Stadtarchiv Esslingen

Stadtarchiv Esslingen
Stadtarchiv Esslingen
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Stadtarchiv Esslingen

Archivtyp Kommunalarchiv
Ort Esslingen
Besucheradresse Marktplatz 20

Das Stadtarchiv Esslingen ist das Archiv der Stadt Esslingen.

Inhaltsverzeichnis

Gebäude

Südseite des Stammhauses

Das Hauptgebäude des Stadtarchivs trägt die Adresse Marktplatz 20, ferner gibt es seit 1990 die Außenstelle Orgelbau im Kreuzgang des Münsters St. Paul und seit 2006 noch die Nebenstelle Marktplatz 19, wo jüngere Bestände ab 1803 aufbewahrt werden.

Das Bauwerk Marktplatz 20 ist die ehemalige Allerheiligenkapelle. Die erste urkundliche Erwähnung der Allerheiligenkapelle stammt aus dem Jahr 1326.[1] Die Kapelle wurde um die Mitte des 13. Jahrhunderts an der Stadtmauer errichtet, deren Buckelquader in der südlichen Langseite des Gebäudes noch vorhanden sind. Der Kapellenbau lag ursprünglich ebenerdig und war zweigeschossig, das Untergeschoss wurde als Beinhaus genutzt, nachdem Knochen vom Friedhof der Stadtkirche St. Dionys umgebettet werden mussten. Durch eine Anhebung des Straßenniveaus wurden später die spitzbogigen Blendarkaden auf den anderen Seiten des Untergeschosses weitgehend verdeckt. Das Obergeschoss dürfte ursprünglich eine Zwerggalerie mit Rundbogen besessen haben, die jedoch nur noch aus Durchgängen in den Strebepfeilern und zweier erhaltener Konsolen mit Bodenansätzen erschlossen werden kann. Auf der Westseite befand sich ein Glockengiebel mit zwei Spitzbogenfenstern. Im Inneren des Untergeschosses sind noch neun Konsolen mit Bogenansätzen zu finden, die auf ein einst vorhandenes Kreuzrippengewölbe mit 4 x 3 Jochen hinweisen. Im 15. Jahrhundert wurde ein Umbau vorgenommen, in dessen Zuge im Jahr 1444 ein Fresko an der Ostwand des Kapellengeschosses angebracht wurde. Es zeigt den Tod und die Himmelfahrt Mariä sowie die Kreuzigung Jesu und das Jüngste Gericht.

Der Umbau zum Archiv erfolgte 1610. 1940 wurde eine Renovierung und eine Umgestaltung des Inneren des Gebäudes von Walter Eisele vorgenommen. Die ehemalige Allerheiligenkapelle gilt als ältestes erhaltenes Beispiel für ihren Bautyp in Baden-Württemberg und legt mit ihrer Orientierung an staufischer Architektur Zeugnis von der überregionalen Bedeutung der Stadt zur Bauzeit ab.[2]

Bestände

Aus der reichsstädtischen Zeit sind etwa 10.000 Urkunden von 1241 bis zum Ende der Reichsstadtzeit vorhanden, darunter Akten und Bände der städtischen Registratur vom 13. bis zum 19. Jahrhundert, etwa Missivenbücher (1434-1440, 1448-1593), Ratsprotokolle (1529-1802), Steuerbücher (1360-1459), Eidsteuerzettel (1711-1794), Inventuren und Teilungen (16.-18.Jh.), Protocollum Civilium Contractum (1597-1763), Stadt- und Kaufbücher (1577-1805), Reichstagsakten (1473-1802) und Kreistagsakten (1517-1801). Für das Katharinenhospital sind Akten und Bände des Katharinenhospitals und der nach der Reformation aufgelösten Klöster vorhanden, darunter Distributenbücher (1463-1577), Pflegbücher (1540-1571), Pfründbücher (1534-1571) und Rechnungen (1595-1828). Das Stadtarchiv besitzt außerdem 383 Bände Lagerbücher von 1304 bis 1817 sowie Protokolle und Rechnungen der Kirchenkastenverwaltung von 1559 bis 1826 sowie noch aus späteren Zeiten.

Ferner sind die Gemeinderatsprotokolle seit 1802 im Stadtarchiv Esslingen zu finden, Unterlagen der städtischen Ämter, Zeitungen ab 1824, Bauakten vor allem aus der Zeit zwischen 1843 und 1911, Dampfkesselakten von 1853 bis 1956, Kaufbücher mit Beilagen von 1805 bis 1897 sowie weitere Materialien für die Zeit nach 1802.

Zu den heutigen Ortsteilen Berkheim, Hegensberg, Oberesslingen und Zell gibt es Gemeindearchive.[3]

Das seit 1977 hauptamtlich besetzte Stadtarchiv bewahrt insbesondere Dokumente zu Bau-, Sozial- und Musikgeschichte der Stadt Esslingen auf. Weniger ergiebig sind die Bestände auf dem Gebiet der Wirtschaftsgeschichte.[4]

Baugeschichte

Für die Zeit vor 1802 stehen außer dem Kandlerschen Riss, dem ersten historischen Stadtplan Esslingens, und den Beschreibungen von 1773/74 nur wenige Dokumente zur Verfügung. Das Stadtarchiv Esslingen besitzt für die Zeit ab 1802 Feuerversicherungs- und Adressbücher sowie Bauakten und Bilder von Gebäuden.[5]

Sozialgeschichte

Neben den Inventur- und Teilungsakten, die über Vermögensverhältnisse Auskunft geben, besitzt das Stadtarchiv Esslingen auch Bestände zum Katharinenhospital, zur Kirchenkasten- und Stiftungsverwaltung sowie zum Wohlfahrtsamt.[6]

Musikgeschichte

Das Esslinger Stadtarchiv bewahrt den Nachlass des Komponisten Christian Fink auf, ferner das Archiv des Esslinger Liederkranzes und einen Teil der Unterlagen des Bürgergesangvereins, der sich 1936 mit dem Liederkranz vereinigte, und Unterlagen von Elisabeth Mülberger geb. Leisinger.[7]

Dokumente über Personen

Urkundenbestände aus reichsstädtischer Zeit, die durch Indices erschlossen sind, stehen im Stadtarchiv Esslingen ebenso zur Verfügung wie Inventur- und Teilungsakten aus dem 19. Jahrhundert. Adressbücher der Jahrgänge 1847 bis 1985 sind vorhanden.[8]

Publikationen

Neben den Esslinger Studien werden auch kleinere Schriften publiziert.[9]

Einzelnachweise

  1. Diese Jahreszahl ist in der Denkmaltopographie angegeben, hier wird das Jahr 1324 genannt.
  2. Andrea Steudle u. a., Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmale in Baden-Württemberg. Band 1.2.1. Stadt Esslingen am Neckar, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7995-0834-6, S. 183
  3. http://www.esslingen.de/servlet/PB/menu/1175395_l1/index.html
  4. http://www.esslingen.de/servlet/PB/menu/1174892/1174892.html
  5. http://www.esslingen.de/servlet/PB/menu/1174841/1174841.html
  6. http://www.esslingen.de/servlet/PB/menu/1174890/1174890.html
  7. http://www.esslingen.de/servlet/PB/menu/1174889/1174889.html
  8. http://www.esslingen.de/servlet/PB/menu/1174842/1174842.html
  9. http://www.esslingen.de/servlet/PB/menu/1175396_l1/index.html
48.741899.30654

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