St. Johannis (Neubrandenburg)

St. Johannis (Neubrandenburg)
St. Johannis

Die Kirche St. Johannis ist seit 1945 die Hauptkirche der Gemeinde der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs in Neubrandenburg. Sie war ursprünglich die Klosterkirche des Neubrandenburger Franziskanerklosters.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zusammen mit dem Franziskanerkloster wurde um 1260 eine Feldsteinkirche errichtet. Bei zwei Bränden vor 1355 wurde diese stark beschädigt. Im 14. Jahrhundert wurde mit dem Bau des heutigen zweischiffigen Kirchengebäudes begonnen. Um 1455 erfolgte der Anbau eines hochgotischen Langchors mit drei Gewölbejochen und polygonalem Abschluss.

Im Zuge der Reformation in Mecklenburg wurde die Klosterkirche ab 1535 als evangelisches Gotteshaus genutzt.[1] Der Stadt Neubrandenburg wurde 1567 das Kirchenpatronat übertragen. 1614 wurde der Ostteil bei einem großen Stadtbrand schwer beschädigt. Weil kein Geld für den Wiederaufbau zur Verfügung stand, wurde der Ostteil durch eine Mauer abgetrennt und ab 1803 als städtischer Kornspeicher genutzt.[1] 1863 wurde die Stadtmauer nördlich des Klosters durchbrochen, um die heutige Stargarder Straße in Richtung des Bahnhofs zu verlängern. Dafür wurde ein Teil des Langchores abgerissen. Nach dem Einsturz der Zwischenwand zum Speicher am 30. Juli 1887 erfolgte von 1891 bis 1894 eine Restaurierung, bei der der östliche Teil verkürzt wurde. Ein massiver Dachreiter auf dem Ostgiebel des Kirchenschiffs wurde entfernt, dafür ein hölzerner Reiter in der Dachmitte errichtet. Bei der Umgestaltung der Kirche orientierte man sich am Kloster Chorin.[1]

Nach der Zerstörung der Marienkirche bei einem Brand 1945 wurde die Johanniskirche zur Hauptkirche Neubrandenburgs. Von 1976 bis 1980 wurden umfangreiche Sanierungsarbeiten durchgeführt.[2] In der Zeit der friedlichen Revolution fanden im Herbst 1989 in der Kirche Friedensgebete statt, sie wurde Ausgangspunkt von Demonstrationen.

Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde St. Johannis ist mit rund 3300 Mitgliedern die größte Gemeinde in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Mecklenburgs.

Beschreibung

Die Johanniskirche ist eine zweischiffige, im Stil der Backsteingotik errichtete Hallenkirche. In der Nordwand befinden sich noch Teile des mit bearbeiteten Feldsteinen errichteten Vorgängerbaus. Das nördliche Seitenschiff ist deutlich schmaler als das Hauptschiff. Beide besitzen Kreuzrippengewölbe mit pflanzlichen Motiven in den Zwickeln.

Der heute rechteckige Chor besitzt große Buntglasfenster sowie Wand- und Deckenmalereien. Der barocke Choraltar enthält mehrere Gemälde mit Darstellungen von Jesus Christus im Zeitraum zwischen dem letzten Abendmahl über die Kreuzigung bis hin zur Auferstehung.

Aus dem 16. Jahrhundert stammt die mit Alabasterreliefs verzierte Kanzel. Ein Gemälde an der Südwand zeigt Martin Luther mit einem Schwan.

Im Seitenschiff befindet sich ein Flügelaltar mit gotischem Schnitzwerk aus der Zeit um 1500, der aus der St. Georgskapelle stammt. Im Mittelteil befinden sich eine Darstellung der Kreuzigung und vier Heiligenbilder. In den Gemälden der Seitenflügel sind die vier Evangelisten abgebildet.

Eine 1894 von Wilhelm Sauer gebaute Orgel wurde 1969 wieder entfernt. Seit 1990 besitzt die Kirche eine Schuke-Orgel mit 31 Registern und Pedal.[3]

I Hauptwerk C–g3
1. Bordun 16′
2. Prinzipal 8′
3. Rohrflöte 8′
4. Gambe 8′
5. Oktave 4′
6. Spitzflöte 4′
7. Hohlquinte 22/3
8. Gemshorn 2′
9. Mixtur V
10. Cymbel III
11. Trompete 8′
II Schwellwerk C–g3
12. Holzgedackt 8′
13. Quintadena 8′
14. Prinzipal 4′
15. Blockflöte 4′
16. Oktave 2′
17. Waldflöte 2′
18. Terz 11/3
19. Nasat 22/3
20. Sifflöte 1′
21. Scharff IV-V
22. Dulcianregal 16′
23. Schalmei 8′
Tremulant
Pedal C–g3
24. Prinzipalbass 16′
25. Subbass 16′
26. Oktavbass 8′
27. Gedecktbass 8′
28. Flötenbass 4′
29. Hintersatz IV
31. Posaune 16′
32. Trompete 8′

Literatur

  • Volker Schmidt: Neubrandenburg. Ein historischer Führer. Hinstorff, Rostock 1997, ISBN 3-356-00726-2, S. 69.

Einzelnachweise

  1. a b c Franziskanerkloster, Neubrandenburg (Deutschland). In: Brick Gothic Heritage. Abgerufen am 4. November 2010.
  2. Historie St. Johannis. Propstei Neubrandenburg, abgerufen am 3. November 2010.
  3. Informationen zur Orgel

Weblinks

 Commons: St. Johanneskirche (Neubrandenburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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