Syndrom

Post-Abortion-Syndrom

Unter dem Begriff Post-Abortion-Syndrom (PAS, von engl. „post abortion“ – „nach dem Schwangerschaftsabbruch“), auch mit den Synonymen Post-Abortion-Stress (PAS) oder Post-Abortion-Stress-Syndrom (PASS) bezeichnet, wird ein psychisch-emotionales Syndrom als Folge eines Schwangerschaftsabbruchs verstanden. In der wissenschaftlichen Medizin ist die Existenz eines Post-Abortion-Syndroms nicht allgemein anerkannt.[1][2]

Inhaltsverzeichnis

Entstehung des Begriffs und geschilderte Symptome

PAS wurde erstmals Anfang der 1980er Jahre von dem amerikanischen Psychotherapeuten Vincent Rue beschrieben, der für die Pro-Life-Organisation Ramah-International arbeitete. Er sah Schwangerschaftsabbrüche als traumatisch und außerhalb üblicher menschlicher Erfahrungen an. Daher entwickelte er den Begriff PAS als eine Variante der Posttraumatischen Belastungsstörung.

Als Symptome werden von verschiedenen Autoren neben Schuldgefühlen, Trauer und Zukunftsängsten auch Ärger und Wut benannt, auf bzw. gegen sich selbst und andere Personen, die gegebenenfalls den Schwangerschaftsabbruch befürwortet haben. Weiter werden verstärkt Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Magenschmerzen beschrieben und es wird von einer erhöhten Bereitschaft berichtet, Beziehungen aufzulösen. Komplikationen wie Depressionen oder – im Extremfall – Suizid werden hingegen als selten bezeichnet.

Verwendet wird der Begriff vor allem in der politischen Debatte um Schwangerschaftsabbrüche von Abtreibungsgegnern, wobei die Schwere der Symptome betont wird, während von der Gegenseite die Existenz des Syndroms geleugnet wird.

Medizinische und psychologische Aspekte

Weder das medizinische Diagnoseschema ICD-10 noch das psychologisch-psychiatrische Diagnoseschema DSM IV kennen den Begriff. Auch in der Beschreibung der Auslöser für eine Posttraumatische Belastungsstörung wird der Schwangerschaftsabbruch von der American Psychiatric Association (APA) nicht aufgeführt.

In einzelnen Studien werden psychische Folgen von Schwangerschaftsabbrüchen nachgewiesen, die über Trauer oder Unsicherheiten hinausgehen. Weitere Studien, welche einzelne der unter "PAS" beschriebenen Symptome untersuchten, konnten einen kausalen Zusammenhang mit der Abtreibung nicht ausreichend belegen.

Insbesondere von Abbruchsgegnern wird PAS jedoch weithin als Faktum angenommen. Sie sehen sich durch PAS in ihrer Ablehnung bestätigt und nutzen den behaupteten Gesundheitsschaden als Argument gegen Schwangerschaftsabbrüche. Als wesentliche Belege für die Existenz von PAS werden dabei insbesondere Einzelberichte von Frauen angeführt, die psychische Probleme auf einen Schwangerschaftsabbruch zurückführen.

Es fehlen wissenschaftliche Belege für die Existenz eines Post-Abortion-Syndroms, die in der Fachwelt als ausreichend angesehen werden.

Siehe auch

Literatur

  • Dorothee Erlbruch: Das Trauma danach. Risiken des Schwangerschaftsabbruchs. Mut-Verlag, Asendorf 1992, ISBN 3-89182-053-4
  • Marina Knopf, Elfie Mayer & Elsbeth Meyer: Traurig und befreit zugleich. Rowohlt, Reinbek 1995, ISBN 3-499-19953-X
  • Bernadette Kurmann: In Verantwortung entscheiden. Frauen berichten aus ihrer Erfahrung. SVSS, Zollikofen 1998, ISBN 3-9521550-0-4
  • Maja Langsdorff: Kleiner Eingriff - großes Trauma? Schwangerschaftskonflikte, Abtreibung und die (seelischen) Folgen. Holtzmeyer, Braunschweig 1991, ISBN 3-923722-39-7; Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 1996, ISBN 3-596-12839-0; Books on Demand, 2000, ISBN 3898115429
  • Schweizerische Vereinigung für Straflosigkeit des Schwangerschaftsabbruchs (Hrsg.): Psychische Folgen des Schwangerschaftsabbruchs - Mythen und Fakten. Tagungsbericht. Symposium 31.05.2001, Inselspital, Bern. Zollikofen 2002, ISBN 3952155012 (PDF; 2,13 MB)
  • Susan Stanford: Werde ich morgen weinen? Das Trauma einer Abtreibung und seine Heilung. Francke, Marburg 1989, ISBN 3-88224-692-8; 3. überarb. Aufl. ebd., ISBN 3-86122-746-0
  • Stiftung Ja zum Leben – Mütter in Not (Hrsg.): Myriam … warum weinst Du? Die Leiden der Frauen nach der Abtreibung. „Post-Abortion-Syndrom“, PAS (Abtreibungstrauma). Erlebnisberichte von betroffenen Frauen. Ärzte berichten über die psychischen Folgen der Abtreibung. Uznach 1996, ISBN 3-9521192-0-2

Fußnoten

  1. NL Stotland: Abortion and psychiatric practice. In: Journal of psychiatric practice. Philadelphia 9, 2003, H. 2, S. 139–149, PMID 15985924. ISSN 1527-4160
  2. DA Grimes, MD Creinin: Induced abortion, an overview for internists. In: Annals of internal medicine. Philadelphia 140, 2004, H. 8, S. 620–626, PMID 15096333. ISSN 0003-4819 Key summary points: „Abortion does not lead to an increased risk for breast cancer or other late psychiatric or medical sequelae.“ On p. 624, the authors state: „The alleged 'postabortion trauma syndrome' does not exist.“
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