Teltow (Schiff)

Teltow (Schiff)
1903: die Teltow an der Badewitzbrücke, dem östlichen Ende der Schleppstrecke

Die Teltow, die vollständige Bezeichnung lautete Schleppschiff Teltow mit Oberleitung für elektrischen Treidelbetrieb, war ein elektrisch betriebener Schlepper auf dem Machnower See, einem Teilabschnitt des Teltowkanals. Namensgebend war die brandenburgische Stadt Teltow.

Zweck der Anlage war die Vermeidung von Wellenschlag durch die großen Kohlenschiffe, die die anliegenden Kraftwerke Schönow und Steglitz versorgten; sie wurden deshalb von der Teltow geschleppt. Wegen der Breite des Gewässers konnte im betreffenden Abschnitt keine Treidelbahn installiert werden.

Die dafür verwendete Oberleitungs-Technik basierte auf dem Konzept des Oberleitungsbusses. Zunächst verwendete man Stromabnehmerstangen nach dem System Schiemann, später stellte man auf einen selbstfahrenden Stromabnehmerwagen nach dem System Lombard-Guérin um.

Inhaltsverzeichnis

Das Schiff

Das Schiff war 17,59 Meter lang und 3,80 Meter breit. Es wurde 1903 in der Werft Deutsche Elbschiffahrts-Gesellschaft in Uebigau gebaut, die elektrische Ausrüstung wurde von den Siemens-Schuckertwerken zugeliefert. Das Schleppboot hatte insgesamt drei Propeller. Die beiden äußeren, von 20 PS starken Motoren angetrieben, dienten auch der Steuerung. Der mittlere Propeller wurde von einem 25-PS-Motor angetrieben und diente allein der Fortbewegung. Die Gleichstrom-Elektromotoren bezogen den Strom aus drei großen Akkumulatoren oder direkt aus der über den Machnower See gespannten Oberleitung. Der Stromabnehmer war auf einem Schiffsmast so angebracht, dass das Schiff nach beiden Seiten etwa fünf Meter Bewegungsraum hatte. Die Batterien erhielten ihre Aufladung ebenfalls aus der Oberleitung. Der Wartungsaufwand für diese Batterien wird als erheblich beschrieben.

Die Teltow war für eine Schlepplast von 1000 Tonnen konzipiert, wobei sie im Schlepp eine Geschwindigkeit von maximal vier Kilometern pro Stunde erreichte. Die elektrische Antriebsanlage war insgesamt sehr störanfällig und der Stromverbrauch dreimal so hoch wie der Verbrauch der elektrischen Treidellokomotiven. Eine Weiterentwicklung des Systems der elektrischen Schleppschiffe wurde daher aus Kostengründen abgelehnt.

Die Strecke

Die Schleppstrecke über den Machnower See begann beziehungsweise endete an der Schleuse Kleinmachnow und führte bis zur Einengung in den eigentlichen Kanalabschnitt an der Badewitzbrücke, der heutigen Friedensbrücke. Die elektrifizierte Strecke war somit rund 1,3 Kilometer lang. An den beiden Streckenenden standen dann die Treidelloks bereit und übernahmen den Schleppzug. In der Literatur ist von einer Erprobungsphase bis 1910 die Rede. Gleichzeitig hat man mit einem Seilzug experimentiert, ähnlich einer Endlosschleife. Auch diese Möglichkeit der Schiffsbewegung wurde verworfen. Die kleinen Dampfschlepper, die man dann auf der Seenstrecke des Machnower Sees und des Griebnitzsee einsetzte, wurden mit Steinkohlenöl möglichst rauchlos betrieben, um eine Rauchbelästigung der Anwohner gering zu halten beziehungsweise gänzlich zu vermeiden. Bereits damals legte man Wert auf die Entwicklung von rauchlosen Antriebsmitteln sowohl auf Schiffen als auch an Land.[1]

Verwandte Themen

Literatur

  • Michael Günther: Ein „Obus“ auf dem Teltowkanal: Schleppschiff „Teltow“ mit Oberleitung für elektrischen Treidelbetrieb. In: Verkehrsgeschichtliche Blätter, 6, Bd. 33, 2006, S. 148–149, ISSN 0232-9042
  • Kurt Groggert: Personenschiffahrt auf Havel und Spree. Berliner Beiträge zur Technikgeschichte und Industriekultur, Bd. 10, Nicolaische Verlagsbuchhandlung Berlin, 1988, ISBN 3-7759-0153-1
  • Hans-J. Uhlemann: Berlin und die Märkischen Wasserstraßen. transpress Verlag, Berlin, ISBN 3-344-00115-9, S. 118f.

Weblink

Einzelnachweise

  1. Kurt Groggert: Personenschiffahrt auf Havel und Spree Berliner Beiträge zur Technikgeschichte und Industriekultur, Bd. 10, Nicolaische Verlagsbuchhandlung Berlin, 1988

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