- Schienenverkehr in Chōsen
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Der Schienenverkehr in Chōsen war der Schienenverkehr, der während der Zeit, als Korea eine Kolonie des Japanischen Kaiserreichs namens Chōsen war, gebaut und betrieben wurde (1910 bis 1945/48). Die meisten Bahnstrecken wurden in dieser Zeit gebaut. Einige wenige Strecken entstanden aber auch schon in der Zeit der Joseon-Dynastie (bis 1897) und Groß-Koreas (1897 bis 1910) bzw. während der Zeit, als Korea ein Protektorat Japans war (1905 bis 1910). Das damalige Streckennetz stellt auch heute noch das Grundgerüst des Schienenverkehrs in Nord- und Südkorea dar, den Nachfolgestaaten Chōsens bzw. Koreas.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Geschichte der Eisenbahn begann in Korea 1896 mit der Vergabe einer Konzession durch den koreanischen König Gojong an den amerikanischen Geschäftsmann James R. Morse. Die Konzession umfasste einen Schienenstrang von Jemulpo Hanseong. Durch die Verwendung von amerikanischen Wagen und Schienenmaterial wurde die Normalspur in Korea eingeführt.
Eine weitere Konzession wurde im selben Jahr an eine französische Gesellschaft für die Strecke von Hanseong nach Sinuiju erteilt, die später aber an die koreanische Regierung zurückgegeben wurde. 1898 wurde die letzte Konzession durch den koreanischen König Gojong für die Strecke von Hanseong nach Busan an die japanische Keifu-Railway Co. vergeben.
Bereits unter der japanischen Verwaltung wurde 1914 die Strecke von Keijō (vorher Hanseong genannt) nach Genzan sowie die Linie von Taiden nach Mokupo fertiggestellt. In einem Zwölfjahresplan wurde 1927 die Erweiterung des Bahnnetzes festgelegt und die entsprechenden Mittel vom japanischen Reichstag zur Verfügung gestellt. 1941 wurde während des Krieges der weitere Bahnbau eingestellt.
Verwaltung
Übergang zur Staatsbahn
Die erste Eisenbahn wurde von der „American Trading Co“ ab ca. 1897 erbaut. Doch schon während der Bauzeit wurden durch japanische Kaufleute die Übernahme vorbereitet. Noch vor Abschluss der Bauarbeiten ging die Bahn am 31. Dezember 1899 auf die „Seoul-Chemulpo Railway Co. Ltd.“ über. Bereits vier Jahre später wurde am 25. Februar 1903 die Strecke von der Seoul-Busan-Eisenbahngesellschaft gekauft. Die Strecke von Hanseong nach Sinuiju wurde während des Russisch-Japanischen Krieges unter der militärischen Leitung Japans erbaut. Nach dem Kauf der koreanischen Strecken durch die japanische Regierung im Jahre 1906 wurden diese durch die japanische Staatsbahn verwaltet. Ab dem 1. Oktober 1910 unterstanden die Bahnen dem japanischen General-Gouvernement Chōsen.
Privatbahnen
Der Bau von Stichbahnen wurde Privatbahnen überlassen. Hierzu wurde im Jahre 1912 ein Gesetz für Bau, Betrieb und Überwachung erlassen, wobei die Stichbahnen nur in Schmalspur ausgeführt werden durften.
Ab 1920 durften alle neuen Strecken nur noch in Normalspur gebaut werden. Mit diesem Gesetz wurden auch Dampf- und Elektroantrieb festgeschrieben.
Die Anzahl der Privatbahngesellschaften stieg von sieben (1927) auf zwölf (1936).
Schienennetz
Das Schienennetz setzte sich aus Hauptlinien der Staatsbahn (SB) zusammen, von denen Zweiglinien abgingen, die von der Staatsbahn (SB) oder von Privatbahnen (PB) betrieben wurden. Im Nordosten Chōsens betrieb die Südmandschurische Eisenbahn (SMB) zwei Linien.
Die Sortierung der folgenden Streckenaufstellung orientiert sich an der Arbeit von W. Paschen (1940) und gibt den Stand von 1936 wieder. In der Tabelle des Schienennetzes wurde in der ersten Zeile die aktuellen koreanischen Namen benutzt und in der zweiten Zeile die japanischen Namen, da die meiste Literatur diese Schreibweise nutzt. Konnten japanische Namen nicht eindeutig den koreanischen Orten zugewiesen werden, so sind diese Ortsnamen kursiv geschrieben.
Keifu-Linie
Name der Linie Strecke Art Strecken-
längeBemerkung Gyeongbuseon
Keifu-LinieSeoul – Busan
Keijō – FusanSB 450 km Bau: 1902 – 1904
Eröffnung Nov. 1905
für den allgemeiner VerkehrGyeonginseon
Keijin-LinieSeoul, Yeongdeungpo – Incheon
Yeitoho – JinsenSB 31 km Bau: 1897 – 1900
Eröffnung 8. Juli 1900
für die GesamtstreckeIncheon –
Jinsen – RejshuPB Cheonan –
Tenan – AnjoPB Janghangseon Cheonan – Janghang
Tenan – ChokoPB
Chochiin – ChushuPB Gyeongbukseon Gimcheon –
Kinsen – GijoPB Keigi-Linie
Name der Linie Strecke Art Strecken-
längeBemerkung Gyeonguiseon
Keigi-LinieSeoul – Sinuiju
Keijo – GischuSB 501 km Bau: März 1904 – April 1905
in Schmalspur
Eröffnung 1. Nov. 1911
komplett in Normalspur
Ryuzan-Linie
Ryuzan – TojihoSB 7 km
Seiko – ShinsonSB 2 km
Kenjiho-Linie– Songnim
Koshu – KenjihoSB 13 km
Heijo-GrubenbahnP'yŏngyang – Sungho-dong
Daidoko – ShokoriSB 23 km
Heinan-LinieP'yŏngyang – Namp'o
Heijo – ChinnampoSB 55 km Bau: Aug. 1909 – Okt. 1910
Hakusen-Linie
Mochuri – HakusenSB 9 km
Shingishu-LinieSinuiju – Sinuiju-Güterbahnhof
Shingishu – Shingishu-GüterbahnhofSB 2 km Konan-Linie
Name der Linie Strecke Art Strecken-
längeBemerkung Honamseon
Konan-LinieDaejeon – Mokpo
Taiden – MoppoSB 260 km Eröffnung
11. Jan. 1914
Kunsan-LinieIksan – Gunsan
Riri – KunsanSB 25 km Eröffnung
Herbst 1912Keizen-Linie
Name der Linie Strecke Art Strecken-
längeauzeit Gyeongjeonseon
Süd-Keizen-LinieSamnangjin – Jinju
Sanroshin – ShinshuSB 110 km Bau bis Masan
vom Aug. 1904 bis Mai 1905
Neubau 1907 – 1909Jinhaeseon
Chinkai-LinieChangwon – Jinhae
Shogen – ChinkaiSB 20 km Jeollaseon
Nord-Keizen-LinieIksan -
Riri – YahoSB 106 km
Koshu-LinieGwangju – Damyang
Koshu – TanyoSB 22 km Tokai-Linie
Name der Linie Strecke Art Strecken-
längeDonghaenambuseon
Tokai-SüdlinieBusan – Ulsan
Fusanshin – UrusanSB 73 km Donghaenambuseon
Tokai-MittellinieDaegu – Pohang
Taikyu – KakusanSB 107 km Donghaenambuseon
Tokai-MittellinieGyeongju – Ulsan
Keishu – UrusanSB 40 km
Tokai-Nordlinie
Ambe – KojoSB 151 km Keigen-Linie
Name der Linie Strecke Art Strecken-
längeBemerkung Gyeongwonseon
Keigen-LinieSeoul, Yongsan – Wonsan
Keijo – GensanSB 223 km Eröffnung:
Herbst 1914
Keigen-Westlinie
Seiho – ChorinSB 25 km Eröffnung:
Herbst 1912Kankyo-Linie
Name der Linie Strecke Art Strecken-
länge
Kankyo-LinieWonsan –
Gensan – YojoSB 533 km
Sennairi-Linie
Ryutan – SennairiSB 4 km
Hokusei-Linie
Ryutan – HokuseiSB 9 km
Tetsusan-Linie
Rako – RigentetsuSB 3 km
Shako-Linie
Sosan – ShakoSB 5 km Sonstige Hauptlinien
Name der Linie Strecke Art Strecken-
länge
Mampo-Linie
Jinsen – KaikoSB 140 km
Keisen-Linie
Shinanshu – KaisenSB 30 km
Ryuto-Linie
Kyujo – RyutoSB 7 km
Keisan-Linie
Kisshu – HotoriSB 100 km
Hakumo-Linie
Hakugan – EnganSB 56 km Südmandschurische Eisenbahngesellschaft
Name der Linie Strecke Art Strecken-
länge
Kankyo-Linie
Yujo – KaineiSMB 106 km
einschl. Zweigbahnen
Tomon-Linie
Kainei – YukiSMB 223 km
einschl. ZweigbahnenVerkehrsleistung
Die Betriebslänge des Bahnnetzes Chōsens betrug im Jahre 1939 bei der Staatsbahn 3831 km. Durch die Südmandschurische Eisenbahngesellschaft wurden eine Strecke von 346 km betrieben, während 1234 km zu Privatbahnen gehörten.
Jahr Art Betriebs-
längeFahrgäste Güter 1911 Staatsbahn 1078 km 2,0 mio 0,9 mio t 1920 Staatsbahn 1851 km 12,4 mio 3,2 mio t 1930 Staatsbahn 2792 km 20,7 mio 5,9 mio t 1939 Staatsbahn 3831 km 45,1 mio 13,9 mio t 1939 Privatbahnen 1234 km 11,4 mio 2,9 mio t 1939 Südmandschurische
Eisenbahn346 km Sonstige Bahnen
Neben den Vollbahnen gab es in Chōsen auch drei Straßenbahnnetze. Diese bestanden in den Städten Keijō, Heijō und Fusan.
Straßenbahn Keijō
Die elektrische Straßenbahn in Keijō wurde von der "American-Korean Electric Co." gebaut und am 1. Mai 1899 eröffnet, also noch vor der Eingliederung Koreas in das Japanische Kaiserreich. Im Jahre 1909 wurde diese an die "Nikkan Gas & Electric Co." verkauft.
Die Straßenbahn hatte die Spurweite von 1067 mm (Kapspur). Die Betriebslänge betrug 1914 ca. 26 km.
Straßenbahn Heijō
In Heijō verband im Jahre 1914 eine ca. 2 km lange Bahnstrecke den Bahnhof mit der Stadt, deren Wagen von Menschen (Kuli-Bahn) geschoben wurden. Sie hatte eine Spurweite von 610 mm.
Im Jahre 1923 wurde die vorhandene Bahn durch ein elektrisches Straßenbahnsystem ersetzt.
Dieses Straßenbahnnetz ist, mit einer Unterbrechung von über 30 Jahren, das letzte der drei Straßenbahnnetze, welche bis in die heutige Zeit auf der Koreanischen Halbinsel überlebt hat.
Straßenbahn Fusan
In Fusan wurde die erste Dampfstraßenbahn 1910 zu den heißen Quellen von Dongnae-gu von der Firma "Fusan Railway Co." in der Spurweite 762 mm gebaut. 1915 wurde die erste elektrische Straßenbahn in der Stadt in Betrieb genommen.
Die Streckenlänge betrug 1914 ca. 22 km.
Die Strecken wurden 1931 von einer Spurweite von 762 mm auf die Kapspur von 1067 mm umgespurt.
Siehe auch
Weblinks
Quellen
- Hermann Lautensach: Korea. Eine Landeskunde auf Grund eigener Reisen und der Literatur. K. F. Koehler Verlag, Leipzig 1945
- Andrei Lankov: The Dawn of Modern Korea. Verlag EunHaeng NaMu, Seoul 2007 (englisch)
- Preyer-Elberfeld, Dr. in Archiv für Eisenbahnwesen, S.402-418, S.720-743: Die Eisenbahnen in Korea. Verlag von Julius Springer, 1914
- W. Paschen in Archiv für Eisenbahnwesen, S.520-524: Die Eisenbahnen in Chosen (früher Korea). Verlag von Julius Springer, 1930
- W. Paschen in Archiv für Eisenbahnwesen, S.849-876: Die Eisenbahnen in Japan in den Jahren 1935/36 und 1936/37. Verlag von Julius Springer, 1940
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