- Friedrich von Bömches
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Friedrich Ritter Bömches von Boor (* 27. Dezember 1916 in Kronstadt, Siebenbürgen; † 2. Mai 2010 in Wiehl[1][2]) war ein rumänisch-deutscher Maler, Grafiker und Fotograf.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Friedrich von Bömches wurde 1916 als Spross einer alteingesessenen siebenbürgisch-deutschen Familie mitten im Ersten Weltkrieg geboren, zu einer Zeit, als Siebenbürgen noch zur österreich-ungarischen Monarchie gehört. 1938 wurde er zum Wehrdienst eingezogen und marschierte mit der rumänischen Armee bis vor Stalingrad. 1945 kehrte von Bömches heim, wurde jedoch kurz darauf als Deutscher von russischen Besatzungssoldaten in die Sowjetunion verschleppt und musste bis 1950 Zwangsarbeit als Steinbrucharbeiter im Donez-Becken leisten.
1979 übersiedelte von Bömches in die BRD und fand im oberbergischen Wiehl eine neue Heimat. Hier lebte der Künstler zusammen mit Ehefrau Erna, mit der er seit 26. Juni 1943 verheiratet war.
Im März 2011 berichtete die Presse über seine Zusammenarbeit mit der rumänischen Geheimpolizei Securitate. Ernest Wichner fand, dass Bömches als IM „Gert Grundich“ u.a. auf den Philosophen Walter Biemel angesetzt gewesen sei[3].
Werk
Friedrich von Bömches ist es wie kaum einem Anderen gelungen, seine bitteren Erfahrungen durch Krieg und Gefangenschaft in Kunst zu sublimieren. Begonnen mit dieser künstlerischen Umsetzung hat er jedoch über das Medium Fotografie: Von Bömches konnte während des Stalingrad-Feldzugs etliche auch dokumentarisch wertvolle Aufnahmen machen. Gleichsam als Ersatz für das nun nicht mehr mögliche Fotografieren verlegte er sich im Zwangsarbeitslager auf das Zeichnen. Bis heute fertigt von Bömches, der sich selbst charakterisiert als „von hysterischer Zeichensucht besessen“, immer wieder seine berühmten „Sekundenskizzen“ an. Erst lange Zeit nach seiner Heimkehr setzt sich eine Vielzahl seiner bildnerischen Schöpfungen mit der Tragik der menschlichen Existenz, dem Tod einschließlich dessen Vorboten Alter und Verfall, mit Hunger und Verfolgung auseinander - zum Teil in biblischem oder mythologischem Ambiente. Mit dem „Einfangen“ des Lebendigen im Bild stehen jedoch die scheinbaren Gegensätze Leben und Tod als Motivgruppen gleichberechtigt nebeneinander: So schuf von Bömches dank seiner ungewöhnlich guten Beobachtungsgabe meisterliche Porträts sowie viele „kleine“ Bilder, meist Stegreifzeichnungen, mit Tier- und anderen Motiven.
Kunst-Mäzen Peter Ludwig bezeichnete den Künstler von Bömches als den „wohl bedeutendsten Porträtisten der Gegenwart“.
Die künstlerische Hinterlassenschaft Friedrich von Bömches ist von gewaltigem Umfang. Die Zahl seiner Ölgemälde und Zeichnungen, die er in den Jahren von 1950 bis 1974 schuf, beläuft sich auf etwa fünfzehntausend. Nur wenige dieser Werke wurden aus Rumänien überführt, diese Exemplare befinden sich hauptsächlich bei Freunden der Familie Bömches. In Deutschland hat er vermutlich annähernd noch einmal die gleiche Anzahl an Arbeiten fertig gestellt, einschließlich der insgesamt weit über fünfhundert Porträtbilder oft prominenter Persönlichkeiten.
Gemälde und Zeichnungen (Auswahl aus dem Spätwerk)
- Sag mir, wo die Blumen sind, Acryl, 1990
- Der Fährmann, Mitte 1990er
- Der unangenehme Gast, Mitte 1990er
- Endstation, Mitte 1990er
- Es gibt kein Zurück, Mitte 1990er
- Der unendliche Weg, Mitte 1990er
- Pietà, Mitte 1990er
- Kreuzigung, Mitte 1990er
- Trauerzug in Rumänien, Mitte 1990er
- Die Zurückgelassenen, Kohle, 1994
- Altenheim, 1995
- Hinter Stacheldraht, Mischtechnik, 1999
- Fahrt ins Ungewisse (Trilogie: Tag / Nacht / Die Tür geht auf), Mischtechnik, 2001
Prominentenporträts (Auswahl)
- Berthold Beitz
- Hans-Dietrich Genscher
- Martin Heidegger
- Philipp Jenninger
- Lore Lorentz
- Peter Ludwig
- Hermann Oberth
- Herbert Quandt
- Horst Waffenschmidt
Ausstellungen (Auswahl)
- 1966 / 1974 Aachen, Suermondt-Ludwig-Museum
- 1985 Bad Godesberg-Muffendorf, Altes Kelterhaus
- 1998 Dinkelsbühl, Gemeindehaus St. Paul: „Burzenland - Künstlerland“
- 2001 Wiehl, Sparkassenforum: „Hommage à Friedrich von Bömches“
- 2002 Berlin, Rumänisches Kulturinstitut: „Der Weg nach Stalingrad“ (Fotografien)
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- Nümbrecht, Schloss Homburg: „Vertreibung“
- 2005 Ulm, Donauschwäbisches Zentralmuseum: „Bilder aus dem GULag“
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- Stolberg-Vicht, Europäischer Kunsthof: „Verlorene Jahre“
- 2007 Gundelsheim (Württemberg), Siebenbürgisches Museum auf Schloss Horneck
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- Nümbrecht, Schloss Homburg: „Biographisches“
- Dauerausstellung in Gummersbach, Kreishaus
Ehrungen
Für sein Lebenswerk wurde Friedrich von Bömches mehrfach ausgezeichnet:
- in Rumänien (Merit Cultural)
- in Ohio, USA
- in Deutschland (1987: Verdienstkreuz erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 2002: Schwarzenberger Hochzeitstaler in Gold)
Literatur
- Raoul Sorban: Friedrich von Bömches, 1975, Verlag Meridiane (Rumänien)
- Friedrich von Bömches: Malerei und Grafik, 1992, ISBN 3-88265-168-7
- Friedrich von Bömches: Leben und Schicksal, 1996, ISBN 3-88265-199-7
- Veröffentlichungen des Südostdeutschen Kulturwerks: Reihe A, Kultur und Dichtung; Bd. 52, 1997, ISBN 3-88356-121-5
Weitere Bildbände:
- Friedrich von Bömches: Teilweise bisher unveröffentlichte Gemälde, Aquarelle, Grafiken und Zeichnungen, Martin Weigert Verlag, 1987
- Friedrich von Bömches: Biblische Motive, Malerei, Zeichnungen, Ausstellungskatalog "Kunst Kabinett Hespert", 1991
- Friedrich von Bömches: Zeichnungen, 1998
- Friedrich von Bömches: Skizzenbuch
Einzelnachweise
- ↑ Siebenbürgische Zeitung: „Nachruf auf Friedrich von Bömches: Das unübersehbare Werk harrt der Entschlüsselung“ (14. Mai. 2010)
- ↑ Kölnische Rundschau: Friedrich von Bömches: Leidenschaftliches Schaffen (5. Mai 2010)
- ↑ Der Tagesspiegel: „Das Gleiche ist nicht Dasselbe“ (4. März 2011)
Weblinks
- Literatur von und über Friedrich von Bömches im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ausstellung „Biographisches“ in Nümbrecht (mit Abbildungen etlicher Werke von Bömches')
- Friedrich von Böhmches auf der Webseite des Deutschen Forums aus Kronstadt
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