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Als síd ([ʃiːð], altirisch „Wohnsitz”) bezeichnet man die Wohnstätte eines mythologischen Volkes in Irland. In Deutschland hat sich der Begriff Feenhügel eingebürgert.
Inhaltsverzeichnis
Mythologie
Nachdem die Túatha Dé Danann von den Milesiern geschlagen wurden, kam es zu Verhandlungen zwischen beiden Gruppen. Da die Túatha die Fähigkeit besaßen, den Milesiern Milch und Getreide zu entwenden, kamen beide darin überein, Irland in zwei Bereiche zu teilen: einen oberirdischen und einen unterirdischen. Die Túatha zogen sich „unter die Hügel” zurück, während die Milesier über den Hügeln, also in der oberirdischen materiellen Welt verblieben[1]. Hierbei teilte Manannan mac Lir den Túatha die Gebiete zu, in die sie sich zurückziehen sollten und wurde von da an zum König der síde[2]. Síd wird als eine Parallelwelt beschrieben, die von normalen Menschen nicht betreten werden kann, die aber durchaus von den Túatha verlassen werden kann, um in die Welt der Menschen zu gelangen. Dies ist, unter anderem, im Ulster-Zyklus zu lesen, wo vereinzelt Götter aus den Feenhügeln kommen, um sich in die Belange der Menschen einzumischen.
Síde
Die Bewohner der Feenhügel werden als síde, auch sidhe, bezeichnet. Weiterhin sind auch spezifischere Bezeichnungen gebräuchlich, wie fir síd (irisch „Männer des síd“), mná síd (irisch „Frauen des síd“) oder áes síd (irisch „Leute des síd“). Sie werden im schottischen Gälisch auch als síodhach oder síochach und im Walisischen tylwyth teg, „die schöne Familie“ oder ellyllon „Elfen“ bezeichnet[3]. Je nach Beschreibung handelt es sich hierbei entweder um die Túatha selbst oder aber um deren Nachfahren.
Die Beschreibungen der Síde weichen in der Literatur voneinander ab. So werden sie einmal eher als zwergenhafte Wesen gesehen, die mit den kornischen Knockers verglichen werden[3]. Andere beschreiben sie als hochgewachsen und filigran. Im Deutschen wird hier zwischen Feen und Elfen unterschieden, wobei die zwergenhaften Wesen als Feen, die Hochgewachsenen als Elfen bezeichnet werden. Botheroyds gehen davon aus, dass es sich bei den Feen um weibliche und bei den Elfen um männliche Síde handelt. Diese Interpretation ist aber zweifelhaft und kann auch nur aus den Zusammenhängen in den Sagen heraus gelesen werden, da es im Irischen eine solche Geschlechtertrennung im Sprachlichen für die Síde nicht zu geben scheint[4]. Somit ist generell fraglich, inwieweit diese Unterscheidung in Feen und Elfen mythologisch belegbar ist.
Lokalisation
Síd wird im Altirischen im Singular verwendet. Dies lässt darauf schließen, dass es sich nicht um mehrere separate Feenhügel handelt, sondern vielmehr um einen Gesamten. So wird síd mit dem gorsedd (['gɔrsɛð], walisisch „Hügel, auf dem der Fürst sitzt“, übersetzt mit „Thron“) verglichen[3]. Die Ansicht, dass es nur einen Feenhügel gibt, scheint der Tatsache zu widersprechen, dass es im irischen keinen Begriff für die gesamte Anderswelt gibt, sondern vielmehr die Zugangsmöglichkeiten zu den Feenhügeln beschrieben wurden. Diese wiederum können sowohl räumlich, als auch zeitlich lokalisiert sein.
Räumlich orientierte Zugangspunkte verweisen zumeist auf prominente natürliche Begebenheiten wie Hügel oder Berge. Ein bekannter Feenhügel in Irland ist beispielsweise Brú na Bóinne, von wo Angus Og in die Welt der Sterblichen kam, zumeist, um ihnen zu helfen. Ein weiter ist Brí Léith („Hügel des Grauen“, Slieve Callory bei Ardagh im County Longford)[5], der Sitz des Midir (möglicherweise eine Facette des Manannan[2]). Auch künstlich aufgeschüttete Hügelgräber aus der Megalithkultur wurden als solche Zugangspunkte angesehen.
Zeitlich orientierte Zugangspunkte spielen in der irischen Mythologie ebenfalls eine besondere Rolle. So wurde davon abgeraten, am Samhainfest des Nachts das Haus zu verlassen, da die Geister der Feenhügel unterwegs sind. Auch in den irischen Legenden spielt dieses Fest eine wichtige Rolle. In diesen Stunden soll es auch dem Menschen möglich sein, die Feenhügel zu betreten.
Literatur
- Isabella Augusta Gregory: Das Große Buch der Irischen Mythen und Legenden. Pattloch Verlag, München 2001, ISBN 3-629-01624-3
- Bernhard Maier: Lexikon der keltischen Religion und Kultur. Kröner-Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-520-46601-5, S. 291. Eintrag: síd
- Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2609-3
- Ingeborg Clarus: Keltische Mythen. Der Mensch und seine Anderswelt. Walter Verlag 1991, ppb-Ausgabe Patmos-Verlag, Düsseldorf 2000, 2. Auflage, ISBN 3-491-69109-5, S. 90 f.
Einzelnachweise
- ↑ Miranda Green: Keltische Mythen. Reclam-Verlag, Stuttgart 1994, 3-15-010396-7, S. 29
- ↑ a b Jean Markale: Die Druiden - Gesellschaft und Götter der Kelten. Goldmann Verlag, München 1989, 4. Auflage, ISBN 3-442-11474-8, S. 125
- ↑ a b c Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. S. 843.
- ↑ Sylvia und Paul Botheroyd: Lexikon der keltischen Mythologie. Diederichs-Verlag, München 1992, ISBN 3-424-01077-4, S. 114 f.
- ↑ Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. S. 688, 842 f.
Siehe auch
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