- Straßenbahn Pjöngjang
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Die Straßenbahn Pjöngjang ist eine elektrische Straßenbahn in Pjöngjang, der Hauptstadt von Nordkorea.
Der Straßenbahn kommt deshalb eine Schlüsselrolle zu, weil es in Nordkorea praktisch keine privaten Autos gibt. Straßenbahnen ergänzen das ÖPNV-Netz und erschließen diejenigen Teile der Stadt, die nicht mit U-Bahn und O-Bus zu erreichen ist.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Anfänge des Straßenbahnnetzes in Pjöngjang gehen zurück auf die Zeit, in der Korea eine Kolonie Japans war. Bedingt durch das Wachstum der Stadt wurde der Ausbau des Netzes seit 1910 verfolgt. Im Jahre 1914 bestand eine ca. 2 km lange Strecke vom Bahnhof in die Stadt, deren Wagen von Menschen (Kuli-Bahn) geschoben wurden. Sie hatte eine Spurweite von 610 mm[1]. Am 23. Mai 1923 wurde die erste elektrische Straßenbahn anstelle der bisher verwendeten Pferdebahn in Betrieb genommen.
Nach dem Korea-Krieg wurde der Straßenbahnbetrieb aufgegeben. Da Nordkorea Erdöl importieren muss und die Treibstoffe bevorzugt dem Militär zugewiesen wurden, setzte Pjöngjang auf die elektrisch betriebenen Verkehrsmittel U-Bahn Pjöngjang und O-Bus. Als die Kapazitäten der O-Busse nicht mehr ausreichten, entschloss sich die Stadtverwaltung wieder ein Straßenbahnnetz zu errichten.
Die feierliche Eröffnung der ersten neuen Straßenbahnlinie (Songsin–Man'gyŏngdae) fand am 15. April 1991, dem 79. Geburtstag von Kim Il Sung, statt. Drei Tage später wurde sie für die Allgemeinheit geöffnet. Im Jahr 1992 wurde eine zweite Linie (T'osŏng–Rangrang–Munsu) eröffnet. Die ersten beiden Linien haben die Spurweite 1.435 mm.
Die dritte Linie (Kŭmsusan-Linie, Sŏp'yŏngyang–Rangrang) wurde im Jahr 1995 eröffnet. Im Gegensatz zu den beiden anderen Linien handelt es sich um eine Schmalspurbahn (1.000 mm) ohne Verbindung zu den anderen Linien. Sie ist hauptsächlich für Touristen gedacht und verbindet die U-Bahn-Station Samhung mit dem Mausoleum von Kim Il Sung.
Ende der 1990er Jahre kam es aus Mangel an Brennstoff und wegen des desolaten Zustands der Elektrizitätsversorgung zu Stromabschaltungen, von denen auch die Straßenbahn betroffen war. In den letzten Jahren hat sich diese Situation gebessert.
2003 musste wegen des schlechten Zustands der Brücke über den Taedong der Abschnitt P'yŏngyang-yŏk–Songsin der Linie 1 stillgelegt werden.
Die Straßenbahnen in Pjöngjang sind langsam. Notwendige Wartungs- und Reparaturarbeiten werden nicht durchgeführt und die alten Fahrzeuge müssen ausgetauscht werden.
Fahrzeuge
In Pyöngjang existieren drei Depots für die Straßenbahnen.
Ab Beginn des Betriebs wurden vorerst ausschließlich tschechische Tatra T6B5K, KT8D5K und KT4K eingesetzt.
In den Jahren 1996 bis 1998 wurden auch über 100 Stück Gebrauchtwagen des Typs Tatra T4D gekauft, die zuvor in Dresden, Magdeburg und Leipzig eingesetzt wurden. Ebenfalls in den 90ern wurden 168 U-Bahnen des Typs GI und D aus Berlin beschafft.
Auf der Kŭmsusan-Linie sind Schweizer Schmalspur-Wagen der Type 4/4 1b in Verwendung, die zuvor in Zürich betrieben worden waren.
Weblinks
Commons: Trams in Pyongyang – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- the pyongyang metro – unofficial site (Englisch, behandelt auch die Straßenbahn)
- Pyongyang / Nordkorea - 10.-17.Mai 2011
Quellen
- Preyer-Elberfeld, Dr. in Archiv für Eisenbahnwesen, S.402-418, S.720-743: Die Eisenbahnen in Korea. Verlag von Julius Springer, 1914
- Weber, Norbert: Im Lande der Morgenstille. Reiseerinnerungen an Korea, Verlag Karl Seidel, München 1915
Einzelnachweis
- ↑ 1. Preyer-Elberfeld, Dr.: Die Eisenbahnen in Korea. 1914
2. Weber, Norbert: Im Lande der Morgenstille, Seite 387: Bild aus dem Jahre 1911, das einen handbetriebenen Straßenbahnwagen für 4 Personen zeigt
Kategorien:- Straßenbahn (Nordkorea)
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