- Strecke 88
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Die Strecke 88 war die Bezeichnung für eine Reichsautobahn zwischen Wien und Breslau. Das exterritoriale 320 Kilometer lange Projekt durchschnitt zum Zeitpunkt der Planung die Tschechoslowakei. In Tschechien wird die Autobahn heute zumeist als Hitlerova dálnice (Hitlers Autobahn) bezeichnet. Bauarbeiten fanden zwischen dem 11. April 1939 und dem 30. April 1942 statt. Fertiggestellt wurde lediglich eine Strecke von 83 Kilometern auf dem Gebiet des damaligen Protektorates Böhmen und Mähren.
Geschichte
Nach dem Münchner Abkommen und dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich plante Hitler die Herstellung einer Autobahn zwischen Wien und der schlesischen Hauptstadt Breslau. Anfang Dezember 1938 bestellte Hitler den tschechoslowakischen Minister für öffentliche Arbeit, Karel Husárek, nach Berlin. Dabei wurde eine Vereinbarung zwischen dem Deutschen Reich und der Tschechoslowakei über die Errichtung einer exterritorialen deutschen Reichsautobahn unterzeichnet, deren Bau durch die deutsche RAG realisiert werden sollte. Die Kosten für den Bau einschließlich der auf der Transitstrecke zu errichtenden Zollstationen übernahm das Deutsche Reich. Das Streckenprofil wurde entsprechend der deutschen Autobahnen mit 28,5 m angesetzt. Vereinbart wurde auch, dass einige Abschnitte durch tschechoslowakische Unternehmen errichtet werden sollen. Zugleich überließ die tschechoslowakische Regierung die Grundstücke der Trasse ohne Kostenausgleich dem Deutschen Reich.
Ende 1938 wurden die Vorarbeiten für den Autobahnbau aufgenommen und innerhalb von drei Monaten der Trassenverlauf festgelegt. Die Grundstücke der abgesteckten Trasse wurden in die Rechtsträgerschaft des Deutschen Reiches überführt. Der erste Spatenstich für die Trasse erfolgte am 11. April 1939 bei Sobotovice. Nach der „Zerschlagung der Rest-Tschechei“ begann innerhalb des Protektorats Böhmen und Mähren ein beschleunigter Bau der Trasse. Bis 1940 wurde in schneller Bauweise eine durchgängig befahrbare Strecke von 65 Kilometern hergestellt. Wegen der Kriegsereignisse und Niederlagen an der Ostfront wurde der Autobahnbau am 30. April 1942 eingestellt. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs versuchte die Wehrmacht die Trasse gegen die Bratislava-Brünner Operation der Roten Armee zu verteidigen. Nach der Niederlage Deutschlands bestand zum Ende des Zweiten Weltkrieges kein Erfordernis mehr für einen Autobahnbau zwischen der österreichischen Hauptstadt und der unter polnische Verwaltung gefallenen Stadt Breslau, die nun Wrocław hieß. Die Trasse verkam und wurde in einigen Teilen sogar zum Naturreservat. Der größtenteils fertiggestellte Abschnitt befand sich zwischen Medlov und Městečko Trnávka und führte durch die Boskowitzer Furche. Vollendet wurde jedoch nur die Strecke bei Brno-Bystrc.
Ein Teil der alten Trasse ist heute südlich von Brünn Teil der Schnellstraße 52. Nördlich der mährischen Landeshauptstadt soll auf der alten Trassenplanung die Schnellstraße 43 entstehen.
Naturdenkmale
Teile der geschaffenen Geländeeinschnitte wandelten sich durch Sukzession zu Biotopen mit geschützten Pflanzenarten. Dazu gehören das
- Naturdenkmal Čtvrtky za Bořím, ein Geländeeinschnitt östlich des Dorfes Býkovice mit natürlicher Sukzession und reichem Vorkommen des Helm-Knabenkrautes. Der 3,1 ha große Trassenabschnitt ist seit 1996 geschützt.
- Naturdenkmal Obůrky-Třeštěnec, ein Feuchtwiesenbiotop mit Orchideen nordwestlich von Moravské Knínice. Der 2,65 ha große Trassenabschnitt ist seit 1980 geschützt.
Weblinks
Commons: Strecke 88 – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Autobahn
- Naturdenkmal in Tschechien
- Protektorat Böhmen und Mähren
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