Silberhütte (Oberharz)

Silberhütte (Oberharz)

Silberhütte ist ein Ortsteil der Stadt Braunlage nahe Sankt Andreasberg. Der Ortsname geht auf die bis 1912 dort ansässige Silberhütte zurück, die die Erze aus den Sankt Andreasberger Gruben verhüttete.

Stilllegung der Silberhütte

Um 1900 herum wurden Überlegungen zur Schließung der Silberhütte angestellt, welche aber aus Rücksicht auf die Beschäftigten vorerst unterlassen wurde. Nach Außerbetriebnahme der Grube Samson wurden zunächst Fremderze aus Übersee verhüttet, bis 1912 die endgültige Stilllegung vollzogen wurde. Mit dieser Verzögerung sollte der Verlust von Arbeitsplätzen in Sankt Andreasberg abgepuffert werden. Das Gelände und die Gebäude wurden an holzverarbeitende und andere Gewerbe verkauft mit der Auflage, Arbeitsplätze zu schaffen. In den folgenden Jahren aber zeigte sich, dass diese Auflage nicht erfüllt werden konnte. Den größten Teil der Silberhütte kaufte Kommerzienrat Rudolph Alberti, der zeitweise an diesem Standort die Harzer Werke „Glück Auf“ betrieb, die jedoch 1929 stillgelegt wurden. Im selben Jahr wurde auch die Bauholzwerke und Kistenfabrik, die ebenfalls auf dem Gelände angesiedelt worden war, stillgelegt.

Metallwerke Silberhütte

Im Laufe des Jahres 1934 kaufte die Federstahl AG Kassel die Grundstücke und Immobilien der Harzer Werke „Glück Auf“. Darüber hinaus wurden weitere Grundstücke und Immobilien von der Bauholzwerke und Kistenfabrik St. Andreasberg GmbH, der preußischen Landesforstverwaltung, der Firma C. F. Hertwig und den Eheleuten Albrecht gekauft. Im Oktober des selben Jahres verlegte die Federstahl AG Kassel ihren Firmensitz nach Sankt Andreasberg und änderte ihren Namen in Metallwerke Silberhütte GmbH. Bereits im November 1934 wurde die Aufnahme des Betriebs angekündigt. Zunächst waren allerdings größere Baumaßnahmen nötig, die sich über mehr als ein Jahr hinzogen; für den Herbst und den Winter 1935 ist eine rege Bautätigkeit zu verzeichnen. Der Bericht der Geschäftsführung für das Jahr 1935 gibt an, dass im Werk I, das sich auf dem Gelände der ehemaligen Harzer Werke „Glück Auf“ befand, Jagdpatronen und im Werk II, das sich in den Räumlichkeiten der ehemaligen Bauholzwerke und Kistenfabrik befand, Stahlboote produziert werden sollen. Das Werk III, das aus den Liegenschaften der Firma C. F. Hertwig gebildet wurde, wurde an die Firma Schmiedag AG in Hagen/Westfalen verpachtet.

Die Produktion wurde 1936 aufgenommen. Das Werk I stellte Infanteriemunition für das Standardgewehr der Wehrmacht her, Werk II produzierte Ladestreifen für Gewehrmunition und Werk III erzeugte Geschoßhülsen für Artilleriemunition. Im Juli 1935 waren 44 Arbeiter und Angestellte beschäftigt, die die Um- und Neubauten vornahmen. Ein Jahr später, als die Produktion aufgenommen worden war, waren es bereits 143. Die Anzahl der Beschäftigten stieg in den folgenden Jahren weiter, im Juli 1937 waren 336, im Juli 348 Arbeiter und Angestellte beschäftigt. Im Jahr 1938 wurden im Werk I 16 562 000 „gezogene Erzeugnisse“ hergestellt, 1940 kam es zu einer Erweiterung der Werksanlagen unter Anderem durch Luftschutzkeller sowie Laboriergebäude. Im Werk II, wo die Produktion ebenfalls 1936 aufgenommen wurde, wurden ab 1937 „Bandeisenerzeugnisse“ hergestellt, Hinweise auf die Stahlbootproduktion finden sich nicht mehr. 1938 waren es 8.900.000 dieser „Bandeisenerzeugnisse“, die produziert worden waren. Auch ins Werk II wurde 1940 investiert, indem eine Niederspannungsmaschine angeschafft wurde.

Mit Kriegsausbruch wurde die Produktion und die Wochenarbeitszeit erhöht sowie der Zweischichtbetrieb eingeführt. Durch den Krieg erhöhten sich die Produktionszahlen weiterhin, wobei die seitens des Heeres geforderten Stückzahlen mit Ausnahme weniger Monate nicht erreicht wurden. Der Bedarf an Arbeitskräften erhöhte sich, sodass es ab 1942 zum Einsatz von russischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern kam. Die Fertigung der Ladestreifen wurde ins Werk I verlegt, um auf dem Gelände RAD-Baracken zu errichten, in denen die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter untergebracht wurden. Zudem wurden Einwohnerinnen und Einwohner Sankt Andreasbergs dienstverpflichtet sowie von der Wehrmacht eingezogene Facharbeiter zurück geholt.

Am 1. April 1945 belief sich die Belegschaft auf insgesamt 1141 Personen, davon 374 Arbeiter, 36 Angestellte und 731 Ausländer. Nach Kriegsende wurden die Betriebsanlagen geplündert und umgehend demontiert.

Literatur

  • Frederik Kunze: Untersuchungen zum Zwangsarbeitereinsatz in Rüstungswerken in Sankt Andreasberg-Silberhütte. Göttingen 2010 (Bachelorarbeit an der Georg-August-Universität Göttingen).
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