- Rodrigo (Oper)
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Werkdaten Titel: Rodrigo Originaltitel: Vincer se stesso è la maggior vittoria Form: Opera seria Originalsprache: italienisch Musik: Georg Friedrich Händel Libretto: nach Francesco Silvani Uraufführung: Herbst 1707 Ort der Uraufführung: wahrscheinlich Palazzo Pitti, Florenz Spieldauer: ca. 2 1/2 Stunden Ort und Zeit der Handlung: Spanien um 710 Personen - Rodrigo, König der Westgoten in Spanien (Sopran bzw. hoher Countertenor)
- Esilena, seine Frau (Sopran)
- Giuliano, Sohn des früheren Königs Vitizza (Tenor)
- Florinda, Tochter des früheren Königs Vitizza (Sopran)
- Evanco, Sohn des früheren Königs Vitizza, König von Aragon (Sopran bzw. hoher Countertenor)
- Fernando, Rodrigos General (Alt bzw. Countertenor)
- Ein Kind von Rodrigo und Florinda (stumme Rolle)
- Hofstaat, Offiziere und Soldaten, Dienerschaft, Volk
Vincer se stesso è la maggior vittoria, deutsch Sich selbst zu besiegen, ist der größte Sieg, heute Rodrigo (HWV 5) bezeichnet, ist eine Oper (Dramma per musica) in drei Akten von Georg Friedrich Händel.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Das Libretto beruht auf Il duello d’amore, e di vendetta von Francesco Silvani. Wer es für Händel bearbeitet hat, ist unbekannt. Der Titel Rodrigo (nach der Hauptperson) hat sich erst später eingebürgert.
Händel schrieb das Werk im Auftrag des Principe Ferdinando de’ Medici (1663–1713) vermutlich im Laufe des Sommers 1707, während seines Aufenthaltes beim Marchese Ruspoli in Rom. Die Uraufführung fand offenbar in privatem Rahmen Ende Oktober/Anfang November 1707, wahrscheinlich im Palazzo Pitti oder im Teatro del Cocomero statt. Es blieb offenbar die einzige Aufführung.
Besetzung der Uraufführung
- Rodrigo – Stefano Frilli (Soprankastrat)
- Esilena – Anna Maria Cecchi, genannt „La Beccarina“ (Sopran)
- Giuliano – Francesco Guicciardi (Tenor)
- Florinda – Aurelia Marcello (Sopran)
- Evanco – Caterina Azzolina, genannt „La Valentina“ (Sopran)
- Fernando – Giuseppe Perini (Altkastrat)
Die erste Neuinszenierung in unserer Zeit kam am 29. August 1984 während der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik zustande.
Handlung
1. Akt
1. Akt. Im Palastgarten macht Florinda Rodrigo wütende Vorwürfe, weil er sie entführt und geschwängert hat, ohne seine Versprechen von Heirat und Krönung zu halten. Rodrigo ist vorwiegend mit Nachrichten vom Sieg seines Heeres über die Prinzen Evanco und Sisi von Aragon beschäftigt und rät Florinda, ihre Ambitionen zu vergessen und sich mit der Erinnerung an vergangene Freuden zu bescheiden. Allein zurückgelassen, schwört sie Rache. Im Thronsaal fragt Fernando Rodrigos Gattin Esilena, warum sie nicht in den allgemeinen Jubel einstimmt. Sie antwortet, dass sie nicht glücklich sein könne, da Rodrigo sie nicht mehr liebe, doch Fernando prophezeit, er werde zu ihr zurückkehren. Rodrigo verkündet seinen Sieg, und Esilena teilt ihm mit, er könne einen verdienstvolleren Triumph erzielen, indem er sein eigenes unwürdiges Verhalten überwinde. Gemeinsam begrüßen sie den siegreichen General Fernando, der mit Evanco in Ketten und dem abgetrennten Kopf Sisi’s als Trophäe aus dem Krieg heimkehrt. Evanco wird Rodrigo vorgeführt, woraufhin er zum Tode verurteilt wird, doch Esilena bittet mit Erfolg um sein Leben. Rodrigo übergibt den Gefangenen der Obhut Giulianos. Giuliano erkennt Evancos Edelmut und bittet ihn, soweit sich das mit seiner Pflicht gegenüber Rodrigo vertrage, seine Freundschaft an. Als Evanco abgeführt wird, wenden sich Giulianos Gedanken seiner geliebten Schwester Florinda zu. Doch sie gesteht, dass sie in seiner Abwesenheit durch eine Liebschaft mit Rodrigo Schande über sich selbst und ihre Familie gebracht hat. Wütend über Rodrigos Niedertracht gelobt Giuliano, Evanco zu befreien, ihn zum rechtmäßigen König Spaniens auszurufen und an seiner Seite für die Vernichtung Rodrigos kämpfen zu wollen. Florinda hofft, dass ihr Vergehen durch den Tod Rodrigos gesühnt werden möge. In seinem Privatgemach fühlt Rodrigo seine jüng¬sten Triumphe schwer auf sich lasten, Fernando und Esilena stürzen herein um ihm von dem Aufstand zu berichten. Die Streitmacht der Rebellen sammelt sich unter der Führung von Giuliano. Evanco und Florinda flüchten aus der Stadt. Rodrigo schickt Fernando aus, die königstreuen Truppen zusammenzurufen, dann gesteht er Esilena, dass seine ehebrecherische Intrige mit Florinda und sein Wortbruch ihr gegenüber die Gründe für die Rebellion sind. Esilena bietet an, ihre Position als Gemahlin des Königs an Florinda abzutreten, um seinen Ruf zu retten und Blutvergießen zu verhindern. Das verweigert Rodrigo, doch gestattet ihr, Florinda im Lager der Rebellen aufzusuchen, um einen Frieden auszuhandeln. Allein zurückgeblieben, beschließt Esilena, ihr selbstloses Angebot weiter zu verfolgen und sich den Ehefrauen Spaniens als glorreiches Vorbild zu erweisen.
2. Akt
Im Lager der Aufständischen sammeln Giuliano und Evanco ihre Streitmacht gegen Rodrigo. Ein Soldat überbringt Esilenas Bitte um eine Unterredung mit Florinda, ein anderer kommt mit einer Botschaft Giulianos von Fernando, der ein geheimes Treffen vorschlägt. Evanco und Florinda fürchten eine Falle, aber Giuliano vertraut auf Fernandos Freundschaft und edle Gesinnung. Evanco gesteht seine Liebe zu Florinda und bittet um ihre Hand; sie erwidert, dass sie seiner erst dann würdig sein werde, wenn ihre Rebellion vollbracht ist. Esilena wird zu ihrer Unterredung mit Florinda herbeigebracht. Sie bietet Florinda ihren Gatten und den Thron an, doch Florinda erklärt, sie wolle Rodrigos Herz nur dann haben, wenn es ihm aus der Brust gerissen sei. Erbost über Florindas unversöhnliche Gier nach Rache kehrt Esilena in die Stadt zurück. Florinda stählt sich in ihrer Entschlossenheit und verbannt jeden Rest von Zuneigung zu Rodrigo aus ihrem Herzen. Allein zur Nacht bemüht sich Rodrigo, seine Niedergeschlagenheit zu bekämpfen. Esilena berichtet, dass die Stadt unter Belagerung steht und ihre Mission ein Misserfolg war. Rodrigo ist nach wie vor von seinem Sieg überzeugt, doch Esilena gelobt, dass sie, wenn der Tod denn unvermeidlich sei, an seiner Seite sterben wolle. Unterdessen hat Fernandos Plan Früchte getragen, und er kommt mit dem gefesselten Giuliano hinein. Giuliano wütet gegen Rodrigo und schwört, dass er ihm in der Hölle wiederbegegnen werde. Wiederum greift Esilena mit einer Bitte um Gnade ein; Giulianos Tod werde der Sache der Rebellen nur zusätzliche Nahrung verleihen. Fernando schlägt vor; Giuliano als Geisel zu halten, und Rodrigo schickt ihn aus, er solle um den Preis von Giulianos Leben von den Aufständischen fordern, die Waffen zu strecken. Esilena und Rodrigo, die den Sieg in greifbare Nähe gerückt glauben, erklären sich gegenseitig ihre Liebe. Rodrigo lässt Esilena zurück, die über ihr neu erlangtes Glück nachsinnt. Im Lager vor den Stadtmauern ermuntern Florinda und Evanco ihre Anhänger zum Kampf, um Giuliano zu retten. Das Tor wird aufgestoßen und dahinter kommt Giuliano in Ketten zum Vorschein. Fernando trägt Rodrigos Ultimatum vor; doch Giuliano drängt Florinda und Evanco, ihre Sache nicht um seinetwillen aufzugeben. Während Florinda noch schwankt, erschießt Evanco in seinem Ungestüm Fernando. Giuliano wird befreit, und die Rebellen dringen in die Stadt ein.
3. Akt
Rodrigo hat sich in den Jupitertempel zurückgezogen und verflucht die Götter ob seiner Niederlage. Esilena drängt ihn, solche gottlosen Gedanken von sich zu weisen und den Kampf fortzusetzen. Rodrigo legt Krone und Zepter auf den Altar und ergibt sich seinem Schicksal, wobei er die Götter anfleht, das Königreich und Esilena zu verschonen. Esilena bietet ihr Leben als Opfer an, falls damit Rodrigo gerettet werden kann. In einem Innenhof des brennenden Palastes feiert Giuliano den Sieg seines Heeres und weist seine Soldaten an, Rodrigo aufzuspüren und zu töten. Rodrigo wird von Evanco gefangengenommen; er und Giuliano bereiten sich darauf vor, Rodrigo ins Jenseits zu schicken, doch Florinda beansprucht dieses Privileg für sich. Als sie jedoch gerade ihr Schwert in Rodrigos Brust stoßen will, tritt Esilena mit Florindas Kind vor, gibt Rodrigo den Jungen zu halten und fordert Florinda heraus, den Streich zu führen, der Vater und Sohn gemeinsam töten wird. Florindas Mutterinstinkte siegen; sie lässt das Schwert sinken und verzeiht Rodrigo. Esilena wendet sich mit ihrem Flehen an Giuliano und Evanco; sie bittet sie, Rodrigo zu verschonen, wie er auch sie am Leben gelassen hat, gerührt durch die Fürbitten seiner Frau. Giuliano ist einverstanden, und Florinda trägt ihr Flehen an Evanco weiter: Indem er Erbarmen zeige, wird er sich ihrer Liebe umso würdiger erweisen. Evanco begnadigt seinen Feind, und Rodrigo erbittet das Recht, sich ein letztes Mal an die Führer des Landes zu wenden. Allein mit Esilena zurückgeblieben, erfleht und erhält Rodrigo ihre endgültige Vergebung. Im Thronsaal freuen sich Evanco und Florinda ihrer Liebe. Rodrigo erklärt in aller Form seinen Verzicht auf den Thron und sein Vorhaben, sich mit Esilena ins Privatleben zurückzuziehen; das Königreich Aragon werde Evanco zurückerstattet, mit Florinda als seiner Königin, und sein Sohn mit Florinda werde zum Thronerben Kastiliens erhoben, mit Giuliano als Regent bis zu seiner Volljährigkeit. Esilena erklärt, dass der größte Sieg in der Selbstüberwindung liege, und führt den Schlußchor an, der den Triumph der Güte über die Rache preist.
Musik
Für die Musik zur Oper übernahm Händel Themen aus seiner ersten Hamburger Oper, der Almira, sowie aus anderen nahezu gleichzeitig entstandenen Stücken (italienischen Kantaten). Sie besteht aus 37 musikalischen Nummern. Die Ouverture und die ihr folgenden Tanzsätze gingen später in die Bühnenmusik zu Ben Johnsons Komödie The Alchemist ein und wurden als solche auch gedruckt (John Walsh, 1710).
Diskografie
- F 670 023-25 (1987): Derek Lee Ragin (Rodrigo), Norma Sharp (Esilena), Pamela Hamblin (Florinda), Keith Olsen (Giuliano), Frances Ginzer (Evanco), Ursula Kunz (Fernando); Deutsche Händel-Solisten; Dir. Charles Farncombe (140 min)
- Virgin Classics 7243 5 45897 2 0 (1997): Gloria Banditelli (Rodrigo), Sandrine Piau (Esilena), Elena Cecchi Fedi (Florinda), Rufus Müller (Giuliano), Roberta Invernizzi (Evanco), Caterina Calvi (Fernando); Il Complesso Barocco; Dir. Alan Curtis (154 min)
- Mondo Musica MMH 80088 (2001): Richard Crowe (Rodrigo), Janet Williams (Esilena), Romelia Lichtenstein (Florinda), Kobie van Rensburg (Giuliano), Lynda Lee (Evanco), Alejandro Garri (Fernando); Chor & Händelfestspielorchester des Opernhauses Halle; Dir. Andreas Spering
- Ambroisie AM 132 (2008): Maria Riccarda Wesseling (Rodrigo), María Bayo (Esilena), Sharon Rostorf-Zamir (Florinda), Kobie van Rensburg (Giuliano), Anne-Catherine Gillet (Evanco), Max Emanuel Cencic (Fernando); Al Ayre Español; Dir. Eduardo López Banzo (157 min)
Literatur
- Silke Leopold: Händel. Die Opern. Bärenreiter 2009, ISBN 978-3-7618-1991-3
- Albert Scheibler: Sämtliche 53 Bühnenwerke des Georg Friedrich Händel, Edition Köln 1995, ISBN 3-928010-05-0
- Bernd Baselt: Händel-Handbuch: Band 1, Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1978, ISBN 978-3-7618-0610-4
Weblinks
- Partitur von Rodrigo (Händel-Werkausgabe, hrsg. v. Friedrich Chrysander, Leipzig 1873)
- Libretto von Rodrigo
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