- Siebenbürgisches Museum
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Das Siebenbürgische Museum im Schloss Horneck in Gundelsheim im Landkreis Heilbronn im nördlichen Baden-Württemberg widmet sich der Sicherung, Bewahrung und Dokumentation des Kulturguts der deutschen Ethnien in Siebenbürgen, das im Zusammenhang mit den weiteren in Siebenbürgen vertretenen Ethnien dargestellt wird.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Zu Beginn der 1950er Jahre sammelte Lore Connerth-Seraphin siebenbürgisch-volkstümliche Gegenstände in München. Nach ihrem Umzug in das Altenheim nach Gundelsheim schenkt sie die inzwischen umfangreiche Sammlung dem Hilfsverein „Johann Honterus“. Dieser richtete mit dieser und weiteren Sammlungen im Schloss Horneck eine Heimatstube ein, die Kernzelle des jetzigen Museums. Im Jahr 1968 wurde im Schloss Horneck ein kombiniertes Museum, das Heimatmuseum der Stadt Gundelsheim und das Heimatmuseum der Siebenbürger Sachsen eröffnet.[1] Im Jahr 1991 bekam das Museum den Status eines Landesmuseums. Im Jahr 1997 wurde der Innenhof, der von den damaligen Museumsräumen umfasst wird, überdacht und für das Museum als zentraler Raum nutzbar gemacht. Die Ausstellung wurde grundlegend neu gestaltet.
Im Jahr 1999 wollte die Bundesregierung das Museum mit dem Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm zusammenlegen. Der Verband der Siebenbürger Sachsen wollte die Einheit seiner Einrichtungen (Siebenbürgen-Institut, Siebenbürgische Bibliothek und Siebenbürgisches Museum) in Gundelsheim aber erhalten und sprach sich gegen die Zusammenlegung aus. Diese Haltung wurde von der Landesregierung Baden-Württembergs unterstützt.[2] Im Juni 2003 gab die Bundesregierung ihre Pläne auf. Die Stadt Gundelsheim, der Förder- und der Trägerverein des Museums sagten höhere Förderungen als bisher zu.[3]
Am 12. Mai 2007 wurden im ersten Stock des Museums im Rahmen einer Kunstausstellung weitere Räume mit einer Fläche von 106 m² eröffnet. Die Räume waren zuvor vom Altenwohnheim genutzt worden. Die Erweiterung wurde unterstützt vom Land Baden-Württemberg, der Bundesregierung mit 200.000 €, dem Denkmalamt, weiteren Helfern und Förderern und dem Förderverein des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim.[4]
Das Gebäude
Das Museum ist im Schloss Horneck untergebracht. Das Museum teilt sich das Gebäude mit dem Altenwohnheim der Siebenbürger Sachsen, mit dem Siebenbürgen-Institut und mit der Siebenbürgischen Bibliothek. Die Räume des Museums sind im Erdgeschoss und im ersten Stock. Das Museum ist über einen von den anderen Einrichtungen unabhängigen Eingang zu betreten. Das Erdgeschoss ist barrierefrei ausgebaut. Das Obergeschoss ist über eine enge Wendeltreppe zu erreichen, zur Textilstube und zum Grafik-Kabinett im Obergeschoss sind weitere kurze Treppen zu benutzen.
Dependancen
Für Großobjekte (z.B. landwirtschaftliche Geräte) hat das Museum in der Umgebung von Gundelsheim Dependancen eingerichtet. Im alten Rathaus von Gundelsheim befinden sich die Verwaltung und die Depots des Museums. In den Depots sind, unter anderem, umfangreiche Sammlungen von Heimtextilien und Lederarbeiten gelagert.
Die Träger des Museums
Das Museum wird getragen von den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg, der Stadt Gundelsheim, dem Honterus-Verein und dem Trägerverein bzw. dem Verein der Förderer des Siebenbürgischen Museums. Im Jahr 1979 wurde der Verein des Freundeskreises des Siebenbürgischen Museums gegründet. Am 8. November 2002 wurde der Verein zur Förderung des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim e.V. gegründet.[5] Eine außerordentliche Mitgliederversammlung im Januar 2006 beschloss eine Satzungsänderung und ließ den Verein beim Amtsgericht als gemeinnützig eintragen.[6]
Die Sammlung
- Das Land Siebenbürgen
In diesem Teil der Sammlungen werden geographische und historische Grundinformationen über Siebenbürgen gezeigt. Die historisch-geographischen Gegebenheiten mit Schwerpunkt des sächsischen Siedlungsgebietes, im Zusammenhang mit den anderen im Karpatenbogen vertretenen Ethnien werden aufgezeigt.
- Stadtkultur
Es werden Möbel und Einrichtungsgegenstände aus städtischen Wohnungen ausgestellt.
- Ländlicher Alltag
Hier werden die Gestaltung der Wohnräume, die Geräte für die Haus- und Feldarbeit und bäuerliches Handwerk gezeigt.
- Alte Heimat, neue Heimat
- Kirchlich begleitetes Leben
Informationen zu den Wehrkirchen (Kirchenburgen) und den in Siebenbürgen vertretenen Konfessionen.
- Sakrale Kunst
- Kindheit und Schule
Informationen zu Kindergarten und Schulsystem. In Vitrinen sind Schuluniformen und Schülerkappen ausgestellt.
- Gesellschaftliche Ordnung
- Rituale der Gemeinschaft
Hier wird vor allem die Institution der Nachbarschaft präsentiert. Ergänzt durch die Vorstellung der Bruderschaften und Schwesternschaften und weitere Vereine mit gesellschaftlichen, geselligen oder auch wissenschaftlichen Zielen.
- Schatzgewölbe
An der Decke, einem Tonnengewölbe, des sogenannten Schatzgewölbes befindet sich ein großflächiges original erhaltenes Deckenbild der Burg Horneck. Im Raum sind in großen, frei stehenden Vitrinen und in kleineren Mauernischenvitrinen die keramischen, gläsernen, zinnernen Ausstellungsstücke sowie Stücke aus Silber und Gold ausgestellt.
Stücke aus den großen und bekannten Töpferzentren: Draaser Keramik, Thorenburger Keramik, Keisder Keramik und Keramik aus weiteren Töpferwerkstätten werden gezeigt. Besonders viele Krüge (Zunft-, Bruderschafts-, Nachbarschafts- und Hochzeitkrüge) werden ausgestellt. Kacheln von Kachelöfen und weitere keramische Gebrauchsgegenstände zeigen den täglichen Gebrauch von Keramiken auf.
Die Sammlung der typischen Zinngießerarbeiten aus Schäßburg, Kronstadt, Hermannstadt und Bistritz zeigt hauptsächlich Weinkannen und Deckelkannen der Zünfte und einige wenige Gegenstände mit sakraler Bestimmung. An Goldschmiedearbeiten werden eine umfangreiche Anzahl an so genannten Kluft- oder Sockelbecher ausgestellt. Auch Schmuckgegenstände für die Tracht wie Patrizierheftel und -gürtel sowie Schließen werden gezeigt.
- Grafik-Kabinett
Im Grafik-Kabinett werden Darstellungen von siebenbürgischen Motiven aus vier Jahrhunderten (17. bis 20. Jahrhundert) von siebenbürgischen und nichtsiebenbürgischen Künstlern ausgestellt.
- Textilstube
Der Raum steht unter dem Motto „Wer zählt die Stiche - wer zählt die Stunden“. In einem großen Schubladenschrank sind überwiegend handgearbeitete Textilien vor allem als Trachtenteile ausgestellt. An zwei weiteren Objekten im Raum gibt es Muster zu textilen Herstellungstechniken zu sehen und zu berühren. Die Unterschiede der traditionellen Web-, Stick- und Häkeltechniken werden dem Besucher deutlich.
- Landwirtschaftliche Geräte in Bachenau
In Bachenau, ungefähr 5 Kilometer außerhalb von Gundelsheim, werden einzelne Geräte, aber auch komplette Werkstätten aus der Landwirtschaft, der Holzverarbeitung, dem Weinbau, der Hanf- und Wollverarbeitung, sowie Transportmittel aus dem ländlichen Bereich gezeigt. Zutritt besteht nur nach vorheriger Vereinbarung mit dem Museum.
Museums-Shop
Im Museums-Shop können Bücher und Bildbände über Siebenbürgen, Keramiken und kunstgewerbliche Arbeiten aus Siebenbürgen in wechselnder Zusammenstellung gekauft werden.
Literatur
- Siebenbürgisches Museum Gundelsheim. - Jg. 25. 2004-. - Gundelsheim: Siebenbürgisches Museum, 2004.
- Schloß Horneck. Gundelsheim am Neckar, Heimathaus Siebenbürgen, Altenheim, Museum, Bibliothek. Hrsg.: Hilfsverein der Siebenbürger Sachsen „Johannes Honterus“ e. V. Stuttgart 1972 (Heilbronner Museumsheft. Heft 3)
- Hans Meschendörfer: Schloß Horneck und Gundelsheim. Kreis Heilbronn, Württemberg. Schnell & Steiner, München 1983 (Kunstführer. Nr. 1412)
- Michael Kroner: Kulturleistungen der Siebenbürger Sachsen. P. Hedwig, Erlangen 2000 (Schriftenreihe Geschichte der Siebenbürger Sachsen und ihrer wirtschaftlich-kulturellen Leistungen. Heft 8)
- Horst Klusch: Siebenbürger Keramik. Kronstadt ?
- Horst Klusch: Siebenbürgische Töpferkunst aus drei Jahrhunderten. Kriterion-Verlag, Bukarest 1980
- Christiane Klein: Die siebenbürgisch-sächsische Keramik des 18. und 19. Jahrhunderts als Ausdruck eines spezifischen Gestaltungswillens. Dissertation München 1981
Einzelnachweise
- ↑ Lore Connerth-Seraphin: Schloß Horneck, Stuttgart 1972
- ↑ Landtag von Baden-Württemberg; Drucksache 12/4999 vom 22. März 2000 (PDF)
- ↑ Siebenbürgische Zeitung, Folge 14 vom 15. September 2003, Leitartikel
- ↑ Siebenbürgische Zeitung, Folge 8 vom 25. Mai 2007, Seite 5
- ↑ Siebenbürgische Zeitung, Folge 19 vom 30. November 2002, Seite 5
- ↑ Siebenbürgische Zeitung, Folge 9 vom 31. Mai 2006, Seite 1 und 5
Weblinks
- Literatur von Siebenbürgisches Museum im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Siebenbürgisches Museum
- Siebenbürgen-Institut mit der Siebenbürgischen Bibliothek
49.2867381516679.1564500330556Koordinaten: 49° 17′ 12,3″ N, 9° 9′ 23,2″ OKategorien:- Museum in Baden-Württemberg
- Siebenbürgen
- Gundelsheim (Württemberg)
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