- Absorptionskältemaschine
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Eine Absorptionskältemaschine ist eine Kältemaschine, bei der im Gegensatz zur Kompressionskältemaschine die Verdichtung durch eine temperaturbeeinflusste Lösung des Kältemittels erfolgt. Man bezeichnet dies auch als thermischen Verdichter. Das Kältemittel wird in einem Lösungsmittelkreislauf bei geringer Temperatur in einem zweiten Stoff absorbiert und bei höheren Temperaturen desorbiert. Bei dem Prozess wird die Temperaturabhängigkeit der physikalischen Löslichkeit zweier Stoffe genutzt. Voraussetzung für den Prozess ist, dass die beiden Stoffe in dem verwendeten Temperaturintervall in jedem Verhältnis ineinander löslich sind.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung
Der Absorptions-Kältekreislauf gilt als der älteste bekannte technische Prozess zur Kälteerzeugung und ursprünglich war der Wunsch nach Tiefkühlung der ausschlaggebende Grund dafür, sich im Jahre 1755 mit der Entwicklung von Wärmepumpen zu befassen. Bei den ersten Versuchen von William Cullen (* 15. April; † 5. Februar 1790), einem Mediziner und Chemiker, wurde Wasser unter Zuhilfenahme von Vakuum gefroren. Ein kontinuierlich arbeitender Gesamtprozess wurde nicht entwickelt.
Erst 22 Jahre später, im Jahr 1777, wurden die Prinzipien der Absorption entdeckt und verstanden. John Leslie entwickelte 1810 eine Absorptionskälteanlage mit dem Kältemittel Wasser und dem Absorptionsmittel Schwefelsäure. Der erste zuverlässig arbeitende Kühlschrank, mit wesentlichen Teilen der Kaltdampfmaschine, wurde 1834 von Jacob Perkins (* 9. Juli 1766; † 30. Juli 1849) mit einem mechanisch arbeitenden Kompressor gebaut. Diese Fortschritte wurden in seinem Patent Nr. 6662 „Apparatur for Producing Cold and Cooling Fluids“ eingereicht. Das explosive Kältemittel Äthyläther behinderte die Weiterentwicklung, sodass erst nach seinem Tod das wirtschaftliche Interesse an dieser Erfindung stark anstieg.
1840 wurde von John Leslie eine auf Perkins Patentschrift basierende funktionierende Eismaschine gebaut. Daraufhin wurde 1850 von Carré eine auf Schwefelsäure und Wasser als Arbeitsmittel basierende Eismaschine industriell hergestellt. In der Weiterentwicklung wurde von Carré das Arbeitsmittelpaar durch Ammoniak und Wasser ersetzt und in seinem Patent 1859 niedergeschrieben. In diesem und den folgenden Patenten beschrieb F. Carré zum einen periodisch arbeitende Maschinen für sehr kleine Leistungen und zum anderen Maschinen mit großen Leistungen. Diese Patente legten den Grundstein für weitere Entwicklungen und waren die ersten industriell bedeutsamen.
William Thomson, auch 1. Baron Kelvin genannt, konnte 1852 nachweisen, dass Kältemaschinen eher zum Heizen als zum Kühlen eingesetzt werden können. In seiner Veröffentlichung „Heating Machine“ wurde nachgewiesen, dass bei einer motorbetriebenen Wärmepumpe weniger Primärenergie aufzuwenden ist, als bei einer direkten Heizung. Ein weiterer Pionier im Bereich der Absorptionsmaschinen war Charles Tellier, der 1864 seine Anlage mit Methyläther baute. Diese Entwicklungen wurden bis 1927 weitergeführt, bis der erste Kühlschrank in Deutschland auf den Markt kam.
Die Firma Carrier Corporation begann 1940 mit der Forschung an einer Lithiumbromid/Wasser-Absorptionskälteanlage und führte 1945 die erste große Anlage ein. Diese Einheiten wurden auf 100-700 Tonnen Kapazität ausgelegt und arbeiteten mit Niederdruckwasserdampf als Wärmequelle.
Heutzutage ist in nahezu jedem Wohnmobil ein Absorptionskühlschrank verbaut, um unabhängig von elektrischer Versorgung zu sein. Bei diesen Kühlschränken wird die benötigte Wärme durch Gas erzeugt. Des Weiteren werden diese Kühlschränke auch in Hotelzimmern eingesetzt, hier allerdings mit elektrischer Energie versorgt, und garantieren die gewünschte Geräuschlosigkeit bei kontinuierlicher Kühlung.
Seit wenigen Jahren sind Absorptionswärmepumpen für den häuslichen und industriellen Gebrauch im Bereich von wenigen Kilowatt bis zu mehreren Megawatt verfügbar. Diese gibt es in unterschiedlicher Ausführung für verschiedene Einsatzbereiche. Reine Wärmepumpen dienen dem Heizen, Kühlen oder einer Kombination von beidem.
Grundlegende Prozesse
Die Absorptions-Kältemaschine verknüpft folgende grundlegende Gedanken: Die zum Verdampfen einer Flüssigkeit erforderliche Temperatur nimmt mit sinkendem Druck ab, d.h. das Kältemittel wird bereits bei niedrigen Temperaturen infolge des geringen absoluten Druckes im Verdampfer verdampft. Im Falle der LiBr-Absorptionskälteanlage wird Wasser als Kältemittel verwendet und in einem nahezu evakuierten Behälter auf eine Rohrschlange gesprüht und bei ca. 3°C verdampft. Die zur Verdampfung erforderliche Verdampfungswärme wird dem Gebäude-Kaltwasser in der Rohrschlange entzogen, das als nutzbare Kälte zur Verfügung steht. Der Verdampfungsprozess würde stoppen, wenn der Sättigungsdruck des Kältemittels im Verdampfer erreicht würde. Daher muss der Kältemitteldampf in einem zweiten Schritt ständig entzogen werden. Hier macht man sich die Eigenschaften von bestimmten Salzlösungen zu Nutze, Kältemitteldampf aus der Luft zu binden, d.h. zu absorbieren. Daher auch der Name "Absorptions-Kältemaschine". Dieser Schritt erfolgt im sog. Absorber. Auch der Absorptionsprozess würde stoppen, wenn die Salzlösung mit Kältemittel gesättigt wäre. Daher muss im dritten Schritt der Salzlösung permanent das Kältemittel entzogen werden. Dazu wird die mit Kältemittel angereicherte Salzlösung in den sog. Generator oder Austreiber gepumpt, in dem die Feuchtigkeit durch Hitzeeinwirkung (ca. 80° - 120°C) ausgekocht und wiederum verdampft wird - allerdings auf deutlich höherem Temperatur- und Druckniveau. Die aufkonzentrierte Salzlösung wird im geschlossenen Kreislauf wieder zurück zum Absorber geführt. Der Kältemitteldampf aus dem Austreiber wird im letzten Schritt im Kondensator mit Hilfe von Kühlwasser aus einem Kühlkreislauf (z.B. mit Kühlturm) wieder auf das Ausgangsniveau herabgekühlt, kondensiert und anschließend zum Verdampfer geführt.
Definitionen
Als Maß der Güte einer Absorptionskälteanlage wird das Wärmeverhältnis ζ oder EER (energy efficiency ratio) verwendet, das als Quotient des Wärmestroms am Verdampfer zur Heizleistung definiert ist:
Wenn das Wärmeverhältnis ζ der Absorptionskälteanlage und die Leistungszahl EER einer Kompressionskälteanlage gegenüber gestellt werden, muss die unterschiedliche Wertigkeit der in den Prozess eingebrachten Energien berücksichtigt werden. Die Leistungszahl bezieht sich auf die aufgewendete elektrische Leistung in einem bestimmten Arbeitspunkt. Ihr Wert verändert sich bei einer Verschiebung des Arbeitspunktes, z.B. der äußeren Temperatur.
Ammoniak-Wasser-Absorptionskälteanlage
In der Ammoniak-Wasser-Absorptionskälteanlage bildet Ammoniak das Kältemittel, und Wasser wird als Lösungsmittel eingesetzt. Der Vorteil dieser Kombination ist der Einsatz natürlicher Stoffe, die sehr preiswert sind. Es muss allerdings ein giftiger Inhibitor (Natriumdichromat) im Lösungsmittelkreislauf eingesetzt werden, um Korrosionen zu vermeiden. Das Wärmeverhältnis ζ der Anlagen ist abhängig von der Verdampfungstemperatur und liegt im Bereich von 0,65 (Verdampfungstemperatur = 0 °C) und 0,3 (Verdampfungstemperatur = -50 °C).
Einsatzbereiche
Ammoniak-Wasser-Absorptionskälteanlagen werden traditionell in der Gefriertrocknung und in der chemischen Industrie eingesetzt. Die Anlagen sind vorwiegend als Einzelanlagen kundenspezifisch konzipiert, und die Kälteleistungen liegen im MW-Bereich. Durch Nutzung der Abwärme z. B. von Gasmotoren zur Kälteerzeugung mittels einer Absorptionskälteanlage wurde mit der Kraft-Kälte-Kopplung ein neuer Einsatzbereich für die Anlagen erschlossen. Die Kälteleistung liegt deutlich niedriger als bei den Großanlagen. Es werden daher vorgefertigte Anlagenmodule errichtet, die anschlussfertig in einem oder mehreren Einbaurahmen geliefert werden.
Industrielle Absorptionskälteanlagen
In dem Lösungsmittelverdampfer der Absorptionskälteanlage (Austreiber) AT befindet sich ein Ammoniak-Wasser-Gemisch. Diese Lösung wird indirekt durch Dampf oder durch einen Öl- oder Gasbrenner direkt beheizt. Der Vorteil liegt darin, dass jede Wärmequelle, die die erforderliche Verdampfungstemperatur bereitstellen kann, geeignet ist. Die Lösung verdampft bei Temperaturen von 170 °C und Drücken von 10 bar. Aus der Siedelinie für das Ammoniak-Wasser-Gemisch kann für diesen siedenden Zustand ein Verhältnis von 5 Gew.-% Ammoniakanteil im Wasser des Verdampfers ermittelt werden. Man spricht hier von der armen heißen Lösung. Die Dämpfe werden der Trennsäule (Rektifikationskolonne) TS zugeführt, die über dem Verdampfer angeordnet ist. Die Kolonne besteht aus einem langgezogenen stehenden zylindrischen Behälter, der mit übereinander angeordneten Glocken- oder Tunnelböden ausgerüstet ist. Auf den Böden steht eine Flüssigkeitsschicht, die über ein Wehr auf den darunter liegenden Boden abläuft und am Kolonnensumpf wieder in den Verdampfer geleitet wird. Im Gegenstrom steigt das Gas in der Kolonne nach oben. Die Öffnungen der gasführenden Einbauten sind so ausgeführt, dass die Gasphase durch die auf dem Boden stehende Flüssigkeit perlt und ein Energie- und Stoffaustausch stattfindet. Auf jedem Trennboden besteht das temperaturabhängige Gleichgewicht zwischen der auf dem Boden kondensierten Flüssigkeit und der Dampfphase. Es findet eine Aufkonzentration der leichter siedenden Phase zum Kolonnenkopf hin statt.
Reiche Lösung wird im mittleren Teil der Kolonne als Feed aufgegeben. Der unterhalb des Feeds liegende Kolonnenteil ist der Abtriebsteil und der darüberliegende der Verstärkerteil. Am Kolonnenkopf 7 ist das Ammoniak in der Gasphase stark angereichert mit einem Restanteil von ca. 0,2 Gew.-% Wasser. Die Brüden werden dem Verflüssiger V zugeleitet. Ein Teilstrom des verflüssigten Destillats wird als Rückstrom (Reflux - flüssiges Ammoniak) wieder auf den oberen Boden der Kolonne zurückgeführt. Die Anzahl der notwendigen Trennböden lässt sich über ein McCabe-Thiele Diagramm bestimmen. Das verflüssigte Ammoniak wird im Hochdrucksammler HS gespeichert. Zur Optimierung wird das kalte Gas aus den angeschlossenen Kälteverbrauchern 1 einem Wärmeübertrager WT3 zugeführt, um den Vorlauf des flüssigen Kältemittels 2 zu kühlen. Der weitere Prozess verläuft analog zur Kompressionskältemaschine.
Durch Wärmeaufnahme an den Kälteverbrauchern wird das Kältemittel Ammoniak verdampft. Die Dämpfe werden über die Saugleitung nach dem Wärmeaustausch mit dem Flüssigkeitsvorlauf zum Absorber AB geleitet. Als Absorptionsmittel wird die arme abgekühlte Lösung 3 aus dem Austreiber verwendet. Die arme Lösung wird in den Absorber eingedüst und der Absorber wird mit Kühlwasser gekühlt, um die Lösungswärme abzuführen. Die kalte Lösung hat das Bestreben, Ammoniak bis zur Sättigung aufzunehmen. Bei 40 °C und 0,5 bar (abs) kann die reiche Lösung im Absorber einen Ammoniakgewichtsanteil von 15 % erreichen. Die im Absorber anfallende kalte reiche Lösung 6 wird durch den oben erwähnten Lösungsmittelwärmeübertrager WT1 gepumpt, dort erwärmt und über eine Füllstandsregelung in den Austreiber geleitet.
Der Kälteverbraucherkreis ist in dem Bild nicht dargestellt. Das unterkühlte flüssige Ammoniak kann in Verdampfern über thermostatische Regelventile eingespritzt werden und durch Verdampfung Wärme aus dem zu kühlenden Raum aufnehmen. Meistens werden jedoch Pumpenanlagen eingesetzt, da hier eine aufwändige Regelung des Ammoniakmassenstroms in dem Verdampfervorlauf entfallen kann. Das flüssige Ammoniak wird über eine Füllstandsregelarmatur (Hochdruckschwimmer oder füllstandgesteuertes Ventil) in einen Abscheider geleitet. Über Kältemittelpumpen wird das Ammoniak überfluteten Verdampfern zugeleitet. Die Betriebsweise wird als überflutet bezeichnet, da nur ein Teil des flüssigen Kältemittels verdampft und sowohl Ammoniakgas als auch Ammoniak-Flüssigkeit in den Abscheider zurückgeleitet wird. Der Abscheider dient zum Puffern des Kältemittels aufgrund von Füllstandsänderungen, die sich durch wechselnden Kältebedarf ergeben (Kältemittelverlagerung in nicht betriebenen Verdampfern, Änderung des spezifischen Volumens bei Temperaturänderung). Die weitere Funktion des Abscheiders ist die Trennung der Flüssig- von der Gasphase. Das gasförmige Ammoniak strömt über die Saugleitung in den Absorber, in dem durch die Absorption des Ammoniakgases in der armen kalten Lösung und Abfuhr der Lösungswärme ebendieser Gastransport aufrechterhalten wird.
Zu der hier beschriebenen Anordnung des Kältekreislaufes einer Ammoniak-Wasser-Absorptionskälteanlage gibt es viele Varianten. Beispielsweise kann zur Kühlung des Kolonnenkopfes anstatt des Ammoniak-Refluxes ein Verflüssiger im Kopf der Rektifikationskolonne (Dephlegmator) eingesetzt werden, der mit der kalten reichen Lösung aus dem Absorber oder mit Kühlwasser beaufschlagt wird.
Die Verdampfungstemperatur der Absorptionskälteanlage wird durch die vorhandenen Heizmittel- und Kühlwassertemperaturen eingegrenzt. Zur wärmetechnischen Optimierung und dem Einsatz von Wärme auf einem möglichst niedrigen Temperaturniveau besteht die Möglichkeit, den Absorptionsprozess auf der Antriebsseite zweistufig auszuführen. Der apparative Aufwand ist deutlich höher, da zwei Absorber und Austreiber notwendig sind. Die erste Austreiberstufe kann allerdings mit deutlich niedrigeren Temperaturen beheizt werden.
Ammoniak-Absorptionskälteanlagen werden insbesondere bei tiefen Verdampfungstemperaturen eingesetzt, da in den Anlagen im Gegensatz zu Kompressionskälteanlagen kein Öl in den Kältekreislauf eingebracht wird. Aufgrund des Viskositätsgefälles bei tiefen Temperaturen ist das Abführen von Öl aus den Tiefpunkten der Verbraucherkreise in Kompressionskälteanlagen problematisch.
Die Absorptionskälteanlage im h-ζ-Diagramm
Das h-ζ-Diagramm zeigt in Abhängigkeit vom Mischungsverhältnis von zwei Phasen die Siede- und Taulinie und die zugehörigen Enthalpien. In dem Diagramm für Ammoniak und Wasser können die Zustände einer Ammoniak-Wasser-Kälteanlage eingetragen werden (siehe Diagramm).
Der Punkt 8 beschreibt den Siedezustand im Verdampfer (Austreiber): p = 10 bar/T = 170 °C. Der Zustand des Dampfes über der Lösung 7 liegt auf einer Isothermen zu 8. Die Anreicherung des Dampfes in der Rektifikationskolonne bis zum Kopf skizziert der Punkt 9. In dem Beispiel ist eine Kopftemperatur von 50 °C eingetragen. In den Brüden am Kolonnenkopf ist das Ammoniak auf 99,5 Gew.-% angereichert. Die Zustände auf den einzelnen Kolonnenböden sind hier nicht dargestellt. In Abhängigkeit von der Temperatur des betrachteten Bodens und der Annahme eines Gleichgewichtes zwischen Dampf und Flüssigkeit liegen die Zustände der beiden Phasen auf einer Isothermen. Die Taulinie zeigt bei dem vorgegebenen Druck von 10 bar den Dampfzustand und die Siedelinie den Zustand der Flüssigkeit.
In dem Punkt 9 wird die Isotherme gebildet und auf der Siedelinie erhält man den Punkt 9*. Die Zustandsänderung zwischen 9* und 8 stellt die in der Kolonne zurücklaufende Flüssigkeit dar. Die über die Böden ablaufende Flüssigkeit wird durch den Gasgegenstrom wieder aufgeheizt. Das im Kopf der Kolonne aufkonzentrierte Ammoniakgas 9 wird isobar verflüssigt: Zustand 1. Das Kältemittel wird zu dem Niederdruck-Abscheider geleitet und adiabat entspannt (in dem Fließbild nicht mehr dargestellt). Eine Teilmenge verdampft bei der Entspannung (Zustand 2) und für die Kälteerzeugung kann die unterkühlte Flüssigkeit 12 genutzt werden, indem sie zu den Kälteverdampfern in den Kühlräumen gepumpt wird. Das Ammoniakgas aus dem Abscheider 2 wird im Absorber von der armen kalten Lösung absorbiert. Die bei der Absorption frei werdende Wärme kann aus den zugehörigen Enthalpien zwischen 2 und 6 abgelesen werden. Der Punkt 6 im Diagramm beschreibt den Zustand im Absorber (hier: p = 0,3 bar; T = 25 °C); die Ammoniakkonzentration beträgt hier 20 Gew.-%. Die reiche Lösung wird im Lösungsmittelwärmeübertrager von der heißen armen Lösung, die zum Absorber strömt, erwärmt und die reiche Lösung wird dann wieder dem Austreiber zugeführt.
Kleinanlagen
Ein Vorteil von Kleinanlagen (Campingkühlschränke, Minibar in Hotels) liegt im lautlosen Betrieb, da durch zusätzlich eingebrachten Wasserstoff auf Lösungsmittelpumpen verzichtet werden kann. Durch den Verzicht auf die Lösungsmittelpumpe, welche im Vergleich zu einem für eine Kompressionskältemaschine erforderlichen Kompressor ohnehin eine sehr viel niedrigere Geräuschemission aufweist, wird also ein völlig lautloser Betrieb ermöglicht. In der Regel wird die für den Betrieb dieser Anlagen erforderliche Wärme durch elektrischen Strom bereitgestellt. Der Wirkungsgrad (COP) dieser Kleinanlagen liegt bei ca. 0,2.
Siedetemperaturen
- Ammoniak: -33.33 °C/1 bar
- Wasser: 100 °C/1 bar
Ein weiterer Vorteil von Absorptions-Campingkühlschränken liegt in dem universellen Betrieb mit elektrischem Strom (12V, 230V) bzw. mit Campinggas.
Wasser-Lithiumbromid-Absorptionskältemaschinen (kurz AKM)
Neben dem Stoffpaar Ammoniak/Wasser ist auch Lithiumbromid/Wasser gebräuchlich, wobei hier allerdings Wasser das Kältemittel ist. Dadurch ist auch die niedrigste Kaltwasseraustrittstemperatur auf ca. 5 °C begrenzt. Absorptionskälteanlagen mit der Stoffkombination werden daher in der Regel im Klimabereich eingesetzt. Es gibt im Wesentlichen ein- und zweistufig Ausführungen. Einstufige AKM werden mit Warmwasser (70...120 °C) oder Dampf (max. 1,5 bar) befeuert und haben ein Wärmeverhältnis ζ von ca. 0,7. Zweistufige AKM können mit Heißwasser (bis ca. 180 °C), Dampf (bis ca. 8 bar), Öl, Erdgas oder mit Abgas aus BHKW oder Gasturbinen befeuert werden. Das Wärmeverhältnis liegt bei dieser Bauart bei 1,0...1,3. Die Anlagen werden daher nur wirtschaftlich sinnvoll eingesetzt, wenn Abwärme (möglichst kostenlos oder sehr kostengünstig) oder auch solar erzeugte Wärme zur Verfügung steht.
Direkt beheizte LiBr-Absorptionskälteanlagen haben Kälteleistungen von 10 kW bis 5.300 kW. Große einstufige Anlagen werden im Kälteleistungsbereich von 180 kW bis 5.300 kW angeboten.
Der Vorteil der LiBr-Absorptionskälteanlagen ist die niedrige Austreibertemperatur und die Unbedenklichkeit der Verwendung von Wasser als Kältemittel, vor allem im Wohnbereich. Da die Kälteerzeugung im Unterdruckbereich stattfindet, ist ein Zerbersten durch Überdruck ausgeschlossen, wenn die Beheizung abgesichert ist. Ein weiterer Vorteil liegt in den weit auseinanderliegenden Siedetemperaturen der Stoffpaare LiBr und Wasser. Dies hat zur Folge, dass bei der Desorption im Austreiber reiner Wasserdampf erzeugt wird. Im Gegensatz dazu entsteht bei der Ammoniak-Wasser-Absorptionskälteanlage im Austreiber neben dem Kältemitteldampf auch Wasserdampf. In einem aufwändigen, nachgelagerten Verfahren muss das Kältemittel daher aufkonzentriert und der Wasserdampf entfernt werden (siehe Rektifikation).
Bei LiBr-Absorptionskälteanlagen fällt außerdem die technische Arbeit der Pumpe sehr viel weniger ins Gewicht (ca. um den Faktor 500).
Beschreibung
Datei:LiBr-Absorptionskälteanlage.svgDie Wasser-Lithiumbromid-Absorptionskälteanlage enthält die gleichen Komponenten wie die Ammoniak-Wasser-Absorptionskälteanlage mit Ausnahme der Rektifikationsäule. Auf diese kann verzichtet werden, da Lithiumbromid bei den gefahrenen Temperaturen praktisch keinen Dampfdruck besitzt und somit nicht flüchtig ist. Die Firma Carrier verwendet zwei zylindrische Behälter, die entsprechend der Funktion mit Trennwänden, Rohrschlangen und Düsenstöcken ausgerüstet sind. Der obere Behälter stellt den Austreiber AT dar. Die arme Lösung wird indirekt durch Wärmezufuhr über eine Rohrschlange beheizt und das Wasser verdampft. Im rechten Bereich der Kammer sind Rohrschlangen installiert, die von Kühlwasser KüW durchströmt werden. Das verdampfte und nicht mit Salz befrachtete Wasser kondensiert im rechten Kammersumpf.
Der untere Behälter nimmt den Verdampferteil VD und den Absorberteil AB auf. Die wasserarme und somit LiBr-reiche Lösung 1 aus dem Austreiber wird über einen Lösungswärmeübertrager WT1 abgekühlt und geregelt über einen Düsenstock im linken Teil der unteren Kammer 2 eingedüst. Die salzreiche fein disgerierte Lösung ist bestrebt, den Wasserdampf in der Kammer zu absorbieren. Die entstehende Lösungswärme wird über Kühlschlangen an das Kühlwasser übertragen. Im linken Sumpf der Kammer wird die wasserreiche Lösung 3 über die Lösungsmittelpumpe durch den Wärmeübertrager WT1 geleitet, vorgewärmt und wieder in die obere Austreiberkammer gefördert.
In der unteren Kammer herrscht ein starker Unterdruck von etwa 2 mbar, der einer Wassersattdampftemperatur von 6 °C entspricht. Im rechten Teil der Kammer wird Wasser im Kreis gefördert 6 und verdüst. Bei dem durch die Absorption hervorgerufenen Unterdruck verdampft das Wasser bei einer Temperatur von 6 °C. Die Verdampfungswärme liefert das Kaltwasser KW, das in Rohrschlangen in dem Zerstäubungsbereich des Wassers geführt wird. Das Wasser ist somit das Kältemittel, das dem Kaltwasser die Wärme entzieht.
Einsatzbereiche
Wasser-Lithiumbromid-Absorptionskälteanlagen werden in folgenden Bereichen eingesetzt:
- Kaltwassererzeugung für Klimatisierung oder Prozesskühlung aus der Abwärme von Motoren oder Gasturbinen (Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung)
- Reduzierung des sommerlichen Spitzenstromverbrauchs für Gebäudeklimatisierung, der durch elektrisch betriebene Kompressionskältemaschinen verursacht wird, und stattdessen Einsatz von Erdgas oder Heizöl und Sonnenenergie über Kollektoren als Energiequelle
- Kaltwassererzeugung für Klimaanlagen und Prozesskühlungen aus Abwärme von BHKW, Gasturbinen, Kraftwerken, Müllverbrennungsanlagen und Fernwärme (Dampf oder Heisswasser) im Sommer wenn Wärme als "Abfallprodukt" entsteht.
Weitere Verfahren
Eine neue, weitgehend noch unbekannte Alternative ist der Einsatz ionischer Flüssigkeiten als Absorptionsmedium. Diese zeichnen sich oft durch eine hohe Aktivität gegenüber Wasser aus, besitzen aber gegenüber Lithiumbromid den Vorteil, dass sie als „flüssige Salze“ beim Austreiben nicht auskristallisieren können. Des Weiteren sind sie weniger korrosiv als Lithiumbromid.
Quellen
- Prof. Dr.-Ing. F. Ziegler (2000): Kühlen mit Sorptionskaltwassersätzen, Sanitär- und Heizungstechnik, Heft 7/2000, S.42-47
- Prof. Dr.-Ing. Reichelt (2000), Wo steht die Kältetechnik in Deutschland und weltweit
- Walther Pohlmann, Hrsg. Walter Maake u. Hans-Jürgen Eckert: Taschenbuch der Kältetechnik, ISBN 3-7880-7092-7
- Jürgen Langreck, Vaals (NL), Kälteerzeugung mit Ammoniak und Wasser - Bausteine für Absorptionskälteanlagen, Die Kälte- und Klimatechnik 11/1999
Siehe auch
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