Sterneck (Loßburg)

Sterneck (Loßburg)
Wappen

Der Ort Sterneck mit seiner gleichnamigen Burg ist seit 1971 der Gemeinde Loßburg, Landkreis Freudenstadt in Baden-Württemberg, zugeordnet. Sterneck besteht aus mehreren Ortsteilen die unten beschrieben sind. Der eigentliche Ort Sterneck mit der Burgruine liegt oberhalb des Heimbachs zwischen Loßburg und dem Dornhaner Stadtteil Leinstetten, am östlichen Rand des Schwarzwaldes. Der Ort hat 523 Einwohner (2005).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Stammburg der Herren zu Sterneck war die heutige Ruine Brandeck über der Brandecker Mühle im Heimbachtal, beim Wasserwerk Dornhan. Der Schwarzwaldverein Dornhan errichtete im Jahre 2000 bei der Ruine Brandeck eine Gedenktafel mit historischen Daten. 1122 wurde das Geschlecht der Herren von Brandeck mit Egilolf von Brandeck erstmals genannt.[1] Zwischen 1230 und 1250 errichtete Volmar von Brandeck die Burg Sterneck, heute Gemeinde Loßburg. Sicherlich wurde das Bollwerk nicht vor 1230 errichtet; denn zu dieser Zeit kam erst die Technik der Zangenlöcher zum Hochziehen der beschlagenen Mauersteine auf. In den Grundmauern des Bergfrieds sind die Zangenlöcher noch erkennbar. Zuvor lebten die Brandecker auf der o. g. Burg Brandeck bei der Heimbach-Mühle in Busenweiler. Dort sind noch Ruinenreste zu sehen. Von dem dortigen Adelssitz behielten die Herren zu Sterneck ihren Namen von Brandeck, d. h. Herren von Sterneck gab es hier nie. Eine Namensänderung erfolgte zu dieser Zeit nicht mehr. Auf der neuen Burg herrschte nun das Geschlecht der Herren von Brandeck zu Sterneck. 1251 war Volmar von Brandeck Vogt in Dornhan.[2] 1350 erwarb der Lehnsherr Württemberg Besitzanteil an Sterneck und der Name wurde urkundlich das erste Mal erwähnt.[3]

Zur Herrschaft Sterneck gehörten vier Dörfer (Fürnsal, Wälde, Breitenau und Busenweiler), das Pfarrgut Unterbrändi, bestehend aus der Kirche, dem Pfarrhaus, dem Mesnerhaus, einem Taglöhner- und einem Jägerhaus sowie einem Schafhaus. Außerdem besaß die Herrschaft vier Höfe (Geroldsweiler, Dottenweiler, der edelmännische Trollenberg und die zwischen 1625 und 1749 erbaute Ziegelei Salzenweiler).[4]

Das Haus Württemberg beanspruchte mit dem Tode der letzten Brandeckerin, Katharina von Ow, (1589) als Lehnsherrschaft das Lehen Sterneck zurück, da dieses kein Erblehen gewesen sei (Katharina überlebte ihre Söhne, die Enkel waren noch minderjährig). Sogleich reformierte Pfarrer Itellhäuser aus Dornhan die Untertanen des Herrschaftsbereichs Sterneck und betreute sie seelsorgerlich.[5] 1592 erhielt der evangelische Hans Burkhardt von Anweil das Lehen Sterneck.[6] Dagegen wehrten sich die Herren von Ow. Sie beanspruchten weiterhin das Lehen. Schließlich erfolgte 1612 ein Vergleich: Herzog Friedrich von Württemberg verlieh in einem Lehnsbrief dem nun mündig gewordenen Adam von Ow das gesamte Sternecker Lehen als Erb- und Kunkellehen.[7] 1720 starb die Hirrlinger Linie von Ow im Mannesstamm aus. Die Herrschaft fiel an die Tochter Maria Augusta von Attems, geb. von OW (1717 verheiratet mit Graf Anton Ferdinand von Attems.[8] Nach dem Tode der Gräfin Maria Augusta von Attems im Jahre 1725 erhielt ihr Gemahl Graf Anton Ferdinand von Attems das Lehen Sterneck.[9]. Der Nachkomme, Graf Christian August von Attems, versäumte es, einen Teil des Hirrlinger Lehens auf sich überschreiben zu lassen. Der Lehnsherr Württemberg nahm dieses Versäumnis zehn Jahre später (1749) zum Anlass, Sterneck gegen den Hirrlinger Teil einzutauschen.[10] Der Herzog von Württemberg wollte damit erreichen, dass es keinen katholischen Lehnsinhaber mehr gab. Er hoffte auch, dass die Wallfahrten im evangelischen Gebiet jetzt ein Ende fänden. Die Aufhebung der katholischen Kultfreiheit wäre allerdings auf Schwierigkeiten gestoßen. Aus diesem Grunde sah Württemberg davon ab, den investierten katholischen Geistlichen, Pfarrer Lieb, aus seinem Amt zu entfernen.

1749 wurde Sterneck Rentkammerort im Stabsamt Fürnsal.[11] Die Gebäude wurden an Pächter vergeben. Nach 21 Jahren erwarb ein Bauer das Schloss samt Meiereigebäude in Erbpacht. Auch die Mühle mit Bannrecht wurde einem Bauern überlassen.[12] Der Unterhalt des Schlosses wurde aber bald zu kostspielig. Das Schloss verfiel immer mehr.

1804 erfolgte die Aufhebung der reichsritterschaftlichen Rechte.[13] 1807/1808 wurde Sterneck dem Oberamt Sulz zugeordnet und 1828 der Ort - von Fürnsal losgelöst - selbständige Gemeinde.[14] 1971 erfolgte die Eingemeindung nach Loßburg. 1989 kam Oberbrändi zur Ortschaftsverwaltung Sterneck.

Zum Ort Sterneck gehören die Weiler:

  • Dottenweiler ist 1359 erstmals erwähnt als Dottenwiler.[15] Der Name ist wohl von Toto oder Tetto abgeleitet.
  • Geroldsweiler ist um 1300 erstmals als gerhitwiler genannt.[16]
  • Oberbrändi wurde in den älteren Urkunden einfach mit brendi bezeichnet, so im Jahre 1425.[17]
  • Salzenweiler heißt 1421 alzenwiler.[18]
  • Unterbrändi (1237 brendowe) war ursprünglich der Kirchort für die Herrschaft Brandeck zu Sterneck. Siehe: Kirchliche Verhältnisse.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Burg, Schloss und Ruine Sterneck

Burgruine Sterneck

Die Ruine Sterneck bei der Schloss-Schenke über dem Heimbachtal ist beliebter Anziehungspunkt für Wanderer und Kurgäste.

Der Erbauer der Burg Sterneck, Vollmar von Brandeck, (zwischen 1230 und 1250) geriet als Vogt von Dornhan wegen der Gerichtsbarkeit in Streit mit dem Kloster Alpirsbach. Er rächte sich durch Rauben und Brandschatzen im Klostergebiet. Mit der großen neuen Burganlage übernahm er sich wohl; denn nach seinem Tode mussten Witwe und Kinder im Jahre 1276 Breitenwies bei Aischfeld und Oberehlenbogen verkaufen. Als potenter Käufer kam lediglich das Kloster Alpirsbach in Frage. Und dieses machte zunächst die Schäden des Erblassers geltend. Fast der halbe Kaufpreis wurde für die durch den Erblasser Volmar verursachten Schäden verrechnet.[19]

Im Mittelalter gehörten zur Herrschaft Sterneck vier Dörfer (Fürnsal, Walde, Breitenau und Busenweiler), das Pfarrgut Unterbrändi mit den heute noch erhaltenen interessanten Marksteinen, Höfe in Geroldsweiler und Dottenweiler und der edelmännische Trollenberg. Ursprünglich gehörten noch dazu die Breitenwies, das obere Ehlenbogental, der Trollenberg, der Grabenhof, der Stuhlhof mit einem früheren Gerichtsstuhl und der Vogelsberg, wo einst lt. Sattler eine Burg stand.[20] Weitere Besitzungen hatten die Brandecker in umliegenden Orten, so auch in Dornhan.

Aus der Zeit des letzten Brandeckers, ebenfalls ein Vollmar († 1549) stammt der obere noch erhaltene Renaissance-Fries am Bergfried. Hier hat sicherlich der wohlhabende Schwiegersohn Georg von Ow mitgewirkt.

Nach zwei Zeichnungen aus der Zeit um 1600 stand die Burg auf der östlichen Seite des Burg- und Schloss-Areals. Die Skizze aus der Beschreibung des Burgfriedens ist auf einer der bei der Ruine angebrachten Tafeln zu sehen.[21] Eine weitere Zeichnung stammt von Johannes Öttinger [Karte: Alpirsbacher Forst. Zwei örtliche Heimatforscher besichtigten daher den kleineren Keller unter dem Haus auf der Ostseite und sahen ihn als den älteren an. Sie baten daher Dr. Wein, den ehemaligen Kreisarchivar von Freudenstadt um eine Stellungnahme. Er untersuchte das Gemäuer und bestätigte die Vermutung. Ebenso kam er zu der Überzeugung, dass nach den beiden Zeichnungen die Burg auf der östlichen Seite gelegen haben muss. Bisher wurde in der Literatur auf diese Tatsache noch nicht hingewiesen. Der kleine Keller muss also zur Burg gehört haben und lag wohl direkt unter der Burg. Er muss ein Alter von gut 750 Jahren haben.

Von der Ostseite aus konnten die Brandecker die darunter liegende wichtige Verkehrsstraße kontrollieren und Wegezoll erheben. Die Straße führte von Dornstetten über Wittendorf, Oberbrändi, Sterneck, Gundelshausen, Dornhan bis zur Straßenkreuzung beim Römerkastell Waldmössingen. Römische Fundorte liegen entlang dieser Straße, doch ist kein Nachweis für eine Römerstraße gegeben. Im Wittendorfer Heimatbuch ist die Wegführung mit den entsprechenden Belegen beschrieben.

Straßenzölle besserten die Kasse der Brandecker auf. Die Einnahmen aus dem kleinen Herrschaftsbereich waren durch die Erbteilung an die verschiedenen Nachkommen spärlich. So leisteten sich die vier Vettern Kuno, Hans der Lamparter, Klein-Hans und Vollmar Übergriffe im württembergischen Hoheitsgebiet. Sie glaubten wohl, die Württemberger seien weit weg. Doch selbst Graf Eberhardt III, der Milde, wollte dem Treiben nicht länger zusehen und belagerte mit Hilfe der Rottweiler, den berüchtigten Burgenbrechern, die Burg Sterneck. Die Folge waren abgebrannte Höfe rings um Sterneck und die Übergabe der Burg an die Württemberger. Die Brandecker bekamen sie aber als Lehen wieder zurück.

Jahrzehntelang, über zwei, drei Generationen hatte sich der Viehbestand noch nicht erholt. Der Vogelsberg in 24-Höfe musste schließlich an das Kloster Alpirsbach verkauft werden. Der Verlust des Eigenbesitzes, des sogenannten Allods, hatte verwaltungsmäßige und vor allem bekenntnismäßige Folgen bis in die Neuzeit; denn die Württemberger bestimmten als Lehnsherren nach dem Tode der letzten Brandeckerin, Katharina von Ow, die Religionszugehörigkeit. Im Jahre 1718 brannte die Burg aus. Danach wurde das Gebäude von Gräfin Maria Augusta von Attems, der letzten von Ow zu Sterneck, weit großzügiger als Schloss errichtet mit einem wesentlich größeren Keller. Burgen waren ohnehin mit der Entwicklung der Feuerwaffen hinfällig geworden.

Im gehobenen Adel hatte man nun größere Verpflichtungen. Man wollte mit Andern mithalten können. So lebte der Adel oft über seine Verhältnisse und die Attems in Hirrlingen verarmten. Der Graf musste öfters von seinen Angestellten Geld borgen.

Obwohl das Schloss in der Barockzeit erbaut wurde, hatte das neue Gebäude noch den gotischem Stufengiebel. Eine Schautafel auf dem Schlossgelände zeigt einen Vergleich der alten Burg mit dem neuen Schloss. Die Karte vom Burgfrieden bezeugt den Zustand der alten Burg. Dabei ist der südliche Eckturm besonders auffallend. Hier war das obere Eckstübchen als Abtsstübchen, das untere als Sommerstübchen bezeichnet. Ein Stock tiefer lag die Burgkapelle und unter dieser das allgemeine Gefängnis. Das Burgverlies war in dem als Ruine noch erhaltenen Turm untergebracht. Hier hat sich im Laufe der Zeit viel Unrat angesammelt. Ausführliche Beschreibungen von der Burg und vom Schloss liegen auch in Nr. 5 der Loßburger Hefte vor:[22]. Dort finden Sie eine Gegenüberstellung mit Quellenangabe, Anfangs des 20. Jahrhunderts hat der Burgenforscher Koch das Burgareal genau vermessen. Doch der große Keller war ihm nicht zugänglich, da er noch verschüttet war.

Der jetzt geöffnete große Keller stammt also nicht von der Burg, sondern vom Schloss Sterneck. Einige interessante Merkmale weisen darauf hin:

  • Im Mörtel des Gewölbes sind Abdrücke von schmal gesägten Brettern, die nicht aus der Zeit des Burgenbaus stammen können.
  • Auf der Nordseite ist die Decke an die Schildmauer der ehemaligen Befestigungsanlage angesetzt, während im Süden das Gewölbe auf einer neu errichteten Mauer mit polygonen Steinen aufgesetzt ist.
  • An der Nordseite ist die alte Verzahnung einer ursprünglichen Ostmauer deutlich sichtbar.

Der Kellerraum deutet demnach auf einen Zwinger, der dann vom Schloss überbaut wurde. Um den Charakter des Kellers möglichst zu erhalten, wurde lediglich eine Fußbodenbeleuchtung zur Besichtigung des Kellers eingebaut.

Von 1749 an, als Sterneck zu Württemberg kam, sind die Gebäude an Erbpächter übergegangen. Die Anlage zerfiel immer mehr; für die Pächter und späteren Besitzer wurde der Unterhalt zu kostspielig. Diese bauten kleinere Wohnungen nebenan. Von staatlicher Seite bestand damals kein Interesse am Erhalt des Schlosses. So nahm die Schlossanlage den damals üblichen Verlauf, die behauenen Steinen dienten als willkommenes Baumaterial. Im 20. Jahrhundert dagegen war man bestrebt, die letzten Reste des historischen Denkmals zu erhalten. Viele Renovierungen der Ruine erfolgten: 1914, 1934, 1963, 1971 und 1994/95. Sie zeugen für das Geschichtsbewusstsein der Gemeinde.

Das Kirchlein Unserer Lieben Frauen in Unterbrändi

Cafékirche Unterbrändi

Von besonderem Interesse ist die alte Kirche. Lange Zeit diente sie als Ökonomiegebäude bis in der Zeit von 1972-1986 der Besitzer Erwin Seeger mit Familie die vorhandene Bausubstanz der Kirche sicherte und den Kirchenraum zu einem Café und Gasthaus umbaute. Damit ist das Kleinod im Loßburger Bereich Kunstliebhabern wieder zugänglich gemacht worden. Der Bau der heute noch vorhandenen Saalkirche mit rechteckigem Chor stammt aus der Zeit um 1230-1250. Das Gebäude wird eindeutig der Übergangsphase vom romanischen zum gotischen Baustil zugeordnet. Im Chorraum sind verschiedene Schichten alter Wandmalereien vorhanden. Das Gotteshaus „Zu Unserer Lieben Frauen“ war viele Jahrhunderte lang Wallfahrtskirche.[23] Es war einst eine Kirche im freien Feld, ein religiöser Mittelpunkt für die ganze Umgebung und Mutterpfarrei mit den vorreformatorischen Filialen Fürnsal, Geroldsweiler, Oberbrändi, Sterneck, Wälde und zwei Höfen von Leinstetten. Der Name Brändi und Brandeck wird meist von Brandrodung herrührend angesehen. Die Namenforscher Adolf Bach, Bruno Boesch und Hans Krahe sehen jedoch im Wortstamm „Branda“ und „Brend“ die indogermanische Bedeutung quellen, strömen, rauschen. Im Wort Brandung ist diese Ableitung noch erkennbar. Krahe schreibt: „Brend (823 Branda, 837 Brenti usw.) geht entsprechend über ein germ. *brandi, * brandios auf idg. *bhrond, bhrondias "Quelle, Quellfluß" zurück, das seinerseits wiederum Verben wie ir. Brenn-„hervorquellen, sprudeln … gehört." [24]. Der Bergvorsprung bei der ehemaligen Burg Brandeck wird vom Heimbach weitgehend umspült. Beim Marienkirchlein zu Unterbrändi war vor Jahren noch eine starke Quelle (heute kanalisiert), Voraussetzung für den Wallfahrtsort und die weit zurückreichende Kultstätte.

Kirchliche Verhältnisse

Erstmals erwähnt wurde die Kirche für den Sternecker Bereich der Herren von Brandeck im Jahre 1237. Der Leutpriester (plebanus) Heinrich von Brändi (brendowe) war damals Zeuge in einer Urkunde, in welcher Graf Berthold von Sulz dem Kloster Rottenmünster bei Rottweil eine Jahresstiftung zum Seelenheil seiner Eltern machte. Der Ausstellungsort ist Rottenmünster bei Rottweil.[25] Als selbständige Pfarrei ist Unterbrändi 1275 im päpstlichen Zehntregister erwähnt (Liber decimationis cleri Constanciensis pro Papa de anno 1275): „Brendü. Rektor ibidem habet infra sex marcas in redd. hec iur. dicit et sie nichil dabit“.[26] Übersetzung: „Brendi. Der Kirchherr dort hat unter sechs Mark Einkommen. Dies sagt er unter Eid aus und so wird er nichts geben.“

Am 8. Mai 1300 erwarb Johann von Brandeck vom Sulzer Grafen Johann von Geroldseck den Kirchensatz zu Unterbrändi („ze nidra brende“). Der Weiler „Brende“ aber blieb geroldseckisch.[27] 1314 verkaufte Johannes von Brandeck unter dem Siegel von Graf Rudolf von Hohenberg den Kirchensatz an den Grafen von Württemberg. Johannes von Brandeck war Vasall des Grafen Rudolf von Hohenberg.[28] Im Jahre 1412 kam aber der Kirchensatz mit dem übrigen Teil des Lehens wieder an die Brandecker.[29]

1447-1470 war Wilhelm von Geroldseck Pfarrherr in Unterbrändi. Unter ihm erfolgte der Anbau der Sakristei. Daher sind im Netz-Gewölbe der Sakristei die Wappen der Herren von Geroldseck und der Herren von Brandeck (als Kirchensatz-Inhaber) angebracht. Einige Weihekreuze sind als Reste der Ausmalung noch vorhanden.[30].

Im Jahre 1501 kam „Brendi“ - ohne den Kirchensatz Unterbrändi - an das Kloster Alpirsbach.[31] 1538 war die Reformation im Klosterbereich Alpirsbach abgeschlossen. Die Untertanen waren evangelisch. Oberbrändi wurde Filiale von Wittendorf. Die katholische Kirche Unterbrändi beanspruchte aber weiterhin den Kirchenzehnten von Oberbrändi.[32] Nach dem Tode Volmars von Brandeck (1549) kam die Pfarrkirche in Unterbrändi mit der Herrschaft Sterneck an den Schwiegersohn Georg von Ow (Hirrlingen), der mit Katharina von Brandeck verheiratet war.[33]. Mit dem Tode der Katharina von Ow (1589) beanspruchte das Haus Württemberg als Lehnsherrschaft das Lehen Sterneck zurück, da dieses kein Erblehen sei (Katharina überlebte ihre Söhne, die Enkel waren noch minderjährig). Sogleich reformierte Pfarrer Itellhäuser aus Dornhan die Untertanen des Herrschaftsbereichs Sterneck und betreute sie seelsorgerlich.[34] 1592 erhielt der evangelische Hans Burkhardt von Anweil das Lehen Sterneck. Unterbrändi wurde 1593 eine selbständige evangelische Pfarrei. Mit der kirchlichen Neugliederung kam Oberbrändi wieder zum Kirchspiel Unterbrändi und entrichtete auch den Kirchenzehnt dorthin.[35]. Ein 23-jähriger Rechtsstreit zwischen den Herren von Ow und dem Haus Württemberg (1589 - 1612) endete 1612 mit einem Vergleich: Herzog Friedrich von Württemberg verlieh in einem Lehnsbrief Adam von Ow das gesamte Sternecker Lehen als Erb- und Kunkellehen. Die Kirche Unterbrändi wurde wieder katholisch. Die evangelische Pfarrei mit den Filialen Wälde, Breitenau, Geroldsweiler und Sterneck/Ort wurde nach Fürnsal verlegt.[36]. Die Untertanen aber blieben evangelisch. Katholisch bleiben durften nur die Bewohner des Pfarrhauses, des Mesnerhauses, die Schlossbewohner in Sterneck und ein Hofbesitzer, der außerhalb der sterneckischen Weiler und Dörfer wohnte. Wenn aber ein Kind aus dem Hof in ein Dorf der Herrschaft Sterneck heiratete, musste es evangelisch werden. Fürnsal wurde evangelischer Pfarrort. In Unterbrändi versuchte Pfarrer Lieb (1745-1777) möglichst viele Leute im Pfarrhaus und Mesnerhaus unterzubringen. Im Pfarrhaus sollen vier bis fünf Familien gewohnt haben. Eingeheiratete katholische Frauen in seinem Kirchenbezirk bewegte er zur katholischen Kindererziehung. So war er bald bei den Württembergern als Katholikenmacher verschrien. Er und seine Haushälterin mussten manche Schikane erleiden.

In Sterneck starb die Hirrlinger Linie von Ow 1720 im Mannesstamm aus. Die Herrschaft fiel an die Tochter Maria Augusta von Attems[37]. Im Jahre 1749 gab der Graf von Attems die Herrschaft Sterneck im Tausch gegen Güter in Hirrlingen an Württemberg ab. Die katholische Kirche in Unterbrändi sollte unverändert (status quo) am Ort verbleiben.[38]

Jetzt gab es keinen katholischen Lehnsinhaber mehr. Eine Aufhebung der katholischen Kultfreiheit wäre allerdings auf Schwierigkeiten gestoßen. Aus diesem Grunde sah man davon ab, den investierten katholischen Geistlichen, Pfarrer Lieb, aus seinem Amt zu entfernen.

Am 6. Dezember 1777 starb Pfarrer Lieb. Sofort ließ der Dornhaner Vogt Seeger die Kirche schließen. Er ließ den Tabernakel aufbrechen und entwendete die Monstranz und das Ziborium (Speisekelch) mit den konsekrierten Hostien, das „Sanctissimum“ (Allerheiligste), leerte das Ziborium aus und deponierte dieses und die Monstranz mit der heiligen Hostie in seiner Wohnung.[39] Nun entwickelte sich ein fast 16-jähriger Rechtsstreit zwischen der Diözese Konstanz und dem Haus Württemberg. An dessen Ende stand der Vergleich von 1793 mit der Translation des Kultus nach Leinstetten. Die Legende von der „Wandelnden Madonna“ weiß „gar Wunderliches“ davon zu berichten. Heute noch feiert die Pfarrei Leinstetten ein Translationsfest am Sonntag nach Maria Geburt (8. September).

Die Kirche gelangte auf Abbruch an den Bauern Johannes Kreuthmann. Der Antrag auf Umbau in ein Bauernhaus wurde bewilligt. Die hölzerne Glockenstube ließ der neue Besitzer abbrechen. Auf die Sicherung der Bausubstanz von 1972-1986 wurde bereits hingewiesen.

Quellen

  1. vgl. GLK (Generallandesarchiv Karlsruhe): 67/1277, S. 121 (Kopialbuch des Klosters St. Peter)
  2. HStAS (Hauptstaatsarchiv Stuttgart): A 470, U 237
  3. HStAS: A 602, U 6004
  4. vgl. HStAS: J 15, Bü 97, S. 47-117 (Friedrich August Köhler, Die Herrschaft Sterneck, 1810)
  5. HStAS: A 160, Bü 12; vgl. auch Schön, Theodor, a.a.O., S.154ff, Stammtafel V
  6. HStAS: A 222, Bü 1114; A 160, Bü 13; H 115, Bd. 12<
  7. HStAS: A 157, U 440, Bü 589; A 160, Bü 13a; A 222, Bü 1114
  8. HStAS: A 160, Bü 10; A 157, Bü 591 Nr. 24; vgl. Schön, Theodor, a.a.O., S.188ff, Stammtafel VI a, b
  9. HStAS: A 157, Bü 591, U 4414
  10. HStAS: A 160, Bü 11, Nr. 24
  11. vgl. Das Land Baden-Württemberg, Stuttgart 1976, Bd. V, S. 650
  12. vgl. HStAS: J 15, Bü 97, S. 43f (Friedrich August Köhler, Die Herrschaft Stemeck, 1810)
  13. vgl. HStAS: A 160, Bü 11, Nr. 43
  14. vgl. Das Land Baden-Württemberg, Stuttgart 1976, Bd. V, S. 649f
  15. HStAS: A 470 U 276
  16. HStAS: A 470 U 204
  17. HStAS: A602 u 8013, fol. 6a
  18. HStAS: A 602 U 8013, S. 3a
  19. HStAS: A 470 U 302
  20. Sattler, Christian Fridrich, Historische Beschreibung des Herzogthums Württemberg, Stuttgart 1784, S. 180.
  21. HStAS: A 160 Bü 13/o aus dem Jahre 1591
  22. Saile, Hans, Loßburger Hefte Nr. 5, Geschichtlicher Abriss von Loßburg und seinen Teilorten,S. 90 – 92
  23. HStAS: A 222, Bü 1114
  24. vgl. Bach, a.a.O., Bd. II,2, S. 106; Boesch, a.a.O., S. 107; Krahe, a.a.O., S. 27
  25. GLAK (Generallandesarchiv Karlsruhe): 65/11441, fol.43 und 65/11428, fol.231
  26. Erzbischöfliches Archiv Freiburg: H 56, fol.7
  27. HStAS: A 470, U 204 und WUB (Württ.Urkundenbuch) Bd. ll, S.396f; A 470, U 513
  28. HStAS: A 470, U 205 und MH (Monumenta Hohenbergica) Nr. 242, S. 196
  29. HStAS: A 602a, U 6044
  30. vgl. Saile, Hans, Die Inschrift in der "Alte Kirche", in: Jahrbuch Landkreis Freudenstadt 1994/95, Horb 1994, S. 218-221
  31. HStAS: A 470, U 513
  32. HStAS: A 470, Bü 21
  33. Vgl. Schön, Theodor, Geschichte der Familie von Ow, München 1910, 146ff, Stammtafel V
  34. HStAS: A 160a, Bü 12; vgl. Schön, Theodor, a.a.O., S.154ff, Stammtafel V
  35. HStAS: A 222, Bü 1114; A 160a, Bü 13; H 115, Bd. 12
  36. HStAS: A 157, U 440, Bü 589; A 160a, Bü 13a; A 222, Bü 1114
  37. HStAS: A 160a, Bü 10; A 157, Bü 591 Nr.24; vgl. Schön, Theodor, a.a.O., S.188ff, Stammtafel VI a, b
  38. HStAS: A 160a, Bü 11, Nr.24
  39. HStAS: A 222, Bü 1109 bis 1114; A 337, Bü 13; A 470, Bü 22

Literatur

  • Adolf Bach: Deutsche Namenkunde, 5 Bde. Heidelberg 1974/78
  • Bruno Boesch: Kleine Schriften zur Namenforschung. Heidelberg 1981
  • Das Land Baden-Württemberg. Stuttgart 1976, Bd. V, S. 649f
  • Der Kreis Freudenstadt Stuttgart 1978, S. 199f und S. 323
  • Hans Harter: Adel und Burgen im oberen Kinziggebiet. Freiburg/München 1992, (Die Herren von Brandeck, S. 136-159)
  • Gottlieb Huber: Brandeck, Schloß und Mühle in der Vergangenheit in: Aus dem Schwarzwald, 14. Jahrg., 1906, S. 137-140 und 162-164
  • Gottlieb Huber: 'Burg und Herrschaft Stemeck in der Vergangenheit in: Aus dem Schwarzwald, 19. Jahrg., 1911, S. 12-16; S. 75-79 und S. 105-112
  • Gottlieb Huber: Die abgegangene Kirche zu Unterbrändi in: Blätter für württembergische Kirchengeschichte 20. Jahrg., Stuttgart 1916, S. 30-54
  • K.A Koch: Schwarzwaldburgen in: Aus dem Schwarzwald 18. Jahrg., 1910 (Ruine Sterneck, S. 226-227)
  • Friedrich August Köhler: Beiträge zur Beschreibung und Geschichte des Dorfes Marschalkenzimmern, und der zur Schloßverwaltung daselbst gehörigen Ruinenberg und Höfe, auch anderer Gegenden des Schwarzwaldes 1806 - Handschrift (Unterbrändi und Sterneck, S. 69-111), HStAS: J 15, Bü 203
  • Friedrich August Köhler: Die Herrschaft Sterneck. 1810, Handschrift, HStAS: J 15, Bü 97
  • Friedrich August Köhler: Dornhan. Beschreibung und Geschichte. Ein Beitrag zur Vaterlandskunde. 1839, Handschrift (Zur Geschichte der Burg Brandeck, S. 195-216), HStAS: J 15, Bü 121
  • Mohring: Dornhan und Brandeck, einst und jetzt in: Aus dem Schwarzwald, 6. Jahrg., 1898, S. 67-69 und S. 92-94
  • Hans Saile' Loßburger Hefte Nr. 5, Geschichtlicher Abriss von Loßburg und seinen Teilorten, S. 83–110
  • Hans Saile: Loßburger Hefte Nr. 9, Grenzsteine und Flurnamen von Loßburg und seinen Teilorten S. 128-145
  • Hans Saile: Die Inschrift in der „Alte Kirche“ in: Jahrbuch Landkreis Freudenstadt 1994/95, Horb 1994, S. 218-221
  • Schäfer: Überreste der romanischen Kirche in Unterbrändi und deren Geschichte in: Archiv für christliche Kunst 33. Jahrg., Stuttgart 1915, S. 5-12
  • Elisabeth Schlumpberger: Die Geschichte der Herrschaft Sterneck von ihren Anfängen bis 1806 (Dissertation 1952/Maschinenschrift)
  • Theodor Schön: Geschichte der Familie von Ow. München 1910
  • Gerhard Wein: Drei Sterne über dem Heimbachtal in: Der Landkreis Freudenstadt, Heimat- und Jahrbuch 1991/92 S. 134-140
  • Johannes Wößner: Die ehemalige Herrschaft Sterneck. Dornstetten 1956 (Maschinenschrift)

Weblinks

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