- Rudelbildung
-
Mit dem Begriff Rudelbildung (englisch mass confrontation) bezeichnet man in Mannschaftssportarten, insbesondere im Fußball, die Ansammlung mehrerer Spieler bei einer Spielunterbrechung.[1]
Der Begriff leitet sich von dem in der Zoologie und der Jägersprache verwendeten Rudel, einer Gruppe von Säugetieren, die kleiner als eine Herde ist, ab.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Eine Rudelbildung findet meist nach einem Foul und/oder strittigen Entscheidungen eines Schiedsrichters statt. Dabei versammeln sich um den Schiedsrichter mehrere Spieler (ein ‚Rudel‘) einer oder beider Mannschaften. Das Ziel der Rudelbildung ist meist, eigene Spieler verbal oder handgreiflich zu unterstützen oder Einfluss auf unliebsame Schiedsrichterentscheidungen zu nehmen.[2] Bei der Rudelbildung wird häufig protestiert, lamentiert oder geschubst.[3] Die Rudelbildung ist in vielen Fällen der Ausgangspunkt für die Eskalation einer Konfliktsituation und führt im schlimmsten Fall zu einer Massenschlägerei, an der sich auch Ersatzspieler, Betreuer oder sogar Zuschauer beteiligen können.
Im Fußball ist die Rudelbildung ein Regelverstoß, der üblicherweise mit einer Bestrafung geahndet wird. Zur Deeskalation beziehungsweise Gewaltprävention empfiehlt der Deutsche Fußball-Bund seinen Schiedsrichtern, bei einer Rudelbildung nicht in den Spielerpulk hineinzugehen, sondern den lauten Einsatz der Pfeife und das Zeigen der Gelben beziehungsweise Roten Karte.[4][5] Dabei sollen vor allem die Spieler bestraft werden, „die eine große Distanz zurücklegen, um sich an der Konfrontation zu beteiligen.“[6]
Die Rudelbildung wird im Bereich des DFB seit der Saison 2002/03 bestraft.[7] Bei der Fußball-Europameisterschaft 2008 wurden die Schiedsrichter angewiesen „alle maßgeblich beteiligten Spieler“ einer Rudelbildung mit einer Gelben Karte zu bestrafen.[8] 2009 führte die englische FA in ihren Ligen ein generelles Verbot von Rudelbildungen ein. Vereine, deren Spieler zu dritt oder in einer noch größeren Anzahl den Schiedsrichter bedrängen, werden demnach mit einer empfindlichen Geldstrafe belegt.[9]
Rudelbildungen sind auch in anderen Mannschaftssportarten wie beispielsweise Handball,[10] Basketball[11] oder Eishockey zu beobachten.
Literatur
- fifa.com: Law 12 Fouls and Misconduct (Part 2 - Misconduct) (englisch)
- J. Kramer: „Das sind wilde Herden“ In: Der Spiegel vom 23. April 2002
- U. Muras: Weg mit der Rudel-Regel! In: Die Welt vom 21. Oktober 2002
Weblinks
Wiktionary: Rudelbildung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenEinzelnachweise
- ↑ L. Hambach: Erarbeitung und Analyse der Fußballsprache als Fachsprache. GRIN Verlag, 2008, ISBN 3-638-93696-1, S. 17. Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche
- ↑ B. Varnhorn: Bertelsmann Kinder Fußballlexikon. wissenmedia Verlag, 2006, ISBN 3-577-09023-5, Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche
- ↑ L. Gartenschläger: "Zwischen halb vier und halb sechs nicht zurechnungsfähig" In: Die Welt vom 18. März 2002
- ↑ Schiedsrichter – aktive Mitstreiter gegen Gewalt und Rassismus. In: Schiedsrichter-Zeitung Herausgeber: Deutscher Fußball-Bund, 2, 2007, S. 12.
- ↑ Bayerischer Fußball-Verband: Anweisungen für Schiedsrichter und Hinweise für Vereine - Saison 2010/2011 abgerufen am 13. Dezember 2010
- ↑ Fairness steht im Vordergrund. In: Schiedsrichter-Zeitung Herausgeber: Deutscher Fußball-Bund, 3, 2008, S. 26.
- ↑ „Moral gegenüber Schiedsrichtern ist abhanden gekommen“ In: Die Welt vom 19. Dezember 2002
- ↑ dfb.de: Sechs-Punkte-Plan für EM-Schiedsrichter vorgestellt. vom 17. April 2008
- ↑ Sport1: FA verbietet Rudelbildung
- ↑ Rudelbildung und Jagdszenen in Dotzheim. In: Wiesbadener Kurier vom 18. Januar 2010
- ↑ Basketball ohne 14 böse Buben. In: FAZ vom 6. Mai 2006
Wikimedia Foundation.