Stein der schwangeren Frau

Stein der schwangeren Frau
Gesamtansicht des Steins der schwangeren Frau

Der Stein der schwangeren Frau (Hadschar al-Hibla) oder Stein des Südens (Hadschar al-Qubla) ist ein römischer Monolith, der sich in Baalbek im Libanon befindet und als einer der weltgrößten Monolithen gilt. Ein weiterer, noch größerer antiker Monolith wurde in den 1990er Jahren unweit entdeckt. Die beiden Kalksteinblöcke waren als Bausteine für den für seinen Gigantismus berühmten römischen Tempelkomplex von Baalbek bestimmt, wurden aber nie aus dem Steinbruch fortbewegt.

Inhaltsverzeichnis

Stein der schwangeren Frau

Beschreibung

Größenvergleich des Steins der schwangeren Frau (1.000,12 t)

Der bearbeitete Steinblock aus cretacischem Kalkstein ist 20,31–20,76 m lang, 4 m unten und 4,14–5,29 m oben breit und 4,21–4,32 m hoch.[1] Bei einer Dichte von 2,6–2,8 g/cm³ wiegt der Monolith 1.000,12 t (Gewicht = Dichte x Volumen).[1]

Er ist auf drei Seiten bearbeitet und liegt schräg im Sand. Auf der im Sand eingesunkenen Seite, Kopfseite genannt, ist der große Quader nicht bearbeitet, sondern bruchrau. An diesem Ende des Steins ist eine erkennbare Rille eingeschlagen, die möglicherweise zum winkelrechten Anarbeiten der Winkelfläche diente. Der aus dem Sand herausragende Kopf des Steinblocks wie auch die Oberseite und die Nebenseiten sind bearbeitet. Die Oberseite ist durch das Betreten von Touristen stark geglättet und die Bearbeitungsspuren sind eingeebnet. Im oberen Drittel hat der Stein einen Riss, der allerdings nicht durch den Stein hindurchreicht und nicht bruchgefährdend ist.

Über diesen Stein berichtete der Ritter Martin Baumgarten aus Kufstein bereits im frühen 16. Jahrhundert. Baumgarten stellte Buchstaben einer römischen Inschrift darauf fest, die sich möglicherweise auf einen Kaiser oder auf eine Gottheit bezieht.

1996 wurde der antike Steinbruch, aus dem der Steinblock stammt, von österreichischen Wissenschaftlern aus Linz erfasst und zwei große Steinblöcke digital vermessen, um die Bearbeitungsstufen zu analysieren. Da der Steinbruch 900 Meter vom „Heiligen Bezirk“, den Tempelanlagen von Baalbek entfernt ist, wird die Ansicht vertreten, dass er zu den drei ähnlich großen Monolithen – den sog. Trilithos – gehört, die einen Teil des Podiums des Jupitertempels bilden.[2] Diese drei Monolithen, die im Jupitertempel verbaut wurden, wiegen durchschnittlich 800 t.[3]

Transportproblem

Woran der Steintransport des Kalksteinblocks letzten Endes scheiterte, ist ungeklärt, da davon ausgegangen werden muss, dass er sich nicht auf hölzernen Rollen oder Schlitten transportieren ließ, da diese zerdrückt worden bzw. im Sandboden eingesunken wären. Das Gelände, in dem der große Baustein liegt, steigt zudem an, und sofern der Block für das Podium vorgesehen war, hätte er dazu auf der Baustelle angehoben werden müssen. Allerdings ist ein Transport von Steinen mit extrem großer Masse durchaus möglich: Dies wird von Wissenschaftlern mit dem Beispiel der Aufstellung des Obelisken auf dem Petersplatz von 1586 mit 48 Seilwinden, 900 Arbeitern und 75 Pferden in den Bereich des Möglichen gerückt.

Namensgebung

Die Größe des Steins führte zur Mythenbildung. Arabische Legenden zufolge weist er auf den Beginn des Menschengeschlechts hin. Ferner werden außerirdische Wesen mit dem Stein in Zusammenhang gebracht und auf vorrömische mythische Wesen und Kulturen hingewiesen.

Weiterer Monolith

Neuentdeckter, benachbarter Monolith (1.242 t)

Ein weiterer, sogar noch größerer Monolith wurde in den 1990er Jahren zufällig entdeckt. Der ebenfalls aus cretacischem Kalkstein bestehende Baustein wiegt nach den Berechnungen der Linzer Wissenschaftler 1.242 t.[4]

Unter der Annahme, dass der rechteckige Block sich unterirdisch in den nicht einsehbaren Bereichen fortsetzt, betragen seine Abmessungen:

  • 19,5–20,5 m Länge[4]
  • 4,34–56 m Breite[4]
  • 4,5 m Höhe[4]

Einzelnachweise

  1. a b Ruprechtsberger 1999, S. 15
  2. Ruprechtsberger 1999, S. 20
  3. Adam 1977, S. 52
  4. a b c d Ruprechtsberger 1999, S. 17

Literatur

  • Jean-Pierre Adam: À propos du trilithon de Baalbek. Le transport et la mise en oeuvre des mégalithes. In: Syria. Bd. 54, Nr. 1/2, 1977, ISSN 0768-2506, S. 31–63, online.
  • Erwin M. Ruprechtsberger: Vom Steinbruch zum Jupitertempel von Heliopolis/Baalbek (Libanon). In: Linzer Archäologische Forschungen. Bd. 30, 1999, ZDB-ID 521657-6, S. 7–56.

Weblinks

 Commons: Stein der schwangeren Frau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
33.9984536.198792

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