- Abtei Saint-Bertin
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Die Abtei Saint-Bertin war ein Kloster in der heutigen nordfranzösischen Region Nord-Pas de Calais einige Kilometer nördlich von Thérouanne. Die Abtei wurde im 7. Jahrhundert von Audomar, dem Bischof von Thérouanne, am Fuß des Hügels Sithieu, der zwar nur 21 Meter hoch ist, aber dennoch die umgebenden Sumpflande beherrschte, gegründet und dem heiligen Martin von Tours gewidmet. Der erste Abt des Benediktinerklosters war Bertin, der Schüler eines Anhängers des heiligen Columban von Luxeuil († 615) und „Apostel“ des heutigen Pas-de-Calais, nach dessen Beerdigung das Kloster nach ihm umbenannt wurde.
Der Merowinger Childerich III. wurde von Karl Martell ab 737, dem Todesjahr des Königs Theuderich IV., als Erbe des Thrones in Saint-Bertin gefangen gehalten; 743 von dessen Sohn Karlmann wieder an die Regierung geholt, 751 von Pippin dem Jüngeren wieder abgesetzt und erneut, diesmal als Mönch, nach Saint-Bertin gebracht.
Um die Abtei entwickelte sich die Stadt Saint-Omer, die so rasant wuchs, dass sie zu Beginn des 14. Jahrhunderts bereits etwa 40.000 Einwohner hatte.
1789, während der Französischen Revolution, wurde die Abtei Saint-Bertin aufgelöst; die Steine der existierenden und aus den Jahren 1250 bis 1520 stammenden Gebäude dienten nach dem Sturz Napoléon Bonapartes als Material für öffentliche Bauten in Arras - 1830 wurde der Komplex durch die Gemeinde abgerissen.
Im 19. Jahrhundert war Saint-Bertin ein Kolleg, in dem unter anderen der spätere französische Präsident Henri Philippe Pétain ab 1867 seine Ausbildung erhielt, bevor er 1876 auf die Militärakademie von Saint-Cyr wechselte.
In den Ruinen der Abtei innerhalb der Stadt Saint-Omer befindet sich ein Labyrinth.
Äbte des Klosters Saint-Bertin waren:
- Bertin († um 700), erster Abt um 640–um 700, Gedenktag 5. September
- Rigobertus
- Erlefridus
- Erkembodo († 732)
- Fridugisus († 834), 819 Erzkanzler Ludwigs des Frommen, Abt von Saint-Martin de Tours
- Hugo († 14. Juni 844), außerehelicher Sohn Karls des Großen und Erzkanzler Ludwigs des Frommen, Abt 836-844 (Karolinger)
- Hugo Abbas († 12. Mai 886), Abt 859-862 (Welfen)
- Fulko I., 18. Abt
- Hildouin, 19. Abt
- Fulko II., 20. Abt
- Adalhard († 3. April 864), Sohn Unruochs (Unruochinger)
- Adalhard († nach 1. Juli 874), dessen Neffe (Unruochinger)
- Raoul/Rudolf († 1. Mai 892), dessen Bruder (Unruochinger)
- Adalolf
- Gérard de Brogne
- Odbert, Abt 987-1007, unter dem Saint-Bertin ein bedeutendes Zentrum vor Vorromanik wurde
- Lambert von Saint-Bertin (* um 1060, † 22. Juni 1125), Abt 1095-1125, der Saint-Bertin 1099/1101 der Cluniazensichen Reform anschloss
- Simon van Gent, Abt 1131-1137
- Simon von Saint-Bertin, Abt 1138-1148, zuvor Abt von Auchy, der so verhasst war, dass er nach seiner Wahl sieben Jahren warten musste, bevor er sein Amt antreten konnte; Gedenktag 24. Februar
- Leo van Sint-Bertinus, Abt in 1138
- Hendricus de Condescure
- Jan van Ieper, 58. Abt (1365-1383)
- Johannes de Griboval, 62. Abt (ca. 1430)
- Guillaume Fillastre der Jüngere, 64. Abt
- Anton de Glymes († 1531), 67. Abt, 1493 Abt von Saint-Bertin (Haus Glymes)
Eine wichtige Quelle für die Geschichte des 9. Jahrhunderts sind die Annales de Saint-Bertin et de Saint-Vaast: die Schlacht von Brissarthe (866), die erste Erwähnung der Stadt Montreuil (898), die Geschichte der Rus etc. finden hier ihre Schilderung.
Weblinks
Commons: Abtei Saint-Bertin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien50.7503192.264535Koordinaten: 50° 45′ 1″ N, 2° 15′ 52″ OKategorien:- Ehemaliges Benediktinerkloster in Frankreich
- Kloster (7. Jahrhundert)
- Kloster in Nord-Pas-de-Calais
- Monument historique (Pas-de-Calais)
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